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wieland. edel, wie ein Weiser, zu tragen glaubte. -- Wie lås cherlich ich dir vorkommen muß!

Lucian. Gar nicht! Die Last, die ein Mann kaum auf seinen Schultern fühlt, würde ein Kind nies derdrücken. Hierin liegt die Täuschung nicht, Bruder. Aber, wenn du deine Leiden so standhaft, so edel, so Heldenmüthig zu tragen glaubtest, davon geht nun wohl etwas ab?

Diokles. Ich litt freilich nur, was ich nicht åns dern konnte; und åchzte, klagte, schrie, so gut wie ein gemeiner Mensch, wenn mich Niemand hörte, vor dem ich mich schämte, nur ein gemeiner Mensch zu seyn.

Lucian. Das mag wohl die dickste, häßlichste von allen Schuppen seyn, kein gemeiner Mensch seyn zu wollen, wenn man im Grunde doch nur ein gemeiner Mensch ist. Siehst du, was für ein Klumpen wieder von dir fällt?

Diokles. Hilf mir! Ich zerfalle! Zerfliesse in Dunst und Schlacken!

Lucian. Das Aergste wird nun bald vorüber seyn. Sei ruhig. Wir waren alle nur gemeinë Menschenmehr oder weniger Haute, schlechtere oder buntere Schuppen machten den ganzen Unterschied.

Diokles. Und die großen, die herrlichen Menschen sollten keine Ausnahme machen ?

Lucian, Frage sie selbst, wenn du einst zu ihnen gekommen seyn wirst.

Diokles. Ihr lebt also hier frei von allem, was die Sinne der Sterblichen fälscht? Jeder erscheint dem andern, wie er ist?

Lucian. Und sich selbst, wie er war.

Diokles.

Diokles. Und ihr seid glücklich?

Lucian. Eben darùm. Auf Erden würde das freilich anders seyn. Aber hier, wo alles in vollkoms menem Gleichgewicht, alles in Nuhe ist, wo keiner von dem andern etwas zu fürchten noch zu hoffen hat, wo keine Schiefheit, keine Vorurtheile, kein Neid, keine Scheelsucht, keine Rachgier mehr Plaß hat, wo also schlechterdings keine Ursache ist, was anders oder bessers scheinen zu wollen oder zu müssen als man ist: hier kann man Niemand täuschen, wenn man auch wollte, und nicht täuschen wollen, wenn man auch könnte. Auch sich selbst nicht. Denn man ist nur falsch gegen sich selbst, wenn man nicht wahr gegen ans, dre seyn darf. Kurz, bei uns ist alles wahr; und eben darum sind wir glücklich.

Diokles. Mir däucht, es wird Mühe kosten, bis ich mich an eure Glückseligkeit werde gewöhnen köns

nen.

Lucian. Warst du etwa ein König?

Diokles. Ein König?

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Zuweilen, ja; aber nur in der Einbildung. Und das endete immer damit, daß ich Satyren auf die Könige machte, die es wirklich

waren.

Lucian. Hast du jemals gehört, daß ein Günstling, eh er in Ungnade fiel, oder ein Offizier, wenn er ein Regiment erwartete, ober ein Poet, wenn er eine Pension erhielt, eine Satyre auf die Könige gemacht habe?

Distles, Ich verstehe dich; aber das war doch Bei mir die Ursache nicht.

Lucian. Nimm dich in Acht!

Diokles. Ich war, zum Glück, in einer Lage, daß ich ihrer Gnade entbehren konnte.

Lucian. Du bildeteft dir also vielleicht ein, du würdest es an ihrem Plase besser gemacht haben?

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Wieland.

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Diokles. Das war freilich auch eine häßliche Täuschung. Aber mein Haß gegen die Könige flöß wahrlich aus einer reinern Quelle.

Lucian. Nimm dich in Acht, Bruder!

