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sie die bündigern und überzeugendern wären; er muss zufrieden seyn, wenn er sich des allgemeinen Wahrheitsgefühls versichert hat, ohne die darin versteckt liegenden Grundsätze einzeln herauswickeln zu wollen; er mufs überhaupt weniger aus Begriffen, als durch Erfahrungen, Inductionen, Analogieen, durch auffallende Schilderungen des Guten, Schönen, Übereinstimmenden, oder des Thörichten, Hassenswürdigen, Abgeschmackten, seinen Beweis führen. Auch mufs er nie mit der kalten ruhigen Fassung des Untersuchers; er muss mit innrer lebendiger Überzeugung, in einem nachdrücklichen, selbst leidenschaftlichen Tone reden. — Opitz widerlegt durch Analogie den Einwurf wider das Daseyn Gottes, der von der Unbegreiflichkeit desselben hergenommen

ist:

Ich steh es gerne zu, ja! Aber auch den Thieren Ists fremde: wie ein Mensch die Städt' und Land regieren,

Der Sonnen Zier ersehn, die Sterne messen kann,

Und segeln weit und breit durch eine nasse

Bahn.

Nun dann der Mensch so hoch mit seinen Ga

ben schwebet

Weit über alles dies, was sonst hier unten lebet; So mufs er denken auch, dafs, der ihn so erhöht,

Ihm weiter noch, als er den Thieren, oben steht.

Auch Dusch beweist durch eine sehr poeatische Analogie, dafs ein System, welches auf falsche Grundsätze gebaut ist, in sich selbst zusammenfalle :

Wie steht Venedig fest, seit grauen Zeiten her, In Wolken mit der Stirn, und mit dem Fufs im Meer!

Kann auch ein Königsschlofs, gebaut auf fal

schen Wellen,

Sein tausendjährig Haupt dem Sturm entgegen

stellen;

Wenn nicht die weise Kunst zuerst den Grund

geschützt,

Und was das Meer nicht trägt, mit Pfeilern un

terstützt?

Du aber willst noch mehr als leichten Wogen

trauen,

O Thor! und ein System auf Luft und Mei

nung bauen?

Eben dieser Dichter beweist durch Induction, dass die sinnlichen Eindrücke bei allen Menschen die nehmlichen sind:

Was weils der Tartar sieht, sieht auch der Lappe weiss;

Das Feuer macht am Belt und macht am Indus heifs.

Der Ort verändert nicht die Gleichheit des Ge

fühles,

Ich sei am Ladoga, ich sei am Strand des Niles. Kein richtiges Organ empfindet in dem Duft Der Rosen den Gestank aus einer Todtengruft; Und kein gesundes Ohr, mögt' es auch zehnmal wollen,

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Die sogenannten apagogischen Beweise sind von einer besonders poetischen Wirkung; denn sie zeigen in der Gegenmeinung eine Abgeschmacktheit, die Niemand gerne gedacht haben will. Auch hievon sehe man ein vortreffliches Beispiel von dem nehmlichen Dichter:

Der Aberglaube zürnt im Dunkel heil'ger Wetter, Und schleudert Fluch und Bann auf Denker mehr, als Spötter.

Doch würde, gleich entbrannt, der Eifrer, der am Rhein

Dem Clemens widersprach, am Po sein Streiter

seyn.

,,Nie, ruft er, darf Vernunft zu prüfen sich er

kühnen.

,, Der Glaub' herrscht unumschränkt; die Magd,

Vernunft, mufs dienen."

So spricht des heil'gen Stuhls furchtsamer Un

terthan;

Und spricht nicht so der Türk für seinen Al

koran?

Wer ohne Prüfung glaubt, gesetzt auch wahre Lehren;

Ist der nicht blind genug, auf irrige zu schwören?

Haller in seiner,,Falschheit menschlicher Tugenden" führt lauter sehr dichterische Beweise, wovon wir hier nur einen der schönsten zum Beispiele geben:

Wann in Iberien ein ewiges Gelübd

Mit Ketten von Demant ein armes Kind um

giebt,

Wann die geweihte Braut ihr Schwanenlied

gesungen,

Und die gerühmte Zell die Beute nun verschlungen;

Wie jauchzet nicht das Volk, und ruft was rufen kann:

Das Weib hört auf zu seyn, der Engel fängt schon an!

Ja stofst, es ist es werth, in pralende Trom

peten!

Verbergt der Tempel Wand mit persischen Ta

peten!

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