Die Berathschlagung der Pferde. Ha! sprach ein junger Hengst wir Sklaven sind es werth, Dafs wir im Joche sind. Wo lebt ein edles Pferd, Das frei seyn will? O wie glückselig war In jener Zeit der Väter Schaar! Die waren Helden, edel, frei, Und tapfer. In die Sklaverei Bog da noch keiner seinen Nacken, War ihr geraumer Aufenthalt. Auch scheuten sie kein offnes Feld; Sie gras'ten in der ganzen Welt Nach freiem Willen. Ach! und wir? Sind Sklaven, gehn im Joch, arbeiten, wie der Das unvollkommne Thier! Was ist es? Was sind wir? Solch ein Geschöpf bestimmte die Natur Uns prächtigen Geschöpfen nicht zum Herrn. Pfui, auf zwei Beinen nur! Riecht er den Streit von fern? Bebt unter ihm die Erde, wenn er stampft? dafs seine Nase dampft? Sieht man, Ist er ein schöner Thier? Hat er die Mähne, die uns ziert? Und doch ist er, ihr Brüder, ach! Der Herr, der uns regiert. Wir tragen ihn; wir fürchten seine Macht; Wir führen seinen Krieg, und liefern seine Schlacht. Er siegt, und höret Lobgesang; Die Schlacht indefs, die er gewann, War unser Werk; wir hatten es gethan. .I Wir dienen ihm zur Pracht Vor seinem Siegeswagen; Und ach! vielleicht nach dreien Tagen Entreifset, Brüder, euch der niedern Sklaverei! Entreisset euch dem Joch, und werdet wieder frei! Wie leicht ists doch, wenn wir Nur einig sind! Was meinet Ihr? Er schwieg. Ein wüthendes, Geschrei, Ein wilder Lärm entstand, und jeder fiel ihm bei. Ein einziger erfahrner Schimmel nur, Ein zweiter Nestor sprach: Wahr ist es, die Natur Gab uns die prächtige Gestalt, Die keiner hat, als wir; auch gab sie uns In unsern Huf: jedoch aus milder Hand Wer bauete den Stall, worin wir sicher sind Vor Tiger und vor Wolf, vor Regen, Frost und Wind? Wer macht, dass wir auch dann dem Hunger Auf allen Fluren ist? Wer wendet alle Noth Und allen Kummer dann von unsern Krippen ab? Der Mensch, der gute Mensch, den uns der Er streuet Haber aus und ärntet siebenfach; Er trocknet sülses Gras und bringt es unters Dach. Zwar helfen wir dabei; doch thun wir keinen Wir dienen ihm; er uns: wir leben mit ein ander; Sind mit einander frei. Der Rappe Bucephal, Ein Grieche, welcher einst den Menschen Alexander Auf seinem Rücken trug, war König in dem Stall, Wie jener auf dem Thron. Und kam er in ein Feld, Wo Ruhm zu ärnten war, so war er auch ein Held; a Und beide, Pferd und Mensch, eroberten die Welt, Und theileten den Ruhm des Sieges. Würden wir Vom Bucephal sonst Nachricht haben? |