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Das Lied vom Sterben.

Stimm' an das Lied vom Sterben,

Ten erniten Abschiedsiang,
Vielleicht läuft heut zu Ende
Tein ird'icher Lebensgang;
Und eh' die Sonne sintet,
Beichließest du den Lauf.
Und wenn die Sonne steiget,
Etehst du nicht mit ihr auf.

Gs giebt nichts Ungewinner's,
Als Leben, Freud' und Not,
Allein auch nichts Gewinner's,
Als Scheiden, Sterben, Tod.
Wir scheiden von dem Leben
Bei jedem Lebensichritt,
Uns stirbt die Freud' im Herzen,
Und unser Herz stirbt mit.

An unierm Bilgeritabe Zieh'n wir dahin zum Grab', Und jelbit des Königs Szepter Zit nur ein Bilgerstab. Ein Pilgertleid hat allen Die Erde hier beschert, Wir tragen's auf der Erde Und lañen's auch der Erd'.

Geb, übersteig nur Berge Und Höh'n, es steht dir frei: Dem kleinen Grabeshügel Kommst du doch nicht vorbei. Da gehst du nicht hinüber, Und ist er noch so klein; Da bleibst du müde liegen, Da legt man dich hinein.

So fing' das Lied vom Sterben, Das alte Pilgerlied,

Weil deine Straße täglich

Tem Grabe näher zieht.

Laß dich es mild und freundlich
Wie Glockenton umweh'n,
Es läute dir zum Sterben,
Doch auch zum Aufersteh'n!

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Beklag' es nicht, wenn oft mit Beben
Ein Sturm uns durch die Seele braus't;
Denn welkes und gesundes Leben
Das scheidet seine starke Faust.

Bei der

In Buchau haben's Prüfung g'habt,
Jezt hat der Pfarrer an Buab'n g'fragt:
„Der heili' Geischt, gel Hans, dös woaßt,
Der is als a Taub'n da abig'roast,
Und jezt sollst ma sagen dös woaßt aa

g'wiß

An was für an Tag dös g'schehgn is?“

Du bist dieKraft, wenn ich ermattet schwanke, Du bist die Sonne, wenn mein Tag wird trübe, Und geh' ich schlafen, ist's mein Nachtgedanke, Ob du mich lieb hast, so, wie ich dich liebe.

Predi'.

Nur oaner lahnt so an der Kirchthür dran. „No,“ sag i, „kann Dir denn jezt gar nir an?“ *)

"Ja," sagt er und rührt si' gar net dabei, "Ja,"" wissen's, i bin nit aus dera Pfarrei!""

Sturm.

Wie in den grünen Bäumen allen Im sonnenreifen Laubgeäst:

Was welk in uns, das mag nun fallen, Was grünt, hält auch im Sturme fest. Prüfung.

Der Bua ward stöckisch – mit der Sprach. – „No," sagt der Pfarrer, so denk nur nach,

Schaug her und besien di halt a weni',
War's z' Weinacht oder an Dreitöni?
So b'sien di nur; steh' nit so da,
Und wie's dir's einbildst, sagst es na!"

"Ja," sagt der Bua, „,,,i bild mir ein,
An Fasnacht werd's halt g'schehgn sein.""

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Friedrich Leopold von Stolberg.

(Geschichte der deutschen National-Litteratur § 47.)

Der Harz.*) 1772.

Herzlich sei mir gegrüßt, wertes Cheruskerland,
Land des nervigen Arms und der gefürchteten
Kühnheit, freieres Geistes,

Denn das flache Gefild umher!

Dir gab Mutter Natur aus der vergeudenden
Urne männlichen Schmuck, Einfalt und Würde dir,
Wolkenhöhnende Gipfel,

Donnerhallende Ströme dir.

Im antwortenden Thal wallet die goldene

Flut des Segens und strömt in den genügsamen
Schoß des lächelnden Fleißes,

Der nicht färglich die Garben zählt.

*) Aus deutschen Lesebüchern 1II, 210.

Schafe weiden die Trift; auf der gewässerten
Aue brüllet der Stier, stampft das gesättigte
Roß; die bärtige Ziege

Klimmt den zackigen Fels hinan.

Wie der schirmende Forst deinen erhabenen
Nacken schattet! Er nährt stolzes Geweihe dir,
Dir den schnaubenden Keuler,

Der entgegen der Wunde rennt.

Dein wohlthätiger Schoß, selten mit goldenem
Fluche schwanger, verleiht nühendes Eisen uns,
Das den Acker durchschneidet

Und das Erbe der Väter schüßt.

Dir giebt reinere Luft und die teutonische

Keuschheit Jugend von Stahl. Moosigen Eichen gleich
Achten silberne Greise

Nicht der eilenden Jahre Flug.

Dort im wehenden Hain wohnt die Begeisterung;

Felsen jauchzten zurück, wenn sich der Barden Sang

Unter bebenden Wipfeln

Durch das hallende Thal ergoß.

Und dein Hermann vernahm's: Sturm war sein Arm, sein Schwert
Wetterflamme: betäubt stürzten die trozigen

Römeradler, und Freiheit

Strahlte wieder im Lande Teuts.

Doch des Heldengeschlechts Enkel verhülleten

Hermanns Namen in Nacht, bis ihn (auch er dein Sohn)
Klopstocks mächtige Harfe

Sang der horchenden Ewigkeit.

Heil, Cheruskia, dir! Furchtbar und ewig steht,

Gleich dem Brocken, dein Ruhm. Donnernd verkünden dich
Freiheitsschlachten, und donnernd

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Dich unsterblicher Lieder Klang.

Der Felsenstrom.*) 1775.

Das Lallen des Edlen im sprudelnden Quell.

Wie bist du so schön

In silbernen Locken!

*) Lüben und Nade II, 221.

Wie bist du so furchtbar

Im Donner der hallenden Felsen umber!

Dir zittert die Tanne:

Du stürzest die Tanne
Mit Wurzeln und Haupt.

Dich fliehen die Felsen:

Du haschest die Felsen

Und wälzest sie spottend wie Kiesel dahin.

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*) Lüben und Nade II, 224. **) Aus deutschen Lesebüchern III, 169.

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