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Mein Schatten schleicht mir nach wie ein Spion,
Ich stehe still vor eines Kerkers Gitter,

O Vaterland, dein zu getreuer Sohn,
Er büßte seine Liebe bitter, bitter!

Er schläft — und fühlt er, was man ihm geraubt?
Träumt er vielleicht von seinen Eichenbäumen?
Träumt er sich einen Siegerkranz ums Haupt?
Gott der Freiheit, laß ihn weiter träumen!

Gigantisch türmt sich vor mir ein Palast,
Ich schaue durch die purpurnen Gardinen,
Wie man im Schlaf nach einem Schwerte faßt,
Mit sündigen, mit angstverwirrten Mienen.
Gelb, wie die Krone, ist sein Angesicht,
Er läßt zur Flucht sich tausend Rosse zäumen,
Er stürzt zur Erde, und die Erde bricht

O Gott der Rache, laß ihn weiter träumen!

Das Häuschen dort am Bach ein schmaler Raum,
Unschuld und Hunger teilen drin das Bette.
Doch gab der Herr dem Landmann seinen Traum,
Daß ihn der Traum aus wachen Aengsten rette;
Mit jedem Korn, das Morpheus Hand entfällt,
Sieht er ein Saatenland sich golden säumen,
Die enge Hütte weitet sich zur Welt

Gott der Armut, laß ihn weiter träumen!

Beim lezten Hause, auf der Bank von Stein,
Will fegenflehend ich noch kurz verweilen;
Treu lieb' ich dich, mein Kind, doch nicht allein,
Du wirst mich ewig mit der Freiheit teilen.
Dich wiegt in goldner Luft ein Taubenpaar,
Ich sehe wilde Rosse nur sich bäumen;
Du träumst von Schmetterlingen, ich vom Aar
O Gott der Liebe, laß mein Mädchen träumen!

Du Stern, der wie das Glück aus Wolken bricht!
Du Nacht, mit deinem tiefen, stillen Blauen,
Laßt der erwachten Welt zu frühe nicht
Mich in das gramentsstellte Antlig schauen!
Auf Thränen fällt der erste Sonnenstrahl,

Die Freiheit muß das Feld dem Tage räumen,
Die Tyrannei schleift wieder dann den Stahl
Gott der Träume, laß uns alle träumen!

Die bange Nacht ist nun herum, Wir reiten still, wir reiten stumm

Reiterlied.

Und reiten ins Verderben.
Wie weht so scharf der Morgenwind!
Frau Wirtin, noch ein Glas geschwind
Vorm Sterben!

Du junges Gras, was stehst so grün?
Mußt bald wie lauter Röslein blühn;
Mein Blut soll ja dich färben.
Den ersten Schluck, an's Schwert die Hand,
Den trink ich, für das Vaterland

Zu sterben.

Und schnell den zweiten hinterdrein,

Und der soll für die Freiheit sein,

Der zweite Schluck vom Herben.

Dem Liebchen

doch das Glas ist leer,

Die Kugel saust, es blitt der Speer

Bringt meinem Kind die Scherben!

Dies Restchen nun, wem bring' ich's gleich? | Auf! in den Feind wie Wetterschlag!

Dies Restchen dir, o römisch Reich,

Zum Sterben!

O Reiterlust, am frühen Tag
Zu sterben!

Rheinweinlied. *)

Wo solch ein Feuer noch gedeiht,
Und solch ein Wein noch Flammen speit,
Da lassen wir in Ewigkeit

Uns nimmermehr vertreiben.

Stoßt an! Stoßt an! Der Rhein,
Und wär's nur um den Wein,
Der Rhein soll deutsch verbleiben.
Herab die Büchsen von der Wand,
Die alten Schläger in die Hand,
Sobald der Feind dem welschen Land
Den Rhein will einverleiben!
Haut, Brüder, mutig drein!
Der alte Vater Rhein,
Der Rhein soll deutsch verbleiben.

Das Recht' und Link', das Link' und Recht',
Wie klingt es falsch, wie klingt es schlecht!
Kein Tropfen soll, ein feiger Knecht,
Des Franzmanns Mühlen treiben.
Stoßt an! Stoßt an! Der Rhein,
Und wär's nur um den Wein,

Der Rhein soll deutsch verbleiben.
Der ist sein Rebenblut nicht wert,
Das deutsche Weib, den deutschen Herd,
Der nicht auch freudig schwingt sein Schwert,
Die Feinde aufzureiben.

Frisch in die Schlacht hinein!
Hinein für unsern Rhein!
Der Rhein soll deutsch verbleiben.

O edler Saft, o lauter Gold,
Du bist kein ekler Sklavensold!
Und wenn ihr Franken kommen wollt,
So laßt vorher euch schreiben:
Hurra! Hurra! Der Rhein,
Und wär's nur um den Wein,
Der Rhein soll deutsch verbleiben.

Strophen aus der Fremde.

--

Ich möchte hingehn, wie das Abendrot,
Und wie der Tag mit seinen legten Gluten —
Oleichter, sanfter, ungefühlter Tod!
Mich in den Schoß des Ewigen verbluten.
Ich möchte hingehn, wie der heitre Stern,
Im vollsten Glanz, in ungeschwächtem
Blinken;

So stille und so schmerzlos möchte gern
Ich in des Himmels blaue Tiefen sinken.

