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Verlust einer Silbe im Anlaut hinweist. Da wir als Grundform *pekewōn ansetzen müssten, so hätte, nach dem, was ich Idg. Ablaut 797 ausgeführt habe, nur *p.kwōn und allen falls *kwōn entstehen können. Die tatsächlich belegte Form *k,won ist mir unverständlich. Nun wird das Osthoff wenig kümmern, da "der Referent ja nicht die Lautgesetze zu machen hat" und O. in die neuere Forschung über den Ablaut noch nicht soweit eingedrungen ist, um die Tragweite der einzelnen Aufstellungen ermessen zu können. Es wiederholt sich ja jetzt das nicht erfreuliche Schauspiel, dass die jüngere Generation bei der älteren keinen Glauben und keinen Beifall mehr findet, dass sich die älteren Forscher von den Problemen, die ihre Jugend beschäftigt haben, zu anderer Tätigkeit wenden und nun für die, die ihre Arbeit fortsetzen, kein Verständnis mehr haben. Psychologisch ist das durchaus erklärlich. Osthoff hält noch an vielem, was er früher aufgestellt hat, fest, selbst Morph. Unters. IV scheinen ihm doch in wesentlichen Punkten richtig zu sein. Ich wage es aber offen auszusprechen, dass uns Osthoff mit Morph. Unters. IV in die Irre gelockt hat, und es ist nur zu natürlich, dass man einem solchen Führer nicht mehr mit ruhigem Vertrauen folgt 1). So scheint mir denn auch die Zukunft der Etymologie, freilich eine ferne, in einer ganz anderen Richtung zu liegen, als sie Osthoff hier eingeschlagen hat. Mir scheint es zunächst nötig, einzelne Begriffsgebiete so zu untersuchen, wie dies Delbrück für die Verwandtschaftsnamen und Brugmann für die Ausdrücke der Totalität getan haben, die uns darin in ruhiger und einfacherer Weise viel vortrefflicheres als Osthoff geboten haben. Und dann muss man versuchen, sich von der Methode frei zu machen, die immer mit Wurzeln operiert, ohne sich viel darum zu kümmern, wie denn die einzelnen Ableitungen entstanden sind. Da die Indogermanen in Wörtern und nicht in Wurzeln sprachen, so wäre die Sammlung aller Wörter, die sich als indogermanisch durch Vorkommen in zwei und mehr Sprachen erweisen liessen, dringendstes Bedürfnis. Sind die Worte nicht ganz gleich, so muss der Nachweis gefordert werden, welches die Urform war, und wie die abweichende Form aus dieser entstanden ist. Und schliesslich sind einzelsprachliche etymologische Wörterbücher vor allem dringendstes Bedürfnis. Wir besitzen ja eigentlich kein einziges Werk, das höheren Ansprüchen genügte. Ich bin aber der Meinung, dass jedes

1) S. 203 meint Osthoff, dass der Fälle, wo i und ü als 'nebentonige Tiefstufe' in leichten Basen vorkommen, nicht so wenige sind, als ich Ablaut § 25 hingestellt habe. Es wäre dankenswert, wenn Osthoff sein Material veröffentlichte, das aber doch etwas dürftiger ausfallen würde, als in Morph. Unters. IV, wo bekanntlich die ganz bedeutungslosen avestischen Schreibungen mit und i alle mit gebucht sind. Über das Altindische sagt Wackernagel Aind. Gram. S. 99, dass es im ganzen etwa ein halbes Dutzend sichrer und bis jetzt nicht anders erklärbarer Fälle biete und demnach entschieden gegen Osthoffs Lehre spreche. Auf anderen Gebieten ist es nicht anders.

Werk, das den Wortschatz einer Sprache, wenn auch mangelhaft, bearbeitet, wertvoller ist, als die allgemeinen Untersuchungen, die alle Sprachen umfassen, und bald das Armenische, bald das Keltische, bald das Neupersische heranziehen. Denn es ist unmöglich, dass ein Mensch auf allen diesen Gebieten gleich gut bewandert ist, während man auf einem Gebiete wohl hoffen darf, gründlich zu Hause zu sein. O. hätte der Wissenschaft jedenfalls einen grösseren Dienst geleistet, wenn er statt dieser Parerga das lang geplante lat. Wörterbuch oder wenigstens einen Teil vorgelegt hätte.

sen.

