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Rost. Die schöne Dafne muß durch nichts gestöret werden. Und hierauf schlich er sich nun ohne Kuß und Wort

Mit leisen Schritten wieder fort.

Doch Dafne, die er hatte schlummern lassen,
Fieng ihn auf einmal an zu hassen.

Die fehlgeschlagne List hielt sie für ihre Schmach;
Drum sprang fie auf, und schickt' ihm diese Worte
nach:

Du hast dein eignes Glück vermieden,

Und bist der Luft nicht werth, die Dafne dir beschie

den.

Er hörte dieß, und lief zurück.
Doch, ein versäumter Augenblick
Wird keinem Hirten wiederkommen.

Auch Dafne hatte hier bereits die Flucht genommen.

Wieland.

(Es giebt eine ganze Folge poetischer Erzählungen von ihm, die man jezt in den sieben Bånden seiner auserleses nen Gedichte beisammen findet, und als vollendete Meiz sterwerke in ihrer Art zu schäßen hat. Nicht alle diese Ers zählungen sind schlechthin komisch; vielmehr hat Herr W. selbft denen darunter, die er ehedem ausdrücklich so benanns te, jezt den Titel griechischer Erzählungen vorangesett. Auch bedarf es dieser strengen Gränzscheidung für solch eine Gattung, und solch einen Dichter nicht, der sich in seinen neuesten Arbeiten dieser Art nicht nur an Fülle des Geistes vollkommen gleich bleibt, sondern sich selbst fast immer noch übertrifft, wovon seinè neueste Erzählung, Clelie und Sinis bald, ein so herrlicher Beweis ist. Von der folgenden ist' hier die ziemlich ausgeführte Einleitung, gewiß nicht ihres geringern Werths, sondern bloß der Abkürzung wegen, wegs geblieben.)

Schach 20 [ 0.

Oder:

Das göttliche Recht der Gewalthaber.
Eine morgenländische Erzählung.

Schach Lolo, erstgebohrner Sohn

Des Firmaments, Oheim von Sonn' und Mon,''
Herr im Zodiakus, des großen Båren Vetter,
Gebieter über Wind und Wetter,

Etcåtera, regierte, wie man's heißt,

Im großen Scheshian. Kein sonderlicher Geist!
Die reine Wahrheit zu gestehen,

Er überließ das Werk den Göttern und den Feen;
Und wenn's nicht desto besser gieng,

War's seine Schuld? Von seiner Art zu leben
Euch einen Schattenriß zu geben,

Nehmt Einen Tag; denn wie er den begieng
So gieng es Tag vor Tag in seinem ganzen Leben.
Beisp. S. 1. B.

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wieland. Es war das ächte Quafi-Leben

Der Götter Epikurs.

Nachdem er Nachts zuvor,

Allmählich eingelullt von füßen Sångerinnen,
Den leßten Dienst erschlaffter Sinnen
In Strömen süßen Weins verlohr;

Und, matt und welk wie ein zerknicktes Rohr,
Nun zwischen zwo Cirkasserinnen

(Die er, damit sie doch zu Etwas brauchbar sind,
Für Polster braucht) das alte Wiegenkind
Entschlummert ist, und ohne sich zu regen
Die Nacht durch weintodt da gelegen :
Entrüttelt ihn, so wie zum Frühgeber

Der Iman ruft, ein Kåmmerling dem Schlummer.
Schach Lolo streckt sich, gähnt, bohrt in der Nase, dreht
Die Augen, und so fort— kurz, steht ein wenig dums

mer

Als gestern auf, verrichtet sein Gebet,
Wird dann gekämmt, gewaschen, angezogen,
Beräuchert, nimmt sein Frühstück, geht

In seinen Divan-wo, so bald die goldne Thüre
In ihren Angeln knarrt, die Emirn und Veziere,
Als Erdgeschöpfe, die den Glanz der Majeståt
Mit bloßen Augen nicht ertragen,

An seines Thrones Fuß die Sclavenstirnen schlagen,
Der Großvezier verrichtet nun sein Amt,
Und Lolo, der indeß mit hohen Augenbrauen
Im Saale sißt und sich mit Betelkauen
Die Zeit vertreibt, begnadigt und verdammt,
So wie sichs trifft, die Bösen und die Frommen.
Indessen wirds Mittag; die Kämmerlinge kommen,
Es öffnet sich zum hohen Göttermaal

Ein Augenblendender gewölbter Speisesaal.

