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VIERTES HAUPTSTÜCK.

Von der Idylle.

Die Idylle, haben wir schon gesagt, steht den oben angeführten Dichtungsarten so wenig entgegen, dafs sie vielmehr alle mit in sich begreift. Wir haben in ihr beschreibende, lyrische, erzählende, dramatische Stücke. Wenn wir sie also erklären wollen, so müssen wir einen neuen Grund der Eintheilung suchen. Und wie finden wir diesen?

Der deutsche Namen Hirtengedicht hilft uns sogleich auf die Spur: denn er zeigt uns, dass es nur ein gewisser Cirkel

.von Menschen seyn mufs, worauf der Dichter sich einschränkt. Der gesuchte Eintheilungsgrund wird also die beson dere Welt seyn, woraus der Dichter seine Materie hernimmt, worin allein er die Gegenstände aufsucht, die er beschreiben, die Begebenheiten und Handlungen, die er erzählen, die Empfindungen und Leidenschaften, die er ausdrücken will *).

*) In dem Namenverzeichnisse der verschiedenen Dichtungsarten, das überhaupt sehr mangelhaft ist, findet man keine andere, die der Idylle eigentlich entgegengesetzt wäre. Aber wenn man unsern Eintheilungsgrund auch nicht gebraucht hat, mehrere Gattungen des Gedichts überhaupt anzugeben, so hat man ihn wenigstens angewandt, von andern Gattungen mehrere Unterarten zu bilden. So hat man z. B. das Trauerspiel vom Lustspiele so unterschieden: dafs je. nes seinen Stoff aus dem Leben der Könige und Helden; dieses den seinigen aus dem Privatleben nimmt. Ob man den Uuterschied hiemit richtig bestimmt habe? ist eine andere Frage.

Ich werde nun in kurzem dich
Verlassen und die schöne Welt,
Und in noch schönern Gegenden
Den Lohn der Redlichkeit empfahn.
O bleib der Tugend immer treu!
Und weine mit den Weinenden,
Und gieb von deinem Vorrath gern
Den Armen. Hilf, so viel du kannst,
Zum Wohl der Welt. Sei arbeitsam.
Erheb zum Herren der Natur,

Dem Wind und Meer gehorsam ist,
Der Alles lenkt zum Wohl der Welt,

Den Geist. Wähl lieber Schand und Tod,

Eh du in Bosheit willigest!

Ehr', Überfluss, und Pracht, ist Tand;

Ein ruhig Herz ist unser Theil.

Durch diese Denkungsart, mein Sohn,

Ist unter lauter Freuden mir

Das Haar verbleichet. Und wiewohl
Ich achtzigmal bereits den Wald

Um unsre Hütte grünen sah;

So ist mein langes Leben doch,
Gleich einem heitern Frühlingstag,
Vergangen unter Freud' und Lust.
Zwar hab' ich auch manch Ungemach

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Erlitten. Als dein Bruder starb,

Da flossen Thränen mir vom Aug',

Und Sonn' und Himmel schien mir schwarz.
Oft auch ergriff mich auf dem Meer

Im leichten Kahn der Sturm, und warf
Mich mit den Wellen in die Luft:
Am Gipfel eines Wasserbergs

Hing oft mein Kahn hoch in der Luft;'
Und donnernd fiel die Fluth herab,

Und ich mit ihr. Das Volk des Meers
Erschrak, wenn über seinem Haupt
Der Wellen Donner tobt', und fuhr
Tief in den Abgrund, und mich dünkt',
Dafs zwischen jeder Welle mir

Ein feuchtes Grab sich öffnete.

Der Sturmwind taucht' dabei ins Meer

Die Flügel, schüttelte davon

Noch Eine See auf mich herab.

Allein bald legte sich der Zorni

Des Windes, und die Luft ward hell,

Und ich erblickt' in stiller Fluth
Des Himmels Bild. Der blaue Stör,
Mit rothen Augen, sahe bald

Aus einer Höhl', im Kraut der See,
Durch seines Hauses gläsern Dach;

Und vieles Volk des weiten Meers

Tanzt auf der Fluth im Sonnenschein,

Und Ruh und Freude kam zurück

In meine Brust. Jetzt wartet schon

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Das Grab auf mich. Ich fürcht' es nicht.
Der Abend meines Lebens wird

So schön, als Tag, und Morgen, seyn.
O Sohn! sei fromm und tugendhaft!
So wirst du glücklich seyn, wie ich;
So bleibt dir die Natur stets schön.

Der Knabe schmiegt sich an den Arm Irins, und sprach: Nein, Vater,nnein, 'Du stirbst noch nicht! Der Himmel wird Dich noch erhalten, mir zum Trost! Und viele Thränen flossen ihm, Could sit Indessen hatten sie

Vom Aug'.

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Die Reusen ausgelegt. Die Nacht de

Stieg aus der See; sie ruderten

Gemach der Heimat wieder zu.

Irin starb bald. Sein frommer Sohn.

Beweint' ihn lang', und niemal kam
Ihm dieser Abend aus dem Sinn...
Ein heil'ger Schauer überfiel

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