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Tod.

Rhapsodie.

I.

Weh dir, dafs du gestorben bist!
Du wirst nicht mehr Auroren sehn,
Wenn sie vom Morgenhimmel blickt
In rother Tracht, mit goldnem Haar;
Und die bethauten Wiesen nicht,
Auch nicht im melanchol'schen Hain
Die Sonn' im Spiegel grüner Flur.

Der Veilchen Duft wird dich nicht mehr
Erfreun, und das Gemurmel nicht

Des Bachs, der Rosenbüsche tränkt,

Auf dem, vor Zephyrs sanftem Hauch,
Die kleinen krausen Wellen fliehn.

Auch wird dich Philomele nicht

Mehr rühren durch der Töne Macht;

Auch meines Krausens Laute nicht,
Die Philomelen ähnlich seufzt.

Allein, du wirst auch nicht mehr sehn, Dafs sich der Tugendhafte quält,

Sich seiner Blöfse schämt, und darbt,

Und seine Lebenszeit verweint;

Indessen dafs in Seid' und Gold

Der Bösewicht stolzirt und lacht.
Du wirst nicht sehn, dass ein Tyrann
Die Ferse freygebornem Volk
Hochmüthig in den Nacken setzt,

Das ihm Tribut und Steur bezahlt,

Nicht für den Schutz, nein, für die

Luft.

Kein Narr, kein Höfling wird dich mehr Mit dummer Falschheit peinigen,

Und keine Rachsucht sieht auf dich

Mit scheelen Blicken eines Wolfs.

Nicht Ungewitter, Pestilenz,

Und Erderschütterung, und Krieg Erschreckt dich mehr. Der Erde Punct, Sammt Pestilenz und Krieg und Noth, Flieht unter deinen Fülsen fort,

In Dunst und Blitz gewickelt. Sturm

Und Donner ruft weit unter dir;

Und Ruh und Freude labt dein Herz In Gegenden voll Heiterkeit.

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Wohl dir, dass du gestorben bist!

2.

Weh

eh dir, dafs du geboren bist! Das grofse Narrenhaus, die Welt, Erwartet dich zu deiner Quaal.

Nicht Wissenschaft, nicht Tugend ist
Ein Bollwerk vor der Bosheit Wuth,

Die dich bestürmen wird.

Beleidiget die Majestät

Verdienst

Der Dummheit, und wird dir gewils
(Im Fall du dirs einmal erwirbst)
Ein kerkerwerth Verbrechen seyn.
Der Schatten eines Fehlers wird,
Bey hundert deiner Tugenden,
Der Lästrung gräulichstes Geschrey
Oft hinter dir erwecken.

Wenn

Voll edles Zorns, du kühn die Stirn

Zum Lästrer kehrst, ist alles Ruh.

Ein Zeigefinger, der schon sinkt,
Ein Nickkopf weist dir kaum, was man
Begonnen. Schnell tönt hinter dir

Des Unsinns Stimme wiederum.

Wenn du nicht wie der Sturmwind sprichst;
Nicht säufst, wie da die Erde säuft,
Wo sich das Meer im Strudel dreht;
Wenn kein Erdbeben deinen Leib
Zu rütteln scheint, indem du zürnst:
So mangelts dir an Heldenmuth.
Und tanzest du den Phrynen nicht
Von weitem einen Reverenz:

So mangelts dir an grosser Welt.

Wenn du nicht spielst, und viel gewinnst, Bis der, mit dem du spielst, erwacht; Wenn Wollust unter Rosen nicht

Dich in die geilen Arme schlingt:

So fehlt dir Geist, so fehlt dir Witz.
Nichts, nichts, als Thorheit wirst du sehn
Und Unglück. Ganze Länder fliehn,
Gejagt vom Feuermeer des Kriegs,
Vom bleichen Hunger und der Pest,

Des Kriegs Gesellen; und die See
Ergiefst sich wild, Verderben schwimmt
Auf ihren Wogen und der Tod.

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