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Wollte aber jemand in unserm Passus etwa übersetzen: wem ein Abkömmling geboren sei. Einem Helden. Vilin ist das", so spräche hiergegen erstens die Verschrobenheit des ganzen Ausdrucks, zweitens der Mangel der Interpunktion sowohl vor als hinter traki, und drittens das "das", an dessen Stelle man in diesem Falle "der" erwartete. Dies letzte, soeben nur hypothetisch gemeinte, Bedenken erhebt sich bei Bugges Übersetzung in Wirklichkeit dem zweiten "Vilin ist das" gegenüber. Nach "Der Urahn konnte die Welle pflügen." sollte es zum Mindesten weitergehen: "Vilin ist der". Ich sage: "zum Mindesten", weil ein ganz Unbefangener sich auch noch nicht so leicht mit "Vilin ist der" zufrieden gäbe, sondern erwarten würde "Vilin war der". Ich bin nicht sicher, dass Bugge nicht meint, der Urahn sei zur Zeit noch am Leben, könne jedoch die Welle nicht mehr pflügen; aber ich vermuthe, dass wir die "ist" eben so wie das "sei" der Frage und das verblüffende angebliche Praesens in Abschnitt h womit sich die Praesentia der Frage in d nur sehr von Weitem vergleichen lassen als dichterische Vergegenwärtigungen hinnehmen sollen; denn Vilin, der in Bugges erster Abhandlung Grossvater war, ist in der zweiten Urgrossvater geworden, und dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er noch am Leben sei, natürlich etwas verringert.

Aber mag er nun am Leben oder todt, Grossvater oder Urgrossvater sein, was in aller Welt soll überhaupt diese emphatische Wiederholung seines ja eben erst genannten Namens? Wozu dies nochmalige "Vilin ist das", dieser Refrain, dem sich die sonstigen auf dem Steine vorkommenden Wiederholungen durchaus nicht an die Seite stellen lassen? Warum dieses Pathos? Purer Ahnenstolz? Das leuchtete mir nicht ein, und wenn Vilin ein Welteroberer gewesen wäre!

Stephens hat durchaus Recht, wenn er "the jubilant character of the whole announcement, and . . . the repeated

Hurrah-shout, UILIN IS PAT!" in Bugges Übersetzung als "tasteless" empfindet (O. N. R. M. III S. 56) 1). Er selber legt sich unsere Stelle auf seine Weise so aus, dass Wilin weder der Grossvater noch der Urgrossvater des Wamuth, sondern dessen Sohn, vielleicht sogar nachgeborener Sohn, und alleiniger Stammhalter ist.

Ja, wenn dem so wäre, dann könnte man sich das Pathos gefallen lassen! Leider jedoch ist dem nicht so; denn gegen Stephens' Übersetzung unserer Stelle lassen sich noch ganz andere Einwände erheben als

selbstverständlich

gegen Bugges.

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"sich gegen

"Aber was hilft es" wird man meinen jene pathetische Wiederholung so zu sträuben, wenn der Stein sie doch in klaren Runen aufweist?"

Ja, die Wiederholung ist allerdings nicht zu bestreiten, aber um das Pathos kommen wir vielleicht herum!

Es ist sicher, dass die zweimalige Runenfolge uilinispat, wie Bugge erkannt hat, als unchiffrierte Schrift genommen werden muss, und überaus wahrscheinlich, dass sie, wie bei Bugge, einen syntaktisch vollständigen Satz darstellt, dessen Verbum is und dessen Subject pat ist. Nennen wir den Rest, der sich ja blindlings nicht sauber von dem is abtrennen lässt, vorläufig unbesehens x, so haben wir also zweimal die Aussage "x ist das".

Da wir dem Pathos bewust ausweichen wollen, so müssen wir vor allen Dingen annehmen, dass mit dem ersten "das" etwas Anderes nicht nur, wie bei Bugge, grammatisch Anderes, sondern realiter Anderes gemeint ist als mit

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dem zweiten "das". Da aber von beiden ein und dasselbe ausgesagt wird, nämlich, dass sie x seien, so liegt es nahe zu vermuthen, dass das mit "das" Gemeinte beidemale aus einer und derselben Sphäre stamme, in einer und derselben 1) Eben so, nur auf schwedisch, schon Antiqv. tidskr, f. Sverige V

S. 174.

Gedankenlinie liege, oder dass das eine "das" dem andern "das" analog gebraucht sei, auf derselben Anschauungsweise beruhe. Ich sehe keine andere Wahrscheinlichkeit als die, dass mit dem zweiten "das" der zwischen dem ersten "x ist das" und dem zweiten "x ist das" stehende Theil der Inschrift oder dessen Gesamtinhalt und dem entsprechend mit dem ersten "das" der dem ersten "x ist das" vorausgehende Theil der Inschrift oder dessen Gesamtinhalt gemeint ist.

Werfen wir nun einen Blick auf diese beiden Theile der Inschrift, wenn auch nur in der oben S. 136 reproducierten Translitteration, so leuchtet sofort ein, dass sich von ihnen recht wohl etwas beiden Gemeinsames und beide Charakterisierendes aussagen lässt, nämlich, dass sie, obwohl sie lauter gewöhnliche Runen enthalten, sich doch nicht so ohne Weiteres, so ebenweg, ablesen lassen.

