Imágenes de páginas
PDF
EPUB

"Ich erhielt zu gleicher Zeit das Ihrige, und ein spåteres von unserm Stosch. Ueber beides hat sich in mir eine gemeinschaftliche Freude, die aus dem Vaterlande und aus der Freundschaft quilt, eine mit der andern vermischt."

,,Mein Freund, die Auszüge aus Herrn Lessings Schrift, welche mir ein Beweis nicht geringer Freundschaft sind, verdienen mehr als die Beschreibung der Villa des Cardinals. Aber irren Sie sich nicht, wenn Sie glauben, dieselbe von mir verlangt zu haben? Ich weiß es nicht. Den Werth dieser Auszüge vermindert es nicht, daß ich das Buch selbst acht Tage zuvor aus Dresden erhalten hatte. Lessing, von dem ich leider noch nichts gesehen, schreibt, wie man geschrieben zu haben wünschen möchte. Hätt' ich nicht seine Reise von Ihnen erfahren, so wär ich ihm mit einem Schreiben zuvorgekommen. Er verdient, wo man sich vertheidigen kann, eine würdige Antwort. Wie es rühmlich ist, von so würdigen Leuten gelobt zu werden, so kann es auch rühmlich werden, ihrer Beurtheilung würdig geachtet zu seyn."

Diese Stelle war mir besonders angenehm; denn ich hatte in Leipsig gehört: Winkelmann sey gegen meinen Lessing aufgebracht; er werde gegen den Laokoon schreiben, unartig, heftig. Diese Sage wis derlegt sich durch diese Stelle.

Gleim.

Leipzig, den 7. Januar 1770.

ist

Daß ich Ihnen ein interesfirtes Kompliment mache, das wird Sie so wenig befremden, als Sie es mir verübeln werden. Es in was menschliches. Sie würden meine Gratulation auch ohne mein eignes Bekenntniß dafür ansehn, was sie ist. Mein Geständniß aber wird meine Schuld vermindern, und Ihnen ein wohlmeinendes Lächeln ablocken. Daß Ihre großen Verdienste mit einer Stelle belohnt worden sind, deren Sie sich allemal nicht schẳmen dürfen, ob sie gleich weit unter ihrem Werthe ist, darüber würde ich mich von Herzen freuen, wenn ich auch gleich für mein besonderes Antheil keinen Nußen davon ziehen könnte. Was dünket Ihnen also von der Größe meiner Freude, über die glückliche Veränderung Ihres Aufenthaltes, da dieselbe mir in Zukunft ungemeine Vortheile für meine kleine literairen Unternehmungen verspricht: Vortheile, die mir bisher versagt waren, dazu ich mir gar keine Hofnung machen konnte. Wenn Sie werden in Wolfenbüttel angekommen seyn, so ersuche ich Sie, dienfifertiger Freund, (ich weiß Sie denken zu edel und zu galant, als daß Sie

die natürliche ungezwungene Sprache der Empfindung und der Wahrbeit verschmähen sollten, mir ist es nicht gegeben, geschminkt und gleißnerisch zu sprechen, ich spreche von Herzen) ich ersuche Sie also, mir alsdenn Nachricht zu ertheilen, ob in der Wolfenbüttelschen Bibliothek Manuscripte vom Demosthenes, Aeschines, Lyfias, und den übrigen kleinen attischen Rednern sich befinden, und durch was für Wege, und unter welchen Bedingungen man zum Gebrauche derselben gelangen könne. Ich füge noch eine Bitte hinzu. Ihre mir neulich bewiesene Großmuth macht mich so dreiste, daß ich das ohne viele Umstände und ohne Furcht einer Fehlbitte wage. An meinem Demosthenes wird jezt würklich gedruckt. Beigehendes soll von der Einrichtung des Drucks zeugen. Nun såhe ich gerne, wenn in der Hamburgischen neuen Zeitung die Versicherung, daß daran gedruckt werde, und daß mit nächster Oßtermesse der erste Theil erscheinen werde, ge= geben, und zugleich gemeldet würde, daß eine halbe Pistole Prånumeration bis zu gedachter Ostermesse angenommen, nach der Zeit aber kein Exemplar unter 3 Reichsthaler verlassen werden solle; und daß eine kleine Anzahl auf großes, starkes und schönes Papier abgezogen werde, davon der Prånumerationspreiß 3 Reichsthaler voll ist. Es kommt bloß auf ein Wort von Ihnen an, meines Wunsches theilhaftig zu werden. Ich stehe wiederum Ihnen auf alle mögliche Weise zu Gebote, der unter Anwünschung alles Wohlergehens und Versicherung der lautersten Hochachtung (wiewohl eine solche Versicherung bei Ihnen entbehrlich war) verharre zc.

