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Michaelis. Nicht, wenn man einen Mann vom alten Schrot ents

deckt,

Die Furcht sich zu versehn, die Swangern mehr ers

schreckt,

Als Deutschland jüngst die Furcht, daß man so falsch ge:
handelt,

Und ihm sein Leibgetrånk in tödlich Gift verwandelt. *)
Daß ich noch ungestraft dieß alles schreiben darf,
Und man mein Lied und mich nicht långst ins Feuer

warf;

Gesetzt, daß mancher auch, den ich durch Vorwurf

quålte,

Das thut, was jener that, der (wie mein Freund ers zählte)

Als er von ohngefehr grad überm Altar stand,

Wo unbemerkt von ihm, ein Ehmann, der das Band
Des Ehstands aufgeknüpft, für seine geilen Lüste,
Die Fackel in der Hand, als armer Sünder büßte: -
Indeß der Geistliche, kraft seines Amts und Pflicht,
Dem, der vorm Altar lag, das schreckliche Gericht
Des, der sein Ehbett hier verbrecherisch entweihte,
An jenem großen Tag des Råchers prophezeihte;
Der Lafter eingedenk, die Gott und Herz ihm ziehn,
Und also fest gemeint, der Pfarrherr zeig auf ihn,
Auf einmal fürchterlich die drohnde Rechte ballte,
Und aufschlug, daß Altar und Kanzel wiederhallte,
Sein fråub'ges Haar zerzaust, als wenn die Kirche
brennt,

Nach seinem Hute greift, die Leute niederrennt,
Fortläuft und schreit: „Schon gut, ich will mir Frieden

schaffen!

Läßts meine Frau mir zu, was Teufel hårmts den
Pfaffen!"

*) Ein in den öffentlichen Zeitungsblättern des vorigen Jahres zu verschiedenenmalen wiederholtes Gerücht, wegen des von den Negern vergifteten Kaffees

Graf

Graf F. L. zu Stollberg.

Graf F. L. zu
Stolberg

(Durch seine zu Leipzig, 1784 in gr. 8. gedruckte Jams ben hat dieser in mehrern Gattungen vortreffliche Dichter, Friedrich Leopold Graf zu Stollberg (geboren 1750.) dent Mangel unsrer neuern Poesie an eigentlichen didaktischen Sas tiren überaus glücklich abgeholfen; und mehrere Stücke diesfer Art würden für sie ein sehr wünschenswerther Gewinn 'fein. Folgende Satire, die unter jenen siebenzehn die zehnte, und wider die so herrschende und so verderbliche Seuche der Spielsucht gerichtet ist, bezieht sich auf die im ersten Bans de dieser Sammlung befindliche Lichtwerische Fabel: Die feltsamen Menschen.)

Der Froh m

An Lichtwer.

Strenua nos exercet inertia.

Horat

Nimm spåten Dank für Freuden die du früh
Dem Knaben schenktest, als nur du und Gieim,
Mit vollen Schalen aus der Musen Quell
Mich und den Bruder trånktest, wenn wir bald
Von Foti's Zauberhöle Feld und Hain
Erschallen ließen; bald das laute marsch!
Von Morih, ehe Friedrich war zu sehn. —
Und dann, als Friedrich war zu sehn, das Marsch!
Des ganzen Heers durch Mark und Bein uns scholl.

Graf.f... zu O Lehrer meiner Kindheit, der mir oft
Stollberg, Den Kräusel und den bunten Ball entriß,

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Bermag dein Lied bei großen Kindern nicht,
Daß sie den Tand der minder harmlos ist
Als Ball und Kräufel von sich würfen? Wer
Har so wie du, mit sichrer Meisterhand,
Der bunten Blätter Thorheit stark gemahlt,
Als du von denen, die ihr fröhnen, sangst:
„Sie sein den Furien des Tartaros

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An Wuth, den Höllenrichtern gleich an Ernst,
Und wie betroffne Missethåter bang'.

Viel sind der Thorheit Schellen, und es ist
Ihr Federbusch von allen Farben bunt;
Doch jedem Alter tönt nicht jeder Klang,
Und jeder Stand, und jegliches Geschlecht,
Sucht eine Feder zum Panier sich aus.
Nur dieser Einen Schelle dumpfer Klang,
Tönt wie die Sturmglock' jeglichem Geschlecht;
Matrone, Jüngling, Jungfrau, Mann und Greis
Versammlen um die Eine Fahne sich,

Und taumeln eitler Hoffnung blindlings nach,

Von Armuth, Angst und Wuth, und Schmach vers folgt.

