(Auch diesen Dichter, Johann Gottlieb Willamov, geboren 1736, gestorben als Profeffor zu Petersburg, 1778, verlor die dentsche Dichtkunst, besonders die lyrische, zu frühzeitig. Seine dialogischen Fabeln haben das eigne, daß die in ihnen handelnden Wesen allein darin reden, ohne daß, der Dichter ihre Reden durch seine Erzählung einleitet, øder unterbricht. Dieß erhöht die Lebhaftigkeit, wiewohl der Umfang der Handlung oft zu sehr dadurch beschränkt wird.)
Die Kake. Die alte Maus. Die junge Maus.
Du allerliebstes kleines Thier! Komm doch ein wenig her zu mir.
Ich bin dir gar zu gut. Komm, daß ich dich nur füffe.
Ich rathe dirs, Kind, gehe nicht!
So komm doch! Siehe, diese Nüsse
Sind alle dein, wenn ich dich Einmal küsse.
O Mutter, höre doch, wie sie so freundlich spricht; Ich geh....
Alte Maus.
Kind, gehe nicht!
Auch dieses Zuckerbrot, und andre schöne Sachen Geb' ich dir, wenn du kommst.
Ach Mutter, hilf! ach weh!
Sie würgt mich; ach! die Garftige!
Nun istis zu spåt, nun dich das Unglück schon be
Wer sich nicht rathen läßt, hat Hülfe nicht zu hof fen.
(Friedrich Wilhelm Zacharia, geboren 1726, gestorben als Profeffor in Braunschweig, 1777, verfertigte 61 Fabeln und Erzählungen in Burkard Waldis Manier, worin er die diesem Dichter eigne Naivetåt, Treuherzigkeit und Laune sehr glücklich beibehielt.)
Als hätten sie sich långst gekannt. Ich dachte, sprach das Podagra, Wir festen nach dem Dorfe da Zusammen unsre Reise fort. Es scheint ein wohlgelegner Ort, Und sind Madam so mud als ich, So wird uns beiden, sicherlich! Jedwede Herberg, groß und klein, Auf diese Nacht willkommen sein. Der Spinne war das eben recht: Sie kamen an das Dorf. Geschwächt, Hinfällig, kraftlos, und halb lahm, Erlag das Podagra, und nahm So bald als möglich, voll Begier, Beim ersten Bauer das Quartier. Die Spinne hielt sich für gescheidter, Und nahm den Weg noch etwas weiter, Bis zu des Edelmannes Haus; Hier wählt sie einen Saal sich aus, In welchem man mit großem Prachte, Zu einem Gastmahl Anstalt machte. Sogleich nahm sie nach ihrem Wiz Von einem Fensterrahm Besiß; Hub an, mit emsigen Bestreben Biel ihrer Fåden anzufleben: Doch eh ihr Neh noch fertig war, Nimmt eine Stubenmagd es wahr, Die mit dem Besen drüber fährt, Und unbarmherzig es zerstört. Die Spinne hub von neuem an Zu weben, wie sie erst gethan; Da ward der Saal voll Herrn und Damen, Mit denen viel Lakaien kamen. Ein naseweiser Bursche sah
Der Spinne Neg, und rief: sich da! Was machst du hier? und stieß so gleich Den Huth quer durch ihr Fadenreich; Die Spinne ließ sichs nicht verdrießen, Und heftete mit muntern Füßen Ihr hangend halb zerstörtes Nest Zum drittenmal am Fenster fest. Beisp. S. 1, B.
Da trat ein junges Fräulein her, Das sah am Fenster ungefähr
Die Spinne hangen, und schrie laut: Ach! Herr Baron, mir graut, mir graut! Und wies mit Schrecken auf die Spinne. Kaum ward der Herr Baron sie inne So zog er wie ein Held den Degen, Fieng an im Netz herum zu fegen, So daß mit Noth die Spinn entfam Und aus dem Saal den Abschied nahm.
Dem Podagra giengs auch fast so, Es ward der Herberg wenig froh. Nachdem es lange gnug gesessen, Sprach es: ich möcht ein wenig effen! Der Bauer brachte trocken Brod, Zum Trunk dazu kalt Wasser bot; Dieß waren nach so langen Reisen Fürs Podagra sehr schlechte Speisen. Es aß nicht viel, trank kaum dazu, Und sprach betrübt: bringt mich zur Ruh! Da wies der Bauer ihm zum Bette Gar eine harte Lagerstätte, Worauf ein wenig Stroh nur lag. Hier lag es kläglich, bis der Tag Im Osten an zu grauen fieng, Und seufzend es von dannen gieng.
Es traf die Spinne wieder an, Die auch kein Auge zugethan, Und alle beide klagten sich, Wie elend und wie jämmerlich Sie beiderseits die vorge Nacht In Furcht und Sorgen zugebracht; Ich seh wohl wo der Knoten sist, Sprach drauf das Podagra. Dir nüşt Zum Aufenthalte kein Palast; So wie ich niemals Ruh und Rast Bei schlechten Bauern finden kann. Drum geh du zu dem armen Mann,
Und ich will deinen Junker sehn, So soll das Ding wohl besser gehn.
Dieß waren beide wohl zufrieden, Und beide giengen nun verschieden Den Weg so wie der Abend kam. Das Podagra, voll Hoffnung, nahm Zum Schloß des Junkers seinen Gang; Und mit welch freudigem Empfang Ward es von ihm nicht aufgenommen! Kaum sah er es gehinket kommen: So nahm ers höflich bei der Hand, Führts in sein Zimmer; drinnen stand Ein Sopha mit viel weichen Küssen, Davon legt er ihm drei zu Füßen, Und sprach: Ihr Gnaden fordern dreift Was ihrem Gaum willkommen heißt. Drauf rief er seine Diener her; Da ward der Tisch nicht einmal leer Bon Thee, und Kaffee, und Orsade, Von Chokolat, und Limonade.
Alsdann ward von der Schüsseln Menge Die große Tafel fast zu enge; Da kam französisches Ragout
Weit umher dampfend nach Haut Gout, Schön Rostbeef nach der Britten Art, Und Austern mit, und ohne Bart; Dann kamen Austern am Kapaun, Dann Austern schön gebraten, braun; Dann wieder Austern in Pasteten, Dann Fisch mit Austern bis zum tödten; Und schöne Braten vom Phasan, Bis auf den feisten Ortolan. Kurz! alles was die Schmausewelt Für åchte Leckerbissen hålt,
War so im Ueberflusse da, Als war es im Hammonia.
Die Weine? ja wer kann die zählen? Gewiß! hier durfte keiner fehlen, Vom Franzwein bis zum Bin de Cap;
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