Diokles. Es war wirkliches Mitleiden mit dem armen Menschengeschlechte. —

Lucian. Und aus wirklichem Mitleiden mit dem armen menschlichen Geschlechte — håttest du selbst König seyn mögen ?

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Diokles. Ich leugn' es nicht aber bloß um Gutes zu thun!.

Lucian. Håttest oberster Herr über den ganzen Erdboden seyn mögen?

tun.

Distles. Bloß um desto mehrern Gutes zu

Lucian. Und unumschränkter Selbstbeherrscher ? Diokles. Bloß um das Gute desto ungehinders ter zu thun.

Lucian. Im Ernste, das konntest du dir einbil

den?

Diokles. Oweh!

Lucian. Da schuppte sich wieder eine garstige dis ce Haut ab!

Diokles. Ach! was wird aus allen den Tugens den werden, in deren Bewusstseyn ich mir oft so gütlich that!

Lucian. Das, war wohl eine sanfte Wiege?,,

Diokles. Wie glücklich ich mich dann fühlte! Nein! Ich bin nicht im Elysium. Mir ist hier

ganz anders

Lucian. Du büsfest hier für deine Tugenden..

Diokles. Die ich zu haben wähnte und nicht hats, Wieland.

te, meinst du?

Lucian. Und die dich weder Anstrengung noch

Opfer kosteten.

ter, nicht so?

Du warst da oben wohl ein Dich:

Diokles. Und liebte die Wahrheit über alles

Lucian. Und belogst dich selbst und die Welt dein ganzes Lebenlang?

hdre.

Diokles. Du bist noch immer. Lucian, wie ich

Lucian. Bruder, es steht noch nicht recht mit dir. Geh dem schlängelnden Fußpfad zwischen diesen Plantanen nach! Er wird dich zu einer Grotte führen, in deren Inwendigem du eine Art von warmen Bade bereitet finden wirst. Bediene dich dessen ungescheut; es wird dich erweichen, und dir eine Ausdünstung ver: schaffen, nach welcher du dich viel besser befinden wirst. Wenige kommen hieher, die dieses Bades nicht eine Zeitlang bedürfen, und Niemand, dem nicht gerathen wurde, es zur Vorsicht wenigstens einmat zu gebraus chen. Geh, weil es doch seyn muß! Wenn wir uns wiedersehen, wirst du fühlen, daß du im Elysium bist.

Leifewig.

Leife wiz.

Von diesem meinem vortrefflichen Freunde, dem Vers fasser des meisterhaften Trauerspiels, Julius von Tarent, verdienen folgende zwei schöne Bruchstücke auch hier aufbes halten zu werden, die im Göttingischen Musenalmanach v. J. 1775, ohne seinen Namen zuerst erschienen.

I.

Die Pfändung.

Ein Bauer und seine Frau.
Abends in ihrer Schlaffammer.

Der Mann. Frau, liegst du? so thu ich das Licht aus. Dehne dich zu guter leht noch einmal recht in deinem Bette. Morgen wirds gepfandet. Der Fürft hat's verprafst.

Die Frau. Lieber Gott!

Der Mann (Indem er sich niederlegt). Bedent' eins mal das wenige, was wir ihm gegeben haben, gegen das Geld, was er durchbringt; so reicht es kaum zu eis nem Trunke seines köstlichen Weins zu.

Die Frau. Das ist erschrecklich, wegen eines Trunkes zwei Leute unglücklich zu machen! Und das thut einer, der nicht einmal durstig ist! Die Fürsten können ja nie recht durstig seyn.

Der Mann. Aber wahrhaftig! wenn auch in dem Kirchengebet das kommt: „Unsern durchlauchtigen Landesherrn und sein hohes Haus," so kann ich nicht mit beten. Das hiesse Gott spotten, und er lässt sich

nicht sporten.

Die Frau. Freilich nicht! Ach! ich bin in diesem Bette gebohren, und, Wilhelm, Wilhelm! es ist unser Brautbett.

Der

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