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ihn eines solchen Zutrauens für unwür

dig, wenigstens seine Beurtheilungsgabe für nicht die feinste erklärt. Er würde

sonst einsehen müssen, dafs auch der glattzüngigste Schmeichler, mit den ausgesuchtesten Wendungen, ihm unmöglich etwas Feiners, etwas wahrhaft Verbindlichers sagen könne, als der edelfreimüthige Mann ihm eben dadurch sagt, dafs er ihn tadelt..

NACH

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Für den Menschen, das Geschöpf der Zeit, ist die Gegenwart immer wenig, die Zukunft Alles. In sie hinein strebt jeder seiner Wünsche, in sie die meisten seiner Gedanken. Für sie nur lebt er, sorgt er, arbeitet er; sie sich aufzuhellen, horcht er auf Wahrsager, Zeichendeuter, Beschwörer; sie sich zu verschönern, opfert er Kräfte, Vergnügen, Gesundheit, Leben... ...Gröbere Seelen hangen mit ihren Wünschen und Gedanken nur an der nächsten Zukunft; feinere, schweifen damit hinaus bis über das Grab. Wenn alles Übrige aufhört, soll der Nachruhm noch dauren; wenn Alles Trümmer ist, was das Leben Engels Schriften. III.

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gebaut hat, soll die Ehrensäule noch da

stehn.

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Es hilft nichts, dafs man den Ruhmsüchtigen fragt: wird das Lob, das im Tode hinter dir bleibt, zu deiner Kenntnifs gelangen? Wird die Bewunderung einer noch ungebornen. Nachwelt dein Ohr; das Blatt der Geschichte, das dich den Göttern zuzählt, dein Auge entzük ken? Entweder ziehter, wie jener Römer, aus der Liebe des Nachruhms selbst, einen Beweis der Unsterblichkeit und des fortdaurenden Zusammenhangs mit dem Erdenleben; oder er giebt wenigstens, durch die Allmacht der Phantasie, entfernten Jahrhunderten Gegenwart, hört Tône, zu denen die Organe noch in unentwickelten/ Keimen schlafen, liest Werke, zu denen die Schriften noch in ungeöffneten Schachten ruhen.

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- Aber, mögte man ausrufen: Prophetischer Träumer! wie kannst du Urtheile deiner Eitelkeit mit Urtheilen der Nachwelt verwechseln? Sind denn jene schon eins mit den Urtheilen, der Zeitgenossen? Schmeichler, weifst du, sind gerne Lügner; und der gröfste Schmeichler ist immer der Mensch sich selbst.

Oder achtest du vielleicht der Wahrheit deiner Vorstellungen nicht, und erfreust dich nur an ihrer Lieblichkeit, ihrer Schönheit? Würdest du den, der dich vom Wahnsinne heilte, als einen Feind deiner Zufriedenheit hassen? Dann bist du der Mittheilung des Geheimnisses, unwerth, wie man sich die Zukunft gewiss macht. Dann träume!

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Die Nachwelt ist unparteiisch, unbe stechlich, gerecht. Ihr Urtheil kann An

fangs schwanken; aber bald werden die

Weisesten und die Edelsten ihm FestigDu selbst kannst dein un

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keit geben. parteiischer Richter nicht seyn; das duldet deine Eitelkeit nicht: und doch mufst du dir die Zukunft von der Gegenwart borgen. Geh, und suche dir unter den Mitlebenden einen der Weisesten, Edelsten auf: strebe seiner Freundschaft würdig zu werden; und hast du, in der seligsten Minute deines Daseyns, dies Ziel erreicht, dann freue dich in dem Ruhmé, den Er vielleicht dir giebt, deines Nachruhms Aus ihm, dem offnen, hellsehenden, biedern Beurtheiler, tönt dir eine Stimme der unparteiischen, unbestechlichen, gerechten Zukunft.

Zwar ist er Freund; und Freundschaft hat ihre Schwächen für den Geliebten. Aber sei wahrhaft ruhmwerth; und meinst

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