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withof. und hätte Weisheit auch ihm alle Qual entfernt,

Wo liegt Utopia, wo sie das Volk erlernt?

Doch alle mach' er gleich, wie Balde *) seine Stro phen!

Das wäre nun die Welt für finstre Philosophen!

*) Jakob Balde, ein Jesuit, und nicht unglücklicher Lateinischer, aber sehr abentheuerlicher deutscher Dichs

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(Nicht bloß in der philosophischen Ode, sondern auch im eigentlichen Lehrgedichte, zeichnet sich der gleichfalls noch les bende Hofrath Johann Peter Uz zu Anspach (geb. dafelbft 1720,) sehr mufterhaft aus. Sein Versuch über die Kunst, stets fröhlich zu sein, ist eins der schönsten und anziehendften Gedichte dieser Art, von Seiten der Einkleidung und blühenden Schreibart fo reizend, als lehrend durch gedans kenreichen, weisheitvollen Inhalt. Den schön verbundnen Plan des Ganzen, das in vier Bücher abgetheilt ist, findet man vor dem Gedichte selbst. Auch vergleiche man die Be urtheilung deffelben in den Literaturbriefen, Th. VIIL, S. 211 ff.)

Die Kunst, stets fröhlich zu sein.

(B. I.)

Des Weisen wahres Glück wird nicht vom Ort ents
schieden:

Er kann stets Gutes thun, und überall zufrieden
Und immer glücklich sein: denn seine reinste Lust
Entspringt nicht außer ihm, sie quillt in seiner Brust.

Was ist Glückseligkeit, die alle Zungen preisen?
Erkenntniß, Tugend selbst, die Königin des Weisen,
Ind was die Schule sonst das höchste Gute nennt,
Oft prächtiger beschreibt, als nach dem Wesen kennt;
Beglücken uns, o Freund, indem sie uns vergnügen,
Sind Quellen unsers Glücks, die niemals uns betrus
gen;

Doch jenes Glück nicht selbst, nach dem der Weise fragt,
Nach dem des Narren Wunsch umsonst sich müde
jagt. *

€ 2

*) Baile Art. Epicure Lit, A.

Bers

uz.

Vergnügen fühlen wir, wann wir uns glücklich fühlen :
Und wir verdammen doch, auf strengen Richterstühlen,
Die Wollust Epikur's, die keinem Thoren lacht,

Ob gleich ihr Name täuscht, und Narren lüstern macht?
Vergnügen, Wollust, Lust, (die Namen sind verschie
den,

Die Sach' ist einerlei:) was Sterbliche zufrieden,
Wahrhaftig glücklich macht, wird auf die Sinne nicht
Bom Beisen eingeschränkt, der vom Vergnügen spricht
Und wie? Sind Menschen denn bloß Körper die vers
wesen?

Lebt nicht in ihrem Leib ein Geist von edlerm Wesen?
Verpflegt ein Sterblicher sein schlechtes Theil allein,
Und seine Seele darbt, wie kann er glücklich sein?
Das höchste Glück ist nicht, wo noch Begierden klagen,
Noch hungrig, unvergnügt, an einer Seele nagen,
Und ein zu starker Trieb, den die Natur gesäugt,
Sich unbefriedigt fühlt, und nur gezwungen schweigt.

Du lächelst? und verlangst den Glücklichen zu kens

nen,

Der niemals klagen darf? denn was wir Erde nennen,
Ein immer stürmisch Meer! wird schwerlich Menschen
sehn,

In deren Segel stets die Winde günstig wehn.
Man findet sie vielleicht beim ungefundnen Weisen,
Den uns Chrysipp's Roman, den Zenon's Traume
preisen,

Der seiner Schmerzen lacht, wenn ihn die Gicht ents

seelt,

Stets herrscht und alles hat, auch wann ihm alles fehlt.

Nein, Freund, mir tråumte nie von ganz vollkomme
nem Glücke:

Die Erde hat es nicht, stets fehlts an einem Stücke.
Des Lebens Güter sind, vertheilt mit weiser Hand:
Gemeiner Mangel ist ein allgemeines Band.

Wollt' auch ein mildes Glück, was jedes wünscht, ges
währen,

Wird ein gewährter Wunsch nicht neuen Wunsch gebåh,

ren?

