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ein Sendschreiben an den Hrn. M. Lessing einkleiden, damit Sie wenigstens, wenn Sie meinelleberseßung nicht lesen wollen, nur meinen Anhang lesen sollen. Sie werden ja wohl einen Brief lesen, der an Sie gerichtet ist? Wo haben Sie des D. Gumperz) Manuscript? Liegt es irgend bey dem Hrn. M. Naumann?

segt, nebst Betrachtungen über desselben Meinung von dem Ursprunge der Sprache. In Moses Mendelssohns Leben und Meinungen (Hamburg 1787.) finde ich diese Uebersehung nicht erwähnt; und will daher ihr wirkliches Daseyn erneuen. Karl G. Lessing.

*) D. Aaron Salomon Gumperz aus Berlin gebürtig, ein Arzt jüdischer Nation, und ein sehr guter Mathematiker. Er und Israel Zamosc waren die ersten, welche den Geschmack an den Wissenschaften unter den Juden zu Berlin empor zu bringen suchten. Israel Zamose war Schulmeister in Berlin, ein armer Mann, aber ein sehr trefflicher Kopf und großer Mathematiker, der durch eignes Nachdenken die wichtigsten Demonstrationen erfand, auch viel poetisches Genie zur hebräischen Poesie hatte. Er ward, wie alle Reformatoren, von den Juden sehr verfolgt, mußte daher mehrmals von Berlin nach Polen und von Polen nach Berlin wandern. In seinem Alter ward er melancholisch, weil ihm die Verfolgungen zu sehr zu Herzen gingen. Er starb 1770 in Polen. Israel Zamose verstand keine Sprache als hebräisch. Er hat das Verdienst, des Dr. Gumperz Geisteskräfte entwickelt zu haben. Der leßtere verstand die neuern Sprachen, war dabey ein reicher` Mann, und hatte durch alle diese Umstände mehr Einfluß, und weniger Verfolgung zu befürchten. Herr von Beausobre (der nachher Mitglied der Akademie und Geheimer Rath ward, und nun schon gestorben ist), war von 1744 bis 1748 auf dem Joachimsthalischen Gymnasium in Berlin, und war mit Gumperz bekannt. Gumperz besuchte daselbst ihn und einige andere fähige junge Leute, die über philosophische Materien zu ihrer Uebung disputirten. Gumperz nahm Moses Mendelssohn zu diesen Zusammenkünften, der damal eifrig suchte mit der neuern Philosophie etwas bekannter zu werden, und sich so wohl in der deutschen als in der lateinischen Sprache etwas zu üben, weil er in beiden damal noch ein Anfänger war (*).

Moses mußte alle Kräfte seines Geistes durch eigenes Bestreben entwickeln; denn eigentlich hatte er gar keine Anweisung. Er lernte in seiner

(*) Dem vortrefflichen Moses ward es anfänglich sehr schwer, sich in deutscher Sprache geschmeidig auszudrücken. Er arbeitete unglaublich, um die Natur dieser Sprache, die ihm gar nicht Muttersprache war, nach und nach recht zu fassen. Um so viel bewundernswürdiger ist es, da er alles durch eignen Fleiß finden mußte, daß er bey einiger Uebung so starke Fortschritte machte. Im J. 1756, da er doch schon treffliche wissenschaftliche Kenntnisse hatte, übersetzte er J. J. Rousseau's Buch vom Ursprunge der Ungleichheit unter den Menschen, auch in der Absicht, um sich im Schreiben der deutschen Sprache zu üben. Die Uebersehung ist sehr gut; denn Moses hatte Rousseau's schöne Schreibart vor sich, und studirte jeden

