Ein unge: Doch plötzlich reifft er fich von Blondels Busen los, nannter. Schwebt, wie durch Zauberei, an den mit Gras und
Moos Verwachsnen, morschen Mauerstücken Des Thurms empor, hångt an das Sitter fich, Ilnd ruft so laut im trunkenen Entzücken, Daß das Gemäuer drdhnt, 'und hohl und schauerlich Die Tiefe wiederruft: Mein Richard ! theurer Konig! Seid Ihrs, den dieser Thurm verschliesse? Seid Ihrs, der hier in Schmach und Fesseln seufzt?
Nach wenig Sekunden der Erwartung fliesit Ein sanfter Ton herauf, wie Såuseln reger Blåts
ter: „Ich bin's! bist du's, o Klifford ! mein Erretter?“ -
! lieblicher, o! wonnevoller Ton! Wie Engelharfenton der Freundschaft! Welche Freus
den Géwahrt dein Rauschen! Suffer Lohn, zu großer Lohn auch für die schwersten Leiden! Dich zu beschreiben ist selbit Engelsprache arm!
Der Ritter hörts; ihm stirbt die Antwort auf der
Zunge; Entzücken raubt dem Arm Die Kraft; er fållt mit einem Sprunge am Thurm herab, und fällt in Blondels Arm. Und nun beginnen sie, in schweigendem Entzücken, ich wechselsweis ans Herz zu drücken, Und Mund an Mund, und Brust an Brust, Durchströmt die Glücklichen ein Meer von Himmels
lust, Von der die schwachen Lippen fchweigen, Und Thrånen nur und stumme Blicke zeugen.
Doch, ehe sich der Rausch der ersten Wonne
legt, Und ehe, überstromt von seligem Bergnügen, Noch Urm in Arm die edeln Freunde liegen, Horch! welche Jammertlage schlägt
So pldklich an ihr Ohr? 0.! Himmel, was. bes Ein Unge
wegt Sid dort vom Walde her? Ganz deutlich tålit beim
Odimmer Von Fackeln sich ein Troß von: wilden Männern
Tehn, Die starken Schritts dem Thurm entgegen gehn. Sie reissen mit fid) fort ein schwaches Frauenzimmer, Das jammernd sid) auf einen Alten stukt. Gefesselt beide; beide ringen Berzweiflungsvoll die Hånd”, und ihre Klagen drin.
gen Tief in der Berge Schluft. Sdjon hell und heller
blikt Das Fackellicht empor, und durch das Angstgewims
mer Uus ihrem Tauinel aufgeschreckt, Sehn beide Freunde hin, und Blondel, ach! ents
deckt Sogleich in jenem Frauenzimmer Die Gråfin Ottobann. Doch Klifford, der, noch ims
mer Vor Ueberraschung stumm, in tausend Zweifeln stand, Fasst pldglich nun des Freundes Hand, Und reisst ihn mit sich fort. „Ha! Blondel, welche
Freude! So flüstert er: bei Gott! sie sind es Beide, Die Gråfin und der Sreis. . wunderbares Glück! Sie nahen sich dem Thurm, und, was sie auch begins
nen, Die Buben sollen nicht auch dieses Spiel gewinnen. Kommt, Blondel, kommt! Wir ziehn uns hier zus
růck, Und lauern dort in jener Halle, His sie mit eigner Hand des Thurmes Falle Uns aufgethan. Dann stürzen wir herbei, Zerstreun den feigen Theil del Feinde, Und machen drei geliebte Freunde Durch Einen Sieg von ihren Fesseln frei. Gebt mir das turze Schwert, den Führer zu erlegen,
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kin unger Und ihr behaltet Schild und Degen, nannter.
. Und macht das Opferpaar von seinen Würgern frei.“
So sprechend schleichen sie dicht an des Thurmes
Mauer, Bis da, wo sie vertieft auf Pfeilern ruht, herum; Dann drången sie sich an, und stehn, wie Todte,
Ruim, Das Sdwert gezückt, und harrend auf der Lauer.
Ifnð fich! schon näher kommt, mit angsterfilter
Trauer, Der jammervolle Zug; fchon tritt Das Buschichte Gemduer, mit Dein blassen Roth des Fackelscheins begossen, Aus dunkler Nacht hervor; schon führen die Genoss
ren Der Frevelthat die Jammernden, geschlossen
Dem wilden Führer nad), und nun, 218 plsslich sein Gesicht der Fackeln Strahlen tra:
fen, Erkennen, die im Hinterhalte ruhn, Den bsfen, rachbegier'gen Srafen, Der hier erscheint, die Flüchtigen zu ftrafen, Mie Leopold, fein Fürst und Herr, gebot. Euch, sprach er, als der Graf den Schlag, der ihm ges
droht, Mit klugem Eifer abgewendet, Und nun mit neuem Muth vor seinem Throners
schien : Euch sey die schwere Schuld verziehn, So bald Shr Euer Wert nach meinem Wunsch vollens
det. Noch immer hält den Sonnenschein Der sonst genoßnen Ruh ein trüber Nebel ein; Noch immer glaubt es mir umschweben Gewitterwolten unser Haupt. Und diese zu zerstreun, was ist das Leben Von drei richrswürdigen? Eilt, Ottobann und
raubt
Den Frevlern nicht den Trost, mit ihrem Freunde Zum wenigsten den letzten Gang zu thun. Die frevelhafte Flucht verdient den Tod ; und
ruhr Die drei gefürchteten, die årgsten unsrer Feinde Erst tief im Hungerthurm, versiegelt ihren Mund Des Todes treue Hand; alsdann erst leg' ich wies
der Mein Haupt zu fanftem Schlummer nieder. Alsdann wird erst mein Herz von seiner Angst ge:
sund. Eilt, Graf! der Abend tommt. Das rosige Gefies
der Des Morgens bringt durch Euch mir Freud' und Ruh
zurücke. Und Shr, wenn Ihr volbracht, warum ich Euchy
nur bitte, Shr Freund! geniesst dann hier in meiner Schåge
Mitte Ein glänzendes und dauerhaftes Glück!
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So sprach, nach feiler Hofessitte Schnell ausgesdhnt, zum Schein der bdse Leo:
pold; Und weislich häuft er Gunst und Gold Und Hoffnung neuer Ehrenstellen
Die andre leicht empor zu schnellen Auf Einer von den Wageschalen an. Denn auf der andern lag, was selbst dem ben
Mann Ein theures Kleinod bleibt das Leben seines Kina
des! Dod weh! fie stieg, zu leidt für einen Ottobann! Er hörte, wågte! ach! der schwarze Geist gewann Die Oberhand; und fchnell bestieg er sein geschwina
des Tartar'sches Roß, ritt, gleich dem Zug des Win!
des, Durch Nacht und Dunkelheit; tam an der Hütte
ein unge: Und eilte nun, da schon der Tag zu graun bes
gann', Mit Freuden den jatan'schen Willen Des Herzog selbst ein Teufel
zu erfüls len.
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