Abgesehen von den prinzipiellen Einwendungen wird man auch sonst gut thun, dem Buch nicht blindlings zu vertrauen, und ich will meinerseits versuchen, wenigstens einiges zu einer Einzelkritik beizusteuern. Osthoff bemüht sich auch um die Erklärung unseres deutschen hund mit seinem merkwürdigen Dental am Schluss. Wenn dieses t, wie Osthoff auf Grund von lett. suntana 'grosser Hund' und arm. skund 'Hündchen' vermutet, schon idg. wäre, so liegt auch die Möglichkeit vor, dass ein idg. *k,wnt überhaupt die ursprüngliche Form wäre. *hwnt und *kwon könnten sich genau so verhalten, wie ai. daça, gr. dέka, 1. decem zu got. taihun, arm. tasn, wo jene auf *dekm, diese aber auf *dekmt weiDass hier die Form mit t die ältere ist, scheint mir wegen *-komtǝ (gr. -Kovτa), got. hund '100' u. s. w. sicher zu sein. Ebenso erkläre ich Doppelformen wie got. hliuma m. 'Gehör' neben hliumunt, ai. grōmatam, gr. oτoua neben lat. stramentum u. v. a. durch Schwund eines idg. t nach Nasal im Auslaut. Bei dieser Auffassung würde eine etymologische Erklärung des Wortes hund, wenn sie überhaupt nötig sein sollte, in einer ganz anderen Richtung zu suchen sein. S. 248 sucht O. auch die Rätsel zu lösen, die 1. canis noch immer bietet. Sein befremdliches a soll canis von catulus erhalten haben. Die von Osthoff angesetzten Urformen Nom. *quo, Akk. *quonem, Gen. *cunis liegen aber von catulus formell so weit ab, dass mir eine Einwirkung absolut ausgeschlossen zu sein scheint. Man braucht sich hier gar nicht viel zu quälen, canis ist so gut lautgesetzlich wie man es nur wünschen kann. Ich habe Idg. Ablaut § 37 angenommen, dass das schwache im Lat. auch vor n durch a vortreten ist, wie man es jetzt für die Stellung vor r, I annimmt, und wie dies im Griech. und Kelt. der Fall ist. Meine Beispiele waren die Negativpartikel umbr. an und 1. manere. Dazu stellt sich canis. Der Gen. canis verhält sich zu griech. κυνός genau wie böot. βανά : γυνή, ai. cakram KÚKλos u. v. a. Es ist auch durchaus nicht nötig anzunehmen, dass das mangelnde w im Lat. durch einst bestehende Formen wie *kunós hervorgerufen sei, man kann es vielmehr den Fällen anreihen, in denen w im Idg. schon geschwunden ist, wie in 1. caseus gegenüber abg. kvasu, gr. κалvós gegenüber 1. vapor, lit. kvapas 1).

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1) Diese Gleichungen widerlegen auch die von Brugmann kurze vergl.

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Auf die weiteren Ausführungen in dem Artikel 'Hund und Vieh' einzugehen, muss ich mir versagen, da sie wenig Germanisches betreffen und noch wichtiges zu besprechen bleibt; nur das eine möchte ich hervorheben, dass O. in dem russ. súka. 'Hündin' ein idg. *(p)kéukā sieht, wo *(p)keu- die Vollstufe zu dem ku in xuw sein soll. Ebenso wenig befriedigend wie der besprochene Abschnitt ist der folgende "Vom Horn und Horntier”. Ein arm. etungn 'Nagel am Finger, Klaue, Eisenhaken' zerlegt O. in et-ungn, sieht in et eine Bezeichnung für 'Horn'. Er findet dieses weiter in arm. etjiur, etjeur 'Horn, Trompete von Horn', wo das iur ein idg. *esōr 'Wesenheit' sein soll. Ich halte diesen Ansatz, obgleich ich vom Armen. nichts verstehe, für vollständig in der Luft schwebend, und werde nicht eher daran glauben, bis es Osthoff anderweit nachweist. Mit el- 'Horn' wird dann -epas zusammengebracht und weiter aisl. il 'Fusssohle', ags. ile 'harte Haut, Schwiele, callus' u. s. w. Daran schliesst sich

