Imágenes de páginas
PDF
EPUB
[blocks in formation]

Der kleine Töffel.*) 1748.

In einem großen Dorf, das an die Mulde stieß,

Starb Grolms, ein Bauersmann. Die Witwe freite wieder
Und kam mit einem Knaben nieder,

Den man den kleinen Töffel hieß.

Sechs Sommer sind vorbei, als es im Dorfe brannte,

Der Knabe war damals gerade sechzehn Jahr,

Da man, wiewohl er schon ein großer Junge war,

Ihn noch den kleinen Töffel nannte.

Nunmehr drasch Töffel auch mit in der Scheune Korn,
Fuhr selber in das Holz; da trat er einen Dorn
Sich in den linken Fuß; man hörte von den Bauern
Den kleinen Löffel sehr bedauern.

Zulegt verdroß es ihn, und als zur Kirmeßzeit
Des Schulzen Hadrian, ein Zimmermannsgeselle,
Ihn kleiner Töffel hieß, hatt' er die Dreistigkeit
Und gab ihm eine derbe Schelle.

Die Rache kam ihm zwar ein neues Schock zu steh'n;
Denn Schulzens Hadrian ging klagen,

Und durch das ganze Dorf hört man die Rede geh'n:
Der kleine Töffel hat den Hadrian geschlagen.

O, das that Töffel weh, und er beschloß bei sich,

Sich in die Fremde zu begeben.

Was, sprach er, kann ich nicht ein Jahr wo anders leben?
Inmittelst ändert sich's, und man verkennet mich.

Gleich ging er hin und ward ein Reiter.

Das höret Nachbars Hans, die Sage gehet weiter,
Und man erzählt von Haus zu Haus,

Der kleine Töffel geht nach Böhmen mit hinaus.
Der Töffel will vor Wut ersticken.

Indessen kriegt der Sachsen Heer

Befehl, in Böhmen einzurücken.

Nunmehr ist Töffel fort, man spricht von ihm nicht mehr,
Die Sachsen dringen ein, geh'n bis nach Mähren hinter,
Und Töffel gehet mit. Es geht ein ganzer Winter,
Ein halber Sommer hin, man senkt den Weinstock ein,
Als man den Ruf vernimmt, es sollte Friede sein.
Da meint nun unser Held, daß man die Kinderpossen,
Die ihn vordem so oft verdrossen,

Vorlängst schon ausgeschwißt. Er wirkt sich Urlaub aus
Und suchet seines Vaters Haus.

*) Leimbach III, 227.

[blocks in formation]

Hermann Lingg.

(Geschichte der deutschen Nationallitteratur § 66).

Der schwarze Tod. *)

Erzitt're Welt! ich bin die Best. Ich komm' in alle Lande Und richte mir ein großes Fest; Mein Blick ist Fieber, feuerfest Und schwarz ist mein Gewande.

Ich komme von Aegyptenland In roten Nebelschleiern ; Am Nilusstrand im gelben Sand Entsog ich Gift dem Wüstenbrand Und Gift aus Dracheneiern.

Thal ein und aus, bergauf und ab, Ich mäh' zur öden Heide Die Welt mit meinem Wanderstab, Ich sey' vor jedes Haus ein Grab Und eine Trauerweide.

Ich bin der große Völkertod,
Ich bin das große Sterben,
Es geht vor mir die Wassersnot,
Ich bringe mit das teure Brot,
Den Krieg hab' ich zum Erben.

Es hilft euch nichts, wie weit ihr floht,
Mein sausend Roß geht weiter,
Ich bin der schnelle schwarze Tod,
Ich überhol' das schnellste Boot
Und auch den schnellsten Reiter.

Dem Kaufmann trägt man mich ins Haus Zugleich mit seiner Ware;

Er freut sich hoch, er lacht beim Schmaus,
Ich steig' aus seinem Schah heraus
Und streck' ihn auf die Bahre.

In meine Heimat kam ich wieder, Es war die alte Heimat noch, Dieselbe Luft, dieselben Lieder, Und alles war ein andres doch.

*) Leimbach III, 230.

Mir ist auf hohem Felsvorsprung Kein Schloß zu hoch, ich komme; Mir ist kein junges Blut zu jung, Kein Leib ist mir gesund genung, Mir ist kein Herz zu fromme.

Wem ich nur schau' ins Aug' hinein, Der mag kein Licht mehr sehen; Wem ich gesegnet Brot und Wein, Den hungert nur nach Staub allein, Den durstet's heimzugehen.

Im Osten starb der große Chan, Auf Indiens Zimmet-Inseln Starb Negerfürst und Muselmann, Man hört auch nachts in Ispahan Beim Aas die Hunde winseln.

Byzanz war eine schöne Stadt, Und blühend lag Venedig. Nun liegt das Volk wie welkes Blatt, Und wer das Laub zu sammeln hat, Wird auch der Mühe ledig.

An Nordlands legten Felsenriff,
In einen kleinen Hafen,
Warf ich ein ausgestorb'nes Schiff,
Und alles, was mein Hauch ergriff,
Das mußte schlafen, schlafen.

Sie liegen in der Stadt umher,
Ob Tag' und Monde schwinden;
Es zählt kein Mensch die Stunden mehr,
Nach Jahren wird man öd' und leer
Die Stadt der Toten finden.

Heimkehr.

Die Welle rauschte wie vor Zeiten, Am Waldweg sprang wie sonst das Reh, Von fern erklang ein Abendläuten, Die Berge glänzten aus dem See.

[blocks in formation]

Das Verhängnis kam über Xerres und stieg
Aus den Wellen empor zum hellenischen Sieg;
Dem Tyrannen, dem Herrn, der in Willkür thront,
Nicht erlag ihm das Volk, das am Meerstrand wohnt;
Denn es stählte der Alte, der Herrscher der Flut,
Mit unendlichem Mut

Sein geliebtes Geschlecht für die Seeschlacht.

Rings jezt, wo entzückter die Woge vernimmt
Manch' jonisches Lied, da erbraust sie und stimmt
In den Päan mit ein: es erblüh'n, es erblüh'n
Nach dem herrlichen Müh'n
Dithyrambische Tage der Freiheit!

[blocks in formation]

Luth'risch, Päpstisch und Calvinisch, diese Glauben alle drei
Sind vorhanden; doch ist Zweifel, wo das Christentum dann sei.

Die Liebe.

Nenne mir den weiten Mantel, d'runter alles sich versteckt? Liebe thut's, die alle Mängel gerne hüllt und fleißig deckt.

« AnteriorContinuar »