Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Deiz hob'n ah die Achsel zuckt,

Und anni hob'n g'lacht!

Und anni hob'n, dös iß arg,
Ei! Ei! Herr Cantor, g'sagt;
Und anni stänna af vom Tisch,
Weils Wetter iß su schöi,

Und weils öiz grod a Dußend sen,
So lässt mers halt su geih.

A jeder soucht sei G'sellschaft af,
Und grod döi, daß'n g'fällt.

Und wos zamm g'häiert, haut sih scho,
Mei Lebta zamma g'sellt.

Koh seih, daß mancher denk'n wörd,

Der daß dös Ding dau lest:

Ih glab döi Herrn allizamm

Sen lauter Lump'n g'west.

Mit Grübel verabschieden wir für diesmal die mundartigen Dichter.

Wir kommen nunmehr zur Parodie und Travestie, sind aber genöthigt, in aller Kürze vorher auch theoretisch auf sie einzugehen.

Beide sind Umbildungen des Stoffes oder der Form einer bestimmten Dichtung in der Regel ernsthaften Charakters, die jedoch mindestens im Wesentlichen bekannt sein oder gleichzeitig mitgegeben werden muß, da nur durch die Möglichkeit der Vergleichung vollständiger Effect erzielt werden kann. Die Parodie hat mit dem Urgedicht die Form gemein; fie behält einen Theil der Ausdrücke bei, stellt neue Verbindungen zwischen dieser her, und schafft derweise ein anderes Product mit ent gegengeseztem Inhalte, welcher jedoch nicht allemal einen komischen Zweck zu verfolgen braucht, sondern durchaus rein ernster Hinstrebung sein kann, in Wirklichkeit freilich höchst selten so befunden wird. Die Travestie hingegen geht geflissentlich darauf aus, den ernsthaften Gegenstand einer Dichtung durch muthwillige Veränderung der Form in's Lächerliche zu ziehen. Behält sie sowol den Inhalt als einen Theil der Form bei, ist sie parodische

Travestie. In jeder dieser Modalitäten ist die Komik zugleich tendenzlos und tendenziös; sie ist sich hier wie dort selbst genug, will aber wo möglich auch entweder den Schöpfer des OriginalKunstwerks satirisch treffen, indem sie bald seinen Impuls bald dessen Verhältniß zu seinem Leistungsvermögen in einem concreten Falle objectiv erniedrigt, oder als verderblich erkannte Zustände und Richtungen sammt den repräsentirten Subjecten durch das Medium der Originalvorlage dem Spott überweisen. Und so wäre es denn bei dieser wenigstens beständig zulässigen Doppelnatur vollkommen gerechtfertigt, die erklärte Art im Anschluß an die Erscheinungen in tendenzloser Wesenheit oder identischer Objectivität wie verheißen gesondert zu behandeln. Sie gehört jenen noch an, aber bereits auf dem Fuße der Trennung von ihnen.

Uebrigens hat sich bei keiner Klasse von Dichtungen die Unfähigkeit, Erzeugnisse der komischen Muse recht zu würdigen und zu genießen, mehr bloß gegeben als bei dieser. Mehrentheils haben sie unsere Historiker und Kritiker als sträfliche Herabwürdigung des Guten und Schönen verworfen. Was indeß auch solcher Einseitigkeit und Befangenheit zur Entschuldigung gereichen möchte: ist die Bewegung der inern Welt ohne die Triebräder der Satire ganz undenkbar, so hat die beredete Form, wenn sie namentlich zur Ankämpfung gegen alle falsche Tendenz und verderbten Kunstgeschmack dient, gleichfalls ihre volle Berechtigung.

Das Alter der historischen Parodien und Travestien ist ein sehr hohes. Schon die Römer und Griechen cultivirten dieselben sehr stark. Am meisten parodirten sie die Verse Homer's. Von Virgil wurden, nach Donatus, bereits bei seinem Leben zwei seiner Eklogen unter dem Titel Antibucolica parodirt. Unter den modernen Culturvölkern waren es die Franzosen, welche die berufene Poesie zur üppigsten Blüte trieben. Immer und überall hat vornehmlich die antike Poesie komischer Umgestaltung dienen müssen. Giovanni Battista Lolli, Paul Scarron, Jaques Moreau, Guillaume de Brebeuf, Petit-Jehan, Valles de Mountech, Charles Cotton, John Philips, Dryden und Forqenbroch travestirten Virgils Aeneis ganz oder theilweise; Niccolo Capasso, Giovanni Fraucesco Loredano und Mariveaux Homer's Ilias, Henri de Picou die Odyssee; Gabriello Simeoni, Richer und

Ebeling, Gesch. d. kom. Literatur. I. 3.

