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lenz bewundernswürdigen Eigenschaften reden, und doch noch Materie genug übrig haben, Sie die folgenden Jahre damit zu unterhalten.

Die Gråfin. Und Sie besitzen eine so einnehmenbe Beredsamkeit, daß ich niemals måde werden würde, Sie anzuhören. Allein, es ist zwar eine schöne Sache um eine angenehme Unterredung; doch ein zärtlicher und feuriger Liebhaber lässt es nicht dabei bewenden; er unterbricht das Gespräch zuweilen durch ein wenig Leichtfertigkeit. Er hat seinem geliebten Gegenstande so viel zu sagen, daß ihm die Sprache zu unvollkommen ist, sich auszudrücken; er nimmt noch andre Zeichen zu Hülfe. Verstehen Sie mich? Herr Baler?

Valer. (füsset ihre Hand) Urtheilen Ihre Excellenz selbst, ob ich Sie verstehe..

Der Graf Die Vorigen.

Der Graf. (ohne die andern zu sehen) Der Licentiat istein Zauderer. Erst hat er mir den Mund durch die Abschils derung seiner Braut ganz wässericht gemacht; und nun muß ich mir bald die Augen blind nach ihr sehen. (Er fleht sich nach glen Thüren und Fenstern um)

Valer. (obne den Grafen zu sehen) Meine Lippen saugen zu viel Wollust: aus dieser reizenden Hand; ich kann unmögs lich schon aufhören. (Er wiederholt die Handküffe.)

Die Gräfin. (sehr verliebt) Ach! was haben Sie für feurige Lippen! Sie brennen recht, sie entzünden mein gans zes Geblüte.

Der Graf. Ha! wo ich nicht irre, so ist sie schon da. (Er geht auf die Gräfin zu.)

Valer. (wiederholt den Handkuß, und wird zugleich den Grafen gewahr.) Da ist Ihr Gemahl.

Der

Der Graf. Mein schönstess Ey! es ist meine Frau, (ju Baler) Lassen Sie sich nicht stören, mein Herr; ich suchte Jemand anders. (Geht ab.)

V.

Romanus.

Karl Franz Romanus, geb. zu Leipzig, 1731, gest. zu Dresden, als kurf. sächs. wirklicher Geheimer Kriegsrath, 1787. Ein paar Stücke von ihm waren schon früher auf dem deutschen Theater gangbar, als sie von ihm im J. 1765 in eine Sammlung gebracht wurden, welche bloß den Titel, Komödien, führt. Diese enthält folgende Lustspiele: Die Brüder, nach dem Terenz, in fünf Aufzügen - Krispin Als Vater Der Wechselschuldner Das Tarockspiel -Der Vormund. —— Man hat Unrecht, diese Stücke

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jest ganz unaufgeführt zu lassen; ungelesen sollten len

sie aber wenigstens nicht bleiben, weil sie wirklich viel originalen Werth, und mehr äckte komische Kraft haben, als man in allen, auch den besten, deutschen Lustspielen unsrer frühern Geschmacksperiode findet. Das gerechte Lob, welches vers schiedne Kunstrichter von Ansehen ihnen ertheilt, scheint ins deß nicht sehr auf unser Publikum gewirkt zu haben. Das erste Stück, die Brüder gaben dem sel. Lessing *) zu einer trefflichen Bergleichung dieser Nachahmung mit dem Originale des Terenz, und zu einer kritischen Zergliederung der Vor? züge dieses leßtern, Gelegenheit. Es heisst darin unter ans dern:,,Herr Romanus hat seine Komödien zwar ohne seis nen Namen herausgegeben; aber doch ist sein Name durch fie bekannt geworden. Noch jetzt sind diejenigen Stücke, die sich auf unsrer Bühne von ihm erhalten haben, eine Empfehs lung seines Namens, der in Provinzen Deutschlandes ges Y5 nannt

*) Hamb. Dramaturgie, St. LXX. XCVI ff.

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nannt wird, wo er ohne sie wohl nie wåre gehört worden. Aber welches widrige Schicksal hat auch diesen Mann ́abges halten, mit seinen Arbeiten fürs Theater so lange fortzufahı ren, bis die Stücke aufgehört håtten, seinen Namen zu empfehlen, und sein Name dafür die Stücke empfohlen Håtte ?. In den Literaturbriefen wird das Lustspiel, Crispin als Vater, für das beste dieses Verfassers erklårt; und das ist es auch wohl in jedem Betracht. Wir haben wenig Intriguenstücke, die so gut durchgeführt und so durchs aus unterhaltend wären; auch ist der Dialog so rasch und lebhaft, wie man ihn in keinem deutschen Stücke von gleichzeitiger Entstehung antreffen wird. Ich habe die Bos

mödien dieses Dichters nicht gleich zur Hand, um irgend eine Scene daraus als Probe mitzutheilen; aber ihrer Les fung und ehemaligen Vorstellung ́- denn jeßt ist man unges recht genug, sie nicht mehr zu spielen — erinnere ich mich immer noch mit Vergnügen.

