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Neigst im Tode! Nur vor dem Fürchterlichsten der Engel,

Nur vor seiner Stimme soll meine Stimme ver

stummen,

Wenn er kommt, und es nun von deinem Vater verkündigt,

Der dich verlassen hat. Hör um dieser To

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Die für Sünder du fühlst, hör, Gottverlassner,

mein Flehen!

Herr! für deine Versöhnte, für meine Kinder,

für alle,

Die das weite, das furchtbare Grab, die Erde, (doch hats auch

Deine Gnade mit Blumen bestreut) noch künftig bewohnen,

Und, mit jedem vor deiner Versöhnung entschlafnen Jahrhundert,

An dem Tage der grofsen Entscheidung, aufer

stehn werden!

Meine zahllosen Kinder, für diese fleh' ich dich,

Herr, an!

Weinend, mit dürftigem Leibe, mit weit mehr dürftiger Seele

Werden sie auf die Erde geboren u. s. w.

KLOPSTOCK (Ges. 10).

Willst du die Ursach erforschen, warum in der

Reihe der Wesen

Gott nicht zum Seraph dich schuf? Entdeck erst, Stolzer, weswegen

Er nicht zur Milbe dich schuf! Soll deiner

Thorheit zum Vortheil

Die grofse Weltkette brechen, und tausend Pla neten und Sonnen,

Aus ihren Kreisen gerückt, in einen Klumpen

zerfallen?

Soll bis zum Throne des Höchsten des Hims mels Vorhang zerreissen,

Und endlich die ganze Natur, erschüttert zum Innersten, seufzen?

Dies willst du, wenn du verlangst, was mit der

Weltordnung streitet.

Sei deiner Neigungen Herr, so wirst du das

Unglück beherrschen;

Der Schöpfer ist Liebe und Huld, nur die sind deine Tyrannen.

KLEIST.

Wenn wir diese Stellen vergleichen, in welchen uns nun keine äussere Verschie

denheiten mehr aufhalten, so finden wir

leicht, worin der Hauptunterschied liegt: in der erstern nehmlich wird mehr das Herz, in der andern mehr der Verstand beschäftigt; in jener schüttet der Dichter Empfindungen aus, in dieser trägt er allgemeine Wahrheiten vor, argumentirt, widerlegt. Der Unterschied beider Dichtungsarten liegt also hauptsächlich im Inhalte, in der Materie. Und wenn es sonst noch Unterschiede giebt, in der Sprache, der Versart, der Folge und Verbindung der Gedanken: so scheinen diese eben durch jenen Hauptunterschied schon mit angegeben zu werden.

Worin liegt, wollen wir ferner fragen, der Unterschied zwischen dem epischen Gedichte und dem Drama? Schwerlich, wie bei dem vorigen, in der Materie; denn wie hätte dann Horaz dem tragischen Dichter rathen können, seinen Stoff

aus einem epischen, dem Homer, zu nehmen? Es muss möglich seyn, dass eben dieselbe Handlung von dem epischen Dichter erzählt, und von dem dramatischen wirklich vorgestellt werde. Hierin also selbst wird der Unterschied liegen: dafs nehmlich das einem al nur ein Zeuge spricht; das andremal die Personen selbst reden, unter denen die Handlung vorfällt. Mithin finden wir nun einen zweiten Eintheilungsgrund, der von dem vorigen ganz verschieden ist; nicht der behandelte Stoff oder die Materie macht den Unterschied, sondern die Art der Behandlung, die Form. Damit besteht dann noch immer, dass nicht jede Form sich zu jeder Materie schickt, oder dafs manche Gegenstände nur die epische, manche nur die dramatische Behandlung vertragen.

Ehe wir weiter suchen, wollen wir se

nen,

hen, wie weit wir mit diesen beiden Eintheilungsgründen ausreichen? ob nicht vielleicht schon alle, oder doch die meisten Dichtungsarten durch sie angegeben und unterschieden werden? Wir fra gen also zuerst wie viel sind im Allge meinen Unterschiede möglich, die aus der Materie entstehen?

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Es scheint Alles erschöpft zu seyn, wenn wir sagen: Der Dichter stellt entweder eine Sache vor, wie sie ist oder geschieht, es sei nun eine wirkliche oder eine erdichtete Sache; oder er stellt allgemeine Betrachtungen an, trägt allge meine Wahrheiten vor; oder er bricht in Empfindungen aus. Im ersten Falle ist wieder zweierlei möglich: denn entweder will er uns nur schlechtweg mit der Beschaffenheit eines Gegenstandes bekannt

.

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