Imágenes de páginas
PDF
EPUB

könig Melias um die hand seiner tochter zu bitten. Melias aber wirft die boten ins gefängniss. Nicht besser ergeht es darauf Osanctrix neffen Hærtnid und Osid; auch sie werden in das gefängniss geworfen und müssen dort, wie die früheren boten, bíða Osanctrix konungs. Jetzt rüstet sich der könig selbst. Mit einem grossen heere fährt er nach Húnaland; ihn begleiten die riesischen brüder Etgæir 1), Aventrođ und Vidolf mittumstangan. In Húnaland angekommen, sagt Osanctrix, er sei ein fürst aus Spanien, und er heisse Fridrekr; der zweck seiner reise aber sei der, dass er Melias dienen wolle. Osanctrix wird bei Melias vorgelassen; dieser aber verweigert sich, ein so grosses heer in seinen dienst zu nehmen, obgleich Osanctrix ihm zu füssen fällt und ihn beschwört, ihn vom boden aufzuheben. Das hört Vidolfr mittumstangan, der gebunden und von seinen brüdern gehalten draussen vor der tür steht. Er zerbricht seine fesseln, läuft in die stadt, befreit die gefangenen und fängt an, drein zu schlagen. Osanctrix aber, als Melias seine höchste ehrerbietung nur mit schmach beantwortet, springt auf und gibt dem könig eine maulschelle. Nun fängt er an, mit dem schwerte um sich zu schlagen; die männer, welche draussen stehen, hören das und eilen zu; Melias entwischt durch eine geheime tür, stösst draussen auf Osanctrix mannen und flieht; Osanctrix aber bemächtigt sich der königstochter und küsst sie. Diese sagt: Gave guð, at Osanctrix konongr hefde mik svá í

1) Paul sieht in der namensform Etgæir in der redaction, welche er die jüngere nennt, anlehnung an atgeirr, 'spiess', während die längere redaction mit Edgeirr, Aedgæir, Adgeirr dem ursprünglichen näher stehe. Dazu ist zu bemerken, dass der name dem sagaschreiber aus Norddeutschland mit d überliefert wurde, wofür im silbenauslaut t eintreten musste oder leicht eintreten konnte. Die schreibung mit a deutet die substituierung eines skandinavischen lautes für silbenschliessendes nicht geminiertes d an. Wenn übrigens anlehnung an atgeirr, 'spiess', stattgefunden hat, so liegt eine solche weit eher vor in dem durchgehenden Adgeirr der membr.3 als in Etgæir. Doch lege ich darauf keinen wert. Über einen unterschied in den namensformen von grösserer bedeutung s. unten, s. 349, anm. 1.

sínum faðme sem nu hævir þú. Illa gærðe faðer minn er hann villdi eigi gifta mik puílíkum hofðingia sem Osanctrix er. Der könig aber antwortet: þú ert nú í faðme Osanctrix konongs. Dann reitet er mit ihr nach Vilkinaland.

Die erzählung ist natürlich, aber, wie jeder sehen kann, vom Roter durchaus unabhängig. Die motive sind ähnlich aber nicht einander gleich, und wo ein so grosser unterschied im einzelnen vorhanden ist, haben wir gewiss auch keinen grund, die übertragung der sage auf Osanctrix für eine willkürlichkeit des sagaschreibers zu erklären. Der riese Vidolf mittumstangan1) liefert nicht den geringsten beweis für eine abhängigheit der saga von 'König Roter', solange Paul nicht den nachweis geliefert hat was ihm schwer fallen wird dass der bericht, er sei mit einer stange bewaffnet, vom dichter des Roter erfunden sei 2). Andererseits sieht man leicht, dass die ähnlichkeit mit dem Roter gross genug ist, um eine beeinflussung der umarbeitung durch die süddeutsche

[ocr errors]
[ocr errors]

