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Er läßt des Staates Schaß zum Wohl der Bürger fliefs, von haller..

sen,

Wie Kraft und Leben sich vom Herz in Glieder gießen:
Von seinem Angesicht geht Niemand traurig hin,
Er liebt die Tugend noch, und auch die Tugend ihn.

Ein Cato *) lebet noch, der den verdorbnen Zeiten Sich seht zum Widerspruch, und kann mit Thaten streis ten.

Zwar Pracht und Ueppigkeit, die alles überschwemmt,
Hat das Geseß und Er bisher zu schivach gehemmt:
Doch wie ein fester Damm den Sturm gedrungner
Wellen,

Wie sehr ihr Schaum sich bläht, zurücke zwingt zu prels

len,

Und nie dem Strome weicht; wenn schon der wilde
Schwall,

1

Bon langem Wachsthum stark, sich stürzet übern Wall:
So hat Helvetien der Durchbruch fremder Sitten
Mit Lastern angefüllt, und Cato nichts gelitten:
Die Einfalt jener Zeit, wo ehrlich höflich war,
Wo reine Tugend, Ehr, auch wann sie nackt, gebar,
Herrscht in dem rauhen Sinn, den nie die Lift betrogent,
Kein Großer abgeschreckt, kein Ansehn je gebogen:
Hart, wann's Geseße zärnt, mitleidig, wann er darf,
But, wann das Elend klagt, wann Bosheit frevelt,
scharf,

Vom Wohl des Vaterlands entschlossen nie zu scheiden,
Kann er das Laster nicht, noch ihn das Laster leiden.
O bleib, Unschåßbarer! dein Geist sei stets bei dir,
Steh' unsern Söhnen einst, wie unsern Båtern, für!

Wer kennt die andern nicht? sie sind so leicht zu

zählen;

Doch, wann einst zugedrückt die werthen Augen fehlen,
Wer ist, auf den man dann den Grund des Staates
legt?

Der Wissenschaft im Sinn, im Herzen Tugend trågt?
Der

*) Die Schilderung eines andern damaligen ehrwürdigen
Berner Rathsgliedes, Denner Michael Ausgsburger.
Beisp. S. 2. B.

vonhaller, Der thut, was sie gethan, und die geleerten Pläge, Auch mit den Tugender, nicht mit der Zahl, ersehe?

Gewiß kein Appius, die prächtige Gestalt,
Ein Wort, ein jeder Blick zeigt Hoheit und Gewalt;
Des großen Mannes Thor steht wenig Bürgern offen,
Und einen Blick von ihm kann nicht ein jeder hoffen.
Sein Ansehn dringt durchs Recht, sein Wort wird uns
zur Pflicht,

Er ist fast unser Herr, und seiner selber nicht.

Doch fällt der Glanz von ihm, so wird der Held gemeis

ner,

Der Unterschied von uns ist in dem Innern kleiner,
Den aufgehabnen Geist stüßt ein gesetzter Sinn,
Ein prächtiger Pallast, und leere Såule drinn.

Gewiß kein Salvius, der Liebling unsrer Frauen,
Dem trefflichen Geschmack. kann jeder Käufer trauen.
Wer ists, der so wie er, durch alle Monat weiß
Der Mode Lebenslauf, und jedes Bandes Preis?
Wer anders geht so bunt, und nach so neuen Arten ?
Wer nennt so oft Paris? wer theilt wie er die, Karten *
Mit zweien Fingern aus? wer stellt den Fuß so quer?
Wer weiß so manches Lied? wer flucht so neu als er?
Saule deines Staats! wo findet sich der Knabe,
Der sich so mancher Kunst dereinst zu schämen habe?

Auch kein Demokrates, der Erbe seiner Stadt,
Der sonst kein Vaterland, als seine Söhne, hat;
Der jeden Stammbaum kennt, der alle Wahlen zählet,
Die Stimmen selber theilt, und keiner Kugel fehlet;
Der Mund und Hand mir heut, und morgen andern
schäßt,

Und zwischen Wort und That nur einen Vorhang seßt; *)

Der

*) Meist alle Bedienungen werden in der Republik Bern so vergeben, daß die Wählenden hinter einem Vorhang ihre goldnen Kugeln in einen Kasten legen. Also köns nen sie vor dem Vorhange versprechen, und hinter dent selben das Gegentheil thun.

Der Recht um Freundschaft spricht, der Würde tauscht, vonhaller. um Würde,

Und wann er sein Geschlecht dem Staate macht zur

Bürde,

Kein Mittel niedrig gläubt, - durch alle Häuser rennt,
Droht, schmeichelt, fleht, verspricht, und alles Better

nennt.

Gewiß kein Rusticus, der von den neuen Sitten Noch alles ruhiger, als nüchtern sein,-gelitten,

Der Mann von altem Schrot, dem neuer Wiß mißs dünkt,

Der wie die Vorwelt.spricht, und wie die Vorwelt trinkt, Im Keller prüft den Mann, was wird er dort nicht kennen,

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Er wird im Glase noch den Berg und Jahrgang nens

nen:

Was aber Wissenschaft, was Vaterland und Pflicht,
Was Kirch und Handlung ist, die Grillen kennt er nicht:
Die Welt wird, wann sie will, und nicht sein Kopf sich
åndern:

Was fragt er nach dem Recht, der Brut von fremden
Ländern.

