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tap sa e Engel.

S. H. VII, S. 362. 732. VIII. 1. G. 255. Seine Lobe rede auf den König, gehalten im Joachimsthalischen Gymnas fium zu Berlin, d. 24. Januar 1781, ist gewiß eins der vollkom mensten Muster deutscher Beredsamkeit. Nachdem der Redner Das Ideal eines vollkommenen Königes meißterhaft geschildert, auf den großen Friedrich angewandt, und dessen weise Entwürfe und Anstalten erwähnt hat, fährt er sø fort:

Doch was red' ich nur immer von Weisheit, Absicht, Ans schlågen, Entwürfen? Als ob sich nicht in diesem wunderbas ren Könige mit dem Geist und den Einsichten des Feldherrn, des Staatsmanns, des Gesetzgebers, zugleich alle Gaben und Fertigkeiten zur Ausführung verbånden! oder als of feine weitgreifende, unermüdbare Thätigkeit irgend einem Anlaß, diese Talente schimmern zu lassen, versäumt, irgend eine der Arbeiten, die ihm selbst zu verrichten möglich war, Andern übertragen håtte! War Ers nicht selbst, der mit als ler Ueberredungsgabe, Feinheit, Geistesgeschmeidigkeit eines Staatsmanns, jeden Großen, den er wollte, zum Freunde gewann? der seine Staateverbindungen errichtete? seine Verträge und Bündnisse schloß? Wars nicht sein eigenes Licht, das die Nation aufklärte und Vorurtheile jeder Art in ihrer Bldße beschämte? Wars nicht sein eigener Muth, der sein unüberwindliches Heer befeuerte? seine eigene Kriegss funft, die aller Orten den zweimal, dreimal fiårkern Feind vor ihm hertrieb? Und in jenem schwarzen, schrecklichen Zeitpunkt, da Alles mit einer Wuth auf ihn einbrach, daß römischer Muth håtte zagen, und römische Standhaftigkeit wanten können: wars nicht seine eigene Entschlossenheit, Tas pferkeit, Geistesgegenwart, unerschütterte Festigkeit, die das Reich vor dem Untergange oder was sag ich nur vor dem Untergange? - vor der mindesten Einbuße einer Hütte oder einer Erdscholle an den åussersten Grenzen rettete? Ware nicht seine eigene haushälterische Kunst, womit er fo

schnell

schnell jebe Spur des Verderbens vèrtilgte? die Trümmer wieder zu Mauern, die Aschenhaufen zu Stådten erbaute ? das Heer verstärkte? die Zeughauser anfüllte? die Schage kammer erweiterte und Millionen auf Millionen håufte?

Eine so anhaltend, so wirksam, auf so mannichfaltige Art bewiesene Größe des Geistes lässt schon von selbst auf den Ádel und die Stärke des Willens schlieffen, der sich so einem Geiste zugesellte. Wer nur flüchtig beobachtet, dent verführt das Feurige, Rastlose, immer auf Vollendung Dringende, immer auf den höchsten Punkt Gerichtete in der Thätigkeit dieses Königs, daß er überall Leidenschaft und Leidenschaft von ungewöhnlicher Stärke ahndet. Aber bald, bei mehrseitiger Beobachtung, fällt er von Widersprüchen in Widersprüche, bis sich ihm endlich der große Gedanke dari bieter: daß die Macht der Vernunft über Seelen von höher rer Ordnung Alles vermögen müsse; und die Widersprüche verschwinden. Wenn man die eigne häusliche Sparsamkeit des Monarchen, seine große Aufmerkiamkeit auf jede schon vorhandne oder noch zu entdeckende Quelle der Reichthümer, feine Sorgfalt sieht, die Güter der Unterthanen innerhalb den Grenzen zu erhalten: wie sollte man nicht auf herr, schende Begierde nach Schäßen rathen? Aber nun bringe der Landmann, dem der überschwellende Strom die Aernte nahm, seine Klagen vor den Thrøn; ein entkräfteter, durch Krieg und Mißwachs zu Gründe gerichteter Adel fordre werkthänge Hülfe: und wie willig, wie ganz gegen die Nas tur der geahndeten Leidenschaft, werden die Tonnen Goldes, die der allgemeine Hausvater zur Vertheidigung sammelte, zur Ernährung rahingegeben! Öder gerathe das Gleichgewicht Der Macht in Deutschland, gerathe Freiheit und Recht Buns desverwandter Fürsten in Gefahr: und wie ohne Bedenken, wie ohne Verlangen der Wiedererstattung, werden Million nen aufgeopfert, um das Heer in Bewegung zu sehen!