Ber

Wer ist vollkommen weis'? und ist es allezeit?.
Und wird nicht überrascht von blinder Sinnlichkeit ?
Auch um den Weisen schleicht, in unbewahrten Stuną.

den,

Die Unzufriedenheit; zerfleischt von hundert Wunden
Die magre Furie, die unersåttlich wacht,

Und ung noch årmer macht, als die Natur uns macht.
Soll, drum der Philosoph nicht in erhabnen. Bildern
Des Weisen prächtig Glück, des Weisen Adel schildern?
Sein kühn gezeichnet Maaß beschämet stolzen Wahn:
Und wer nicht nahe tömmt, hat nicht genug gethan,

Vollkommenheit, die selbst vor Gottes Angesichte-
Stets gegenwärtig glänzt, umstrahlt von Sonnenlichte.
Nach deren Rath er schuf, und was er schuf, regiert,
Daß Ordnung überall das große Ganze ziert,

Sie aller Wesen Zweck, des Weisen höchste Liebe,
Reißt ihn, vom schnöden Tand, vom Staub, unedler

Triebe

Nur ihrem Reize nach; und wie er Schritt vor Schritt
Ihr immer mehr sich naht, wächst sein Vergnügen mit.
Indem er immer mehr in reinem Lichte wandelt,
Und immer edler denkt, und immer edler handelt:
Fühlt seine Seele sich von hoher Lust entzückt,
Die ihrer würdig ist, und fühlet sich beglückt.

Wie Menschen glücklich sind, kann er schon glücklich
heißen,

Ob gleich noch Dornen ihm den müden Fuß zerreissen,
Obgleich der Glückliche nicht allzeit ungekränkt
Auf weichen Rosen raht, und sich mit Nektar trånkt.
Stets überwiegt in ihm die Schmerzen das Ergößen: *)
Die Weisheit wird, was fehlt, aus ihrem Schaß erses
Ben:

uz.

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*) An being may be faid to be ultimately happy, in fome degree or other, the fum total of whose pleasures exceeds the fum of all his pains.

Wollaston, the Religion of Nature delineated, 5; II.

uz.

Sie giebt Zufriedenheit; und ein zufriednes Herz,
Fühlt seine Freuden ganz, und halb nur seinen Schmerz.

Doch zürnet blinder Wahn, daß Menschen sich vers
gnügen?

Er höre die Natur: kann die Natur betrügen?
Sie beut uns reine Lust in vollen Bechern dar,
Und wir versagen uns, was uns bestimmet war?
Denn sieh zum Himmel auf! bald, funkeln tausend
Sterne,

Zum Dienst der Mitternacht, in jener blauen Ferne;
Bald, wann der junge Tag durch graue Schatten bricht,
Lacht holdes Morgenroth und Titans güldnes Licht.
Das Jahr verändert sich, verändert unsre Freuden,
Mann Gras und Blumen jeßt, der Erde Schooß bes
kleiden,

Jht Saat, ist mildes Obst ihr schönes Haupt bekränzt,
Sie hat verschiednen Puß; und Lust für alle Zeiten;
An ihr ist alles Reiz: wir sehn auf allen Seiten
Die fette Flur geziert mit angenehmen Grün,
Die Berge prachtig stehn, die niedern Thäler blühn;
Und fröhliches Gewühl auf Heerdenvollen Matten,
Gebüsche voll Gesangs und stiller Wälder Schatten,
Hier See, dort felsigt Land, und aus dem dunkeln
Hain

Die Quellen murmelnd fliehn, und endlich Flüsse sein.

Ist alles nicht für uns, was wir so reizend finden?
Wir treten in die Welt mit Sinnen, zu empfinden.
Du weißt, wann frischer West die Sommertage kühlt,
Mit welcher Wollust ihn die heiße Wange fühlt.
Was dachte die Natur, uns einen Leib zu bilden,
Den bunter Nelten Glanz in lachenden Gefilden,
Und ihr gewürzter Hauch, der Nachtigallen Schlag,
Der Pfirsich saftig Fleisch, empfindlich reizen mag?
Ist sie's, die unsern Leib mit junger Schönheit schmüs
cket,

Und uns ein Auge giebt, das dieser Schmuck entzücket.
Das für die Grazien nicht blind, gleich Thieren, ist,
Und fröhlich glänzend sieht, was Liebe feurig küßt?

Wer

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