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Marivaux.

S. 6. VII. S. 165 Wie in seinen Luftspielen, so ist auch in seinen Romanen, das Wißige und Sinnreiche sein beståndiges Ziel; und dieß zu erreichen, hålt sich fetne ergiebige Erfindungskraft in unablåssiger Thätigttit. Schade nur, daß dieß Bestreben zu oft in seiner gekünftelten und manierirten Schreibart sichtbar wird! Weltkenntniß und Scharfblick besaß Mariyaur gewiß im nicht gewöhnlichen Maße; und er wåre in der Darstellung des von ihm fein und scharf beobachteten Lebens wohl gewiß glücklicher gewesen, hätte er diese Feinheit und Schärfe nicht auch in seine Schreibart übertragen wollen, und sich mehr der Natur und Empfindung überlassen. Man liest indeß seine Marianne, seinen Payfan Parvenû, und selbst seinen Pharfamond, immer noch gern, weil sich von Zeit zu Zeit eine Meisterhand darin verråch, und man dadurch für manche minder unterhaltende Stellen schadlos gehalten wird. Die Charakterschilderungen waren wohl die größte Stärke dieses Schriftstellers, der es übrigens mit der Sittlichkeit so gar Frenge nicht nahm.

lé Sage.

6. S. VII. S. 172. Seine Umkleidungen spas nischer Romane sind mußterhaft und einzig in ihrer Art; und nie hatte ein Schriftsteller zu dergleichen Arbeit mehr Ges schick und entschiedenery Beruf. Im Gilblas von Santillana, seinem Meisterstücke, fühlt sich der Leser gar bald mit ihm in einer Gesellschaft, die er nie wieder zu verlassen wünscht, und wird auf die angenehmste, natúrs lichste Art, von einer Scene und Situation zur andern hins übergeführt, ohne irgend Gewalt oder Ermüdung zu führ len. Gern låsst man sich mit ihm in die kleinsten Nebens umstände ein, weil er sie durch neue und treffende Züge Beifp. Samml. 8.B. 2. Abth.

Höchst

höchst anziehend zu machen weiß. Der Gilblas ist die beste und originalste Arbeit dieses mit so vieler åchten Laune begabten Schriftstellers, ob er sich gleich dabei einige spanis The Romane, besonders die Vida del Escudero Marcos de Obregon zu Nuße gemacht hat. Unmittelbarer aus spanischen Originalen-geschöpft," aber doch frei und eigens thümlich bearbeitet sind seine übrigen komischen Romane: fein Diable Boiteux, nach dem Diablo Cojuèlo des Luts Velez de Guevara; seine Geschichte des Gusman von Alfarache, nach dem bekannten spanischen Roman dieses Namens von Matteo Aleman; sein Estevas nille Gonzalez, nach einem überaus wißigen, aber wes gen seiner vielen Anspielungen unübersehbaren Original, dese sen Verfasser, der beim Grafen Piccolomini die Rolle eines gesellschaftlichen Possenreißer gespielt haben soll, selbst der Held seiner Erzählung ist; und sein Bachelier de Salamanque. Von le Sage hat man auch eine freie französische Uebersetzung von dem durch Avellaneda fortgesetzten Don Quixote; und die ganz angenehmen Promenades de S. Cloud sollen gleichfalls von ihm ́seyn.

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Crebillon.

Claude Prosper Jolyot de Crebillon, ein Sohn des B. VII, S. 485, angeführten Schauspieldich. ters, geb. zu Paris 1707, gest. 1777. Ohne die Weppigs Leit und Sittenlosigkeit, welche das Gepräge seiner Romane ausmacht, und die durch daran verschwendeten Wit noch anziehender und verführerischer wird, hätten seine Romane, die meistens morgenländische Scenen und feenmäßigen Stof haben, schwerlich so viel Glück gemacht. Der jüngere Cres billon verstand sich indeß nicht recht auf wahren und daus ernden Ruhm; nur Jugend und Leichtsinn tönnen an fo wollüftigen Bildern Gefallen finden ♬ diese bei aller Kunst

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ihres blendenden Anstrichs, doch am Ende den Unwillen des männlichen Kenners erregen müssen, der kaum wird ges stehen wollen, sie gelesen zu haben, und solch einen Weißs brauch des Wißes nothwendig verwerfen muß. Beffer ges schrieben und minder anstößig sind seine Egaremens du Coeur et de l'Esprit, und seine Lettres de la Marquife de *** als sein Ecumoire, Tanzai, le Sopha, Ah quel Conte! Grigri, Angola, Atalzaïde, le Hazard du coin de feu,

u. a. m.