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Beisp. Samml. 8. G. 2. Abth.

o der König als Feldherr erscheint, da verführt das ungewöhnliche Feuer seiner Operationen zu einem andern Irrthum. Diese anscheinende Hiße, womit er so schnell jeden kommenden Frühling aufbrach; diese ungeduldige Eile, womit er oft schon ein Heer geschlagen hatte, und vor den Haupts städten der Provinzen fag, wenn sie ihn kaum über den Grenzen glaubten; diese reissende Gewalt, womit er in einem einzigen Feldzuge die feindliche Macht, wie der Sturmwind die Wolken, vor sich aufrollte, von ihren Bergen, aus ih ren Verschanzungen stürmte, in die Haupstadt zusammens preffte, belagerte, über Felsen und Stråme, unter tausend Gefahren einen andern Feind suchte, ihn sah und in alle Winde zerstreute; durch neue Provinzen einer noch stolzern fiegreichen Macht entgegengieng, sie angriff, vernichtete, ab les, was das Schwerdt nicht fraß, in den Schnee der Ges birge jagte, und nicht eher, als nach Eroberung einer Haupts stadt und eines ganzen feindlichen Heeres ruhte: diese erstaus nenswürdige Hiße, Eile, Gewalt; was lässt sie anders, als den entschiedensten Charakter eines Kriegers, mit aller ihm eigenen Rauhigkeit, Wildheit, Härte, vermuthen? Wahrlich! tein Alexander Griechenlands oder Nordens, wie sehr seine Leidenschaft Krieg und Geräusch der Waffen seine Wollust war, ift je mit so ungestümen Feuer von Schlacht zu Schlacht, von Siege zu Siege geeilt, als dieser so gefürchtete, schrecklicheFriedliebende Weise, der, weil er Alles ist, was er will, auch das in der Vollkommenheit war, was er nur aus Nothwen digkeit wollte; das, was mit den natürlichen Neigungen seineb Herzens vielleicht am meisten streitet: ein Feldherr. Denn bes trachte man ihn, wo er völlig sich selbst gelassen handelt, in seiner Familienliebe und Freundschaft, in seinen Bergnügungen, in den Arbeiten seiner müssigen Augenblicke: wo ist da Spur oder Verdacht eines wilden, kriegerischen Geistes? Blickt nicht vielmehr überall ein sanfter, zårtlicher, oft bis zum Weichen zärtlicher Charakter hervor? Jene Entfernung von allen ge räuschvollen, lårmenden Ergöhungen, wie die der Jagd sind;

jene

L

Jene Sprache, die er nicht bloß als Sprache der Höfe cus Gewohnheit, die er aus Wohlgefallen, aus Liebe spricht, und Ihr so gerne für Feinheit und Geschliffenheit ein wenig Schwäche vergiebt; jener entschiedne Geschmack für diejenige unter allen Künsten, die am meisten zum Herzen redet; jenes Instrus ment, auf welchem er Meister und im Ausdruck des Zärtlis chen groß ward, das weichste und sanfteste unter allen; jener Tonkünstler, dem er, wegen der Anmuth des Saßes und Der Lieblichkeit des Gesanges, vor Allen den Preis gab; wie sehr verkündigt das Alles natürliche Wilde, Empfinds famkeit, Sanftmuth! Sollen wir ihn mehr bedauern, oder mehr ihm Glück wünschen, daß ihn die Vorsehung auf einen Thron rief, dessen wichtigste Pflichten ihm so wahrscheinlich eine stete Verlåugnung kosteten? Bedauern werden wir ihn mit der ersten Empfindung, aber Glück werden wir ihm nach der Ueberlegung wünschen: daß eine so völlige Selbst beherrschung, eine so wunderthätige Kraft des Entschlusses, die höchste Ehre der Menschheit, und fie fühlen und üben, die edelste aller Wollüste^ist.