Recht ist, was ihm gefållt; gegründet, was er faßt;
Das Schmählen Bürgerpflicht; ein Fremder, wen; er
haßt.

Gewiß,, auch kein Sicin, der Sauerteig des Stans

des,

Der Meister guten Raths, der Pachter des Verstandes,
Der nichts vernünftig findt, wenn es von ihm nicht
quillt,

Und seine Meinung selbst im fremden Munde schilt.
Bald straft man ihm zu hart, bald laufen Laster ledig,
Heut' ist der Staat ein Zug, *) und morgen ein Benes

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*) Damals war im Kanton Bern eine der Änarchie sehr nahe Demokratie; und in Venedig ist, wie bekannt, die Aristokratic den andern Bürgern fast so schwer, als eine Oligokratie.

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von Haller. Wer herrscht, der ihm gefällt? Vor ihm ist alles schlecht; Belohnen unverdient, Verweigern ungerecht.

So läßt der Frösche Volk sein Quaken in den Röhren
Sowohl beim Sonnenschein, als, wenn es wittert, hỏi

ren.

Auch kein Heliodor, *) verliebt in Frankreichs

Schein,

Der sichs zur Schande zählt, daß er kein Sklav darf
sein,

Miskennt sein Vaterland, des Königs Bildniß spiegelt,
Was unsrer Ahnen Muth mit Karols Blut versiegelt,
Die Freiheit hålt für Tand, verhöhnt den engen Staat,
Gesetze Bauern läßt, und schämet sich im Rath.
Flieh, Oktav! Ein freier Staat bedarf nur freier Sees
len,

Wer selber dienen will, soll Freien nicht befehlen.

Gewiß, kein Harephil, der allgemeine Christ,
Der aller Glauben Glied, und keines eigen ist;
Der Retter aller Schuld, der Schußgeist falscher Froms
men,

Der, was den Staat verstört, zu schüßen übernommen,
Der Bosheit Einfalt nennt, und Heucheln Andacht
heißt,

Und dem erzürnten Recht das Schwert aus Hånden

reißt;

Der Kirch' und Gottesdienst mit halben Reden schwär:

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zet,

Und niemals williger, als über Priester, scherzet.
Ein andrer Zweck ist oft an wahrer Liebe Statt,
Sein Ansehn dringet weit, das Gott zum Fürwort hat.
Sein Gut, das er verschmäht, wird nicht vergessen
werden;

Im Himmel ist der Sinn; die Hånde sind auf Erden.

Wer

*) Dieß ist eine wahre Geschichte. Ein reicher Mann -leugnete einmal in allem Ernst dem Verfasser, daß man wissen könne, ob der Mond wirklich rund sei.

Wer ists denn? Ein Zelot, der Kirchen Cherubin, von Haller.
Bereit, den Strick am Hals, in Himmel mich zu ziehn?
Ein murrender Suren, der nie ein Ja gesprochen,
Und selten sonst gelacht, als, wenn der Stab gebrochen;
Der leichte Franzen-Aff', der Schnupfer bei der Wahl,
Der bei den Eiden scherzt, und pfeift im großen Saal?
Ein wankender Saufei, dem nie das Rathhaus stehet,
Der von dem Tisch in Rath, vom Rath zu Tische ges
het;

Der nie sich selber zeigt, der kluge Larvemann,
Der alle Bürger haßt, und alle küssen kann?
Ein reicher Agnoet, der Feind von allem Lårmen,
Der Sonnen viereckt macht, und Sterne zu Laternen?*)
Ein Unselbst, reich an Ja, der seine Stimme lieft,
Und dessen Meinung stets vorher eröffnet ist? **)
Und so viel andre mehr, der Großen Leibtrabanten,
Die Ziffern unsers Staats, im Rath die Konsonanten?

Bei solchen Herrschern wird ein Volk nicht glücklich

sein.

Zu Häuptern eines Stands gehört ein Hirn darein.
Laßt zehen Jahr sie noch, sich recht zu unterrichten,
In jenem Schattenstaat gemeßne Sachen schlichten!

Wer aber sich dem Staat zu dienen hat bestimmt, Und nach der Gottheit Stell' auf Tugendstafeln klimmt, Der sucht das Wohl des Volks, und nicht sein eigen Glücke,

Und ist zum Heil des

Land's ein Werkzeug vom Ge
schicke.

Er setzet feiner Müh' die Tugend selbst zum Preis,
Er kennet seine Pflicht, und thut das, was er weiß.

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*) Eine im Bernischen gewöhnliche Redensart, wenn ein Angefragter keine eigne Meinung vorzutragen gesinnt ist.

**) Der føgenannte åußre Stand, oder die Schattenrepus blik der Jugend. S. Köhler's Münzbeluftigungen, 1737, den 19. Jun.

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