D. Reiske.

Ich weiß nicht wie Sie es anfangen, liebster Lessing, aber Sie machen einen ganz andern Menschen aus mir. Da liegt noch eine Menge Briefe, die schon ein halbes Jahr alt sind und die ich noch bis diese Stunde nicht beantwortet habe. Sie müssen zaubern und mich citiren können, wie Ihr Dr. Fauft die Geister citirte. - Ihr Brief und die Nachrichten, die Sie mir darinn geben, waren mir ungemein angenehm. Ich würde Ihnen aber doch ohne ihn geschrie ben haben. Unser (dem Himmel sey Dank, daß ich ihn nun noch in einem besondern Verstande, im eigentlichsten Verstande so nennen kann) unser E. P. also hatte sich, einen oder zwey Tage nach Ihrer Abreise, bey dem Herrn von K. erkundiget, wieviel Jhre Reise und Ihr hiesiger Aufenthalt gekostet, und ihn ersucht, ihm durch mich die Summe wissen zu lassen. Dieser zog mich zu Rathe, und wir hielten es für das sicherste, Ihren Miethlackey und Speisewirth fragen zu

oder in viele könnte. Bleibt

lassen, wie viel Sie bezahlt hätten. Er setzte endlich eine Rechnung auf, die alles zusammen genommen, was wir haben errathen und entdecken können, 45 Rthlr. und 16 ggl. beträgt. Dieses hat der E. P. mir bey unsrer ersten Zusammenkunft ausgezahlt. Ich habe Herrn von K. durch vieles Bitten gezwungen, das, was er Ihnen an Holz und Coffee geben lassen, sich davon zu bezahlen, und er hat 4 rthlr. davon genommen. Reft 41 rthlr. 16 gl. Nun erwarte ich Ihre Ordre, ob ich es Ihnen schicken, oder ob es bis zu Ihrer Wiederkunft hier bleiben soll. Bey dem erstern habe ich nur die kleine Bedenklichkeit, daß das Geld leicht in einen gewissen Sumpf - denn ich habe Sie wohl verstanden, da Sie sich dieses Bildes, (das, wie alle Ihre Bilder, sehr schicklich und ausdrückend ist,) bedienten Sümpfe fallen, und unwiederbringlich verloren seyn es aber so lange hier, so ist es sicher aufgehoben. Sie müßten es denn auch durch Zaubereyen dahin bringen, daß ich mich den Teufel reiten ließe und einmal spielte. Doch mich důnkt, das traurige Exem= pel meines Verführers selbst ist allein schon hinreichend, mir eine ewige Warnung zu seyn. Ich wollte doch gern, daß Sie noch vor Ihrer Zurückkunft dem E. P. auf irgend eine Art wissen ließen, daß ich Ihnen das von ihm für Sie empfangne Geld bezahlt håtte, oder be= zahlen würde. Sie könnten ihm, wenn Sie wollten, die History of an Atom als auf meine Bitte schicken. Wo nicht, so hat diese so lange Zeit, bis Sie sie selbst mitbringen können! - An dem Tage Ihrer Abreise hatte ich noch den Abend eine lange und mir sehr an= genehme Unterredung mit dem E. P. von Ihnen. Ich sagte ihm unter andern, daß ich ihm auch meines Theils für die Gnade sehr verbunden wäre, die er Ihnen erwiesen håtte; es wäre mir insonderheit sehr lieb gewesen, daß er Sie noch kurz vorher zu sich kommen lassen, und sich so lange mit Ihnen unterhalten håtte; lieb auch um Ihrentwillen, weil dadurch nothwendig aller Verdacht oder alle Besorgniß in Ihnen ausgetilgt wäre, die man Ihnen håtte beybringen wollen, daß Sie ihm mißfallen oder ihn rebutirt hätten. Ich erzählte ihm (wie ich Ihnen vorhergesagt hatte, daß ich thun wollte) wodurch dieß geschehen seyn sollte. Er antwortete: „Nun sehen Sie, was die Leute alles sagen und erdichten können. Wenn ich manchmal von ähnlichen mich betreffenden Erdichtungen mit Ihnen geredet und mich deswegen bey Ihnen zu rechtfertigen gesucht habe, so antworteten Sie: Ja, aber es wird doch gesagt. Nun sehen Sies 2c. Er vermuthete, daß diese Lüge daraus entstanden seyn könnte, daß er zu jemanden, der den folgenden Tag bey ihm gespeiset, gesagt båtte, man müßte

[ocr errors]