29

d' Assouci parodirten Ovid's Metamorphosen, Alexander Radcliffe Ovid's Episteln; Franz Colletet den Juvenal. Dies sind die Meister; der Schwächlinge und Pfuscher wie der Parodien minder großer Dichter wären viel mehr zu nennen.

"

In Deutschland brachte die Travestie antiker Poesie Johann Benjamin Michaelis mit seinem: „Leben und Thaten des des theuren Helden Aeneas. Erstes Mährlein" auf (Halberst. 1771. Werke Gießen 1780, I. 97 f.), das eine seiner drolligsten Dichtungen zu werden versprach, durch seinen frühzeitigen Tod aber nicht über die erste kurze Probe gedieh. Mit geringerm Wiß und minder gelungenem Humor sezte sie Friedich Berkhahn aus Braunschweig im Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1779" (207 ff.) und im „deutschen Museum" (1782, II. 158. ff.) fort *), ohne jedoch mehr als ebenfalls Fragment zu liefern. Außerdem parodirte Michaelis Herder's didaktisches Trinflied: Dithyramben soll ich singen hier bei deutschem Wein" in dem Liede: „Wahre Hirten soll ich schildern hier wo Bauern schrein?" (Werke I. 253 ff. In Schmid's Zusäßen zur Theorie der Poesie IV. 181 und in der Anthologie I. 360 f.), und scheint es, daß ihn Herder's Gedanken über die Ekloge (Fragmente II. 349 f.) dazu veranlasst hatten. Angeregt durch Michaelis „erstes Mährlein“ und mit Beibehaltung von Manier und Metrum travestirte mit besonderer Beziehung auf öesterreichische Zustände und in unverkennbarer Begünstigung des von Joseph II. befolgten Aufklärungssystems Blumauer das 1. bis 9. Buch der „Aeneis" (Wien 1784. 1785. 1788, III. Werke Leipz. 1801 1803, I III. oft nachgedruckt, zulegt Königsberg 1832, doch ohne Sorgfalt. Russisch Petersb. 1791 —- 1793). Sie ist sein Hauptwerk; in ihm entfaltete er seine ausgezeichneten Dichtergaben, und nur die crasseste Pedanterie kann dermalen den ungemeinen Ruhm nicht begreifen wollen, den es ihm eintrug. Unerschöpflich wurden der Wiß und die Laune des Dichters mit Recht genannt, nahe unübertrefflich die Originalität und Fülle seiner komischen Bilder. Virgil, und das hätte die entschlossensten Widersacher der Parodie und Travestie im Allgemeinen in diesem Falle zu einer Ausnahme ihrer Ansichten

*) Bei Jördens III. 571 heißt er fälschlich Beckhan und gilt eben so irrig nur für den Verfasser der ersten Fortseßung.

