111 (Von diesem berühmten römischen Dichter Quintus Horatius flakkus, geboren im Jahre Noms 688, gestorben im Jahre Roms 745. haben wir zwei Bücher Satis ren oder Sermonen, wovon das erste aus zehn, und das zweite aus acht Stücken besteht. Sie gehören, im Ganzen genommen, mehr zurmuntern, als zur ernsthaften Gattung: es gehört aber zu den charakteristischen Vorzügen dieses Dichters, die wichtigsten und fruchtbarsten Vorschriften des Lebens und Verhaltens in das heitre Gewand der Anmuth und des Scherzes einzukleiden. Unnachahmlich ist der leichte, vertrauliche Ton, in welchem er diese Wahrheiten vors trägt, und der Reichthum an feinen, weltkundigen, und Außerst treffenden Bemerkungen, die, dent ersten Anschein nach, meistens nur zufällige und gelegentliche Winke find. Eine lehrreiche Parallele zwischen den drei berühmtesten Sas tirendichtern der Römer findet man in Dryden's Abhandl. vom Ursprunge und Fortgang der Satire, übersegt in der Berlin. Samml. verm. Schr. B. V. S. 326 ff. Vergl. Herder's Fragmente über die neueste Literatur, Th. III. S. `252 ff. Von Hrn. Hofrath Wieland haben wir eine treffliche deutsche Uebersehung der Horazischen Satiren, Leipz. 1786. 2 Theile, gr. 8. der die vorausgeschickten Einleituns gen, und die angehängten scharfsinnigen erläuternden Ans merkungen bei jeder Satire einen noch größern Werth ges ben. In der folgenden war die Schilderung und Bestrafung eines Schwätzers, oder vielmehr, eines Beschwerlichen, (der bei den Italiånern Seccatore, bei den Franzosen Facheux heißt,) der Hauptzweck des Dichters, und Hr. Wieland nennt sie mit Recht, in Erfindung und Ausführung ein Meis fterstück von einem 'nach Natur gezeichneten, und mit Meź nandrischem Pinsel kolorirten komischen. Gemählde, wo Zoraz. Zoraz. wir, ohne daß der Dichter die mindeste Verzerrung oder Ueberz treibung zur Bewirkung des Effekts nöthig hatte, bloß durch die geschickte Auswahl der feinsten und treffendsten Züge, die frische Lebhaftigkeit der Farben, und das vortreffliche Licht, das ein wohl angebrachter Kontrast über das Ganze vertheilt, den unter den so genannten Gens de Lettres noch immer sehr`ges meinen Charakter eines schalen, gefühllofen, hohltdnenden, selbst gefålligen, abgeschmackten Schwägers ohne Kopf, ohne Herz und ohne Sitten, so wahr und lebendig dargestellt se Hen, daß man die Originale dazu in Menge zu finden keine Mühe haben wird. Eine glückliche Nachahmung dieser Satire findet man auch unter Hagedorn's Moralischen Gedichten.) Ibam forte viâ facrâ, ficut meus eft mos, Cum affectaretur: Num quid vis? occupo. At ille, Noris nos, inquit, docti fumus. Hic ego: pluris rens, Ire modo ocius, interdum confiftere, in aurem Nil refpondebam: Mifere cupis, inquit abire, te Circumagi; quemdam volo vifere, non tibi notum; tos. Nil habeo quod agam, et non fum piger, usque fequar te. De Demitto auriculas, ut iniquae mentis afellus, Omnes compofui. Felices! nunc ego resto; ces, Si fapiat, vitet, fimul atque adoleverit aetas," En, propero quo fcis. Dubius fum quid faciam, in- Tene relinquam? an rem? Me, fodes, Non faciam: ille Et praecedere coepit. Ego, ut contendere durum eft Cum victore, fequor. Mecaenas quomodo tecum? Nemo dexterius fortuna est usus: haberes Magnum adiutorem, poffet qui ferre fecundas ; Quo tu rere, modo; domus hac nec purior ulla eft, Zoraz. Proximus effe. Velis tantummodo; quae tua virtus, I u ve na I. (Decimus Junius Juvenalis, aus Aquino gebürtig; lebte vom J. C. 38 bis 119, und schrieb seine Satiren, des ren noch sechszehn übrig sind, unter Hadrian's Regierung. Sie wurden mit Recht die vorzüglichsten Muster der ernsts haften Gattung. Denn, von einem brennenden Eifer wider die Unsittlichkeit und Verderbnisse seines Zeitalters ergriffen, ftellt er Läster, Mißbräuche und verderbliche Thorheiten in ihrem ganzen haffenswürdigen Lichte dar; und schildert sie; ohne Rückhält, mit den freiesten, aber treffendsten Zügen. ́In seiner Schreibart ist eine gewisse Schwere und Dunkels heit, die zum Theil aus den lokalen und temporellen Anfpies lungen entsteht, deren ganze Bedeutsamkeit wir nicht mehr fassen. Eine der schönsten unter diesen Satiren ist die zehni te, die hier, theils ihrer Länge, theils sittlicher Rücksicht wegen, nur auszugsweise zur Probe dienen mag. Ihr Zweck ist Bestrafung der Thorheit und des Unbedachts in den menschlichen Wünschen und Bestrebungen, die nicht Reichs thum, Ehre, Macht, Neduergabe, Alter, u. dergl. sønderi Geistesgüte, Tugend und Seelenstärke zum Ziel haben soll ten. --- Von mehrern Versuchen, diesen Dichter ins Deuti sche zu übersegen, führe ich hier nur die beiden neuesten anz von Hrn. Bahrdt, Deffau; 1781 in 8. und von Hrn. Dk Abel, Lemgo, 1785. in 8.) Ômnibus in terris, quae funt à Gadibus usque Auroram et Gangem; pauci dignofcere poffunt te Conatus non poeniteat, votique peracti? Beisp. S. 2. B: Sed |