1) In der älteren fassung heisst der riese Viđolf mittumstangan; in der jüngeren V. mittumstangi. Also hat der sagaschreiber die (nieder-)deutsche namensform (das subst. im dativ) beibehalten; der umarbeiter der diesen namen nicht einer deutschen quelle entlehnte, sondern aus seiner vorlage nachschrieb hat ihm die endung des altn. schwachen adjectivs gegeben. 2) Um die abstammung der riesischen brüder aus süddeutschen epen zu beweisen, nimmt Paul (s. 313) zu wunderlichen combinationen seine zuflucht. Asplian und Viðolfr sollen aus dem Roter stammen, Edgeirr und Aventrođ aus dem Eckenliede; der name Asplian (Aspilian der längeren redaction) aber sei der grund zur aufnahme des Vildiver in die saga, dessen geschichte mit dem mittelniederländischen gedichte von dem bären Wisselauwe in verbindung stehe. Denn in jenem gedichte erscheine Espriaen als ein über riesen gebietender könig. Das einzige, was hier richtig sein dürfte, ist der zusammenhang zwischen dem mittelniederländischen gedichte und der saga, natürlich so zu verstehen, dass beide auf eine gemeinsame quelle, welche nur eine niederdeutsche gewesen sein kann, beruhen. Wenn aber nach Pauls eigener ansicht der sagaschreiber den Aspilian aus einer niederdeutschen quelle, in der er sogar, wie in der saga (Asplian ist könig in Sioland), über riesen gebietet, kannte, wesshalb soll er ihn denn dem Roter entlehnt haben? Wenn nur irgendwo in einem süddeutschen gedichte ein name erscheint, den auch die ÞS. kennt, so ist das doch kein beweis, dass der name aus jenem gedicht entlehnt worden ist.

ARKIV FÖR NORDISK FILOLOGI XVII, NY FÖLJD XIII.

[ocr errors]

24

form der sage
ihm nahestehende quelle gewesen sein

mag es nun der uns bekannte Roter oder eine erklärlich zu machen. Aus jener quelle stammt die neuerung, dass Osanctrix sich am hofe des Melias für einen von Osanctrix vertriebenen ritter

ausgibt, dass er sich þiðrekr statt Friðrekr nennt, dass die königstochter zu ihrem vater sagt: Hui villtu æigi gipta mic peim konungi, er svá ríkr maðr er, at penna hæfðingja rak ór sínu landi; schliesslich die sinnlose geschichte mit dem silbernen und dem goldenen schuh, welche Osanctrix der königstochter anzieht, nachdem er schon den sieg erfochten hat. Diese geschichte allein genügt, um darzutun, dass die längere redaction nicht die ursprüngliche ist. Man stelle sich doch die sachlage vor. Von einer sage gibt es zwei überlieferungen, welche beide verständlich sind und richtig zusammenhängen. Untereinander weichen sie wesentlich ab. Eine dritte überlieferung, welche züge aus beiden enthält, ist zu gleicher zeit zusammenhangslos und widersinnig im höchsten grade. Welches wird nun das verhältniss dieser darstellungen sein? Ich denke, die widersinnige darstellung, welche züge aus den beiden andern enthält, ist eine combination, und die widersinnigkeit erklärt sich daraus, dass ihr verfasser die abweichenden berichte nicht zu kombinieren verstand. Paul ist freilich die widersinnigkeit gleichfalls aufgefallen, aber ihm dient sie nur zum beweise seines lieblingssatzes, dass man einem solchen verfasser zutrauen kann, was es auch sei. Die richtig zusammenhängende erzählung aber soll dadurch entstanden sein, dass ein bearbeiter ausschied, was ihm nicht gefiel. Der bearbeiter muss freilich im gegensatze zu dem sagaschreiber ein wahres genie gewesen sein. Und ein exemplar des Roter muss er wol auch zur hand gehabt haben, mit dessen hülfe er kritik üben und das ausscheiden konnte, was jenem gedichte allzu ähnlich war.

Unsere untersuchung bestätigt, was ich schon vor jahren an anderen teilen der saga gezeigt habe, dass der erste um

arbeiter denn er war es ja, der die zweite Vilkina saga schrieb in grossem umfange quellen benutzt hat, welche den süddeutschen epen nahe standen. Dagegen ist es Paul nicht gelungen, eine einzige stelle aufzuweisen, wo der sagaschreiber solche quellen benutzt hätte. Dass das in der tat an keiner einzigen stelle geschehen ist, will ich nicht positiv behaupten; um das sicher zu stellen, wäre eine neue durchprüfung der ganzen saga in allen einzelheiten erforderlich; und principiell widerspricht ja nichts der möglichkeit. Aber wenn der sagaschreiber solche quellen benutzt hat, was ich bezweifle, so hat er das jedenfalls in geringem umfange getan, und vorläufig wird es wol dabei bleiben, dass seine hauptquelle eine niederdeutsche überlieferung gewesen ist. Was beweist denn das factum, dass dieselbe jetzt verschollen ist? Kann eine literatur nicht spurlos untergehen, und soll man nicht, wenn eine solche in fremdländischen literaturen spuren hinterlassen hat, lieber die reste sorgfältig sammeln als sich abmühen die spur möglichst gründlich zu verwischen 1). Dass übrigens Norddeutschland im 13. jahrh. nicht nur zwischen dem süden und dem norden, sondern auch zwischen dem westen und dem norden das vermittlungsgebiet einer poetischen überlieferung gewesen ist, dafür zeugt nicht bloss die þið

