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Mit der Entstehung des Trauerspiels war es in Frankreich eben so, wie in Italien; es entstand spåter, als das Lufts spiel. Anlaß dazu scheinen verschiedne Uebersetzungen gries chischer Tragödien gegeben zu haben, deren man schon eine vom Jahre 1480 hat, und die zu Anfange des folgenden Jahrhunderts zahlreicher wurden. Um die Mitte desselben wurde die Cleopatre Captive des Jodelle zuerst aufgeführt; und diese pflegt man daher als das erste förmliche Trauerspiel der Franzosen anzusehen. Pasquier sagt von diesem Dichter: Jodelle n' avoit pas mis l'oeil aux bons livres; mais en lui y avoit un naturel esmerveillable. Et ceux qui de ce tems-là jugeoint des coups, difoient, que Ronfard eftoit le premier des Poëtes, mais que Jodelle en estoit le démon. In dieser Kleopatra giebt es aber freilich wenig eigentlich theatralische Handlung, wenig wahres Interesse; sie ist mit einem Chor versehen, und ganz in griechischer Form. Die Sprache hat wenig Adel und Feinheit. Wenn z. B. im dritten Akte Kleopatra dem Oktavian, um ihn zu ihrem Vortheile zu stimmen, ihren Schah hingiebt, und einer ihrer Unterthanen, Selcukus, ihr vorwirft, sie habe nicht alles hingegeben, fållt ihm Kleopatra in die Haare, mishandelt ihn mit Schlägen und Stößen, und ruft:

Ah faux meurtrier! Ah faux traiftre! Arraché
Sera le poil de ta tête cruelle.

Que pluft aux Dieux que le fuft ta cervelle!

Tien, traiftre, tien. Sel. O Dieux! Cl. Cas dé

testable!!

Un Serf! un Serf! Oct. Mais chofe émerveillable m'accuses-tu?

D'un coeur terrible! Cl. Et quoy
Me croyois tu veuve de ma vertu,
Comme d'Antoine? Ah traiftre!

Sel. Retiens - la,

Puissant Célar, retiens - la donc. Cl. Voilà

Vous mes bienfaits. Hon! le deuil qui m'efforce,
Donne à mon coeur langoureux telle force,
Que je pourrois, ce me femble, froiffer

Du poing tes os,

et tes flancs crevafler

A coups de pied.

Oct. O quel grinfant courage!

Mais rien n'est plus furieux que la rage
D'un coeur de femme. etc.

Jodelle schrieb auch noch eine Dido, ganz vom nåmli chen Schlage. Im Komischen war er glücklicher. Ihm folgten bald mehrere, jeßt fast sämtlich vergessene, tragische Dichter; z. B. Peruse, Grevin, Fileul, Garnier, Bils lard, Brinon, Hardy, Regnault, u... f. *). Vorzüglich war Rotrou um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ein beliebter Schauspieldichter, und er trug ohne Zweifel zur Verbesserung der tragischen Gattung nicht wenig bei; daher schäßte ihn auch Corneille sehr, ob er ihn gleich weit übers traf. Unter seinen Trauerspielen hat sich der Venceslas allein auf der französischen Bühne erhalten; und Marmontel fand ihn einer Umarbeitung würdig, die jedoch dem alten Origis nale nachgesetzt wurde, und viele Journalfehden veranlasste, Sonst hat man von Rotrou noch eine Antigone Hercule Mourant Bélifaire Iphigénie - und Cofroës.

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II.

*) Man sehe das zahlreiche Verzeichniß französischer Trauers ipicldichter in der Neuen Ausgabe von Sulzer's Allg. Th. d. sh. K. Art. Trauerfpiel.

II.

Pierre Corneille.

Mit diesem berühmten Dichter, dem die Franzosen ges wöhnlich den Beinamen des großen Corneille geben, beginnt die neuere und bessere Epoche ihres Trauerspiels. Er wurde zu Rouen im J. 1606 geboren, stüdicte im Jesuiterkollegium daselbst, legte sich auf die Rechtsgelehrsamkeit, wurde auch Generaladvokat, verließ aber bald hernach diesen Stand, und widmete sich ganz der Poesie, wozu ihn besonders ein Liebesverständniß veranlasste, dessen Geschichte er zur Grands lage seines ersten Lustspiels, Melite, machte, welches im J. 1626 zuerst gegeben wurde. Ungeachtet es sich von den bisherigen Schauspielen dieser Art sehr vortheilhaft unterr schied, erhielt es doch, des allzu einfachen Plans wegen, teis nen sonderlichen Beifall. Sein zweites Stück, Clitandre, war dagegen mehr verwickelt; gefiet aber doch eben so wenig. Besseres Glück hatten schon seine folgenden Komödien: La Veuve la Suivante la Gallerie du Palais.

