Imágenes de páginas
PDF
EPUB
[blocks in formation]

Anm. sachen: still; lisen: leise; vaer: für; Dörp: Dorf; in't Grafen: beim Grafen; sleep: schlüpfte; bas: das ist; wull: wohl; frame: frommer.

Ol Büsum.

Ol Büsen liggt int wille Haff,
De Floth de keem un wöhl en Graff,
De Floth de keem un spöhl un spöhl,
Bet se de Insel unnerwöhl.

Dar bleev keen Steen, dar bleev keen
Pahl,

Dat Water schael dat all hendal.
Da weer keen Beest, da weer keen

Hund,

De liggt nu all in deepen Grund.

Un allens, wat der lev un lach,
Dat deck de See mit deepe Nach.
Mitünner in de holle Ebb'
So füht man vunne Hüs' de Köpp.

Denn dukt de Thorn herut ut Sand, Als weer't en Finger vun en Hand,

Denn hört man sach de Klocken klingn, Denn hört man sach de Kanter singn, Denn geit dat lisen daer de Luft: „Begrabt den Leib in seine Gruft!“

Anm. Ol Büsum: Alt Büsum in Holstein; int wille Haff: in der wilden See; wöhl: wühlte; Graff: Grab; spöhl: spühlte; bet: bis; dar: da; bleev: blieb; Pahl: Pfahl; schael: spülte; hendal: hinunter; Beest: Stück Vich; der: da; lev: lebte; lach: lachte; deck: dect; Nach: Nacht; holle: hohl; vunne Hüs': von den Häusern; dukt: taucht; Thorn: Turm; daer: durch.

Min Modersprak.

Min Modersprak, wa klingst du schön! Wo büst du mi vertrut!

Weer of min Hart as Stahl un Steen, Du trevst den Stolt herut.

Du bögst mi stiwe Nack so licht,

As Moder mit ern Arm,

Du fichelst mi umt Angesicht,

Un still is alle Larm.

Ik föhl mi as en lüttjet Kind,
De ganze Welt is weg.
Du pust mi as en Voerjahrswind
De kranke Boß torecht.

Min Obbe folt mi noch de Hann'
Und seggt do mi: Nu bee!

Un „Vaderunser“ fang ik an,
As if wul früher dee.

*) Quickborn von Klaus Groth, 13. Aufl. Berlin 1879. Abendfreden s. Lüben und Nade III. 645.

Un föhl so deep: dat ward verstan,
So sprickt dat Hart sik ut,
Un Rau vunn Himmel weiht mi an
Un Allns is wedder gut!

Min Modersprat, so slicht und recht,

Du ole frame Red!

Wenn blot en Mund „min Vader" seggt, So klingt mi't as en Bed.

So herrli klingt mi keen Musik
Und singt keen Nachtigall;
Mi lopt je glik in Ogenblick
De hellen Thrän hendal.

Anm. Modersprak: Muttersprache; wa: wie; drevst: treibst; Stolt: Stolz; lüttjet: klein; Boß: Brust; Obbe: Großvater; folt: faltet; bee: bete; dee: that; Thran: Thräne.

Min Jehann.

It wull, wir weern noch kleen, Jehann,
Do weer de Welt so grot!
Wie seeten op den Steen, Jehann,
Weest noch? bi Nawers Sot.

An Haeven seil die stille Maan;
Wi seegen, wa he leep,
Un snacken, wo de Himmel hoch,
Un wa de Sot wul deep.

Weest noch, wa still dat weer, Jehann?
Da röhr keen Blatt an Bom.

So ist das nu ni mehr, Jehann,
As höchstens noch in Drom.

Och nee, wenn do de Scheper sung
Alleen in't wide Feld:

Ni wahr, Jehann? dat weer en Ton!
De eenzige op de Welt.

Mitünner inne Schummertid
Denn ward mi so to Moth,

Denn löppt mi't langs den Rügg so hitt,

Als domals bi den Sot.

Denn dreih ik mi so hasti um,

As weer ik nich alleen;

Doch Abens, wat ik finn, Jehann,

Dat is it sta und ween.

Anm. wull: wollte; seeten: saßen; op: auf; Nawer: Nachbar; Sot: Brunnen; Haeven (engl. haeven): Himmel; seil: segelte; seegen: sahen; leep: lief; snacken: schwazten; Scheper: Schäfer; Schummertid: Dämmerzeit; Rügg': Rücken; hitt: heiß; finn: finde.

Lütt Matten de Has', De mat sit en Spaß, He weer bi't Studeern Dat Danzen to lehrn, Un danz ganz alleen Op de achtersten Been.

Keem Reinke de Voß Un dach: das en Kost! Un seggt; Lüttge Matten So flink oppe Padden? Un danzst hier alleen Oppe achtersten Been?

Anm.

Matten Has'.

Kumm, lat uns tosam! Jk kann as de Dam! De Krei de speelt Fidel, Denn geiht dat canditel, Denn geiht dat mal schön Op de achtersten Been.

Lütt Matten gev Pot, De Voß beet em dot. Un sett sich in Schatten, Verspis' de lütt Matten: De Krei kreeg een

Vun den achtersten Been.

Matten: Martin, Name des Hasen; lehrn: Iernen; achtersten: hintersten; Padden: Pfoten,

Füße; Krei: Krähe; canditel: luftig; gev: gab; Pot: Pfote; krecg: bekam.

[blocks in formation]

Dar liggt int Norn en Ländeken deep,

en Ländeken deep,

Un eensam liggt de Strand,

Dar blenkt de See, dar blenkert de Schep, dar blenkert de Schep:

Dat is min Vaderland.

