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wigs Verlobte sei; dazu verwüstete er Hettels Stadt und Land. Hettel und die Hegelinge verfolgten den Entführer, und es kam zu einer Schlacht, in welcher Ludwig von der Normandie, Hartmuts Vater, fiegte. Dieser suchte nun Gudrun für seinen Sohn zu gewinnen; Gudrun aber wies alle Bewerbungen ab. Dafür behandelte sie die Mutter Hartmuts sehr hart und ließ sie die Dienste einer Magd verrichten.

Während dieser Zeit rüsteten Ortwin und Herwig ein neues Heer aus und landeten in der Normandie. Gudrun mußte mit ihren Gefährtinnen am Strande die Wäsche waschen; sie ahnten, daß die Befreiung nahe sei. Abends bei der Rückkehr wurden sie mit Schmähworten empfangen, und sollten früh am nächsten Morgen die Arbeit fortjeßen. Barfuß mußten die armen Mädchen durch tiefen Schnee an den Strand gehen, da erschienen Ortwin und Herwig und erkannten die Schwester und Braut. Aber Ortwin wollte seine Schwester nicht heimlich in dem Boote fortführen, sondern sie mit Waffengewalt wiedergewinnen, da sie mit Gewalt geraubt worden war. Und Gudrun, in Aussicht so näher Hilfe, wollte sich nicht mehr durch Magdsdienste erniedrigen, und warf die Wäsche in die See. Nach Hause zurückgekehrt sagte sie, um die Schmach der Züchtigung abzuwenden, sie wolle Hartmut nun heirathen.

Ganz früh am Morgen erfolgte der Sturm auf die Burg, und als die alte Königin sah, daß die Ihrigen unterliegen würden, bot sie dem vieles Gold, der Gudrun tödten würde. Hartmut aber war edelmüthiger, schüßte Gudrun und wurde gefangen. Der alte starke Wate erschlug Alles und schonte Keinen. Gerlinde suchte nun Schuß bei der verhaßten Gudrun, aber es half ihr nichts, Wate's Schwert ereilte fie. Ortwin versöhnte sich mit Hartmut, und es wurde eine dreifache Hochzeit gefeiert: Herwig heirathete Gudrun, Ortwin Hartmuts Schwester, die von Gudrun gerettet worden war, und Harmut eine der Königstöchter, die mit Hagen in dem Greifenneste gewesen waren.

Proben aus,,Gudrun.“

32. Dô sprach der fürste Herwic:

sol iuwer swëster Kûdrûn

in deheinem lande
sô ist daz diu selbe:

,,nu sëhet, her Ortwîn,
inder lebende sîn

od ûf al dem ërtîrche,
ich gesách ir nie deheïne sô gelîche.“
îr sît lobelich.

Idem sît ir anelîch:

35. Si sprach:,,swie ir sît geheizen,
einen ich erkande,
dër was geheizen Herwîc
ob der helt not lebte,

41. Dô sprach dër ritter edele:

ob ir daz golt erkennet:
dâ mite ich wart gemahelet
sît ir dann min frouwe,

und was von Sêlanden.
so erlôste ër uns von diesen
starken banden."

„nu sëht an mîne hant
sô bin ich genant

Kudrun ze minnen:

sô füere ich iuch minniclîche von hinnen."

Die folgenden Verse sind Uebersetzungen von Simrod:

42. Wie nach der Hand sie schaute und nach dem Ringelein, Da lag in dem Golde von Abalie der Stein,

Der beste, den sie je gesehen all ihres Lebens Tage;

Einst hatt' ihn Gudrune, die schöne, selber an der Hand getragen. 43. Sie lächelte vor Wonne: da sprach das Mägdelein :

"Das Gold erkenn' ich wieder, vor Zeiten war es mein.
Nun sollt ihr dieses sehen, das mein Geliebter sandte,

Da ich ein armes Mädchen mit Freuden war in meines Vaters Lande." 44. Wie nach der Hand er schaute und das Gold ersah, Herwig, der edle, sprach zu Gudrun da:

Dich hat auch anders Niemand als Königsblut getragen:

Nun hab' ich Freud' und Wonne gesehn nach langem Leid und

bösen Tagen."

45. Da umschloß er mit den Armen die herrliche Maid;

Was sie gesprochen hatten, gab ihnen Lieb und Leid.

Auch bedeckt er ihr mit Küssen den Mund, die Niemand zählte,
Ihr und Hildeburgen, der minniglichen Magd, der auserwählten.

Die erste Blüthezeit. (Fortsetzung.)

Neben dem Volksepos blühte im 12. und 13. Jahrhundert auch das Kunstepos. Dasselbe nahm meistens fremde Sagenstoffe zur Unterlage, z. B. die Sagen von Karl dem Grossen, vom heiligen Gral (eine kostbare Schale, welche Christus beim heiligen Abendmahl benutzt, und der sich dann Joseph von Arimathia zum Auffangen des Blutes Christi nach der Kreuzigung bedient haben soll, oder auch ein Edelstein), vom König Artus (Arthur) und seiner Tafelrunde, von Alexander dem Grossen und vom trojanischen Kriege.

