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Da jauchzt' ihm wohl die Menge zu

Auf seinen irren Zügen;
Er aber hatte keine Ruh',
Es mocht' ihm nicht genügen;
Es saß der edle Riesengeist
In sich gekehret als verwaist,
Und seine Lieder schwiegen.

Da plöblich sieh'! erhebt er sich
Verklärt ganz und erneuet,
Der alte stolze Wahn entwich,
Vom jungen Licht zerstreuet.

Es zieht vor uns sein Wallenstein
Ins Leben, in den Tod hinein,
Daß es das Herz erfreuet.

Es feiert die Friedländerin Ein göttlich Liebessterben, Maria wirft sich büßend hin, Den Himmel zu erwerben, Und hoch im ew'gen Glanze steht Die Frankenjungfrau fromm erhöht Bei allen Himmelserben.

Und, ach! da kommt der freie Tell Mit seinen Eidgenossen.

Ihm folgt der gute Sänger schnell,
Er hat den Zug beschlossen,
Er singt im Himmel fort und fort,
Er denkt an dich, du Heimatsort,
Aus dem die Riesen sprossen.

Burschenabschied.

Bemooster Bursche zieh ich aus, Behüt' dich Gott, Philisterhaus! Zur alten Heimat geh ich ein, Muß selber nun Philister sein.

Fahrt wohl, ihr Straßen grad' und krumm! Ich zieh' nicht mehr in euch herum, Durchtön' euch nicht mehr mit Gesang, Mit Lärm nicht mehr und Sporenklang.

Was wollt ihr Kneipen all' von mir? Mein Bleiben ist nicht mehr allhier; Winkt nicht mit eurem langen Arm, Macht mir mein durstig Herz nicht warm!

Ei grüß' euch Gott, Collegia!
Wie steht ihr in Parade da!
Jhr dumpfen Säle, groß und klein,
Jest kriegt ihr mich nicht mehr hinein!

Auch du, von deinem Giebeldach,
Siehst mir umsonst, o Carzer nach!
Für schlechte Herberg' Tag und Nacht
Sei dir ein Pereat gebracht!

Du aber blüh' und schalle noch. Leb', alter Schlägerboden, hoch! In dir, du treues Ehrenhaus, Verfechte sich noch mancher Strauß!

Da komm' ich, ach! an Liebchens Haus, Kind, schau noch einmal heraus, Heraus mit deinen Äuglein klar, Mit deinem dunklen Lockenhaar!

Und weiter, weiter geht mein Lauf; Thut euch, ihr alten Thore auf! Leicht ist mein Sinn und froh mein Pfad, Gehab' dich wohl, du Musenstadt!

Ihr Brüder drängt euch um mich her, Macht mir mein leichtes Herz nicht schwer! Auf frischem Roß mit frohem Sang Geleitet mich den Weg entlang!

Im nächsten Dorfe kehret ein, Trinkt noch mit mir von Einem Wein! Nun denn, ihr Brüder, sei's, weil's muß, Das lezte Glas, den legten Kuß!

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Das Glöcklein des Glücks. *)

Der König lag am Tode, da rief er seinen Sohn;
Er nahm ihn bei den Händen und wies ihn auf den Thron:
„Mein Sohn," so sprach er zitternd, ,,mein Sohn, den laß ich dir;
Doch nimm mit meiner Krone noch dies mein Wort von mir!

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,,Du denkst dir wohl die Erde noch als ein Haus der Lust;
Mein Sohn, das ist nicht also, sei dessen früh bewußt!
Nach Eimern zählt das Unglüd, nach Tropfen zählt das Glück; -
Ich geb' in tausend Eimern zwei Tropfen kaum zurück!"

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Der König spricht's und scheidet. Der Sohn begriff ihn nicht:
Er sieht noch rosenfarben die Welt, im Maienlicht.

Zu Throne sigt er lächelnd, beweisen will er's klar,
Wie sehr getäuscht sein Vater von düst'rem Geiste war.

Und auf das Dach des Hauses, g'rad über seinem Saal,
Worin er schläft und sinnet und siht am frohen Mahl,
Läßt er ein Glöcklein hängen von hellem Silberklang,
Das läutet, wie er unten nur leise rührt den Strang.
*) Leimbach IV, 253.

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Aus deutschen Lesebüchern 111, 331.

