Gotthold Ephraim Tellings fämtliche Schriften. Herausgegeben von Karl Lachmann. Dritte, auf's neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker. Erler Band. Stuttgart. G. I. Göschen'lche Verlagshandlung. 1886. Unveränderter photomechanischer Nachdruck Archiv-Nr. 36 52 680 1968 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung - Karl J. Trübner Veit & Comp., Berlin 30, Genthiner Straße 13. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdruckliche Geneh- (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen Vorrede. Als Karl Lachmann vor nahezu fünfzig Jahren seine Ausgabe der Lessingischen Schriften erscheinen ließ, verzichtete er darauf, ihr ein erklärendes oder rechtfertigendes Vorwort zum Geleite zu geben. Sein Werk sollte für sich selbst sprechen. Sein Name bürgte dafür, daß er in jeder Weise sorgfältig nach sicheren Grundjäßen verfahren; das Zutrauen, daß er in zweifelhaften Fällen richtig entschieden habe, durfte der anerkannte Meister der germanischen Philologie von seinen Lesern unbedingt heischen. Aber verdienter Tadel würde jeden Geringeren treffen, der gleich ihm es ablehnen wollte, ausdrücklich Rechenschaft von seiner Arbeit abzulegen. Doppelt verdienter Tadel, wenn dieser Geringere jeßt, ein halbes Jahrhundert nach Lachmann, dessen stolzes Schweigen nachzuahmen sich erdreisten würde. Für den Herausgeber der Lessingischen Schriften liegen heutzutage ziemlich alle Verhältnisse anders als 1838. Die Sammlungen der Werke Lessings, welche die deutsche Litteratur bis dahin aufzuweisen hatte, waren, so weit sie ihr Entstehen nicht ausschließlich buchhändlerischer Speculation verdankten, Zeugnisse der Pietät, mit welcher der Bruder und die überlebenden Freunde das Andenken des geistesmächtigen Genossen ehrten, auch jezt noch höchst schäzbare Arbeiten, bei deren Ausführung man aber an alles mehr als an philologische Kritik gedacht hatte. Lachmann lenkte zuerst darauf sein Augenmerk; er schenkte uns die erste kritische, nach wissenschaftlicher Methode bearbeitete Ausgabe der Werke Lessings. Er versuchte es, wieder den echten Text derselben, von Irrtümern und Willkür gereinigt, herzustellen; er strebte in einem vorher nicht geahnten Sinne nach Vollständigkeit der Lessingischen Schriften, teilte aus Manuscripten oder alten Drucken vieles mit, was man zuvor nicht gekannt oder mit Absicht vernachlässigt hatte, und zeigte durch seinen Hinweis auf die journalistische Thätigkeit Lessings den Forschern das Feld, aus welchem sie auch nach ihm noch allerlei Schäße hervorzugraben am zuversichtlichsten hoffen konnten; er ordnete endlich die gesamte Masse der prosaischen Schriften chronologisch, so daß uns aus seiner Ausgabe der Werke Lessings ein anschauliches Bild von dem geistigen Werden und Wachsen, kurz von der historischen Entwicklung des Autors entgegentrat. Die Vorzüge dieser Arbeit waren PT 2396 ΑΓ 18862 v.l |