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Cora

neille sah jezt selber seine geringen Fähigkeiten zum Komis schen ein, und versuchte sich in der tragischen Gattung, die ihm auch sogleich besser gelang. Sein erstes Trauerspiel war Mede'e, welches vielen Beifall erhielt. Hierauf schrieb er wieder ein Luftspiel, Pillusion Comique, ganz im spanis schen Geschmack; und sodann die berühmte Tragödie, der Cid, wozu er den Stoff gleichfalls aus dem Spanischen ent lehnt hatte. Dem Ruhme, den er sich dadurch bei den Kens nern erwarb, stellte sich, wie bekannt, eine Parthei von eins seitigen Tadlern entgegen, deren Einfluß dadurch nicht wenig unterstüßt wurde, daß sich der Kardinal Richelieu an ihrer Spike befand. Corneille wandte sich an die französische Akas demie, die ihm aber nicht völlige Gerechtigkeit widerfahren ließ. Dieß Stück wurde indeß fast in alle lebende Sprachen, selbst in die spanische überseßt, aus der es doch eigentlich ger

nommen

1

nommen war. Seine übrigen Trauerspiele sind: les Hord! Polyeucte Pompée Rodogune

ces

Androméde

Cinna

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Oedipe Sertorius

Nicoméde

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Agéfilas Attila - Tite et Bérenice

Suréna.

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Er starb im J. 1684.

Wenn gleich die

Bewunderung im Ganzen oft blind und übertrieben war, deren Corneille von jeher bei seiner Nation genoß; so hat file doch unstreitig in mehr als Einer Rücksicht Ursache, auf diesen Dichter stolz zu seyn, und verdankt ihm fast die ganze bessere Ausbildung ihrer tragischen Dichtkunst. Würde und Adel der Gesinnungen, åchtes Pathos in den Situationen, eine gewisse durchgängige Feierlichkeit in der Darstellung der Handlungen und Empfindungen, ein oft mehr epischer als tragischer Schwung des Ausdrucks, waren ihm vorzüglich eigen. Er selbst hielt seine Rodogune für sein bestes Traueri spiel, sette es über seinen Cid und Cinna, und glaubte, daß seine übrigen Stücke wenige Vorzüge hätten, die in jenem nicht vereint anzutreffen wåren. Herr Lessing hat indeß *) bei einer nåhern und sehr scharfsinnigen Zergliederung dessels ben, manche Mängel darin aufgedeckt; unter andern mißgés schilderte Charaktere, und bloß schimmernde, schaudernde Tiraden, dergleichen, wie er bemerkt, bei keinem Dichter häufiger sind, als bei Corneille; und es könnte leicht seyn, seht er hinzu, daß sich zum Theil sein Beiname des Großen mit darauf gründe. Es ist wahr, alles athmet bei ihm Heroismus; aber auch das, was keines fähig seyn sollte, und wirklich auch keines fähig ist: das Laster. Den Unges heuern, den Gigantischen hätte man ihn nennen sollen; aber nicht den Großen. Denn nichts ist groß, was nicht wahr ist."- Auch Voltaire hat in seinem bekannten Koms

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mentar

*) Hamb. Dramaturgie, St. XXIX. — XXXII. Zergliederung des Polyeukt s. in Meiners's Grundriß der sch. W. S. 137 ff.

Eine

mentar über die Werke dieses seines berühmten Vorgängers manche Fehler und Schwächen desselben geahndet; zwar nicht immer unpartheiisch genug, aber doch überall scharfsinnig und lehrreich.

Zu den schönsten einzelnen Scenen dieses Dichters ges hören die beiden folgenden in seinem Cinna; wie denn dieses Stück überhaupt auf eine der ersten Stellen unter allen französischen Trauerspielen den gerechtesten Anspruch macht. Noch immer hat es sich mit Beifall auf der Pariser Bühne erhalten; nur hat man die Rolle der Kaiserin Livia seit mehrern Jahren daraus weggenommen. In der ersten Scene des fünften Akts erzählt August selbst dem Cinna alle die Umstände, die er von seiner wider ihn gemachten Verschwös rung entdeckt hat. Cinna gesteht sich schuldig, und überlässt es dem August, an ihm Rache zu nehmen; dieser stellt die Art seiner Bestrafung in seine eigne Wahl, und wird durch die Hinzukunft der Livia und Aemilia unterbrochen:

Livie.

Vous ne connoillez pas encor tous les complices. Vôtre Emilie en est, Seigneur, et la voici.

Cinna.

C'est elle-même, ô Dieux!

Augufte.

Et toi, ma fille, auffi!

Emilie.

Oui, tout ce qu'il a fait, il l'a fait pour me plaire. Et j'en étois, Seigneur, la cause, et le salaire.

Augufte.

Quoi! l'amour qu'en ton coeur j'ai fait nâitre au

jourd'hui,

T'emporte-t-il déja jusqu'à mourir pour lui?

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