Den aber will er rühren (so thut er's kund im Land), So oft er sich recht glücklich in seinem Sinn empfand; Und trau'n! zu wissen glaubt er's, da wird kein Tag entflieh'n, An dem er nicht mit Rechten das Glöcklein dürfte zieh'n.

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Und Tag' um Tage heben ihr rosig Haupt empor;
Doch abends, wenn sie's senken, trägt's einen Trauerflor.
Oft langt er nach dem Seile, das Auge klar und licht:
Da zuckt ihm 'was durchs Inn're, das Seil berührt er nicht.

Einst tritt er, voll des Glückes erhörter Freundschaft, hin:
„Ausläuten,“ ruft er, „will ich's, wie hochbeglückt ich bin!"
Da feucht ein Bot' ins Zimmer, der's minder spricht, als weint:
„Herr, den du Freund geheißen, verriet dich, wie ein

Feind!""

Einst fliegt er, voll des Glücks erhörter Lieb', herein; „Mein Glück, mein Glück,“ so ruft er, „muß ausgeläutet sein!“ Da kommt sein blasser Kanzler und murmelt bang' und scheu: „„Herr, blüht denn auch dem König hienieden keine Treu'?""

Der König mag's verwinden, er hat ja noch sein Land

Und einen vollen Säckel und eine mächt'ge Hand;

Er hat noch grüne Felder, noch Wiesen voll von Duft,
Und drauf den Fleiß der Menschen und d'rüber Gottes Luft!

Zu seinem Fenster tritt er, sieht nieder, sieht hinaus,
Und Wiege seines Glückes bedünkt ihn jedes Haus.
Zum Seil hin eilt er glühend, will zieh'n, will läuten
Da stürmt's herein zum Saale, da fällt's vor ihm aufs Knie.

-

sieh'!

„Herr König, sieh'st du drüben den Rauch, den Brand, den Strahl? So rauchen uns're Hütten, so blißt der Nachbarn Stahl!""

„Ha, freche Räuber!" donnert der Fürst in wildem Glüh'n, Und statt des Glöckleins muß er sein rächend Eisen zieh'n.

Schon bleichen seine Haare, vor Dulden wird er schwach,
Und stets noch schwieg das Glöcklein auf seines Hauses Dach.
Und wenn's auch oft wie Freude sich auf die Wang' ihm drängt,
Er denkt kaum mehr des Glöckleins, das er hinaufgehängt.

Doch als er nun, zu sterben, in seinem Stuhle saß, Da hört er vor dem Fenster Geschluchz ohn' Unterlaß. „Was soll das?" fragt er leise den Kanzler, „sprich's nur aus!" ,,,,Ach, Herr, der Vater scheidet, die Kinder steh'n vor'm Haus!""

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,,Herein mit meinen Kindern! — Und war man mir denn gut?" ,,,,Stünd', Herr, zu Kauf ein Leben: sie kauften dein's mit Blut!"" Da wogt's auch schon zum Saale gedämpften Schritt's herein,

Und will ihn nochmal segnen, ihm nochmal nahe sein.

"Ihr liebt mich also, Kinder?" Und tausend weinen!,,,,Ja!"" Der König hört's, erhebt sich, steht wie ein Heil'ger da;

Sicht auf zu Gott, zur Decke, langt nach dem Seile stumm, und lächelnd sinkt er um.

Thut einen Riß, es läutet,

Der Falschmünzer.

Der Scherge tritt zum Richter: „Herr, draußen steht ein Mann,
Von schwerer Schuld belastet klagt er sich selber an;

Sein Haar ist wirr, sein Antlig verstört, sein Auge starr,
Und wär' er kein Verbrecher, ich meint': er wär' ein Narr!"

Der Richter heißt ihn kommen, der Scherge führt ihn vor. Ihr Herr'n," beginnt der Fremde, leiht mir ein gnädig Ohr! Zu richten und zu strafen ist euer heilig Amt:

So hört denn mein Verbrechen, und richtet und verdammt!

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Mord!""

„Die schwerste Schuld, wie heißt sie?" Die Richter meinen: Der Fremde lacht: „Die garst'ge, nächst kleinere sofort?" Verrat!"" so meint der Richter. Der Fremde lacht: „Und dann?" Falschmünzerei!"" so heißt es. -,,Halt, Herr! nun sind wir dran!

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Falschmünzerei! da habt ihr's. Ei seht, ihr klugen Herr'n,

Die seht ihr an als Drittes? Ihr hälfet mir wohl gern?
Ich sage, sie ist ärger, als Mord, als Hochverrat!
Falschmünzer, ja, das war ich, — beschönigt nicht die That!"