la-pos, ahd. elah und deren Verwandte, die als 'Horntiere' gedeutet werden. Das ist alles wenig glaublich. Es liegt auch hier keine andere Möglichkeit vor, als Worte wie ἔλαφος, ἐλλός, ahd. ëlah bis in das Indogerm. zurück zu verfolgen, die mögliche Grundform zu erschliessen und sich damit zu begnügen. Mir scheint es sogar nicht sicher zu sein, dass zwischen lapos, idg. *elmbhos und *elkos (ahd. elah, abg. losì, ai. rçya-) Wurzelverwandelschaft existiert. Der folgende Aufsatz wal, páλλava φάλλαινα deutet seinen Inhalt durch den Titel zur genüge an. Es handelt sich um die Gleichung wal, aisl. hualr, preuss. kalis 'Wels'. Die Vergleichung mit gr. лéλwo, 1. squalus wird abgewiesen und die mit gr. pálin, páλlava auf den Thron gesetzt. Neu ist sie ja nicht. Da aber die Worte nur in der ersten Silbe, nicht in der Ableitung stimmen, so scheint mir auch diese Aufstellung nichts weniger als schlagend, vor allem da das Verhältnis der Ableitung φάλλαινα τη φάλλη nichts weniger als klar ist. - Die Quintes senz des mit 'Frosch, Froh und Springen' überschriebenen Abschnittes ist die, dass der Frosch der Springer ist und mit froh auf das engste zusammengehört. Unser froh hat schon Fick mit ai. právate 'springt auf, hüpft, eilt' verbunden. Das wäre ganz schön, wenn es nur sicher wäre, dass pru, für das später plu auftritt von dem plu 'schwimmen', gr. лiew verschieden wäre. An und für sich stände von Seiten der Bedeutungsentwicklung nichts entgegen, froh als springend aufzufassen. Dass damit auch Frosch zusammengehören kann, lässt sich nicht leugnen, aber erst müsste man wissen, wie die verschiedenen germanischen Formen (ahd. frosc, anorw. fraudr, ags. frozza, aisl. fraukr) zu vereinigen sind. Osthoff löst diesen Knoten nicht, sondern er zerschlägt ihn, wenn er sagt, dass

Gr. 1, 157 vertretene Ansicht, dass kw und kw im Lat. und Griech. getrennt geblieben wären. Über den Schwund des idg. w handelt neuerdings ganz richtig Solmsen Untersuch. zur griech. Laut- und Verslehre 197 ff., 211 ff.

in dem -sk, dem Guttural und dem Dental drei verschiedene Wurzeldeterminative vorliegen, die an germ. fru- angetreten sind. Die Annahme von Wurzeldeterminativen bietet keine Erklärung. Wie O. schliesslich springen mit *pruk- vereinigt, ist nicht allzu schwer zu sehen. Er nimmt eine Entgleisung von *spru-n-k- aus an, einer Form, die durch Nasalinfix gebildet ist. Möglich ist ein solcher Umwandlungsprozess freilich, aber ob auch nur einigermassen wahrscheinlich, das ist eine andere Frage.

Es ist natürlich nicht möglich, alle Einzelheiten des Buches genau durchzusprechen. Im allgemeinen stecken in dem noch nicht besprochenen ersten Teil mehr brauchbare Etymologieen als in dem zweiten. Auch eine Reihe lautlicher Fragen werden besprochen, so S. 141 die nach der lautgesetzlichen Vertretung von germ. i und u nach Vokalen, die sogenannte Verschärfung. Nachdem O. Brugmanns Theorie abgelehnt hat, stellt er selbst eine andere auf, er sieht in der Doppelheit und ii, u und uu Satzdoppelformen, so zu sagen forte- und piano-formen. Das ist ja möglich, aber keine Erklärung, sondern nur der deus ex machina. O. sagt S. 142: "Dieser Parallel fall (nämlich aus dem Griechischen) mag es also stützen, dass wir im germ. *bain Gen. = aisl. beggja, ags. baza und *treuuaz got. triggws 'treu' die Wortformen erkennen, die dort sich bildeten, wo die ersten Silben der in got. bajōps und triu 'Baum' enthaltenen Stämme germ. *baia-, *treua Veranlassung hatten, in nachdrücklicherer Weise gemäss den jeweiligen Anforderungen der Satzaccentuierung hervorgebracht zu werden". Der Parallelfall aus dem Griech. stützt die Sache nicht, und es wäre besser, einfach wieder zu den alten Ansichten zurückzukehren, dass ein Laut bald so, bald so behandelt werden konnte 1).