Der Hr. P. Michaelis hat mir einige Einwürfe gemacht. Lesen Sie sie doch! Er glaubt, wir könnten keine genetische Erklärung vom Schmerze geben, und die von allen Weltweisen dafür angenommene Trennung des Stätigen wäre eben deswegen unzureichend, weil gewisse Schmerzleidende mehr ausstehen als Sterbende. Ich glaube hier: inn keine Schwierigkeit zu finden. Die Nerven des Schmerzleidenden find noch reizbar, die Unvollkommenheit kann sich von Nerve zu Nerve mittheilen, und das Gehirn und die Seele stellt sich eine Unvollkommenheit vor, die sich in dem Ganzen äußert. Hingegen sind alle Nerven, alle Fasern eines Sterbenden entkräftet; sie haben nur einen sehr geringen Grad der Wirksamkeit; die Unvollkommenheit nimmt zu; aber das Gefühl, das Bewußtseyn dieser Unvollkommenheit wird imfrühen Jugend auf_talmudisch - fcholastische Art disputiren, und erlangte Fer tigkeit darin. Diese unselige Uebung vermehrt den Scharfsinn, nicht aber das Nachdenken: ein Fehler, der vielleicht auch manchen deutschen spekulativen Philofophicen anhängen mag, die nur auf ein ewiges leeres Argumentiren hinweisen. Zuerst fing Moses an, sein Nachdenken zu üben, als er Maimonides Buch More nevochim (Doctor perplexorum) studirte. Hierdurch sah er das erste Licht seines Verstandes. Nun fand er einst Reinbecks Betrachtungen über die Augsburgische Konfession bey einem Juden, bey dem dieses Buch verseht war. Er fand sich hier mit einem Male in einer ganz andern Welt; denn bis dahin hatte er nicht den geringsten Begriff von der Theologie der Christen, oder von einer Philosophie, die neuer wäre als die des Maimonides. Daher zog ihn der philosophische Theil von Reinbecks Betrachtungen, z. B. die Beweise von der Existenz Gottes, mit unaufhaltsamer Gewalt an sich. Er wünschte nun mehr von der neuen Philosophie zu wissen. Er sprach darüber mit Dr. Risch, einem jungen jüdischen Arzte aus Prag, der in Berlin studirte. Dieser zeigte ihm die Nothwendigkeit lateinisch zu lernen, wenn er die neuere Philosophie wolle kennen lernen. Moses war so dürftig, daß er eine ziemliche Zeitlang sparen mußte, um eine Grammatik und ein schlechtes Lexikon alt zu kaufen. Da gab ihm Kisch ungefähr ein halbes Jahr lang täglich etwa eine Viertelstunde Unterricht in der Sprache. Moses bekam auch einen alten Band, worin einige Schriften des Cicero enthalten waren, die er der Sprache wegen zu studiren suchte, aber nicht recht verstehen konnte. Der Zufall führte ihm bey einem Verkäufer alter Bücher eine lateinische Ueberschung von Locke's Werk vom menschPerioden mit Fleiß, um den Sinn auszudrücken, und so viel möglich die Gallicismen zu vermeiden. Aber es ward ihm noch sehr schwer, in deutscher Sprache selbst zu schreiben. S. 213. f. steht in dieser Uebersehung ein Schreiben an Lessing, voll trefflicher Ideen. Auch finden sich darin hin und wieder schöne Stellen; aber im Ganzen ist die Schreibart ängstlich, welches daher kam, daß er die Sprache noch nicht genug zu brauchen wußte. Ganz anders schrieb er schon im Jahre 1757.

mer schwächer. Alle Seelenkräfte sind dem Untergange nahe, und der Sterbende weiß es kaum. Er muß den schwachen Rest der Vernunft noch auftrengen, um davon überzeugt zu sehn, daß seine Nerven ihr Amt nicht mehr verrichten wollen. Aber das gegenwärtige Gefühl seiner Unvollkommenheit kann niemahls so heftig werden, als wenn seine Nerven in gutem Staude wären. Da ich nun bewiesen, daß die ursprüngliche Kraft unsrer Seele determinirt set, das heftigste Bewußtseyn einer Verstümmelung ihrer Sernichtung vorzuziehn, so bin ich geborgen, und der Herr Michaelis darf sich nicht schämen, die Meinung wiederum anzunehmen, die er in seiner Jugend, wie er

lichen Verstande zu (*), welches ihm große Freude machte. Dies Werk fuchte er mit unbeschreiblicher Mühe zu entziffern; er schlug jedes Wort, das er nicht verstand, (und das waren die meisten) im Lexikon nach, und schrieb es auf, bis ein Paar Perioden da waren. Alsdann dachte er über den Inhalt nach. Durch Nachdenken suchte er den Verstand zu errathen, und wenn er ihn gefunden zu haben glaubte, verglich er ihn wieder, so weit seine Kenntniß der Sprache reichte, mit dem Wortverstande.

