,, Und steht einmal das Rad der äussern Sinne

still:

,,Wer sagt uns, dass wir nicht im Traume wirklich sehen?

Ein Traum, der uns zum Gast der Götter macht,

Hat seinen Werth..."

Die grössern Erzählungen, die man, nach Art der Fabeldichter, auf die Erkenntnifs allgemeiner Wahrheiten anlegt (wie z. B. die Marmontelschen sind), gehören nicht mehr zu der didaktischen, sondern zu der handelnden Gattung. Es ist vielleicht unnütz, alle Werke der Dichtkunst ganz genau classificiren zu wollen; wenn man es aber will, so ist dazu kein anderes Mittel, als dass man Acht gebe wo das Hauptinteresse hinfällt. In jenen grösseren Erzählungen fällt dieses Hauptinteresse nicht mehr, wie in der Fabel, auf die allgemeine Wahrheit, sondern auf die

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HAUPTST. 5. LEHRGEDICHT.

Entwickelung des Schicksals der Personen, auf die Handlungen, die Begebenheiten. Sie sind also wenig, oder nichts mehr didaktisch, als es jede treue Schilderung menschlicher Charaktere, Sitten und Handlungsarten ist; denn jede solche Schilderung enthält einen Reichthum von Wahrheiten, und ist um desto vortrefflicher, je mehrere derselben und je leichter sie sich daraus abstrahiren lassen.

Wir haben hier nur einige Arten angegeben, wie das Lehrgedicht kann behandelt und mit andern Dichtungsarten verbunden werden. Es sind ihrer gewiss noch mehrere übrig; aber die Kritik muss sich nicht anmafsen wollen, alle Möglichkeiten zu erschöpfen und dem Genie die Hände zu binden.