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Ein heilig Rauschen in des Baumes Laub. Ein süls Gelispel drang vom Grab' herauf, Das ihm zu danken schien. Und Überflufs Von Obst und Trauben wuchs ihm jährlich; denn

Der Himmel segnet stets die Frömmig

keit.

Dithyrambe.

Freund! versäume nicht zu leben:

Denn die Jahre fliehn,

Und es wird der Saft der Reben

Uns nicht lange glühn!

Lach' der Ärzt und ihrer Ränke!

Tod und Krankheit laurt,

Wenn man bey dem Froschgetränke

Seine Zeit vertraurt.

Moslerwein, der Sorgenbrecher,

Schafft gesundes Blut.

Trink' aus dem bekränzten Becher

Glück und frohen Muth!

So! Noch Eins! Siehst du Lyäen

Und die Freude nun?

Bald wirst du auch Amorn sehen,

Und auf Rosen ruhn!

Die Freundschaft.

An Gleim.

Leander und Selin, zwey Freunde, die Verstand und Edelmuth und gleicher Trieb Zur Tugend fest verband, vertrauten sich Einst in Geschäften dem, treulosen Meer. Die Winde wehten erst der Gegend zu, Die schon die Reisenden im Geiste sahn; Das Ufer floh, und bald erblickten sie Rings um nur Luft und See. Das Fir

mament

War heiter und voll Glanz. Sie segelten
In seinem Wiederschein geruhig fort,
Und nahten sich bereits der Reise Ziel:
Als schnell die Wellen sich empöreten.
Ein reifsender Orkan erwacht', und schlug
Das Schiff von seiner Bahn. Es scheiterte
Am Felsen. Jeder sucht den Tod zu fliehn;
Das kleinste Stück vom Schiff wird itzt
sein Schiff.

Den beiden Freunden ward ein Brett zu

Theil ;

Allein es war zu leicht für seine Last. Wir sinken! sprach Selin; das Brett erträgt Uns beide nicht! O Freund, leb' ewig wohl!

Du musst erhalten seyn, an dir verliert Das Wohl der Welt zu viel, und ohne dich

Wär' mir das Leben doch nur eine Quaal. Nein, sprach Leander, nein, ich sterb', o Freund!

Allein Selin verliefs zu schnell das Brett,
Und übergab getrost dem nassen Grab'
Der Wasserwogen sich. Die Vorsehung,
Die über alles wacht, sah seine Treu
Und seine Grofsmuth an, und liefs das
Meer

Ihm nicht zum Grabe seyn. Mitleidig trugs
Auf seinen Wellen ihn zum Ufer hin.

Er fand Leandern schon daselbst.

O! wer

Beschreibt die Regungen der Freude, die Sie umarmten sich

Sie beide fühlten!

Mit Zähren in dem Aug'. Leander sprach: O allzutreuer Freund, in was für Quaal Hat deine Freundschaft mich gestürzt! ich hab'

Um dich zehnfache Todesangst gefühlt. Was du thatst, wollt ich thun; denn ohne

dich

Wünscht' ich das Leben nicht. Gelieb

tester,

Was wär' ich ohne dich? versetzt Selin.

Der Himmel sey gelobt, der dich mir schenkt!

Komm, lafs uns ihn, der uns vom Tod'

befreyt,

Verehren, und ihm ganz das Leben weihn.
Sie knieten weinend an das Ufer hin,
Und dankten dem, der sie errettete;
Und ihre Regung drang die Wolken durch. —
Leander theilte mit Selin, der arm

An Gütern, und nur reich an Tugend war,

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