Das Maal (um kurz zu sein) wird reichlich eingenoms

men, 1

Und nun passirt mein Schach in einen zweiten Saal,
Noch größer, herrlicher, und schimmernder als jener,
Wo, zum Verdauungswerk bestimmt,

Ein weicher Lehnstuhl ihn in seine Arme nimmt.
Zween Chöre Nymphen, eine schöner

Als wie die andere, weiß und rund

Bon

Von Armen, blau von Aug, und schwarz von Augens, Wieland.
wimpern,

Die Zithern in der Hand, stehn schon mit offnem Mund,
Ihn wieder in den Schlaf zu singen und zu klimpern.
Das Mittel würkt bei vollem Magen stracks.
Schach Lolo schläft zwo Stunden wie ein Dachs;
Wacht endlich wieder auf; gåhnt seinen Philomelen
Aus höchster Machtgewalt gerad ins Angesicht,
Fångt seine Finger an zu zählen,

Und hascht nach Fliegen, die ihm nicht

Stand halten wollen. Unterdessen

Kommt unvermerkt die Zeit zum Abendessen.

Eröffnet sich ein dritter Saal,

Noch schimmernder als jene beide,

Jlluminirt mit Lampen ohne Zahl,

Wo lauter Ambra brennt. Erscheinen abermal
Im Luftgewand von rosenrother Seide
Zwo Reihen Töchterchen der Freude,

Die zum Empfang des Herrn die Kehlen schon geweßt;
Und unter einem Thron, der, wie aus Sonnenstralen
Gewebt, durch seinen Glanz die Augen schier verlekt,
Ein goldner Tisch mit sieben großen Schaalen
Von Japans reichstem Thon beseßt,

Wo, schöner als ein Mahler sie zu mahlen
Im Stand ist, Früchte aller Art

Hochaufgethürmt Geruch und Aug' ergdßen.

Nur keinem Schach! Jedoch, weil seine Gegens

wart

Hier Pflicht des Thrones ist, geruht er sich zu sehen;
Nachdem zuvor zwo Nymphchen, schön und zart,

Die Glaße und den Knebelbart

Ihm eingesalbt. Die Scene zu veredlen

Stehn andre sechs mit großen Fliegenwedlen
In Rosendl getaucht; auch glimmt ́ ́

Auf goldnen Pfannen

Ein ganzer Wald von Sandelholz und Zimmt
Und treibt das Mückenvolk von dannen.
Indessen nun die Chöre wechselsweis

Des großen Lolo Ruhm und Preis

Mit Sang und Klang den Wänden vorerzählen,

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Wieland. Läßt Schach (der wohl von allen Menschenseelen

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Am wenigsten von seinen Thaten weiß)
Sich gåhnend einen Apfel schålen;

Und wartet in Geduld, bis endlich abermal
Die Stunde schlägt, die in den vierten Saal
Ihn rufen wird. Sie schlägt, und

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verdrießen!

Es öffnet sich der liebe vierte Saal,

laßt euchs nicht

Wohin wir ihm schon werden folgen müssen.
Daß alles drinn erschrecklich glänzt und gleist,
Und wieder Raucherpfannen brennen,

Und, wie sich hinter ihm die goldne Pforte schleußt,
Ein neues Nymphenchor ihm stracks die Zähne weist,
Ist was wir leicht vermuthen können.

Ein neuer Polsterthron, ein neuer Tisch, beseßt
Mit allem was den Gaum zum Trinken weßt,
Und dann, die Kehle wohl zu baden,

Ein Schenktisch reich von zwanzig Sorten Wein,
Stehn links und rechts in vollem Glanz, und laden
Den Schach zum leßten Akt des Monodramas ein.
Sechs Nymphen, schlank wie Oreaden,

Bedienen ihn dabei, indeß ein andrer Chor

Von Grazien in dünnem Silberflor,

Damit der gute Mann beim Schenktisch nicht erkal:

tet,

Des Reizes schlauste Kunst im leichten Tanz entfal

tet:

Bis endlich gegen Mitternacht

Das königliche Vieh, berauscht an allen Sinnen,
Nach altem Brauch, die zwo Cirkasferinnen

Die nun das Unglück trifft zu seinen Polstern
macht.

Bei solcher Lebensart, was Wunder

Wenn ihn zuleht, wie die Geschichte sagt,

Bom Haupt zu Fuß Egyptens Aussat plagt?

Gesunder

Un Seel und Leib

Ist freilich der, dem Urbeit Zeitvertreib

Und Nothdurft Wollust ist; der, wenn er spåt vom

Acker

Zur

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