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Ein angebotner Kuß, um ihn nicht abzuschlagen;
Mein Lispeln abgelehnt, und lahm die stolze Hand:
Unzeitig muntrer Scherz, und fühlungslose Fragen;
Und Lob der frohen Zeit, die, seit ich schied, vers
schwand

Ich fühlte wechselsweis des Unmuths wilde Flammen;
Den aufgebrachten Stolz, des Zweifels still❜'re Pein;
Und Furcht, ich möchte sie vielleicht zu schnell verdams
men;

Und dann Entschuldigung und neuer Hoffnung

Schein.

Doch zu gegründet war der Kummer der mich drückte,
Zu bald erfuhr ich es, als ich von Lenen wich,
Und auf der Schwelle noch den neuen Freund erblickte,
Der an der dürren Hand des alten Kupplers schlich.
Ein Körper, ausgezehrt vom Gifte geiler Küsse,

Das ihm sein rothes Aug' zur steten Quelle macht,
Schleppt er am dicken Rohr die beulenvollen Füße,

Und spürt die Küchen aus, wo helle Flamme kracht; Schleicht durch die Tempel hin, bleibt in den Straßen

stehen,

Und merkt die Mädchen an, die reif zum Manne

find;

Er ist der Mütter Rath, der Måkter fetter Ehen,
Und jeder Liebe feind, bei der er nichts gewinnt.
Dies ist des Alten Bild, der erstlich mit Verdachte,
Dann mit Verläumdungen, o Lena! dich betrog;
Dann, kühn auf den Erfolg, als niedrig mich vers
lachte,

Und dann sein stolzes Aug' auf seinen Buhler zog.
Allein du wusstest nicht (so kann man Eitle blenden)
Daß schudder Eigennuß an dieser Liebe hieng;
Daß deiner Küsse Preis aus deinen eignen Hånden
Berstohlen in die Hand des Kupplers übergieng.
Wie plößlich sahest du so stolz auf mich zurücke! -
Entehrte dich mein Blut? Schien dir mein Erbe
flein ?

Auch ich verließ um dich den Wunsch nach höherm Glů:

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Und wählte, klein wie du, doch klein mit dir zu

v. Nicolai.

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v. Nicolai. Ihr Musen, råchet mich! So müssen meine Lieder
Mich über Lenen weit in fremder Luft erhöhn!
Und kehr ich einst bemerkt zur sanften Jlle wieder,
Dann lasst mit hohem Blick mich vor ihr über gehn.
Ihr Name, dunkel noch in dem erfreiten Stande,
Erreiche, schwerberühmt, den Tadel spåter Zeit!
Wohin mein Lied ertönt, ertöne Lenens & chande;
Zum Sprüchwort werde sie bestrafter Eitelkeit! →
Du aber, dessen Rath mir Lenens Herz entzogen,

Dir fresse scharfes Gift die falschen Wangen ab!
Die Wuth der Jünglinge, die du, wie mich, betrogen,
Durchstoße deine Brust, und laß dich ohne Grab.
Berhönet liege lang', ein Scheusal jeden Blicken,

Bis wir dein ekles Aas mit Kieseln überstreun. So müsse später Fluch dein kahles Denkmal drücken, Und wer vorübergeht auf deine Grube speyn!

Voß.

S. B. L. S. 445.

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Hier ist die erste von den in seis

nen Gedichten gesammelten fünf schönen Elegieen, die sämt lich zu den besten deutschen Mustern dieser Art gehdren.

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Aber ich hefte den Blick auf den Bach, der voller hins

abstürzt,

Gleite sanft wie ein Traum gegen die schäumende

Fluth,

Und mein horchendes Ohr hört leisen Laut, wie des Måd: chens

Liebe seufzendes Ach, tief in des Falles Geräusch. Denkt mein Mädchen an mich? und erfüllt mit zitterns der Ahndung

Hier im Blumengedüft, etwa ihr Engel mein Herz ? O so beschwdr' ich dich bei des Mädchens reinster Em:

pfindung,

Die ihr mit Himmelswonn' Augen und Wangen ver:

flårt;

Zeige mir die Gestalt der Herrlichen, welche voll Tiefs

finn,

Fern auf verlassener Flur, ihres Erkohrenen denkt! Irrt sie im bunten Thale, von frohen Gespielen genő: thigt,

Stumm, den grünen Hut über die Augen gesenkt; Pflückt ohn' Absicht Blumen, und springt ist freudig zur Blüthe

Jenes Hollunders, der einst unsere Küsse verbarg? Oder zum rieselnden Quell, den in hohler Hand sie bei Mondschein

Einst zu trinken mir bot? Spielet sie zögernd im

Quell,

Voß.

Dof.

Unachtsam des Getåndels um sie; und lispelt vergebens
Ihr die Freundin ins Ohr: Mädchen, du bist ja so
still?

Oder fißt sie einsam im grünen Dunkel der Laube,
Auf der Stelle, wo einst mir an dem Herzen sie lag?
Die ihr die sonnigen Blåtter mit duftender Kühle durch :
athmet,

Weht mir den Rosenbusch, freundliche Weste, zurück!
Ach! sie lehnt die Stirne, von braunen Locken umflattert,
Hingesenkt auf die Hand, an den gebogenen Aft;
Thränen neßen die Hand und die glühende Wange; sie
seufzet,

Nennet mich, und schwer zittert ihr Busen empor. Selma, Selma! weine nicht so! Du weinest um mich zwar;

Aber es bricht mir das Herz, Beste, dich weinen zu
sehn.

Der mit segnendem Blicke so ähnlich unsre Seelen
Schuf, so wunderbar uns beide vereinigte, Gott,
Unser Bater, beschied uns Trennungen; aber nicht zürs
nend!

Bald vereint uns, bald! wieder ein ewiger Bund!
Still! fie athmet leis', auf die måde geweinten Wimper
Giefft mein Genius ihr duftigen Schlummer herab,
Und umstrahlt ihr den Geist mit des heiligen Tages
Erscheinung,

Der den Locken der Braut Rosen und Mirten um,

flicht:

Athemlos umarmt sie des Bräutigams Bild, und mit

Holdem,

Wolluft schmachtendem Laut drückt sie ihn fefter ans
Herz,

Bebt; und wie Abendroth auf regenbeträufelter Rose,
Schimmert ein Lächeln sanft über ihr nasses Gesicht.

Lyrische

Gedichte.

H'y mne n.

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