Das bedeutendste epische Gedicht aus dem Sagenkreise des heiligen Gral und der Tafelrunde war der „Parzival" von Wolfram von Eschenbach († 1230).

In demselben werden dio Schicksale eines Gral-Ritters beschrieben, den das Treiben der Welt vom Himmlischen, d. h. vom Graldienste abgewandt hat, der sich aber später durch Reue und schwere Prüfung wieder so gebessert hat, dass er nicht nur wieder Ritter der Tafelrunde, sondern auch König des Grals wird.

Der zweite bedeutende höfische Dichter jener Periode war Gottfried von Strassburg (1210). Sein Hauptwerk war das Epos ‚Tristan und Isolde." Dasselbe ist dem Artuskreise (sieh oben) entnommen und schildert die durch einen Zaubertrank bis zur höchsten Leidenschaft gesteigerte Liebe Tristans und Isoldes.

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an.

Diesen beiden Dichtern schliesst sich Hartmann von der Aue Er lebte um das Jahr 1200 und war aus Schwaben gebürtig. Seine besten epischen Dichtungen sind "Iwein" und die schwäbische Legende vom 66 'armen Heinrich." In letzterer führt uns der Dichter einen schwäbischen Ritter vor, welcher am Aussatz leidet und durch einer frommen Jungfrau Gebet, die ihr Leben für ihn lassen will, geheilt und gerettet wird.

Aus dem „Parzival.“

„Der Name Derer, die ernannt Zum Grale sind, wird so bekannt: Am Stein auf seines Randes Rund Erscheint eine Schrift, die deutlich kund Geschlecht und Namen Dessen thut, Den zu erwählen der Gral geruht. Niemand vermag der Schrift Buchstaben, Eh' sie gelesen, vom Stein zu schaben; Sie vergeht jedoch zur selben Frist, Sobald der Name gelesen ist. Es kommen Alle dahin als Kind, Die jest Erwachs'ne beim Grale sind; Und wohl der Mutter, die geboren Das Kind, das sich der Gral erkoren; Denn dessen freu'n sich Alle gleich Ihre Kinder zu senden, arm und reich. Die aus nahen und fernen Landen Zu Montsalsas sich zusammenfanden, Und zu dem Graldienst sind geweiht Von Todsünden bleiben sie befreit, Vom Himmel ist ihr Lohn gewährt,

Und wenn ihr letter Tag erschienen
Auf Erden hier, wird droben ihnen
Der Seele letter Wunsch bescheert.
Es wurden jene Engelschaaren
Die theilnahmlos beim Kampfe waren,
Der schnöde ward von Lucifern
Erhoben gegen Gott den Herrn,
Hinab verwiesen zu der Erde,
Daß der Gral von ihnen gepfleget werde.
Ich weiß nicht, ob ihnen Verzeihen
Gott für den Fehl ließ angedeihen,
Oder ob sie abgebüßt die Schuld;
Nach seiner Macht und seiner Huld
Nahm er zum Himmel sie darnach
Zurück. Drauf bis zum heut'gen Tag
Ließ denen Gott nach seiner Wahl
Den Stein zur Pflege, die er selbst be=
nannnte,
Und ihnen seinen Engel sandte.
So stehet, Herr, es um den Gral.“
(Uebersezt von San Marte.)

Aus dem „armen

Da sprach der arme Heinrich laut:
„Laßt, liebe Herren, jezt die Braut,
Und sagt erst dies, ihr Alle wißt,
Wie ich vor einer kurzen Frist
Von schwerem Leid geschlagen war
Und schien verloren ganz und gar,
So daß mich alle Leute flohn
Gleich einer Pest mit Fluch und Hohn.
Nun aber scheut nicht Mann und Weib
Mich mehr, da ein gesunder Leib
Durch Gott mir wieder ward zu Theil;

Heinrich.“

Nun rathet mir zu meinem Heil,
Was soll ich thun, um Gott zu preisen,
Daß er mir Gnade that erweisen ?“

Da sprachen alle ohne Schwanken:
„Ihr sollt in Worten und Gedanken
Euch Gott, dem Höchsten, ganz zu eigen
Ergeben und in Werken zeigen,
Daß ihr ihm gänzlich zugethan.“
Da sprach er: „Nun so hört mich an!
Die Jungfrau, die hier vor euch steht,
Die ich umfange, wie ihr seht,

Die ist's, der ich zu danken habe
Des reichen Gottes Gnadengabe.
Gott sah die reine Frömmigkeit
Der tugendhaften treuen Maid,
Daß er zum Lohne ihrer Tugend
Mir wiedergab das Glück der Jugend,
Das ich für immer schon verloren.
Darum hab' ich die Maid erkoren,
Die frei wie ich, zum Weibe mein,

Will Gott die Gnade mir verleihn.
Und wißt, mag ich sie nicht erlangen,
So soll mich nie ein Weib umfangen,
Denn Alles, was ich jego bin,
Nahm ich durch ihre Tugend hin.
Drum bitt' ich euch um Gottes willen,
Mir meinen höchsten Wunsch zu stillen,
Ich bitte, laßt Euch Allen,
Hier meine Wahl gefallen.“

Minnegesang.

