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Das äußerst feine, und zugleich sehr edle Gefühl dieses jungen Dichters, Ludwig Christian Heinrich Hôlty, der schon in seinem 27sten Lebensjahre, 1776, starb, war zur sanften, feierlichen Schwermuth gestimmt, und mehrere seis ner Lieder haben daher einen ganz elegischen Charakter. Hier find zwei davon zur Probe.

Bei dem Grabe seines Vaters.

Selig alle, die im Herrn entschliefen!
Selig, Vater, selig bist auch du!
Engel brachten dir den Kranz, und riefen;
Und du giengst in Gottes Ruh;

Wandelst über Millionen Sternen,

Siehst die Handvoll Staub, die Erde, nicht;
Schwebst, im Wink, durch tausend Sonnenfernen,
Schaueft Gottes Angesicht;

Siehst das Buch der Welten aufgeschlagen,

Trinkest durstig aus dem Lebensquell;

Nächte, voll von Labyrinthen, tagen,

Und dein Blick wird himmelhell.

Doch in deiner Ueberwinderkrone

Senkst du noch den Engelblick auf mich,

Betest für mich an Jehova's Throne;
Und Jehova höret dich.

Schwebe, waun der Tropfen Zeit verrinnet,
Den mir Gott aus seiner Urne gab,
Schwebe, wenn mein Todeskampf beginnet,
Auf mein Sterbebett' herab!

Daß

Daß mir deine Palme Kühlung wehe,
Kühlung, wie von Lebensbäumen tråuft;
Daß ich sonder Graun die Thåler sehe,
Wo die Auferstehung reift.

Daß ich mit dir durch die Himmel schwebe,
Bonnestrahlend und beglückt, wie du,
Und auf Einem Sterne mit dir lebe,
Und in Gottes Schooße ruh!

Grün' indessen, Strauch der Rosenblume,
Deinen Purpur um sein Grab zu streun!
Schlummre, wie im stillen Heiligthume,
Hingesåetes Gebein!

An eine Suelle.

Heil dir o Bach, der durch die grünen Neße,
Gewebt von Haselstauden, fliesst,

und durch die Flur, mit frölichem Geschwäge,
Die volle Silberurne giesst!

Der junge Lenz bemale dein Gestade
Mit Regenbogen, lieber Bach:

Stets wähle dich das schönste Kind zum Bade,

Und dein Gebüsch umher zum Dach!

Hier ist der Plak, wo jüngst der erste Funken
Der Lieb in meinen Busen sank,

Wo jüngst mein Geist, so wonnevoll, so trunken,
Den ersten süßen Taumel trank!

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Zolty.

Hólty.

Verdecket vom Gebüsch, saß ich und blickte
Zum andern bunten User hin,

Wo Chloe saß und Maienblumen pflückte,
Gleich einer jungen Huldgöttin!

Das Abendroth vergoldete die Hügel,
Die falbe Dämmerung umzog,

Wie da mein Geist, auf der Entzückung Flügel,
Fern über alle Himmel flog.

Wie schlug mein Herz! Wie warf ich durch die Decken

Der grünen Zweige Blick auf Blick!

Nichts konnte mich aus meinem Rausche wecken,

Nie wich mein Aug' von ihr zurück!

Ich träumte mich in goldne Paradiese,

Sah Nektar und Elysium

Statt meines Bachs, statt meiner bunten Wiese,
Um meinen trunknen Blick herum.

So saß ich lang auf Maienblumenglocken,
Grub mir ihr Bild in meine Brust,

Ind band mein Herz an ihre blonden Locken.
Wie schwamm ich nicht im Meer von Lust!

Wie liebt ich dich, o silberweiße Quelle,
Wo Chloe unter Blumen saß,

Und mit der Hand, so weiß wie deine Welle,
Die schönsten Frühlingsblümchen las!

v. Nicolai.

von Nicolai.