Jetzt, bitte, noch einen Blick auf das, was wir vorläufig x genannt haben, und Held Vilin ist, denke ich, durchschaut!

uilinisþat ist, wie üblich, zu trennen in uilin is pat, bedeutet aber weiter nichts als "Vexierschrift ist das" oder, wie der Isländer sagt, villuletur er það.

uilin, mit langem 7 zu sprechen, nom. sing. fem., hiesse bibelgotisch *wilpeins, das ein regelrecht zu *wilpjan, anord. villa "irreführen", gebildetes nomen actionis wäre. Seine Grundbedeutung ist also "Irreführung", "Vexierung".

Gegen dies Wort ist weder von Seiten der Bedeutung noch von Seiten der Form das Geringste einzuwenden; hinsichtlich der Form einfach schon deshalb nicht, weil diese, je nachdem man die zweite Silbe ausspricht und je nachdem man Lautgesetzlichkeit oder Analogie wirkung annimmt, sich jeder beliebigen Theorie der nordischen Geschichte der -iniStämme anpassen lässt.

Einige andere Einwände wird man, seit so vielen Jahren mit dem Helden Vilin befreundet, allerdings wohl erheben.

Vor Allem wird man sagen, dass wir auf meine Weise den Namen dessen, nach dem mit uaim gefragt ist, ja überhaupt nicht erfahren.

Kann sein, kann auch nicht sein; thut aber jedesfalls nichts zur Sache, da uns der Stein die Antwort auf die Frage huariaRualraubaR noch viel unzweifelhafter schuldig

bleibt.

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Zweitens wird man entdecken, dass die beiden meiner Auffassung zufolge mit den beiden pat gemeinten Stücke, wenn schon grösstentheils, so doch nicht durchweg, und namentlich gerade unmittelbar vor den beiden uilinisþat nicht, in Chiffern geschrieben seien.

Vorausgesetzt selbst, dass dieser Einwand für beide Stücke unerschütterlich fest steht, so ist er doch nichtig. Der Übergang von der Chifferschrift zur directen Bezeichnung vollzieht sich nach Bugges Deutung beidemal mitten im Satze, ja beidemal mitten im beidemal mitten im Worte, und es ist doch nicht ernstlich zu verlangen, dass die Bemerkung "Vexierschrift ist das" da mittenhinein geschneit kommen müste.

"Nun, dann sollte" wird man entgegnen "die Bemerkung "Vexierschrift ist das" überhaupt vor den Chiffern stehen".

Dass sie dort stehen könnte, ist richtig. Aber wenn man sich recht in den Gedankengang des Vexierenden hineinversetzt, der sich seinerseits ja widerum in die Lage des Vexierten oder vielmehr Vexanden hineingedacht haben muss, wird es ganz verständlich erscheinen, dass sie geflissentlich ans Ende gestellt ist.

"Aber warum steht sie zweimal? Einmal, und zwar hinter das zweite Stück gestellt, hätte sie ja für beide Stücke genügt".

Bei Bugges Deutung dieser beiden Stücke keineswegs. Denn denken wir uns das erste uilinispat fort, so reicht die Geltung des andern dann einzigen uilinispat natur

gemäss nur bis exclusive zu dem unchiffriert geschriebenen Theile des ersten Stückes zurück.

Ich kann aber nicht verhehlen, dass nicht zwar die Doppelsetzung des uilinispat denn diese ist, sobald die Chifferschrift überhaupt durch unchiffrierte Schrift unterbrochen wird, ganz in der Ordnung wohl aber eben diese Unterbrechung der Chifferschrift durch unchriffrierte Schrift oder anders ausgedrückt diese zweimalige Anwendung scheinbar einer und derselben Geheimschrift-Art etwas Verdächtiges an sich hat, und dass allerdings die Doppelsetzung des uilinisþat einen ganz andern Eindruck machen würde, als sie jetzt macht, wenn unser zweites Stück Chifferschrift mit einem andern Schlüssel aufzulösen wäre als das erste, es sich also nicht um zweimalige Anwendung wirklich einer und derselben Geheimschrift-Art handelte.

Vergleicht man auf den Abbildungen die Geheimschrift der ersten Hälfte von h mit der der zweiten Hälfte von h und die von i mit der von k, so sieht man, dass sich der Künstler darin gefällt, dicht bei einander je zwei von einander verschiedene Geheimschrift-Arten anzubringen, die äusserlich einen ähnlichen, und sogar einen gleichen, Eindruck machen. Kann er sich nicht diesen Scherz vielleicht auch in unserm Passus erlaubt haben?

Man könnte antworten: ja, aber trotzdem und gerade deshalb treffe Bugges Transscription unserer beiden chiffrierten Stellen durchaus das Richtige; die erste Stelle nämlich sei auf Grund der Alphabetanordnung

fupark hniast bmlR

chiffriert, die zweite hingegen auf Grund der Alphabetanordnung

bmlR hniast fuþark.

Das ist indessen, selbst wenn der Zuhilfenahme von zweierlei Anordnungen des jüngern Alphabetes kein principielles Bedenken entgegengesetzt wird, durchaus unwahr

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