Imágenes de páginas
PDF
EPUB

diger, noch weit behülflicher sind, als bloße Theorie und Regeln, desto vollständiger und fruchtbarer zu ertheilen und zu genießen. Beide erhalten durch diese Sammlung, in wenigen Bånden, eine Handbibliothek der schönen Literatur, und werden dadurch mit einer Menge von Schriftstellern bekannt gemacht, deren Werke ihnen bisher noch fremd waren, und ihs nen vielleicht niemals, oder doch erst spåt, oder wenigstens nicht ohne viele Mühe und Kosten, in die Hände gekommen wären.

So sehr mich indeß alle diese Betrachtungen von der Schicklichkeit und Nukbarkeit dieses von mir gewählten Hülfsmittels überzeugen; und so wenig ich diese nach einem ganz neuen und viels befassenden Plan geordnete Sammlung wegen der schon vorhandnen Menge von Chrestomathien und Blumenlesen für überflüssig und entbehrlich halten kann: so sehe ich doch auch das Schwieris ge und Mangelhafte, welches dabei immer noch zurück bleibt, vollkommen ein. Es ist nur alls zu wahr, daß auch diese Arbeit, wie leider! als les menschliche Wissen, nur Stückwerk ist, und sein kann; daß einzelne Proben, und vols

lends

lends ausgehobene einzelne Theile, das Ganze und die vollen, oft so mannichfaltigen, Erwei sungen eines schriftstellerischen Charakters nur sehr unvollkommen, und oft allzu einseitig, anz deuten und kennen lehren; daß dieß auch bei Ges nies vom zweiten Range, und oft bei diesen noch mehr der Fall sei, und daß sich allenfalls nur bloß ein Löwe aus seiner Klaue, und ein Herkules aus seinem Torso erkennen und beurtheilen läßt. Aber diese Sammlung soll auch dem Liebhaber der schönen Literatur mehr nur zum Vorschmack, als zur völligen Sättigung und Befriedigung dienen; soll ihn zur nähern, vertrautern, mehrseitigen Bekanntschaft mit denen Schriftstellern reizen und aufmuntern, die hier, in diesen Proben, seine Aufmerksamkeit und seinen Beifall ́am meisten gewinnen.

Eine zweite Schwierigkeit empfand ich wåhrend der Auswahl der hier gelieferten Beispiele so lebhaft, daß sie mehr als einmal den Vorsatz ihrer Bekanntmachung in mir wankend machte. Unter den Werken vortrefflicher Schriftsteller bos ten sich mir so manche Schönheiten, so manche einzelne Stücke oder Stellen dar, die alle, und

jede in verschiedner Rücksicht, und oft alle gleich dringend, auf meine Wahl Anspruch machten. Und doch befand ich mich dabei schon von solch einer Menge einzelner Skribenten umringt, daß ich in den meisten Fällen von jedem nur Eine, und nur eis ne kurze Probe ausheben durfte, wenn ich diese Sammlung nicht allzu weitläuftig machen wollte, die doch schon bånderreicher zu werden droht, als ich anfänglich dachte und wünschte. Keine Erinnerungen der Kunstrichter werden mir daher auch weniger unerwartet sein, als diejenis gen, welche meine Auswahl betreffen werden; und ich sehe es als unvermeidlich voraus, daß die Stimme jedes einzelnen Kenners hier ganz vers schieden, und zuweilen wider mich, ausfallen, daß sie manches, was ich wählte, weggelassen, und manches, was ich wegließ, gewählt zu sehen wünschen wird. Hier also, wo nie allgemeine Genüge zu erwarten steht, will ich mich gern bei der Befriedigung der Mehresten beruhigen.

Vielleicht vermißt man einen Kommentar über die hier gelieferten Beispiele, und kurze, auf die einzelnen Schönheiten und Eigenthümlichkeiten derselben hinweisende Anmerkungen.

Sie hinzuzufügen wär anfänglich meine Absicht ; die ich aber bald aufgab, als mir die Sammlung unter den Händen so anwuchs, daß ich sie durch diesen Zusak fast um die Hälfte zu vergrößern fürchten mußte. Ich überließ also dergleichen, sich oft von selbst darbietende, Bemerkungen lieber dem Lehrer, und dem aufmerksamen, schon gebildeten, jungen Leser; zumal, da jener selbst nun desto freiern Anlaß finden wird, die eigne Fähigkeit seines Schülers in Auffindung und Würdigung der schönen oder minder schönen Stellen zu prüfen. Nur die kurzen Nachrichten, die ich jedesmal über den Verfasser, seine Schriften, und die daraus gewählten Proben, vorausgeschickt habe, hielt ich in manchem Betracht für nöthig und dienlich. Auch wählte ich unter manchen, besonders kleinernStücken, z. B. Fabeln, absichtlich solche, die einerlei Inhalt haben, um die verschiedne Behandlungsart mehrerer Vers fasser desto leichter und lehrreicher zusammen halten zu können.

Bei der Vergleichung dieser Sammlung mit dem Handbuche, auf welches sie sich bezieht, wird man hie und da neue Schriftsteller hinzuges

kommen finden, die ich dort entweder übersah, oder deren Werke erst in den leßten fünf Jahren bekannt wurden. In einer, bald zu veranstaltenden, neuen Auflage meines Entwurfs wird. für die Nachtragung derselben gesorgt werden. Andre, obgleich nur sehr wenige, wird man hier vermissen, weil ich sie entweder bei näherer Průz fung der übrigen Gesellschaft nicht würdig genug fand, oder ihre Schriften nicht gleich zur Hand hatte. Die durch diesen lehten Umstand gebliebnen wenigen Lücken hoffe ich, nach Vollendung des Ganzen, in einem Anhange zu ergänzen.

[ocr errors][merged small]
« AnteriorContinuar »