bewegen müssen, verlor hier nichts von seinem Werthe, wenn man unmittelbar von Blumauer's Stanzen zu seinen heroischen Bersen zurückkehrte. Sie werden weder im Ganzen noch in irgend einem Theile lächerlich. Hin und wieder steht Blumauer mit Michaelis, was pfiffigen Wiz, burleske Einfälle und drollige Vergleichungen anlangt, auf gleicher Stufe; öfter übertrifft er ihn. Und was gedankenvolle Spötterei, schlagende Nuganwendung Urthümlichkeit der Züge betrifft, muß Blumauer allemal der Vorzug eingeräumt werden. Michaelis lieferte blos eine angenehme Posse; Blumauer verband mit der Gabe des Scherzes feinere Composition, ernstere, sittliche Tendenz, und weit schicklicher angebrachte Gelehrtheit. Ein wahres Meisterstück ist vornehmlich die dem Anchises in den Mund gelegte Charakteristik der Päpste. Es giebt kaum eine Quelle des Lächerlichen, welche in dieser in ihrer Art noch immer einzigen Dichtung nicht frisch und reichlich strömte. Zu leugnen ist indeß keineswegs, daß sein Geschmack sich unterweilen sehr verirrte, und diese Verirrungen ohne Zweifel verschuldeten es, daß Schiller, mit welchem sich die schulsteifen Zaunhüter des Geschmacks zu decken pflegen, in seinen einerseits exaltirten andererseits beschränkten Kunstanforderungen, der Aeneide im Ganzen so wenig gerecht zu werden vermochte als den Bürgerschen Dichtungen. Freilich wollte auch Goethe darüber erschrocken sein, daß eine so grenzenlose Nüchternheit und Plattheit doch auch einmal dem Tage willkommen und gemäß hätte sein können“; nachmals aber sprach er sich (gegen Zelter) ganz entgegengesezt aus, so daß Deutschlands größter Dichter sich kaum merklich von der belächelten Bewunderung unterschied, die Wieland jenen Abenteuern des frommen Helden Aeneas darbrachte. „Ich bin“, schrieb er dem Verfasser am 25. Sept. 1783, „meiner individuellen Gesinnungsart nach sonst eben kein besondrer Freund der burlesken Dichtart. Aber der Gedanke, die Aeneis auf eine solche Art und nach einem solchen Plane zu travestiren, daß Sie dadurch Gelegenheit bekommen, auf eine indirecte Art, lachend und zu lachen machend, eine der größten und gemeinnüßigsten Absichten Ihres großen Monarchen zu befördern dieser Gedanke ist Ihnen von einem Gott eingegeben worden, und Sie sind, nach den ersten Büchern zu urtheilen, so reichlich mit allen Gaben ausgerüstet, diesen glücklichen Gedanken auf die glücklichste Weise auszuführen, daß

ich Ihnen meinen Beifall und mein Vergnügen nicht genug ausdrücken kann. Weuige wissen vielleicht, wie schwer es ist und wie viel dazu gehört, ein poetisches Abenteuer wie dieses mit Ehren zu bestehen, und wie sehr ein solches Werk bei aller anscheinenden Leichtigkeit, ut sibi quivis speret idem, die schärfste Probe über den Verstand und Geschmack eines Dichters ist. Sie werden sich dadurch einen Ruhm erwerben, der allein hinlänglich wäre, die Eitelkeit zwanzig anderer Aspiranten zu befriedigen. Aber ich müsste mich sehr irren, wenn es Ihnen nicht zur bloßen Aufmunterung dienen sollte, neue Berge zn ersteigen, und neue in ihrer Art eben so rühmliche Eroberungen in den angrenzenden höhern Gegenden der Musenkunst zu machen, die trop der lächerlichen Supercilien, womit sie hie und da von Pedanten, Dummköpfen und Cynikern angeschielt wird, doch ewig die süße Bezwingerin der Herzen bleiben wird, durch deren Zauber noch jezt die Orpheen unsrer Zeit so gut wie jener Thrazische die wilden Thiere und Klöße hinter sich herziehen." *)

Einen vierten Band zu dieser Travestie, enthaltend Virgil's Aeneide Buch 10-12 führte Karl Wilhelm Friedrich Schaber aus Hornheim im Würtembergschen, gestorben als ehemaliger Pfarrer 1794 zu Mainz, in der geistlosesten und plumpsten Weise durch (Wien 1794). Ueberaus dürftig ist auch dessen Travestie: „Ovid's Werke von der Liebe" (Berl. u. Leipz. [Frankf.] 1794, III.). Ueberhaupt fand Blumauer Nachahmer in Menge, größtentheils aber schlechte. Einer der etwas bessern war Karl Andreas von Boguslawsky, geboren den 4. November 1759 zu Muschlig bei Dels, gestorben am 21. September 1817 als Generalmajor und Vorsteher der Kriegsschule zu Berlin. Wir haben von ihm: Homer's Iliade. Erster Gesang, travestirt von K — A — 8 B — a“ (Leipz. 1787). - Weit entfernt von der Originalität und reichen humoristischen Ader Blumauer's sind einigermaßen doch Wig und Talente zur Satire darin

"

*) Allgem. Lit. 3. 1785, II. 122 f. 1788, I. 698 ff. Gruber, Wörter: buch zum Behufe der Aesthetik I. 1, 684 ff. 3ördens I. 102 f. VI. 565 ff. Schiller (Werke 1828) XVIII. 277. Goethe (Werke 1830) XXXII. 177. Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litt. u. Kunst V. 186 f. Dazu mein Werk I. 2, 356 ff.

« AnteriorContinuar »