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Die besten Abschnitte in dem Buche scheinen, mir 2 und 3 zu sein: "Vom Kernholz" und "Eiche und Treue". Hier findet sich viel richtiges, aber alles kann ich doch nicht unterschreiben.

S. 179 ff. bemüht sich Osthoff die Grundbedeutung des weit verbreiteten Baumnamens *dereu (dovs, got. triu u. s. w.) klar zu legen. Ich hatte dafür IF. 1, 477 f. 'Fichte, Föhre' angesehen, halte aber meine Argumentation jetzt nicht mehr völlig aufrecht; freilich, wenn Osthoff 'Eiche' als Grundbedeutung ansetzt, so überzeugt mich das auch nicht. Denn auch das Kernholz alter Fichten ist sehr hart. Beachtenswert scheint nur, dass unser Teer und die verwandten Wörter eine Ablautsform derwo voraussetzen, also nicht auf germanischem Boden von triu (drewo-) abgeleitet sein können. Wahrscheinlich liegt in *derewo- eine ähnliche Erscheinung wie bei unserem Korn vor, das verschiedene Getreidearten bezeichnet, je nachdem eine Art am meisten verbreitet ist.

1) Osthoff tadelt Solmsen, dass er zur Erklärung der griech. Erscheinung nhd. genommen und ähnliche Fälle heranzieht, er scheint also nicht anzuerkennen, dass in genom men thatsächlich die Silbengrenze in das m fällt, während es doch mhd. geno-men hiess.

Da das Werk kein Register enthält, so will ich zum Schluss die wichtigsten Besprechungen germanischer Worte anführen: got. hairda S. 9, ahd. wahs S. 19 (zu wachsen), westphäl. Haar 'Anhöhe' S. 46, Hart, Harz (Bergname) S. 47, harz S. 52, adh. hurst S. 53, harst S. 56, hirse S. 63, ahd. erpf ahd. rëpahuon S. 78, ahd. salo S. 89, ahd. swert S. 92, schwarz S. 94, schmerz zu lat. morbus S. 94, got. triu S. 100, ags. trum S. 109, d. zaun S. 112, treu, trauen S. 118, aisl. traustr S. 123, got. prafstjan S. 130, afränk. trustis S. 181, teer S. 137, mhd. zirbe, zirbel S. 137, got. triggws S. 138, aisl. trygill S. 154, ahd. harttrugil S. 154, ahorn S. 181 (Adjektivbildung), got. uhting S. 258, got. hindumists S. 269, got. lamb S. 303, treten S. 373, fechten S. 370.

Leipzig-Gohlis.

Herman Hirt.

1900.

The Clermont Runic Casket, by Elis Wadstein. Uppsala.

The Franks Casket, by Arthur S. Napier. Oxford. 1900. Das angelsächsische Runenkästchen aus Auzon bei ClermontFerrand, von Wilhelm Viëtor. Marburg in Hessen. 1901.

In spite of the thorough discussion to which the figures and inscriptions on the Franks Casket have been subjected in the above works, and in reviews of them by other scholars, there remain many points on which agreement or certainty seem at present very remote. It will not be expected that the present reviewer can clear up what others have in the end left dark; but it may be useful to note briefly the special points in each scholar's work, and to indicate where the greatest difficulties or differences of opinion still exist.

As Prof. Vietor's contribution to the rapidly increasing literature of the casket has been the latest in appearing, and refers freely to the views expressed in the other two articles, it will be most convenient to take it as the basis for our review, though Prof. Wadstein is much fuller on most points, and Prof. Napier has interesting philological notes on matters barely touched by Viëtor. The latter's work consists of a very good set of plates, reproducing the four sides and top of the casket (Heft 1), and of twelve pages of text, German and English in parallel columns (Heft 2). The plates are not quite equal in finish to those in Prof. Napier's article (especially in the case of the Florence side), but will serve as well for all practical purposes. Sections I and II of the text give a brief summary of the facts relating to the hi

ARKIV FÖR NORDISK FILOLOGI XIX, NY FÖLJD XV.

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