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Es war ein Glück bei der Gefahr,
Dafs unser Hänfling auswärts war.
Er kam, nachdem es aus gewittert,
Und fand die Eiche halb zersplittert.
Da sah er mit Bestürzung ein,
Er könne hier nicht sicher seyn.

Mit umgekehrtem Eigensinn
Begab er sich zur Erde hin,

Und baut' in niedriges Gesträuche;

So scheu macht' ihn der Fall der Eiche!

Doch Staub und Würmer zwangen ihn,
Zum andernmal davon zu ziehn,

Da baut' er sich das dritte Haus,
Und las ein dunkles Büschchen aus,
Wo er den Wolken nicht so nahe,
Doch nicht die Erde vor sich sahe;
Ein Ort, der in der Ruhe liegt.
Hier lebt er noch, und lebt vergnügt.

Der Fuchs und der Adler.

Es lebt' aus Reinekens Geschlechte

Ein jung' und eitler Abkömmling,
Der oft mit mehrerm Glück als Rechte
Der schnellen Hunde Spur entging.

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Da lag er nun vor seinem Loche,
Und lachte bei sich der Gefahr,
Der er noch in vergangner Woche
Durch einen Sprung entronnen war.

Sagt, rief er, Höfe, Wiesen, Ställe,
Ihr Zeugen meiner Tapferkeit!

A

Wer stiehlt, wie ich? Wer sieht so helle?
Wer läuft so schnell? Wer riecht so weit?

Vertieft in solchen Wunderdingen,
Bemerkt er eines Adlers Flug,
Wie ihn mit ausgestreckten Schwingen
Das stille Meer der Lüfte trug.

O könnt' ich fliegen, wie die Vögel!
Den Neid, erseufzt er, macht' ich stumm,
Euch aber kahl, ihr Bauerflegel;

Mit Lust gäb' ich ein Ohr darum.

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Itzt legt ein Schufs den Adler nieder, Der Fuchs nimmt es mit Schrecken wahr; Zu fliegen wünscht er nimmer wieder.

Je höher Stand, je mehr Gefahr.

Liegt dieser Satz wirklich in der Fabel? Oder, mögte ich fragen, liegt irgend

ein

ein Satz in ihr, wie sie da ist? Bei einer andern Bearbeitung hätte vielleicht eine nützliche Wahrheit hineingebracht werden können; diese nehmlich: dafs man beim aufmerksamen Gebrauch geringerer Vortheile sich besser befinde, als beim nachlässigen Gebrauche der grössern. i mi

Damit aber die Wahrheit aus der Geschichte deutlich hervorscheine: so mufs man besonders auf die Einheit der Fabel sehen. Und diese Einheit wird durch den Zweck der Fabel, durch die Eine Wahrheit bestimmt. Alles Fremde, nicht Hingehörige muss vermieden werden; alle einzelnen Theile müssen zur Erreichung des Zweckes mitwirken; alle müssen, so gestellt und verbunden seyn, dass der wahre Gesichtspunct, aus welchem man die Geschichte ansehen soll, niemal verrückt werde. Ist die Fabel zusammengesetzt, Engels Schriften XI.

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so müssen Bild und Gegenbild in der genauesten Übereinstimmung stehen. Vielleicht fehlt diese genaueste Übereinstimmung in folgender kleinen Fabel...!

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Ich

Ein Esel vermals sich, mit einem Jagdpferde in die Wette zu laufen. Die Probe fiel erbärmlich aus, und der Esel ward ausgelacht. merke nun wohl, sagte der Esel, woran es ge legen hat: ich trat mir vor einigen Monaten einen Dorn in den Fuss, und der schmerzt mich noch.

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Entschuldigen Sie mich, sagte der Kanzelredner Liederhold, wenn meine heutige Predigt so gründlich und erbaulich nicht gewesen, als man sie von dem glücklichen Nachahmer eines Mosheim erwartet hätte. Ich habe, wie Sie hören, einen heisern Hals, und den schon seit acht Tagen. LESSING.

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In die Kritik des Einzelnen wollen weit

wir uns nicht einlassen, um nicht zu

läuftig zu werden. Man lese die sämmtlichen angeführten Stücke noch einmal, und beantworte sich im Lesen folgende Fragen: Hat der Dichter nie zu weit ausgeholt? nie die Erzählung mit unnützen Umständen erweitert? hat er sie nie mit falschem Schmuck überladen? Hat er überall den kürzesten, treffendsten, eigentlichsten Ausdruck gewählt? Ist seine Sprache nirgend zu kostbar? oder zu niedrig? zu poetisch, oder zu matt? Hat er den Charakter getroffen? Ist er nirgend durch Zweideutigkeiten, oder durch unrichtige Verbindungen, oder durch verwickelte Wortfügungen dunkel geworden? - Am besten thut man, wenn man sich in der Kritik üben will, man nehme den Lichtwehr zur Hand.

Statt hier Beispiele von Fehlern zu häufen, die man nur allzuhäufig antrifft,

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