Nicht so glänzend, wie der Held km Feldlager und an der Spiße des Heers, aber in der That noch bewundernswürdis ger ist der stille ruhige Arbeiter im Frieden. Zu Schlachtert und Stürmen rief ihn mit zu lauter Stimme das Wohl des Vaterlandes und die Ehre des Thröns, ` und einmal beschloss fen konnten Thaten von solcher Wichtigkeit einen so großert Geist nicht anders als anziehn? aber jede Klage und jede Bitte hören, auf jede unbedeutende Frage antworten, jede oft zudringliche Aufmerksamkeit auch des mindesten Unters thanen erwiedern, und nie von dem einmal gemachten Ger seße sich lossprechen, nie diese oft so verächtlich scheinenden, über ihrer Geringfügigkeit mühsamen und ihrer Einerleiheit peinlichen Arbeiten bis zum kommenden Tage ausseßent welche Mannheit, welche Stärke des Entschlusses fündigt das an! Welche Anhänglichkeit an die Pflicht, auch da,

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fie mit den großen Zwecken des Monarchen nur durch so eins zelne, feine, in dem Gewirre aller so leicht sich verlierende Fåden verknüpft ist! Und tennte noch dieser Monarch nicht Arbeiten von ganz andrer Natur! Aber so geliebt, geschmeis chelt, begünstiget von den Musen, sich ihnen entwinden, ihren so mächtigen, durch Unschuld selbst so verführerischen, immer schönern und immer gefährlichern Reizen widerstehen, um freiwillig auch die kleinsten reizlosesten Pflichten zu ers füllen, und in dieser Denkungsart ein Leben hindurch bes harren: warlich! das beweist einen Adel und eine Größe, die, wenn sie nicht eben so sehr die Einbildungskraft füllt, wenigstens in den Augen der Vernunft erhabner, als selbst die kühnste Entschloffenheit in Gefahr ist.

Diese Herablaffung des Königs, diese Achtung, deren er alle, auch seine geringsten Unterthanen würdigt, ist das festeste Band der Liebe zwischen ihm und dem Volt. Wenn schon Große an sich mit so wunderthätiger Kraft auf die Ger müther wirkt; mit welcher Kraft muß erst Güte in Verbins dung mit Größe wirken! Ehrfurchtsvoll, dankbar gegen die Borsehung und gegen ihn, unter tausend Wünschen für die Berlängerung seines Lebens feiert alles, was ihm gehorcht und durch ihn glücklich ist, diesen Tag; feiern ihn mit vors züglichem Rechte wir, da er mit so herablafsender Aufmerks samkeit auch für uns, auch nur noch jüngst, durch die weise Einrichtung unserer Arbeiten sorgte. Aber wie, theure Jünglinge, wollen wir ihn feiern, diesen Tag, und was nennen wir Feiern ? Nur das: von den gewöhnlichen Arbeiten des Lebens ausruhn, und den erschlafften Kräften, durch Ergöglichkeiten, Spannung und Ton zurückgeben? Oder nicht vielmehr das: den Blick der Seele, zu ihrer Ers leuchtung und Vervollkommnung, in sie selbst kehren, alle die Gründe der Thätigkeit überdenken, die Vorfäße fassen oder erneuern, durch welche das übrige Leben regiert werden soll? Wenn wir auf diese bessere würdigere Art einen Tage

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