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Zacharia.

1

So daß das Podagra so gar
Satt bis zum höchsten Ekel war.

Die Spinne trat zum armen Mann
Indeß auch ihre Wallfahrt an.
Sie fand bei ihm ein freies Leben,
Fieng an zu haspeln und zu weben
Nach Herzens Lust mit Füßen, Hånden,
An Thüren, Fenstern, Balken, Wänden,
Und machte sich manch schönes Nez
Nach ihres Eigensinns Gesetz;

Rund, mit vielen Stralen, frumm und schief,
Gleich, ungleich, seltsam, flach und tief,

So herrschte sie im ganzen Haus,

Und Niemand stört, und trieb sie aus.

Als drauf die beiden Wanderer
Nach kurzer Zeit von ungefähr
Sich wiedersahn; da rühmten beide,
Mit welcher wahren Lust und Freude
Ihr Leben nun versüßet sei.
Jedwedes blieb der Herberg treu;
Bergnügen war auf beiden Seiten.
Und so wohnt noch zu unsern Zeiten
Die Spinne bei dem Armen gern,
Das Podagra bei großen Herrn.

von Nicolai.

(Gleich den Anfang der schon zu neun Bånden ange: wachsenen Sammlung von Gedichten des Großfürstl. Herrn Kabinetssekretärs von Nicolai, geboren 1737, macht eine, Reihe leicht und anmuthig erzählter Fabeln, In der Folge scheint der Dichter diese Laufbahn verlassen zu haben, und hat sich dagegen in das größere Feld der epischen Erzählung gewagt, worin er sich ungemein rühmlich auszeichnet)

Der Rabe und die Eule.

conticolai,

„Wann kömmst du doch aus deiner Höhle ? ,,Wann hören wir die Lieder deiner Kehle, „Trübselig Stiefkind der Natur?"

Zur Eule sagte dieß der Rabe.

"Ich möchte wissen, was an solcher Kreatur
Minerva wohl gefunden habe."

Du zwingest mich, o Rabe, dir
Erwiedert sie zwei Gaben anzuzeigen,
Die liebt Minerva sehr an mir;
Allein, ich fand sie nicht an dir:

Ich kann im Finstern sehn, und schweigen.

Das Schilfrohr und die Eiche.

Ein Schilfrohr, welches dicht an einer Eiche

Band,

Sah mitleidvoll auf die gemeinen Schilfe

Des Teichs. „Da stehn die Schwachen sonder

Hülfe!
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ponticolai, Ein Zephyr, den ich kaum empfand,
Hat diesen immer ein Orkan geschienen;
Denn kein Måcen steht neben ihnen."

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Ein ungeheurer Wirbelwind
Fångt ist aus Norden an zu wehen.
Die Rohre, die am Teiche stehen,

Und schon gewohnt des Sturmes sind, ·
Entweichen ihm durch kluges Schmiegen,
Behendes Wanken, tiefes Biegen.
Er rast. Sie widerstehn ihm nie,
Und unbeschädigt läßt er sie.

Der Baum allein steht trohig ihm im Wege.
Laß sehn, spricht Boreas, ob ich ihn nicht er:

lege?

Er holt von neuem aus, und rennt

Mit ausgespannten Flügeln.

fen,

Mit allen Wurzeln ausgerissen

Liegt der Måcen, und mit ihm der Klient.

Umgeschmis

Pfef

Pfeffel.

(Sehr eigenthümliche und glänzende Vorzüge haben die zu Basel 1783. in 8. erschienenen Fabeln des Hrn. Hofraths Ronrad Gottlieb Pfeffel zu Colmar, geboren 1736. Ihre Wendung ist mehrentheils epigrammatisch, und ihr Eindruck eben dadurch desto stårker und treffeuder; auch haben fie große Schönheiten des Vortrags.).

Das Johannis würmchen.

Ein Johanniswürmchen saß,

Seines Sternenscheins

Unbewußt, im weichen Gras

Eines Bardenhains.

Leise kroch aus fautem Meos

Seine Nachbarin,

Eine Kröte, hin und schoß

All ihr Gift auf ihn.

Ach! was hab' ich dir gethan ?

Rief der Wurm ihr zu.

Ei! fuhr ihn das Unthier an,

Warum glänzest du?

Pfeffel.

Der Schmetterling und die Biene.

Die Biene ließ den Schmetterling

Einst ihre fetten Speicher sehen.

Schön! rief der bunte Gast: doch muß ich dir geste

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Warum nicht? dum

mes Ding,

Pfeffel. Ich tauschte nicht mit dir.

Was hast denn du? Laß sehn; wir wollen inventi

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Zwei Griechen, welche durch das Band
Der Sympathie verbrüdert waren,
Verließen jung ihr Vaterland,

Und suchten Glück bei den Barbaren.

Das Schicksal trennte sie; Porphyr

Kam nach Julyrien, ward Kriegsknecht, Offizier,
Spion, Feldmarschall, Großvezier;

Und kurz, in Zeit von zwanzig Jahren
Bestieg er als der Schwiegersohn
Des Königs den ererbten Thron.
Aret, der nichts von ihm erfahren,

Kam als ein armer Philosoph,

Vom Unglück stets verfolgt, an seines Freundes Hof,

Der eben Audienz ertheilte.

Was seh ich? Himmel! rief Aret,

Der weinend ihm entgegen eilte,

Porphyr! mein Bruder? Was? fiel seine Ma

-

jeståt

Errdthend ihm ins Wort; hinweg mit diesem Tollen,
Der unfern Stand vergißt! Vielleicht hat gar ein
Feind

Sich hinter ihm verbergen wollen.

Vergieb mir, sprach Aret, ich hätte keinen Freund
Auf einem Throne suchen sollen.

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