Immer aber wußte er noch nichts von denjenigen Philosophen und ihren Lehren, die zwischen Maimonides und Locke, und nach dem leßtern existirt hatten. Durch Gumperz lernte er zuerst Leibnitz und Wolf kennen, deren Philosophie damals im stärksten Garge war. Die obengedachten Zusammenkünfte auf dem Joachimsthalischen Gymnasium, vermehrten seine Kenntniß dieser Philosophie und zugleich der lateinischen Sprache. Denn die Schüler der obern Klassen des Gymnasiums, waren in den alten Sprachen, in der Philosophie und deren Geschichte gut unterrichtet, unter Anleitung des Rektors Dr. Heinius, der ein gründlicher Philolog, und nicht nur ein schulgerechter Philosoph, sondern auch ein guter Kenner der Geschichte der Philofophie war.

Dr. Gumperz hatte schon früh Umgang mit Lessing, und ich weiß nicht anders, als daß Moses durch seinen Freund Gumperz zu Anfange des Jahres 1754 mit Lessing bekannt ward. Der jüngere Herr Lessing sagt im Leben feines Bruders: die Bekanntschaft desselben mit Moses wäre durch das Schachspiel entstanden, vermittelst eines gewissen Ifaac. Dies habe ich nie gehört. Ich zweifle auch, daß der große Schachspieler Isaac Heß (denn der ist wohl unfehlbar gemeint) im Jahr 1754 schon in Berlin, und mit Lessing bekannt gewesen ist. So viel ich mich erinnere, kam er später, erst im siebenjährigen Kriege, nach Berlin.

Durch Dr. Gumperz, der einige Zeit lang Secretär bey dem Präfidenten Maupertuis gewesen war, wurde Moses Mendelssohn auch mit diesem französischen Philosophen bekannt. (S. S. 8 des gelehrten Briefwechsels und Bd XII, S. 31.) Nicolai.

(*) Man sehe meine kurze Nachricht von Moses Mendelssohn in der A. d. B. LXV. 2. S. 626.

selbst gesteht, gehabt, von welcher er aber in reifern Jahren abgegangen ist.

Was macht unser rechtschaffue Herr v. Breitenbauch?°) Werden wir hu bald wieder zu sehen bekommen? Wenn er doch den Pr. Gottsched

*) Der Herr Kammerrath von Breitenbauch, welcher zu Bucha im Altenburgischen noch lebt, und durch verschiedene Schriften bekannt ist, war damals als ein junger Mann ein vertrauter Freund Lessings. Er hielt sich verschiedene Jahre in Berlin auf, und liebte die Künste, zeichnete und radirte recht artig. Ungefähr zu Ende des Jahrs 1756, oder zu Anfange des Jahrs 1757, wollte ich mit Lessing gemeinschaftlich ein burleskes Heldengedicht auf Gottsched und auf die Reimer aus seiner Schule machen, die Poeten heißen wollten. Lessing hatte den Plan gemacht; jeder von uns seßte eine komische Scene hinzu, wie sie ihm etwa einfiel, und ich nahm es auf mich, ihn in Knittelversen auszuführen, wovon vielleicht unter meinen alten Papieren noch ein Paar Bogen liegen mögen. Die Idee war ungefähr folgende: (Ich will sie anführen, weil es doch ein Leffingischer, obgleich jugendlicher, Plan ist.) Gottsched ist sehr ergrimmt, daß durch Klopstock so viel Seraphe und Engel in die Welt gekommen sind, durch welche er und seine Poesie verfolgt und aus Deutschland vertrieben werden sollen. Er reitet also aus, gerüstet wie ein fahrender Nitter, mit einem seiner damals bekannten Jünger, als Schildknappen, um diese Ungeheuer zu zerstören. Auf diesem Zuge begegnen ihnen viele lächerliche Abentheuer. Zuleht kommen sie nach Langenfalze, gerade zu der Zeit, da daselbst das Gregoriusfest gefevert wird. Gottsched sicht die als Engel ausgekleideten Kinder für Klopstockische Seraphe an, und beschließt sogleich, auf diese seine Feinde mit Schwert und Lanze den Angriff zu thun. Die ganze Stadt kommt in Aufruhr über den Angriff auf die Kinder. Man glaubt, jene wären vom bösen Feinde besessen, der sie zu dem Unfuge triebe, die Engel verfolgen zu wollen. Gottsched und sein Gefährte werden ins Gefängniß gescht; es wird über sie Gericht gehalten, und sie werden verdammt, als Herenmeister verbrannt zu werden. Im Gefängnisse wird ihnen ein Prediger geschickt, sie zum Tode zu bereiten. Es findet sich, daß dieser ein großer Verehrer des Messias ist; und als er die wahre Ursache erfährt, warum sie auf Abentheuer ausgegangen sind, geräth er in solchen Eifer, daß er sie ohne fernern Besuch will sterben lassen. Glücklicher Weise kommt Klopstock selbst nach Langensalze, um seine Kousine Fanny wieder zu sehen. Er hört von der Geschichte, und geht sogleich hin, um Gottsched und dessen Schildknappen zu befreyen. Er stellt dem Richter vor, daß diese Leute den Seraphen gar nichts schaden könnten, und daß sie nichts weniger als Herenmeister wären. Dabey stellt er vor: sie zu verbrennen, würde ganz unmöglich seyn; denn sie wären dermaßen aus lauter wässerichten Theilen zufammen geseßt, daß durch sie auch der größte Scheiterhaufen würde ausgelöscht werden. Der Richter schenkt den Gefangenen aus Achtung gegen Klopstock das Leben; doch, sagt er, müsse gesorgt werden, sie in sichere Ver

