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nirgend seine Sache gewesen. Er hat sich weder in Theorie noch Praxis jemals auf Komik im Allgemeinen und den wahren Humor im Besondern recht verstanden.*)

*) Nationalzeitg. 1863, 135. Marggraff I. 46 f. Gödeke

II. 1118 f.

Fünfter Abschnitt.

Satire und Humor

innerhalb der dramatischen Kunstform

oder das

Lustspiel, die Posse, das komische Singspiel und die Oper.

Zu dem sogenannten regelmäßigen Lustspiel, das sich im zweiten Viertel des vorigen Jahrhunderts gleichwie das ernste Drama unter dem Einfluß und nach dem Muster des französischen zu bilden begann, auf dessen Gestaltung aber auch gleich anfänglich die dänischen Stücke von Holberg bedeutend einwirkten, legte in ähnlicher Art, wie zu der heroischen Tragödie ihr Gatte, Frau Gottsched den Grund, indem sie mit der schon berührten freien Nachahmung eines französischen Stücks und mit Uebersehungen einiger französischen Lustspiele begann, denen sie alsbald mehrere von ihrer eigenen Erfindung folgen ließ, die aber auch ihr Hauptvorbild Destouches verrathen. Für alle diese Stücke, enthalten in ihres Mannes deutscher Schaubühne“, hatte sie die Profaform gewählt, und wie sich hierin die meisten Lustspieldichter der Folgezeit ihr anschlossen, so fand, wenigstens bei mehreren Komikern, die entweder unmittelbar aus Gottsched's Schule hervorgegangen waren, oder sich in ihren Erzeugnissen geistig verwandt zeigten, das Beispiel Nachahmung, die dramatische Form zur Satire zu verwenden. Im Uebrigen vermochte sich die Lustspieldichtung der Schule Gottsched's überhaupt in ihren Gegenständen, sofern sie auf die Darstellung heimischer

Sitten und Charactere ausging, nur in dem sehr beschränkten Kreise des damaligen spießbürgerlichen und pedantischen Lebens zu bewegen und auch in deren Behandlung nicht über eine sehr untergeordnete Art von Komif zu erheben. Dennoch bezeichnet sie gegen das, was man bis dahin Lustspiel nannte, einen unverkennbaren Fortschritt, eben weil sie Darstellungen aus dem wirklichen Leben der phantastischen Intrigue entgegenseßten.")

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In demselben Jahre, in welchem das erste eigen erfundene Lustspiel der Frau Gottsched bekannt wurde, trat auch Johann Elias Schlegel (1718-1719) mit seinem ersten komischen Stücke auf: „Der geschäftige Müßiggänger, in 5 Aufzügen“ (1743, im 4. Th. der deutschen Schaubühne"), welchem dann folgten: Der Geheimnißvolle", in 5 A.,,,Der Triumph der guten Frauen“, in 5 A., „Der gute Rath", in 1 A. und „Die stumme Schönheit“ in 1 A. (Wien 1772), diese in Alexandrinern geschrieben. Fragmente und Entwürfe, wie die vorigen in den von seinem Bruder herausgegebenen Werken (Kopenh. u. Leipz. 1761-70, V.) enthalten, übergehen wir. Die beiden ersten Stücke sind um nichts besser, als jenes von weiblicher Hand; doch gelangte Schlegel bald zu größerer Selbständigkeit, so daß das dritt- und legtgenannte Stück sich erheblich von den frühern unterscheidet und zu den besten gehört, die in den vierziger und fünfziger Jahren entstanden. Der gute Rath" ist eigentlich mehr eine Reihe von Gesprächen als ein Drama. Kurz nach seinem Tode kam eine von ihm hinterlassene Uebersehung Saint, foirscher Lustspiele heraus (Leipz. 1750, II., der 3. Bd. 1768). Von geringerem, doch immer bemerkenswerthen fortschrittlichen Erfolge waren die dichterischen Versuche des gleichzeitig erscheinenden Johann Christian Krüger. Sein erstes Stück war das dreiactige Lustspiel: „Die Geistlichen auf dem Lande“ (Frankf. u. Leipz. 1743. N. A. 1744), in welchem die Theologen lächerlich und verächtlich gemacht werden. Bereits auf der Schule verfaßt, trägt es nicht blos alle Mängel der Jugendlichkeit, sondern ist überdies größtentheils ungemein platt, so daß es der Herausgeber seiner Schriften, Löwen, (Franff. u. Leipz. 1763) mit Recht unterdrückte. Nichtsdestoweniger und obschon ein Verbot dagegen erging, wurde es sehr begierig gelesen. Ein Un

*) Koberstein III. 3029 ff. Kurz II. 609.