Ja seeg an Haeven Wulfen so blant, De Wulken so blank,

Se famt ut't blaue Haf,

Un aewer dat Ländken trocken se lank,
Dar trocken se lank,

Un Regen drus' heraf.

Nu blenkt wul de Dau op Wischen un Holt, op Wischen un Holt,

Un dufti steiht de Saat,

Un du liggst still, du Ländeken stolt'

du Ländeken stolt

In all din Pracht und Staat.

Schin nich de Fleier as Gold oppen Thorn, as Gold oppen Thorn,

Wenn Abends de Betglock summ? Un aewer dat Feld blöh Hecken un Dorn, de Hecken un Dorn,

Un de Marsch war wit un stumm.

Denn glänz als Sülwer unendli dat Meer, unendli dat Meer

Un flö' un ebb heraf;

Un klingt dat deep as Klocken derher, as Klocken derher:

Hör to! Denn brust dat Haf!

Blendt de Wulken so,nu dat Dämmri ward'? nu dat Dämmri ward'?

Weer dat dat Haf, wat klung?
Oh ne, den Ton in min egen Hart,
in min egen Hart,

Hett lisen de Wehmoth sungn.

Anm. Int Norn: im Norden; blenkern, blenken: blinken, glänzen; Schep: Schiff; seeg: sah; Haf: Meer; drus'; rieselt, Fleier: Wetterhahn, Windfahne; Thorn; Turm; flö': flutete.

[graphic][merged small][merged small]

Willkommen, Tirolerherzen, die ihr so bieder schlagt,
Willkommen, Tirolergletscher, die ihr den Himmel tragt,
Ihr Wohnungen der Treue, ihr Thäler voller Duft,
Willkommen, Quellen und Triften, Freiheit und Bergesluft! -

Wer ist der tecke Schüße im grünen Jagdgewand,
Den Gemsbart auf dem Hütlein, die Armbrust in der Hand,
Des Aug' so flammend glühet, wie holder Königsblick,
Des Herz so still sich freuet an kühnem Jägerglück?

Das ist der Mar von Habsburg auf lust'ger Gemsenjagd;
Seht ihn auf Felsen schweben, wo's kaum die Gemse wagt!
Der schwingt sich auf und klettert in pfeilbeschwingtem Lauf,
Hei, wie das geht so lustig durch Kluft und Wand hinauf!

*) Lüben und Nade III, 495.

Jest über Steingerölle, jezt über tiefe Gruft,

Jezt kriechend hart am Boden, jezt fliegend durch die Luft!
Und jezt? Halt ein, nicht weiter! jezt ist er festgebannt,
Kluft vor ihm, Kluft zur Seite, und oben jähe Wand!

Der Aar, der sich schwingt zur Sonne, hält hier die erste Rast,
Des Fittichs Kraft ist gebrochen, und Schwindel hat ihn erfaßt;
Wollt' einer von hier zum Thale hinab ein Stieglein bau'n,
Müßt', traun, ganz Tirol und Steier die Steine dazu behau'n.

Wohl hat die Amm' einst Maren erzählt von der Martinswand,
Daß schon beim leisen Gedanken das Aug' in Nebeln schwand,
Jezt kann er's seh'n, ob dem Bilde sie treue Farben geborgt.
Daß er's nicht weiter plaud're, dafür ist schon gesorgt.

Da steht der Kaisersprosse, Fels ist sein Throngezelt,
Sein Scepter Moosgeflechte, an das er schwindelnd sich hält;
Auch ist eine Aussicht droben, so weit und wunderschön,
Daß ihm vor lauter Schauen die Sinne fast vergeh'n.

Tief unten, ein grüner Teppich, das schöne Thal des Inn,
Wie Fäden durchs Gewebe zieh'n Straß' und Strom dahin;
Die Bergkolosse liegen rings eingeschrumpft zu Hauf'
Und schau'n, wie Friedhofshügel, zu Maren mahnend auf.

Jezt stößt er, Hülfe rufend, mit Macht hinein ins Horn,
Daß es in Lüften gellet, als dröhnte Gewitterzorn;
Ein Teufelchen, das kichert im nahen Felsenspalt:
Es dringt ja nicht zu Thale des Hülferufs Gewalt.

Ins Horn nun stößt er wieder, daß es fast playend bricht;
Ho, ho, nicht so gelärmet! da hilft dein Schreien nicht!
Denn liebte ihn sein Volk nicht, was er auch bieten mag,
Herr Mar, er bliebe sizen bis an den jüngsten Tag!

Was nicht das Ohr vernommen, das hat das Aug' erkannt;
Die unten sah'n ihn schweben auf pfadlos steiler Wand,
Gebet und Glocken rufen für ihn zum Himmelsdom,
Von Kirche zu Kirche wallfährt der bange Menschenstrom.

Jezt an dem Fuß des Felsens erscheint ein bunter Chor,
Ein Priester inmitten, weisend das Sakrament empor.
Mar sieht nicht das bunte Wimmeln auf ferner Thalesflur,
Er sieht das blizende Glänzen der Goldmonstranze nur.

„Fahr' wohl nun, Welt und Leben! schwer fällt der Abschied mir, O unerforschlich Wesen, du winkst, ich folge dir!

Ich schien ein Baum voll Blüten, dein Bliz hat ihn erschlagen, Ach gerne hätt' er früher noch süße Frucht getragen!

Ich schien ein Bauherr, türmend den Dom zu deinem Ruhm. Nicht durst' er ganz vollenden der Liebe Heiligtum!

Ein Priester, plöglich stürzend tot an des Altars Stufen,
Er hätte gern erst Segen noch übers Volk gerufen!

« AnteriorContinuar »