reks saga.

Nach dem oben erörterten kann ich mich über die übrigen erzählungen, welche unter süddeutschem einflusse stehen oder

1) Soweit geht Pauls apriorismus, dass da, wo ein erhaltenes deutsches gedicht wie das Seyfridslied übereinsstimmungen mit der saga aufweist, welche zu seiner theorie nicht stimmen, das ohne weiteres für ein 'zufälliges Zusammentreffen' erklärt wird (s. 327). Paul nennt das seinen 'kritischen grundsatz', wie auch (s. 329) gemäss diesem 'kritischen grundsatze', von dem es sogar heisst, dass eine kritische behandlung davon nicht abgehen kann, die nachricht von dem schlagenturm, in den Gunnarr geworfen wird, für eine erfindung oder ein misverständniss des sagaschreibers erklärt wird. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, worüber ich mich hier nicht auslasse dass ich diesen nicht vom sagaschreiber geschriebenen bericht für einen niederdeutschen sagenzug halte.

stehen sollen, kurz fassen. Schon wurde bemerkt, dass alle diese partien nachgewiesene interpolationen sind 1). Weil aber Paul ungefähr die ganze überlieferte saga für die arbeit des sagaschreibers ansieht, unterscheidet er auch nicht zwischen interpolationen ersten und zweiten grades. Und doch bestätigen seine ausführungen durchaus auch die in dieser hinsicht von mir gewonnenen resultate. Um den leser die zeit zu ersparen, werde ich das nur an éinem, freilich zur genüge einleuchtenden beispiele zeigen. S. 337 spricht Paul über die von mir betonte inconcinnität zwischen dem schluss der Niflunga saga im engeren sinne und der erzählung von Attilas tode. Auch für ihn existiert ja der widerspruch, aber er setzt sich darüber leicht hinweg, da man ja dem verfasser der þS. alles zutrauen kann. Nur bekommen wir den aufschluss, die erzählung von Attilas tode dürfe ihre quelle haben in einer stelle der klage, wo es heisst: weder er sich vergienge oder in der luft enpfienge, oder lebende würde begraben, oder ze himele uf erhaben, oder er ûz der hiute trüffe, oder sich verschlüffe in löcher der steinwende. (Paul spatiert). Ich denke, wir lassen diese hypothese ohne commentar. Bezeichnend aber für Pauls polemische methode ist die note. "Auch Boer (Zeitschr. f. d. Phil. 25, 465) heisst es dort findet, dass die Erzählung von Attilas Tode schlecht zu der vom Untergange der Niflungen passt, und sucht dann diesen Umstand für seine

1) Ich hebe nur noch éine stelle hervor und überlasse das urteil über die übrigen dem leser. S. 319 wirft Paul dem sagaschreiber vor, er bezeichne mit dem namen Fritila einmal eine stadt in Italien, den sitz des Aki orlungatrausti und der Harlungen, ein andermal (c. 281-2) den erzieher der Harlunge, deren sitz an jener stelle am Rhein sei. Die zuletztgenannte stelle wurde Zeitschr. f. d. Phil. 25, 439 ff. ausführlich besprochen. Der name Fritila für den erzieher der Harlungen und ihre localisation am Rheine begegnen ausschliesslich in einer geschichte, welche nicht bloss dadurch, sondern durch ihren unmittelbaren zusammenhang mit der vorhergehenden erzählung, in der Erminrekr (c. 278) seinen sohn nach Vilkinaland zu dem schon 134 capita vorher ungekommen Osanctrix sendet, sich als interpoliert erweist. Der sagaschreiber aber kannte nur éin Fritila, und das ist die stadt Vercelli, der sitz des Aki grlungatrausti.

« AnteriorContinuar »