Da jauchzt' ihm wohl die Menge zu Auf seinen irren Zügen; Da plöblich sieh'! erhebt er sich Es zieht vor uns sein Wallenstein Es feiert die Friedländerin Ein göttlich Liebessterben, Maria wirft sich büßend hin, Den Himmel zu erwerben, Und hoch im ew'gen Glanze steht Die Frankenjungfrau fromm erhöht Bei allen Himmelserben. Und, ach! da kommt der freie Tell Mit seinen Eidgenossen. Ihm folgt der gute Sänger schnell, Burschenabschied. Bemooster Bursche zieh ich aus, Behüt' dich Gott, Philisterhaus! Zur alten Heimat geh ich ein, Muß selber nun Philister sein. Fahrt wohl, ihr Straßen grad' und krumm! Ich zieh' nicht mehr in euch herum, Durchtön' euch nicht mehr mit Gesang, Mit Lärm nicht mehr und Sporenklang. Was wollt ihr Kneipen all' von mir? Mein Bleiben ist nicht mehr allhier; Winkt nicht mit eurem langen Arm, Macht mir mein durstig Herz nicht warm! Ei grüß' euch Gott, Collegia! Auch du, von deinem Giebeldach, Du aber blüh' und schalle noch. Leb', alter Schlägerboden, hoch! In dir, du treues Ehrenhaus, Verfechte sich noch mancher Strauß! Da komm' ich, ach! an Liebchens Haus, Kind, schau noch einmal heraus, Heraus mit deinen Äuglein klar, Mit deinem dunklen Lockenhaar! Und weiter, weiter geht mein Lauf; Thut euch, ihr alten Thore auf! Leicht ist mein Sinn und froh mein Pfad, Gehab' dich wohl, du Musenstadt! Ihr Brüder drängt euch um mich her, Macht mir mein leichtes Herz nicht schwer! Auf frischem Roß mit frohem Sang Geleitet mich den Weg entlang! Im nächsten Dorfe kehret ein, Trinkt noch mit mir von Einem Wein! Nun denn, ihr Brüder, sei's, weil's muß, Das lezte Glas, den legten Kuß! Das Glöcklein des Glücks. *) Der König lag am Tode, da rief er seinen Sohn; ,,Du denkst dir wohl die Erde noch als ein Haus der Lust; Der König spricht's und scheidet. Der Sohn begriff ihn nicht: Zu Throne sigt er lächelnd, beweisen will er's klar, Und auf das Dach des Hauses, g'rad über seinem Saal, Aus deutschen Lesebüchern 111, 331. Den aber will er rühren (so thut er's kund im Land), So oft er sich recht glücklich in seinem Sinn empfand; Und trau'n! zu wissen glaubt er's, da wird kein Tag entflieh'n, An dem er nicht mit Rechten das Glöcklein dürfte zieh'n. Und Tag' um Tage heben ihr rosig Haupt empor; Einst tritt er, voll des Glückes erhörter Freundschaft, hin: Feind!"" Einst fliegt er, voll des Glücks erhörter Lieb', herein; „Mein Glück, mein Glück,“ so ruft er, „muß ausgeläutet sein!“ Da kommt sein blasser Kanzler und murmelt bang' und scheu: „„Herr, blüht denn auch dem König hienieden keine Treu'?"" Der König mag's verwinden, er hat ja noch sein Land Und einen vollen Säckel und eine mächt'ge Hand; Er hat noch grüne Felder, noch Wiesen voll von Duft, Zu seinem Fenster tritt er, sieht nieder, sieht hinaus, - sieh'! „Herr König, sieh'st du drüben den Rauch, den Brand, den Strahl? So rauchen uns're Hütten, so blißt der Nachbarn Stahl!"" „Ha, freche Räuber!" donnert der Fürst in wildem Glüh'n, Und statt des Glöckleins muß er sein rächend Eisen zieh'n. Schon bleichen seine Haare, vor Dulden wird er schwach, Doch als er nun, zu sterben, in seinem Stuhle saß, Da hört er vor dem Fenster Geschluchz ohn' Unterlaß. „Was soll das?" fragt er leise den Kanzler, „sprich's nur aus!" ,,,,Ach, Herr, der Vater scheidet, die Kinder steh'n vor'm