J. J. Rousseau.

Jeder Kenner des Schönen in Werken des Gesmacks grråth es sogleich, daß hier sein Name wegen des meister, haften und in seiner Art einzigen Romans steht, den er in feiner Nouvelle Héloife, ou, Lettres de deux Amans habitans d'une petite ville au pied des Alpes, geliefert hat. In der umständlichen Vorrede, oder Nach cht viels mehr, welche Rousseau diesen Briefen, in der Form eis nes Gesprächs zwischen dem Herausgeber und einem Gelehrs ten, beigefügt hat, würdigt er seine Arbeit selbst richtig ges nug; nur daß er umsonst sich bemüht, die Mängel der Ers findung und eines reif überdachten Plans durch die mehr philosophische Tendenz seiner Briefe zu entschuldigen. Mas wider diese Mängel, und wider die verfehlte Charakterzeich, nung, in der ausführlichen und lesenswürdigen Beurtheis lung dieses Romans, von Moses Mendelssohn, im zehnten Theile der. Literaturbriefe, erinnert wird, scheint mir gegründeter zu seyn, als der Tadel der Schreibart, und besonders der in diesen Briefen so beredten und feurigen Affektensprache, die dort spisfindig, affektirt und voller Schwulst genannt wird. Rousseau, sagt dieser sonst so einsichtvolle Kunstrichter, der zum Entzücken schon schreibt, fa oft er die Sprache der begeisterten Bernunft zu reden hat, P 2

scheint

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scheint über die Natur der Leidenschaften råsonnirt, fie selbst
aber niemals gefühlt zu haben; daher es ihm denn so schwer
wird, ihre åchte Sprache zu reden. - Durch Auss
rufungen und Hyperbeln wird man heftig und ausgelassen;
aber nicht herzrührend. Und ich muß gestehen, daß mein
Herz bei allen verliebten Klagen des St. Preux eiskalt
geblieben ist. Ich konnte sie sogar ohne Widerwillen `nicht`
lesen; denn was auf Empfindung Anspruch macht, muß
entweder Empfindungen erregen, oder es wird abgeschmackt."
-Gewiß werden die meisten Leser, selbst ohne einseitige.
und shwärmerische Bewunderer des Genfer Bürgers zu seyn,
dieß Urtheil den Gefühlen wenig gemåß finden, mit welchen
sie diese herrlichen Briefe lasen. Ihren eignen, und viels
leicht den größten Werth haben freilich die auch von diesem
Kunstrichter für vortreflich erkannten Br efe zwischen St.
Preux und Sir Eduard Bomfton, über den Selbsts
mord, und verschiedne andre, in welchen allgemeinere Ges
genstände philosophisch abgehandelt werden, z. B. Lektüre,
Mufit, Zweikampf, Erziehung, Freuden eines arbeitsamen
Landlebens.. Und überhaupt scheint wohl die zum Grunde
liegende Geschichte nur das Vehikel gewesen zu seyn, um
diese Gegenstände zu erörtern; aber offenbar ist es doch auch,
daß ihre Erörterung, durch die Beziehungen und Umstände,
unter welchen sie geschah, an eindringlicher Lebhaftigkeit und
anziehendem Interesse nicht wenig gewonnen hat.
Emile, ou, de l'Education, war das indeß wohl weit mehr
der Fall, was M. bei der Heloise minder wahrscheinlich vors
ausseßt, daß es dem Verfasser mehr um seine philosophischen
Materien, als um seinen Roman, zu thun war; daß die
Materien schon abgehandelt waren, und, um sie zu verbins
den, und ein Ganzes daraus zu machen, eine Geschichte
erfunden wurde, die mehr eine beståndige Kette von Episos
den, als eine wohlgeordnete Geschichte, genannt werden
tann. Den pådagogischen Werth dieses berühmten Werks

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Seim

zu

zu zergliedern, ist hier der Ort nicht; es ist son mehrern einsichtvollen Männern, und unlångst erst von Hrn. Reht berg, in seiner Prüfung der Erziehungskunst, geschehen.

Voltaire.

Was von diesem großen Meister in der Gabe, anmus, thig, lebhaft und interessant zu erzählen, in die Klasse der Romane gehört, findet man im 44sten und 45 sten Bande. der von Beaumarchais veranstalteten vollständigen Auss gabe seiner Werke beisammen, nåmlich: Zadig, ou lay Destinée, Hiftoire Orientale Le Monde comme il va, Vision de Babouc - Memnon, ou la Sagelle: Sagesse Humaine Les Deux Confolés Hiftoire des Voyages de Scarmentado Micromegas,

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Hiftoire. philofophique Hiftoire d'un bon Bramin

Le Blanc et le Noir

--

Jeannot et Colin

Candide, ou l'Optimisme-L'Ingenu-L'Homme aux quarante écus La Princeffe de Babylone les Lettres d' Amabed Hiftoire de Jenni

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Les Oreilles du Comte de Chesterfield et le Chapelain Goudman Le Taureau Blanc Le Crocheteur: Borgne Cofi-Sancta

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Songe de Platon - Bababec et les Fakirs Aventure de la Memoire Les Aveu. gles Juges des Couleurs-Aventure Indienne-Voyage de la Raison. --Voltaire's Manier hat auch in dieser Gattung viel eigenthümliches Verdienst; und zu der Zeit, als die ersten der genannten Erzählungen erschienen, gab es noch unter den französischen Schriftstellern wenig nachahmungswürdige Muster der åchten und durchaus interest fanten Romanendichtung. Vielmehr öffnete sich sein viel umfassender Geist auch hier eine neue, noch unbetretene Laufs : bahn. Er wusste die Philosophie des Lebens sowohl, als; die Kritik des Geschmacks, und treffenden Wiß in seine Ers, zåhlungen zu verweben, und dem Ganzen eine sehr anzie

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