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DES

Q. HORATIUS FLACCUS

EPISTELN.

HERAUSGEGEBEN

VON

CARL PASSOW, DR.

ÜBER

DAS LEBEN UND ZEITALTER DES DICHTERS.

CRITISCH BERICHTIGTER URTEXT.

ÜBERSETZUNG.

UNIV. OF

LEIPZIG,

IN DER HAHN'SCHEN VERLAGS- BUCHHANDLUNG.

1 8 3 3.

30 VIMU AIMBOTLIAD

Q. HORATIUS FLACCUS.

273918

A

Q. Horatius Flaccus 1)

wurde am achten December des Jahres 689 u. c. unter dem Consulat des L. Aurelius Cotta und L. Manlius Torquatus 2) in Venusia, einer Colonie der Daunier, geboren. Unfern von seinem Geburtsort trafen die Grenzen Apulias und Lucanias zusammen, wesshalb er selbst über die schwankenden Grenzbestimmungen seines vaterländischen Bodens scherzt 3) und seine Abkunft bald aus Apulia oder Lucania herleitet, bald sich zum Landsmann eines der Urvölker Italiens, der Sabiner, nicht ohne Vorliebe, bekennt. Sein Vater, dessen Name, wie der seiner Mutter, uns unbekannt bleibt, war von niederer Herkunft und da er zuerst Sklave war, dann Freigelassener wurde, so durfte der Sohn sich nicht mehr als den Rang eines Freigeborenen 4) aneignen. So niedrig wie die Herkunft, ebenso unbedeutend war das Amt, welches der Vater bekleidete, da er als öffentlicher Auctionator und' Eincassirer ausstehender Gelder die Verpflichtung hatte, den Staatspächtern die Gebüren und Schuldforderungen einzutreiben 5); jedoch scheint er ein so ergie

1) Sowie H. selbst sich alle drei Namen beilegt, (Sat. II, 6, 87. Od. IV, 6. extr. Epist. I, 14. init. Sat. II, 1, 18. Epod. XV, 12.) ebenso belegen ihn spätere Dichter u. Prosaiker bald mit dem praenomen, bald mit dem nomen oder cognomen. Die unfruchtbaren Versuche, den Namen Horatius aus Griechischer Quelle abzuleiten, stellt Richter Sueton. vit. Hor. p. 2 zusammen.

2) Od. III, 21 init. Epod. XIII, 6. H. war im J. 733, als Lollius und Lepidus Consuln waren, 44 Jahr alt, wie wir von ihm selbst erfahren Epist. I, 20, 27-28. Die Annahme, dass er 688 oder gar 687 geboren, wie einige Ausl. zu ll. cc. wollen, lässt sich daher durch nichts begründen.

3) Sat. II, 1, 34. Od. III, 4, 9-13 dagegen nennt er Apulia seine erste Heimath. Die Ungewissheit dieser Grenzen, ursprünglich veranlasst durch den häufigen Wechsel des Besitzes, wovon selbst Venusia Zeugniss ablegt, bestätigt auch Strabo, wenn er VI, 283 B. von den Grenzländern nördlich und südlich vom Aufidus sagt: avάyun dề ἁπάσης ταύτης τῆς χώρας Απουλίας λεγομένης νυνὶ μηδὲ τοὺς ὅρους ἐπ' ἀκρι βὲς λέγεσθαι τῶν ἐθνῶν τούτων· διόπερ οὐδ ̓ ἡμῖν διισχυριστέον περὶ αὐτῶν. Wenn aber Martialis Epigr. VIII, 17, 5 den H. zu einem Calabrier macht und Schol. z. Hor. Od. IV, 8 den Aufidus zu Calabrien rechnet (Aufidus Calabriae fluvius admodum verticosus): so sind diese Angaben aus der Zeit, wo sie entstanden, zu erklären. Denn wenn gleich mit Venusia und der Ebene von Canusium Apulia im engeren Sinne sich abschloss: so hörte doch die Benennung der zwischen Calabria und Apulia wohnenden Peucetier schon unter den ersten Kaisern auf und der Name ward nach Strabos, Plinius und Frontinus Zeugniss von der allgemeinen Benennung Calabria verschlungen.

4) Sat. I, 6, 8. Daselbst Heind. richtigere Erklärung. Wenn bis ins fünfte Jahrhundert libertinus eigentlich den Sohn eines freigelassenen Sklaven bezeichnete (manu missus. libertus.) und erst der Enkel desselben ein Freigeborener (ingenuus.) wurde: so erweiterte sich doch der Begriff jener Wörter mit dem Verfall der Republik, je vorurtheilsfreier man wurde gegen Ständeverschiedenheit und minder edele Abkunft. S. Wolf zu Suet. Claud. c. 24. Heind. z. Sat. I, 6, 79. Horatius, obwohl Sohn eines Sklaven, durfte sich demnach die Ingenuität beilegen, weil bei seiner Geburt dem Vater die Freiheit schon geschenkt war.

5) Sat. 1, 6, 86 das. Lambin. Wolf z. Hor. vit. Pseudosuet. init., wo er coactor und exactionum coactor genannt wird. Es ist wahrscheinlich, dass sich, wie Schol. z.

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