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Von den Schmerzen der Liebe.

Fragment.

Des Frühlings verschwendete

Gaben,

Die um uns düften und fliefsen, sind arm dem Kranken vor Liebe;

Aurora glühet ihm tödtlich, ihm dünkt die Sonne verfinstert;

Für ihn versendet sie nicht in ihren Stralen Vergnügen;

Ihm ist die Schöpfung erstorben. Im Schwarm

von jauchzenden Freunden

Ist er verlassen und einsam, hört nicht ihr

wirbelnd Gelächter;

Hört über Felsen und Meer das liebliche

Flüstern des Abgotts,

Der ihn bezaubert. Sein Geist irrt zwi

schen den Lilien des Busens,

Und klebt am Honig der Lippen. Und täuscht ihm Argwohn der Untreu,

Gleich einem Irrlicht, den Sinn, wird ihm

sein Schutzbild entrissen:

Dann hebt sein Leiden erst an, dann gleicht er vor Stürmen und Kälte

Entfärbten welkenden Blumen; dann wandelt ein Todter auf Erden.

Ihr bunten Wiesen voll Thau! ihr Gänge voll furchtsamer Espen!

Ihr Zephyr'! und die ihr vordem oft unter Schirmen von Laube

Ihn kühltet auf blühendem Klee, ihr rau

hen Tannen! ihr Bäche,

Woran er oftmals entschlafen, gereizt vom heisern Gemurmel:

Gehabt in Zukunft euch wohl! forthin er

weckt ihr ihm Marter.

Nur dürre, sandige Wüsten, des Oceans stürmisch Gestade,

Zerstörte Schlösser, durchnagt vom Zahn

der Fäulnifs, verfinstert

Von traurig drohenden Ulmen, entlegner

Kirchhöfe Schatten,

Sind Paradiese für ihn: wo ihm sein Elend in Tropfen

Die bleichen Wangen herabfliesst, wo er den Tag durch herumirrt,

Und oft mit heulenden Winden aus Grüften und Felshölen winselt,

Und ächzt mit einsamen Kauzen. Und kömmt er Abends zur Wohnung,

Nach langem Waten durch Sümpfe, betrogen vom hüpfenden Irrlicht,

So schüttet er Unmuth und Zähren zum Überfliefsen in Briefe,

Und stirbt in jeglicher Reih; wie, oder die traurige Muse

Seufzt durch ihn Todtengesänge. Sein La

ger wird ihm zur Folter,

Er keucht bis zum hellen Morgen vom

schweren Herzen Betrübniss ;

Der Kummer wälzt ihn umher, und klopft in jeglichem Pulsschlag.

Befällt ihn endlich der Schlaf, so lauern

scheusliche Bilder

Rings um die Ruhstatt auf ihn. Bald irrt er in finstern Gewölben

Voll Geister und Todtengerippe; bald schrecken ihn feurige Hydern.

Er will entrinnen, allein der Grund geht unter ihm rückwärts,

Und reifst ihn mit sich zurück. Ietzt wird

ihm die Erde zum Weltmeer:

Die Fluten treiben ihn fort, er siehet den Rachen des Abgrunds,

Klimmt ängstlich an Wassergebirgen, und

stirbt in ihren Ruinen.

Itzt ruft aus einer Höle, vor deren Tiefe ihm schwindelt,

Der Liebe Vorwurf ihm zu; schnell läfst er sich schwebend herunter,

Und wann er, nach langem Sinken, ihn zu erreichen sich schmeichelt,

So sinket der Boden der Kluft sammt sei

nem Götterbild' abwärts.

Vor Schrecken erwacht er darüber, fährt

fort im Wachen zu träumen,

Von Angst und Schwermuth gerüttelt, erstarrt von krampfiger Dehnung.

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