,,,,Falschmünzer?"" fragt der Richter, „,,,wo münztet ihr und wie?
Betriebt ihr's mit Genossen? Bekennet und nennet sie!““
Der Fremde spricht, wie höhnend: Ihr Herr'n, verstellt euch nicht,
Blickt auf aus euern Büchern, blickt mir ins Angesicht!

,,Erkennt ihr drauf die Spuren von Frohsinn, Liebe, Mut?
Den Zug verwelkter Maien, die Kohl' erloschner Glut?
Das fing mit seinen Reizen ein unerfahr’nes Kind,
Ein Kind, das gar nicht ahnte, was böse Menschen sind!

„Das Mädchen gab mir Liebe, gab alles — alles mir, Und was merkt auf ihr Herren,

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was gab ich ihr dafür?

sie nahm sie an für bar;

sie nahm sie an für wahr.

Ich münzte Treu' und Tugend, sie nahm sie an für Gold, Und unecht, falsch, verlogen war, was ich ihr gezollt.

Sie schien sich reich, sie prahlte mit dem, was ich ihr gab,

Doch als sie sich enttäuschte, da sank sie in das Grab.

„Ein Mord, ihr Herr'n, was ist er? Das Eisen tötet schnell!
Was ist Verrat? Er schlachtet sein Opfer auf der Stell'!
Falschmünzerei ist ärger, sie hält den Glauben hin,
Vergiftet das Vertrauen, verhöhnt den g'raden Sinn.

,,Drum sprecht, ihr Herr'n, mein Urteil! Ich bin darauf gefaßt, Ich kann sie nimmer tragen, die bange Sündenlast.

Allnächtlich hör' ich's donnern: Falschmünzer! Kauf' dich los!
Ersey! Ersey'! Unmöglich! die Summ' ist allzugroß!"

-

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Die Richter steh'n erschüttert und rufen insgesamt:

Beratet's mit dem Himmel, das ist nicht unser Amt.
Wir richten nicht die Herzen, wir richten nur die That:
Für falsche Seelenmünze giebt's keinen Menschenrat!""

Da lacht der Fremde grinsend, dann weint er wieder drein:
„O Unglück!“ ruft er, „unwert des Henkerbeils zu sein!“
Er geht, und, was kein Richter ihm gab in seiner Not,
Giebt ihm, nach langer Buße, zuleßt der Gram,

Hans Euler. *)

den Tod.

,,Horch, Marthe, draußen pocht es; geh', laß den Mann herein, Es wird ein armer Pilger, der sich verirrte, sein!

Grüß Gott, du schmuder Krieger! nimm Plaß an uns'rem Tisch, Das Brot ist weiß und locker, der Trank ist hell und frisch!“

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Es ist nicht Trank, nicht Speise, wonach es not mir thut,
Doch, so ihr seid Hans Euler, so will ich euer Blut!
Wißt ihr, vor Monden hab' ich euch noch als Feind bedroht:
Dort hatt' ich einen Bruder, den Bruder schlugt ihr tot.

Und als er lag am Boden, da schwur ich es ihm gleich,
Daß ich ihn wolle rächen, früh oder spät, an euch!““
„Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Streit,
Und kommt ihr, ihn zu rächen, wohlan! ich bin bereit!

-

„Doch nicht im Hause kämpf' ich, nicht zwischen Thür und Wand; Im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand!

Den Säbel, Marthe, weißt du, womit ich ihn erschlug;
Und soll ich nimmer kommen: - Tirol ist groß genug!"

Sie gehen mit einander den nahen Fels hinan;
Sein gülden Thor hat eben der Morgen aufgethan;
Der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein,
Und höher stets mit beiden der liebe Sonnenschein.

Nun steh'n sie an der Spike, da liegt die Alpenwelt,
Die wunderbare, große, vor ihnen aufgehellt;
Gesunk'ne Nebel zeigen der Thäler reiche Lust,

Mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust.

Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft,

Daneben Wälderkronen, darüber freie Luft;

Und sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist,

In Hütten und in Herzen der alten Treue Geist.

Das seh'n die beiden droben; dem Fremden sinkt die Hand, Hans aber zeigt hinunter aufs liebe Vaterland:

„Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht, Für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn tot.“

*) Leimbach IV, 285.

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