Haus!"" ,,Herein mit meinen Kindern! — Und war man mir denn gut?" ,,,,Stünd', Herr, zu Kauf ein Leben: sie kauften dein's mit Blut!"" Da wogt's auch schon zum Saale gedämpften Schritt's herein, Und will ihn nochmal segnen, ihm nochmal nahe sein. "Ihr liebt mich also, Kinder?" Und tausend weinen!,,,,Ja!"" Der König hört's, erhebt sich, steht wie ein Heil'ger da; Sicht auf zu Gott, zur Decke, langt nach dem Seile stumm, und lächelnd sinkt er um. Thut einen Riß, es läutet, Der Falschmünzer. Der Scherge tritt zum Richter: „Herr, draußen steht ein Mann, Sein Haar ist wirr, sein Antlig verstört, sein Auge starr, Der Richter heißt ihn kommen, der Scherge führt ihn vor. Ihr Herr'n," beginnt der Fremde, leiht mir ein gnädig Ohr! Zu richten und zu strafen ist euer heilig Amt: So hört denn mein Verbrechen, und richtet und verdammt! Mord!"" „Die schwerste Schuld, wie heißt sie?" Die Richter meinen: Der Fremde lacht: „Die garst'ge, nächst kleinere sofort?" Verrat!"" so meint der Richter. Der Fremde lacht: „Und dann?" Falschmünzerei!"" so heißt es. -,,Halt, Herr! nun sind wir dran! Falschmünzerei! da habt ihr's. Ei seht, ihr klugen Herr'n, Die seht ihr an als Drittes? Ihr hälfet mir wohl gern? ,,,,Falschmünzer?"" fragt der Richter, „,,,wo münztet ihr und wie? ,,Erkennt ihr drauf die Spuren von Frohsinn, Liebe, Mut? „Das Mädchen gab mir Liebe, gab alles — alles mir, Und was merkt auf ihr Herren, was gab ich ihr dafür? sie nahm sie an für bar; sie nahm sie an für wahr. Ich münzte Treu' und Tugend, sie nahm sie an für Gold, Und unecht, falsch, verlogen war, was ich ihr gezollt. Sie schien sich reich, sie prahlte mit dem, was ich ihr gab, Doch als sie sich enttäuschte, da sank sie in das Grab. „Ein Mord, ihr Herr'n, was ist er? Das Eisen tötet schnell! ,,Drum sprecht, ihr Herr'n, mein Urteil! Ich bin darauf gefaßt, Ich kann sie nimmer tragen, die bange Sündenlast. Allnächtlich hör' ich's donnern: Falschmünzer! Kauf' dich los! - Die Richter steh'n erschüttert und rufen insgesamt: Beratet's mit dem Himmel, das ist nicht unser Amt. Da lacht der Fremde grinsend, dann weint er wieder drein: Hans Euler. *) den Tod. ,,Horch, Marthe, draußen pocht es; geh', laß den Mann herein, Es wird ein armer Pilger, der sich verirrte, sein! Grüß Gott, du schmuder Krieger! nimm Plaß an uns'rem Tisch, Das Brot ist weiß und locker, der Trank ist hell und frisch!“ Es ist nicht Trank, nicht Speise, wonach es not mir thut, Und als er lag am Boden, da schwur ich es ihm gleich, - „Doch nicht im Hause kämpf' ich, nicht zwischen Thür und Wand; Im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand! Den Säbel, Marthe, weißt du, womit ich ihn erschlug; Sie gehen mit einander den nahen Fels hinan; Nun steh'n sie an der Spike, da liegt die Alpenwelt, Mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust. Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft, Daneben Wälderkronen, darüber freie Luft; Und sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist, In Hütten und in Herzen der alten Treue Geist. Das seh'n die beiden droben; dem Fremden sinkt die Hand, Hans aber zeigt hinunter aufs liebe Vaterland: „Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht, Für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn tot.“ *) Leimbach IV, 285. |