(Uebersezt von Marbach.)

وو

Auch die lyrische Poesie (der Minnegesang) stand um diese Zeit in hoher und reicher Blüthe. Ihr Inhalt ist vor Allem die Liebe. Doch sangen die Minnedichter auch ‚von Lenz und Liebe, von sel❜ger goldner Zeit" etc. (siehe,,des Sängers Fluch"). Die Minnelieder wurden nur gesungen unter Begleitung von Saiteninstrumenten (Zither, Harfe oder Lyra).

Der Schöpfer des Minnegesangs war Heinrich von der Veldecke († 1200), der grösste und vollendetste aller Minnesänger aber war Walther von der Vogelweide (1170-1230). Liebe und Religion, die Natur und das Leben, Zeitverhältnisse und Tagesereignisse, die tüchtige, alte, ehrenfeste Zucht und Sitte und ihr rascher Verfall, die Grösse und der Ruhm Deutschlands und die Anmassungen der Geistlichkeit alles wurde von diesem ausserordentlichen Geiste mit wunderbarer Kraft und Frische aufgenommen und in Liedern und Gedichten zum Ausdruck gebracht.

Maienwonne.

Wollt ihr schauen, was im Maien, Wunder man gewahrt ?

Seht die Pfaffen, scht die Laien,

Wie das stolz gebahrt !

Ja, er hat Gewalt !
Ob er Zauberlist ersonnen ?

Wo er naht mit seinen Wonnen,
Da ist niemand alt.

Uns wird alles wohl gelingen; Laßt uns diese Zeit

Lustig tanzen, lachen, singen Nur mit Höflichkeit.

Sieh ferner Kreis" III, p. 9.

Ei, wer wär' nicht froh?
Da die Vögelein nun alle

Singen mit dem schönsten Schalle
Thäten wir nicht so ?

Wohl dir Mai, wie du beglücktest Alles weit und breit,

Wie du schön die Blumen schmücktest,
Gabst der Haid' ein Kleid !

War sie bunter je ?
Du bist kürzer, ich bin langer,"
Also streiten auf dem Anger
Blumen mit dem Klee.

Simrock, nach Walther von der Vogelweide.

Dritte Periode, 1300 bis 1500.

Verfall der Poesie. Meistergesang.

Mit dem Untergange des Kaisergeschlechtes der Hohenstaufen erging es der Poesie ebenso schlecht, wie dem armen Deutschland selber. Die Kaiser hatten seit Rudolf von Habsburg kein Herz mehr für die Poesie; das Ritterthum und der Adel kamen immer mehr herunter; die Geistlichkeit verkam in Unwissenheit und Zuchtlosigkeit; die Sprache verlor mit der Ueberhandnahme der Dialecte ihre Reinheit und Feinheit; allerhand Unglücksfälle, Ueberschwemmungen, Hungersnoth, Seuchen etc., wirkten verdüsternd auf die Gemüther und liessen dieselben zu keiner poetisch freien Erhebung gelangen. Erstarrung und Entartung der Poesie war die Folge hiervon.

Zu Anfang des 14. Jahrhunderts verbreiteten sich Dichtung und Gesang von den Burgen der Ritter auch in die Städte. Die Bürger, welche durch Handel und Gewerbe reich und mächtig geworden waren, wollten der Kunst zu Erholung und Erbauung nicht entbehren. Aber sie pflegten sie nach ihrer Art, in der Weise des Handwerks. Schuster und Schneider, Weber und Schlosser etc. versammelten sich am Feierabende oder an Feiertagen in der Herberge, auf dem Rathhause oder in der Kirche und übten sich da im Dichten und Singen. So entstanden in Mainz, Nürnberg, Augsburg etc. Sängergesellschaften, deren Mitglieder, welche es in Vers, Reim und Sprache zu einer sicheren Fertigkeit gebracht hatten, Meistersänger genannt wurden.

Von den Liedern, die diese Meistersänger dichteten und singend vortrugen, ist das Meiste vergessen und verloren. Aber in Ehren steht heute noch der begabteste unter den Meistersängern,

Hans Sachs (1494-1576).

Hans Sachs wurde 1494 in Nürnberg geboren. Sein Vater, ein Schneider, schickte den Knaben in seinem 7. Jahre auf die lateinische Schule, wo derselbe einen höheren Unterricht erhielt. Im 15. Jahre verliess er die Schule, um bei einem Schuhmacher in die Lehre zu treten. Der Leineweber Nunnenpeck weihte ihn in "die holdselige Kunst" des Meistergesangs ein. Dann begab er sich auf die Wanderschaft, auf der er in ganz Deutschland herumkam. Der gelehrige Handwerksgesell erlernte vicle ,,Bare (Lieder) und Töne“ und kehrte nach fünfjährigem Wandern nach Nürnberg zurück, wo er 1576, 81 Jahre alt, starb.--Einige seiner Gedichte

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