Wie schimmert dort der kerzenhelle Saal,

Boll, still und starrend, wie die Bühne, wenn
"Dod), meine Tochter, doch!" der Water ruft,
Und nun den Stahl in seine Tochter stößt.

Ich schleich

kaum bemerkt durch lange Reih'n
Der grünen Tische hin; hier ward so gar
Der Dieb am Lichte nicht bemerket, bis

Der Dame Hauptput schnell in Flammen stand,
Dem andern Dieb ein günstiger Augenblick,
Der schnell die Karten durch einander warf.

Welch Unhold feucht zu meiner Linken hier?
Ein zahnlos Weib das an der Grube wankt,

*) In Lessings Emilia Galotti.

Mit weißer Schminke wie ihr Grab getuncht.
Rubin und Demant blißt im falschen Haar,
Wie bald das Wappenschild in ihrer Gruft.
Wie schnappt die dürre Hand dem Golde zu,
Indeß der Krampf aus allen Fingern zuckt!

Ihr gegenüber wågt Herr Lobesan,
Der Pråsident, ein pro und contra ab:
Es schwanket zwischen Pik' und Treff sein Geist;
Denn unbestochen wågt man nicht so schnell.

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Mit feilem Lächeln spielt Lucinde dort
Die rothen Herzen threm Liebling aus;
Der Liebling weiß zu leben, und erkauft
Geheime Freuden, die er doppelt büßt.
Wie jener alte Krieger dort erblaßt!
Herr General, sahn sie so ångstlich aus,
Als Laudon Ihnen gegenüber stand,
Und in dem krummen Thal sein Donner scholl?
Ist furchtbarer als Tolparsch und Pandur,
Der rothe Bube? schreckt der frohe Blick
Des Fråüleins mehr als Laudons Adlerblick?
Kleinmuth ist Kleinmuth, mein Herr General!
Ob Erz Sie blendet oder Gold,' so sind.
Sie eine Memme mein Herr General!

Mit beiden Buhlern spielt an einem Tisch
Die schöne Chloe, stolz auf ihre Macht
Berhieß die doppelte Triumphe sich.

Dem einen winkt sie Hoffnung, und berührt
Indem sie Karten giebt, des andern Hand.
Zweideutig schwankt die Wagschal' ihrer Gunst,
Und zwischen beiden theilet sie sich schlau,
Wie man die Sonné vor dem Zweikampf theilt;
Sie aber scheinen nur ins Spiel versenkt.
Doch nun entbrennen sie, sie fahren auf!

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Graf F. L. zu Erwacht die Liebe? nein, der eine hat
Stolberg, Argine statt der Pallas ausgespielt.

Sieh diese mit den schönen Augen an!
Sie hüpfte gestern wie ein Reh im Tanz,
Und Lycidas entbrannte schnell für sie,
Dem Edelmuth in jeder Ader schlågt,
Für welchen sie der braunen Locke Glanz
Auf ihrem Schwanenbusen schmachtend wiegt
Ein Blick der ångstlich auf die Karten fiel,
Entriß auf immer ihr den Lycidas.
Geh, edler Jüngling, suche fern vom Hof,
Und von der Stadt, in stillen Hütten dir
Ein gutes Kind mit Tanbenaugen aus.
Dem schönen Auge, welches schärfer blickt
Wenn Gold ihm schimmert, hat die Luft der Welt
Den Morgenthau der Unschuld weggesengt!

Sieh jenen großen runden Tisch, wo Angst,
Wo Hoffnung, Schadenfreude, stille Wuth,
In Blicken starrt, und auf den Lippen bebt.
Erwartung hält die Sißenden so still

Daß hörbar mir das Herz des Domherrn schlug,
Der herzlos sonst, ganz Mund und Magen ist.
Mit Aug und Seele hangen sie an dem,
Der in der Mitte, wie ein Richter ernst,
Die Karten abzieht, Missethåtern gleich,
Die großer Frevelthat Genossen sind,
Und Todeswürfel werfen, wen das Rad
Zermalmen, wen das Loos befreien soll.

Wie mancher schleichet spåt, vom Morgenstern
Belauscht, und fluchend ins verarmte Haus,
Wo wachend sein die Gattin zagend harrt!
Wie manche Rabenmutter achters nicht
Daß Kinder, die sie unter'm Herzen trug,
Verschmachten! manche Rabenmutter läßt

Den

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