VI.
Leffing.

Zwiefach groß, und in dieser Größe, und in seinem Einfluß auf deutschen Geschmack allgemein anerkannt, ist das Verdienst, welches sich Lessing als Dichter und Kunstrichter um die deutsche Schaubühne erwarb. Schon im Jahre 1748 wurde sein erstes Lustspiel, der junge Gelehrte, auf das Neuberische Theater gebracht; und diesem folgten bald Hers nach: der Misogyn die Juden der Freigeift, und der Schatz.,,Ich muß es, sagt er in der Vorrede zum dritten Theile der åltern Duodezausgabe seiner Schriften, ich muß es, der Gefahr belacht zu werden ungeachtet; gestes hen, daß unter allen Werken des Wißes die Komödie dasjenige ist, an welches ich mich am ersten gewagt habe. Schon in Jahren, da ich nur die Menschen aus Büchern kannte —

beneibenswürdig ist der, der sie niemals näher kennen lernt!

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von

beschäftigten mich die Nachbildungen von Thoren, an deren Dasey.. mir nichts gelegen war. Theophrast, Plauz tus und Terenz waren meine Welt, die ich, in dem engen Bezirk einer klostermäßigen Schule, mit aller Bequemlichkeit studirte." Diesen und mehrere dort von ihm angeführte Umstände solite man bei der Beurtheilung jener Stücke, vors nehmlich des jungen Gelehrten, der wohl von allen das schwächste, obgleich nicht ohne Spuren des åchten Genies ist, nicht aus der Acht lassen. Bergleicht man aber diese Lufts spiele vollends mit den meisten damaligen dramatischen Pros dukten unsers Baterlandes, wie sehr stechen sie da in jedem Betracht hervor; und wie sehr rechtfertigt ihr Werth, Seiten der Erfindung, der feinen Kunst, des wahren Kos mischen, und des meisterhaften Dialogs, den großen, auss gezeichneten Beifall, den sie erhielten, und die Sorgfalt, womit sich 2. im Jahre 1767 ihrer wieder annahm, und sie zu einer neuen Auflage wieder durchsah und verbesserte. Wie weit übertraf er aber sich selbst durch das erst im J. 1763 verfertigte Luftspiel Minng von Bernhelm, worin fich so viel geläuterter Geschmack, eine so innige Herzenst tunde, die feinste Weltkenntniß, und voller Befit alles Reichthums und aller Schönheiten unsrer Sprache und ihrer dialogischen Kraft und Mannichfaltigkeit überall verråth; Ein paar der schönsten Scenen daraus rücke ich hier ein; sie bedürfen keines Kommentars; auch ist die Haupthandlung dieses Stücks bekannt genug, und es bleibt noch jest, nach dreißig Jahren, das unübertroffene Meisterwerk der Deutfchen in dieser Gattung. Schade übrigens, daß so

manche Entwürfe zu Lustspielen, die der sel. L. zum Theil niederschrieb, zum Theil in feinem Kopfe mit sich herumi trug, unausgeführt, und manche angefangne Stücke unvols lender blieben! Diese leßtern sind von seinem Bruder in dem zu Berlin 1784 herausgekommenen ersten Theile feines Thera

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Theatralischen Llachlasses gesammelt.

Der Schlaftrunk

und die Matrone von Ephesus sind darunter die merks Hier also die Scenen aus Minna von

würdigsten.

Barnhelm:

Just. von Tellheim.

v. Tellheim, Bist du da?

Just. (indem er sich die Augen wischt) Ja!

v. Tellheim. Du hast geweint?

Just. Ich habe in der Küche meine Rechnung geschries ben, und die Küche ist voll Rauch. Hier ist sie, mein Herr! v. Tellheim. Gieb her.

Just. Haben Sie Barmherzigkeit mit mir, mein Herr. Ich weiß wohl, daß die Menschen mit Ihnen keine haben; aber

v. Tellheim. Was willst du?

Just. Ich hatte mir eher den Tod, als meinen Abs schied vermuthet.

v. Tellheim. Ich kann dich nicht länger brauchen; ich muß mich ohne Bedienten behelfen lernen. (schlägt die Rechnung auf und lieset.) ,, Was der Herr Major mir schuldig: Drei „und einen halben Monat Lohn, den Monat 6 Thaler, macht ,,21 Thaler. Seit dem ersten dieses, an Kleinigkeiten auss „, gelegt, 1 Thaler 7 Gr. 9 Pf. Summa Summarum 22 ,, Thaler 7 Gr. 9 Pf." Gut, und es ist billig, daß ich dies sen laufenden Monat ganz bezahle.

Juft. Die andere Seite, Herr Major

v. Tellheim. Noch mehr? (lieset),,Was dem Herrn Major ich schuldig: An den Feldscheer für mich bezahlt, ,,25 Thaler. Für Wartung und Pflege, während meiner ,,Kur, für mich bezahlt 39 Thaler. Meinem abgebrannten ,, und geplünderten Vater, auf meine Bitte, vorgeschossen, ,, ohne die zwei Beutepferde zu rechnen, die er ihm geschenkt, ,,50 Thaler. Summa Summarum, 114 Thaler. Davon ,, abgezogen vorstehende 22 Thaler 7 Gr. 9 Pf. bleibe dem

Herrn

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