genannter suchte es in der wiglosen Replik abzustrafen: „Verbesserungen und Zusäße des Lustspiels: Die Geistlichen auf dem Lande, in zweien Handlungen, sammt dessen Nachspiele“ (1744). Beachtenswerther zeigte sich: „Der blinde Ehemann, in 3 Handlungen", auch darum, als ihm ein Feenmärchen zu Grunde liegt, das erste, das in deutscher Lustspieldichtung verwendet wurde. Zur Aufführung gelangte dies Stück zuerst 1747; Jünger wandelte es 1789 in eine Operette um. Den größten Beifall hingegen erwarb sich das zum erstenmal 1748 in Braunschweig aufgeführte Lustspiel: „Die Gandidaten, oder die Mittel zu einem Amte zu gelangen, in 5 H." Lessing schloß hieraus auf sein Talent zum Niedrigkomischen. Wagenfeil lieferte es verändert unter dem Titel: Weiberkanäle die besten Kanäle" im 1. Bande von Mylius komischem Theater der Deutschen. In demselben Jahre (1748) ging in Scene: „Der Teufel ein Bärenhäuter, in 1 H." in Alexandrinern. Es nähert sich aber der Posse mehr als dem Lustspiel, und ward ausdrücklich als erstere in Wien 1767 mit dem Titel: „Der geprügelte Teufel" gegeben. Am höchsten steht und am längsten erhielt sich Krüger's,,Herzog Michel, in 1 H.“ (Franff. 1757, 1769), in Alexandrinern und andern Reimversen nach J. A. Schlegel's Erzählung ,,Das ausgerechnete Glück" verfaßt. Lessing wollte zwar die hierin enthaltenen vielen guten satirischen Züge ganz auf Rechnung Schlegel's sehen und Krügern nichts als die dramatische Form zuerkennen, doch verfuhr er damit nicht ganz gerecht. Des Dichters Streben aber, wie in allen seinen Stücken die Molieresche Manier zu erreichen, ist auch hier kein recht glückliches. Sonst hätten wir noch von ihm zu erwähnen die: „Sammlung einiger Lustspiele aus dem Franz. des Herrn von Marivaur" (Hannov. 1747-49, II.). Ganz in die Fußtapfen der Frau Gottsched trat Gottlieb Fuchs mit dem Lustspiele: Die Kläg liche" (Hamb. 1746). Es soll wir selber kennen es nicht — eine persönliche Satire sein und dem Verfasser viele Verdrüßlich keiten zugezogen haben. In demselben Jahre kam die: „Sammlung neuer Lustspiele, theils überfest, theils selbst verfertigt" (Danzig u. Leipz. 1746, I. 1748, II.) von Adam Gottlieb Uhlich aus Bischofswerda heraus. Bald Schauspieler, und zwar, wie es heißt, einer der tüchtigsten, bald Zeitungsschreiber, starb er als lepterer 1753 zu Frankfurt a. M. in Elend und

Raserei und als der legte bekannt gewordene Bühnenfünstler, dem die Geistlichen wegen seines früheren Berufs in der oftensibelsten Weise auf dem Sterbebette das Abendmahl verweigerten. Seine eigenen Stücke in beregter Sammlung sind; „Der Schlendrian oder des berühmten Bocksbeutels Tod und Testament", eine Fortsetzung des Stückes „Der Bocksbeutel", das von einem Buchhalter Borkenstein zu Hamburg verfaßt, 1741 dort aufgeführt und im nächsten Jahre gedruckt wurde (Frankf. u. Leipz.), übrigens auch noch manche Nachahmungen erhielt, wovon eine der bekanntesten: „Der Bocksbeutel auf dem Lande, oder der adlige Knicker" (Hamb. 1746). Das zweite jener Uhlich'schen Spiele heißt: „Der Geizige“; dann: „Der plauderhafte Schäfer“ und „Der faule Bauer", auch separat Frankf. 1752 und 1753. Von Uebersehungen: „Der verpfändete Bauerjunge, n. Holberg; der Mohr, n. d. Ital.; das Abendständchen a. d. Holl.; der verlorne Sohn, n. Voltaire; der Furchsame und die spokende Wittwe, a. d. Holl.; die vertraute Mutter, a. Marivaur, apart Bresl. 1748; der Schiffbruch, n. de la Font; die Irrthümer", n. Brueys. Sein bestes Stück: „Der Unempfindliche", 1745 in Gottsched's deutscher Schaubühne veröffentlicht, weist nur ein paar einzelne gutgerathene Scenen und eine gewisse Flüssigkeit des Dialogs auf, und es läßt sich darnach errathen, wie dürftig die andern sind. Immer aber verdienen sie mehr Anerkennung als die von Quistorp für die deutsche Schaubühne gelieferten Beiträge: „Der Bock im Prozesse", eine ungeschickte Nachahmung der Plaiseurs von Racine, Der Hypochondrist“ und das Nachspiel: Die Austern". Ebenso elend sind die Stücke von Christlob Mylius: „Die Aerzte" in 5 A. (Hamb. 1745), ein ekelhaftes Seitenstück zu Krüger's Geistlichen“ und auf Bestellung des Verlegers gemacht; „Der Unerträgliche“ (Leipz. 1746) und die fade Schäferinsel“, in 3 A. und in Alexandrinern (Leipz. 1749), welche Lessing gleichwol zur Aufnahme in der Sammlung der von ihm herausgegebenen Schriften seines Freundes würdig befand. Erheblicher ist seine Uebersetzung von Macchiavelli's Glitia, enthalten in den mit Lessing gemeinsam edirten Beiträgen zur Historie und Aufnahme des Theaters" (Stuttg. 1750, I. 1-13). Auch der gute Gleim brachte einen Quark zu Tage, den er Lustspiel nannte: „Der blöde Schäfer", der es lediglich seiner leichten Versification verdankt, daß er

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