in Kupfer stechen wollte! Ich möchte ihn so gern sehen. Dieses Bild könnte auch eine vortrefliche Vignette vor Hrn. Lessings Abhandlung vom Lachen abgeben. Thun Sie es ja, mein Herr v. Breitenbauch!

In Hutchefons Introduction to moral Philofoph. finde ich, außer einigen Stellen, nichts Sonderliches. Er ist manchmahl, wie es scheinet, ziemlich seicht. Besonders vom Beten hat der Mann triviale Begriffe; auch seine Definitionen sind alle unvollständig.

Was denken Sie davon? der Herr Pr. Sulzer sagte mir, man

wahrung zu bringen, damit sie nicht ferner Schaden thäten. Darauf wird Gottsched der Zucht seiner Frau, und der Schildknappe seinem Vater anvertraut, die dafür zu sorgen schuldig seyn sollen, daß beyde künftig weder reiten noch reimen würden.

Das ganze Ding war mehr ein lustiger Einfall, mit welchem wir uns eine Zeitlang herum trugen, als daß es jemals Ernst gewesen wäre, ihn ganz auszuführen und öffentlich bekannt zu machen. Ich würde auch jeht nichts davon sagen, wenn ich glaubte, daß nach so langer Zeit jemand Anstoß daran nehmen könnte.

Es hatte indeß damal schon jemand einige drollige Zeichnungen zu diesem komischen Heldengedichte gemacht. Ich glaube mich zu erinnern, daß es der Hr. von Breitenbauch war. Er kann sich dessen aber nicht entsinnen, wie er mir vor einigen Jahren schrieb. Folgende Scene schwebt mir noch lebhaft im Gedächtnisse. Die fahrenden Ritter finden auf einem Dorfe eine Truppe von wandernden Komödianten. Gottsched fragt: spielt Ihr denn nicht auch meinen Cato? Allerdings, sagen die Komödianten; dieß ist, nebst der Hauptund Staatsaction von Karl dem XIIten und Hanswurst dem XIIIten unser hauptsächlichstes Stück, wenn wir ernsthaft für Leute von Geschmack spielen. Aber dieß Stück kann jeßt nicht aufgeführt werden; denn unsere luftige Person, welche die Rolle der Porcia zu machen hätte, ist gestorben, und unser neuer Hanswurst hat die Rolle noch nicht gelernt. „Das soll die Aufführung ,,nicht hindern; denn so will ich die Porcia machen." Ich erinnere mich noch, wie komisch sich auf der Zeichnung die große dicke Figur in römischen Weiberkleidern ausnahm. Sie war vorgestellt im zweyten Auftritte des zweyten Aufzugs, wo sie zu sagen hat:

Wie wenig kennst du doch den Grund von meiner Pein!

Je mehr ich nach dir seh', je stärker muß sie seyn.

Und darf ich meinen Sinn ganz kurz und deutlich fassen;
So nimm die Antwort an: Ich kann dich gar nicht hassen.

Diese Verse sollten unter den Kupferstich gesetzt werden. Vor der Porcia saß im Einhelferloche Hanswurst mit dem spißen Hute auf dem Kopfe als Einhelfer, an den die Rede gerichtet schien. Der Waffenträger war vorn im Parterre im Profil zu sehen, vor Bewunderung den Mund öffnend und die Hände erhebend. Nicolai.

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