Ich möchte hingehn, wie der Blume Dust,
Der freudig sich dem schönen Kelch entringet
Und auf dem Fittich blütenschwangrer Luft
Als Weihrauch auf des Herren Altar
schwinget.

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Du wirst nicht hingehn, wie das Abendrot,
Du wirst nicht stille, wie der Stern versinken,
Du stirbst nicht einer Blume leichten Tod,
Kein Morgenstrahl wird deine Seele trinken.

Wohl wirst du hingehn, hingehn ohne Spur,
Doch wird das Elend deine Kraft erst schwächen;
Sanft stirbt es einzig sich in der Natur,

Das arme Menschenherz muß stückweis brechen.

*) Aus deutschen Lesebüchern II, 656.

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Die deutsche Flotte.

Erwach', mein Volk, mit neuen Sinnen!
Blick in des Schicksals gold'nes Buch,
Lies aus den Sternen dir den Spruch:
Du sollst die Welt gewinnen!
Erwach', mein Volk, heiß' deine Töchter spinnen!
Wir brauchen wieder einmal deutsches Linnen
Zu deutschem Segeltuch.

Hinweg die feige Knechtsgebärde:
Zerbrich der Heimat Schneckenhaus,
Zieh mutig in die Welt hinaus,
Daß sie dein eigen werde!

Du bist der Hirt der großen Völkerherde,
Du bist das große Hoffnungsvolk der Erde,
Drum wirf den Anker aus!

War Hellas einst von bess'rem Stamme
Als du? Von bess'rem Stamme Rom?
Daß Hermann, dein gepries'ner Ohm,
Mein Volk, dich nicht verdamme:
Hinaus ins Meer mit Kreuz und Oriflamme!
Sei mündig und entlaufe deiner Amme,
Wie seinem Quell dein Strom!

Gleicht nicht das heil'ge Meer dem weiten
Friedhof der Welt, darüber hin
Die Wogen Decken von Rubin
Und grüne Hügel breiten?
Um deiner Toten Asche mußt du streiten!
Ha! Schlummern nicht aus deiner Hansa Zeiten
Auch deutsche Helden drin?

Wiegt sich nicht auf kristallnem Stuhle
Im Meer der Nereïden Schar,
Die sich ihr Schicksal Jahr um Jahr
Abspinnt von goldner Spule?

Lockt sie dich nicht, der Becher nicht von Thule,
Das wilde Meer, der Freiheit hohe Schule,
Lockt dich nicht die Gefahr? -

Das Meer wird uns vom Herzen spülen
Den lezten Rost der Tyrannei,

Sein Hauch die Ketten wehn entzwei
Und unsere Wunden fühlen.

Olaßt den Sturm in euren Locken wühlen,
Um frei wie Sturm und Wetter euch zu fühlen;
Das Meer, das Meer macht frei!

Kühn, wie der Adler kommt geflogen,

Nimmt der Gedanke dort den Lauf,

Kühn blickt der Mann zum Mann hinauf,
Den Rücken ungebogen.

Noch schwebt der Geist des Schöpfers auf den Wogen, Und in den Furchen, die Columb gezogen,

Geht Deutschlands Zukunft auf.

Wie dich die Lande anerkennen,

Soll auch das Meer dein Lehen sein,
Das alle Zungen benedein

Und einen Purpur nennen.

Er soll nicht mehr um Krämerschultern brennen
Wer will den Purpur von dem Kaiser trennen?
Ergreif' ihn, er ist dein!

Ergreif' ihn und mit ihm das Steuer
Der Weltgeschichte, fass' es keck!

Ihr Schiff ist morsch, ihr Schiff ist leck,
Sei du der Welt Erneuer!

Du bist des Herrn Erwählter und Getreuer;
O sprich, wann lodern wieder deutsche Feuer
Von jenes Schiffes Deck?

Es wird geschehn, sobald die Stunde
Ersehnter Einheit für uns schlägt,
Ein Fürst den deutschen Purpur trägt
Und Einem Herrschermunde

Ein Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde;
Wenn keine Krämerwage mehr, wie Pfunde,
Europas Schicksal wägt.

Schon schaut mein Geist das nie Geschaute,
Mein Herz wird segelgleich geschwellt,
Schon ist die Flotte aufgestellt,

Die unser Volk erbaute;

Schon lehn' ich selbst, ein deutscher Argonaute,
An einem Mast, und kämpfe mit der Laute
Ums goldne Vließ der Welt!

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Ach, wie anders hätt' ich dich umschlungen! Marathons Heroen sängst du mir, Und die schönste der Begeisterungen Lächelte vom trunknen Auge dir; Deine Brust verjüngten Siegsgefühle, Und dein Haupt, vom Lorbeerzweig umspielt, Fühlte nicht des Lebens dumpfe Schwüle, Die so karg der Hauch der Freude kühlt.

Ist der Stern der Liebe dir verschwunden Und der Jugend holdes Rosenlicht? Ach, umtanzt von Hellas gold'nen Stunden, Fühltest du die Flucht der Jahre nicht! Ewig, wie der Vesta Flamme, glühte Mut und Liebe dort in jeder Brust, Wie die Frucht der Hesperiden blühte Ewig dort der Jugend süße Lust.

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