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S. B. I. S. 69. Im ersten Bande feiner Vermischten Gedichte stehen zehn Elegieen, voll wahren, wenn gleich nicht immer starken, Ausdrucks der Empfindung, und glücklich versificirt.

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So meinst du, Lena, denn, Tibulls gedämpfter Leier
Sei nur ein schmachtend Lied, ein weicher Ton vers
liehn?

Und niemals tob' in ihr ein juvenalisch Feuer,
Nie könn' ein Dichterherz von Zorn und Rache
glühn?

Erfahre, was es sey, den Dichter zu betrügen,
Der ewig dich erhöhn und ewig schmähen kann:
Dann geh und brüste dich, mit den verrufnen Zügen!
Dann sieh dein kluges Werk mit stolzer Wollust an!
Gewiß! es ahnete der Muse dein Vergehen,

Weil nie dein Name noch aus ihren Lippen brach,
So viel und oft ich ihr mit ungeduld'gem Flehen
Von meiner zarten Glut, und deinem Lobe sprach.
Bergönne mir ein Lied (so bat ich oft) für Lenen
Und zeichne Lenens Bild bei meinem Bildniß ab.
Dann sage der Parnaß: Hier hångt mit seiner Schd:

nen

Tibull; und hier das Paar, das uns die Brausche

gab.

Wie konnt' ich Blinder nur den kühnen Trieb ernäh ren,

Dem sie, die Göttinn, sich so sehr zuwider wies! Und o! wie reuen mich die schlecht vergossnen Zähren, Da mich der Muse Rath den Rhein verlassen hieß. Wie sauer war der Schritt, von Lenen aufzubrechen! Wie zögerte mein Fuß, der Schwelle ́zu entfliehn!

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v. Nicolai., Wie oft erhob ich mich, den Abschied auszusprechen, Und seßte, neu vertraut, mich wieder`zu ihr hin, Die Rosse rafften mich umsonst durch Thal und Hde

hen,

Und Meilen trennten mich umsonst vom füßen

Rhein;

Unmöglich schien es mir, sie tåglich nicht zu sehen,
Und alles ohne fie schien mir ein Traum zu seyn.
Sie fand mein reger Geist in jeder neuen Scene;
Im Hüttlein, das bemoost im Schoos der Alpen
liegt;

Im nie geschmolznen Schnee: Begegne mir, o Lene!
So blühet hier der Lenz, so leb ich dort vergnügt,
Das Kleinod der Natur, der Sitz der Boromåen,
Den der verliebte See von allen Seiten küsst,
Schien mir ein Libyen, mit Lenen nicht gesehen;
Indessen Tempe grünt, wo sie zugegen ist.
Mein Auge maß den Reiz der thuscischen Cythere
Nach Lenens Zügen ab: Und wo sie Lenen glich,
Da pochte meine Bruft, o Künstler! dir zur Ehre;
Und tadelte dein Bild, wo es von Lenen wich.
Es glühet meine Brust! sprach ich am heissen Munde
1 Des ruhigen Vesuv; und, brach der Donner
Graus,

Der Flammen grasser Strom, aus dem geborstnen
Schlunde;

Was ists? Ich zittre mehr, sieht Lena zornig aus,
Wie froh verließ ich nicht Siciliens Gefilde,

Der langen Irre Ziel! Ihr Winde, folget mir!
Beflügelt meinen Mast! Seht her nach Lenens Bilde!
Ihr dient dem Geize nicht; der Liebe dienet ihr.
Jht war mir jeder Schritt auf dem durcheilten Wege
Ein schon erfüllter Theil der Hoffnung, ein Genuß,
Jßt dacht ich, fühlet sie, wie du, die frohen Schläge;
Und rechnet, wo du bist, und sinnt auf ihren Gruß,
Nur zu geflissen war die Freiheit des Empfanges;

Zu sicher Lenens Aug', die Worte zu gewählt;
Kein abgebrochnes Wort, kein Zeichen jenes Zwanges,
Mit dem der Zeugen Schaar ein volles Herze
quålt:

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