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Joseph Freiherr von Eichendorff.

(Geschichte der deutschen National Litteratur § 63.)

Das zerbrochne Ringlein.*)

In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad, .
Mein' Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu versprochen,"
Gab mir ein'n Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen:
Mein Ringlein sprang entzwei.

Ich möcht' als Spielmann reisen Weit in die Welt hinaus

Und singen meine Weiseniodies

Und geh'n von Haus zu Haus.

Ich möcht' als Reiter fliegen
Wohl in die blut'ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen

Im Feld bei dunkler Nacht.

Hör' ich das Mühlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will
Ich möcht' am liebsten sterben;
Dann wär's auf einmal still.

*) Leimbach I, 180.

Aus deutschen Lesebüchern III, 166.

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Es war, als hätt' der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nur träumen müßt'.

Mondnacht.

Die Luft ging durch die Felder, Die Aehren wogten sacht, Es rauschten leis' die Wälder: So sternklar wie die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Auf meines Kindes Tod.

Freuden wollt' ich dir bereiten; Zwischen Kämpfen, Luft und Schmerz Wollt' ich treulich dich geleiten escor Durch das Leben himmelwärts.

Doch du hast's allein gefunden,
Wo kein Vater führen kann,
Durch die ernste dunkle Stunde
Gingst du schuldlos, mir voran.
gentle breezes

Wie das Säuseln leiser Schwingen
Draußen über Thal und Kluft
Ging zur selben Stund' ein Singen
Ferne durch die stille Luft.

Und so fröhlich glänzt der Morgen, 's war, als ob das Singen sprach: Jeho lasset alle Sorgen, Liebt ihr mich, so folgt mir nach!

Ich führt' dich oft spazieren
In Wintereinsamkeit.
Kein Laut ließ sich da spüren,
Du schöne, stille Zeit!

Lenz ist's nun, Lerchen singen
Im Blauen über mir,
Ich weine still sie bringen
Mir einen Gruß von dir.

home

Von fern die Uhren schlagen,
Es ist schon tiefe Nacht,
Die Lampe brennt so düster,
Dein Bettlein ist gemacht.

Die Winde nur noch gehen
Wehklagend um das Haus,
Wir sißen einsam drinnen
Und lauschen oft hinaus.

Es ist, als müßtest leise
Du klopfen an die Thür,
Du hätt'st dich nur verirret
Und kämst nun müd zu mir.

Wir armen, armen Thoren!
Wir irren ja im Graushoir
Des Dunkels noch verloren
Du fand'st dich längst nach Haus.

Mein liebes Kind, Ade! Ich konnt' Ade nicht sagen, Als sie dich fortgetragen, Vor tiefem, tiefem Weh.

Jezt auf lichtgrünem Plan Stehst du im Myrtenkranze Und lächelst aus dem Glanze Mich still voll Mitleid an.

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Ernst Freiherr von Feuchtersleben.

(Geschichte der deutschen National-Litteratur § 62.)

Nach altdeutscher Weise. *)

Es ist bestimmt in Gottes Rat,
Daß man, was man am liebsten hat,
Muß meiden;

Wiewohl nichts in dem Lauf der Welt
Dem Herzen, ach! so sauer fällt,
Als Scheiden! ja Scheiden!

So dir geschenkt ein Knösplein was,
So thu' es in ein Wasserglas;
Doch wisse:

Blüht morgen dir ein Röslein auf,
Es welkt wohl noch die Nacht darauf:
Das wisse! ja wisse!

Und hat dir Gott ein Lieb beschert,

Und hälst du sie recht innig wert,
Die Deine:

Es werden wohl acht Bretter sein,
Da legst du sie, wie bald! hinein;
Dann weine! ja weine!

Nur mußt du mich auch recht versteh'n,
Ja, recht versteh'n,

Wenn Menschen auseinandergeh'n,
So sagen sie auf Wiederseh'n!

Ja Wiederseh'n!

Goethe.

Noch Ein Gedicht! nur eine Weihespende

-

Dem stets zu früh! Geschied’nen, unserm Größten,
Des Leben ein Versuch war, uns zu trösten,
Doch keinen Trost ließ für sein eigen Ende;

Dem Herrlichen, des starke, sanfte Hände
Den Knoten: Menschendasein schonend lösten,
Des tiefe Worte Kraft ins Zarte flößten,
Maß in die Kraft, daß sie sich nicht verschwende;

Dem weisen Anerkenner der Naturen,
Dem sorglich treuen Kunst- und Welterklärer,
Dem heitren Waller auf der Gottheit Spuren;

Dem Auferwecker unsrer Morgenröte,

Dem Sohn der Alten, unsrem Vater, Lehrer,
Dem alldurchdrungnen, Alldurchdringer Goethe!

Wie doch die Menschen sich winden und wehren,
Um nur das Gute nicht zu verehren!

Daß wir nur Menschen sind, das beug' in Ergebung das Haupt uns:
Doch, daß Menschen wir sind, richt' es uns herrlich empor!

*) Aus deutschen Lesebüchern II, 618.

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