billig alles mit eines solchen Mannes Augen sehen, oder man håtte gar nichts gesehen. Sie wissen, daß ich es selbst so erklärte; und das sagte ich ihm auch. Ich hatte ihm gleich Anfangs in meiner Vorrede oder Einleitung gesagt, daß Sie überzeugt wären, er könnte selbst unmöglich Ihnen eine solche Gesinnung von ihm zutrauen. zc. - Die Stelle in Ihrem leßten Briefe, die ihn betrift, habe ich ihm selbst mit Fleiß vorgelesen, nachdem ich vorher gesagt, daß ich mir diese Freyheit deswegen nähme, damit er das für ihn gewiß sehr empfindliche Vergnügen haben möchte, zu erfahren, wie man von ihm hinter seinem Rücken dächte und spräche; ein Vergnügen, welches so wenige Fürsten geniessen können. Denn Sie hätten diese Zeilen gewiß so wenig für ihn eigentlich bestimmt, daß Sie es vielmehr im Ernste verbeten haben würden, wenn Sie hätten vermuthen können, daß ich ihm die Stelle vorlesen wollte. Er war sehr damit zufrieden, und ersuchte mich, in Absicht auf Ihre Besorgniß, daß Sie wohl nicht die vortheilhafteßten Eindrücke auf ihn gemacht hätten, Ihnen zu schreiben (doch nicht als wenn er selbst mir dazu Commission gegeben) Sie håtten hier alle Erwartung erfüllt; er seßte noch für sich hinzu, daß er aufrichtig sagen müßte, Sie hätten die feinige übertroffen. - Ich war kürzlich beym Herzog Ferdinand. Er sprach viel von Ihnen. Ich sagte ihm, daß Sie die Gnade zu haben wünschten, bey Ihrer Rückkunft ihm aufzuwarten. Und er antwortete, daß es ihm ein besonders Vergnügen seyn würde, Sie kennen zu lernen. (Sagen Sie doch unferm Basedow, daß ich dem H. F. seinen Schulplan übergeben, und daß jener viel Hochachtung für ihn hege. Prånumeration habe ich für ihn noch keine wieder bekommen, und ich zweifle auch sehr, ob noch etwas mehr einlaufen werde.) Die Frau Markgråfin und die Prinzessin Amalie wünschen Sie auch zu sehen, wenn Sie wiederkommen, und ich habe ihnen versprochen, Sie zu ihnen zu führen. — Ich brachte der Fr. v. W. und der schönen Fr. v. Schl. ein Kompliment von Ihnen. Sie wollten es aber nicht glauben, daß Sie sich ihrer erinnert hätten. Sie hätten sie freylich in Ihrem Briefe ausdrücklich nennen sollen, damit ich dieses mit gutem Gewissen håtte versichern oder augenscheinlich darthun können. Sie befahlen mir Ihnen wieder tausend (nicht weniger als tausend) Complimente zu machen, Sie zu bitten, daß Sie ja bald wieder kommen, ja nicht den Dr. Faust, die Arabella zc. vergessen möchten. Der Fr. Schl. träumt von lauter Geistern. Bitten Sie doch Hrn. Alberti, mir ja das Verzeichniß englischer Büs cher, das ich ihm gegeben, wieder zu schicken. Es ist mir daran gelegen. Ich hoffe Sie werden Wort halten und Ihren Yorik bald Lessings Werke XIII.

14

[ocr errors]

predigen lassen, nicht nur einmal, sondern auch mehrmal. Wenn er auch ja nicht immer Recht hat, so hat er doch auf eine gar zu allerliebste Art Unrecht, als daß man ihn nicht eben so gern hören sollte, als Sie selbst, wenn Sie ja einmal Unrecht haben. Klozen werden Sie auch wohl nicht alles, was er in den lehten Stücken seiner Bibliothek von Ihnen besagt, ungeahndet hingehen lassen. Ueber das Verzeichniß der figürlichen oder sprůchwörtlichen Redensarten, die Ihrer Schreibart eine so unterscheidende und unnachahmliche Stärke und Schönheit geben, und wovon der einfältige Narr glauben kann, daß fie unsrer Sprache mehr Nachtheil als Nußen bringen (S. S. 511. der Rec. der h. Dramat.) habe ich mich mehr geärgert, als über das von den Autoren, die ich in meinem Commentar angeführt, und in der Recens. meines Youngs. Ihre Zimmer in dem Schlosse zu Wolfenbüttel (wo sonst unsre Prinzen gewohnt haben) sind schon zurecht gemacht und erwarten Sie, und Dr. Faust, Arabella, Laokoon, und wer weiß, wie viele mehr. Doch werden Sie erst noch hier einige Tage verweilen müssen, um noch etliche Häuser zu besuchen, 3. E. das Döringsche, Hantelmannische ze. denen ich Sie versprochen habe. Empfehlen Sie mich bestens Ihrem braven Wirthe und seiner sich stets gleichen, d. i. fiets gleich liebenswürdigen Frau, Dr. Grund und seiner Frau, Mad. König, Hrn. P. Alberti und seiner Frau, Herrn Bode und seiner Frau zc.

[ocr errors]

[blocks in formation]

Du wirst mir es wohl ohne viele Versicherungen glauben, daß mich jede angenehme Nachricht von Dir ganz erfreuet. Ich habe auch sogleich unsern Aeltern davon geschrieben, ob ich gleich weiß, daß sie es aus den Zeitungen schon wissen werden. Mache ihnen nur auch die Freude, und schreibe ihnen. An Deinem guten Willen haben sie nie gezweifelt, und könnten es auch nimmermehr, wenn Du ihnen auch nie gethan håttest, was Du gethan. Ich weiß, Du hast ihnen darum nicht geschrieben, weil Du ihnen nichts als schreiben konntest: sie aber glauben, Du seyft über ihre Bitten ungehalten geworden; und ob sie gleich selbst wissen, daß das Deine Art nicht ist, so sind sie doch zu= weilen sehr sinnreich, sich zu quälen. Es ist wahre Zärtlichkeit von ihnen.

« AnteriorContinuar »