Beispiel 6. Der kräftige Trost, daß Gott alles wohl macht. Ein Trostlied. Mel. Jesu meine Freude. (Geistl. Gesänge. Dritte Samml. S. 155.). Christ aus deinem Herzen Wenn schon Kreuz dich drücket, Sorgen stets mit dir erwachen; Soll die Wahrheit schweigen; Wider dich der Hölle Rachen; Ist der Himmel trübe; Weicht das Glück Stets mehr zurück; Scheints dich nicht mehr anzula chen; Wohl wirds Gott doch machen. Bürden abzunehmen, Hilft nichts Angst noch Grämen; Zähm deinen Schmerz! Du führst Christi Namen. Den Gott nicht läßt. Laß rings um dich Wetter krachen! Herrlich ist die Krone, Was dein Gott verhängt! Deiner Hoffnung spöttisch lachen! Nun, so soll es bleiben Was er will, Sen stets mein Ziel. Wunderbar mag Gott es machen; 5. Abraham Gotthelf Kästner. 1719-1800. Abraham Gotthelf Kästner war am 27. September 1719 in Leipzig geboren, wo sein Vater Dr. und Professor der Rechte an der dortigen Universität war. Als einziges Kind seiner Eltern wurde er sehr sorgfältig, doch einfach, erzogen und nur vom Vater und Oheim, dem Dr. juris Pommer, im Hause unterrichtet. Leichte Fassungsgabe, glückliches Gedächtniss und lebhafte Lernbegierde förderten seinen Unterricht und die Frühreife des Geistes in dem Knaben erregte allgemeine Bewunderung. Auch der Unterricht in der Religion war lebendig, einfach und streng orthodox auf das Lesen der heil. Schrift gegründet. Alles was der Knabe lernte ergriff er mit Lust und Liebe, vor allem aber ergab er sich den mathematischen Studien und nie wollte er sein Gedächtniss ohne Überle gung arbeiten lassen. Schon im zehnten Jahre hielt ihn der Vater für reif, au seinen juristischen Vorlesungen Theil zu nehmen und mit dem zwölften Jahre wurde er als ftudiosus juris immatrikulirt, woneben er eifrig Mathematik und classische Sprachen trieb. Obwohl er sich bald der Neigung, nur Philosophie und Mathematik zu studiren, überwiegend hingab, wurde er doch im Jahre 1733 Notar, sich etwas verdienen zu köunen, war daneben ein fleißiger Schüler Gottsched's in der Dichtkunst und Beredsamkeit und rühmte sich dessen auch späterhin, obschon er auch, wie seine Vorlesung und manche Epigramme zeigen, seine Schwächen wohl anerkannte. Er wurde auch Mitarbeiter an den Schwabeschen Beluftigungen des Verstandes und Withes und schonte auch zuweilen der Schweizer nicht. Im Jahre 1735 wurde er Baccalaureus und im folgenden Magister der Philosophie in Leipzig. Im Jahre 1739, in seinem zwanzigsten Jahre, trat er selbst als Docent an der Leipziger Universität auf und las Mathematik, Logik, Naturrecht und praktische Übungen in der Logik mit großem Beifall, daß ihm auch 1746 eine außerordentliche Professur der Mathematik übertragen wurde, welche aber nur 100 Thaler eintrug, daß er sich zu manchen unfreiwilligen schriftstellerischen Arbeiten genöthigt sah, um sich und die nun verwittwete Mutter zu crnähren. Nach zehn Jahren entschloß sich Kästner dem Rafe zur ordentlichen. Professur der Mathematik und Physik nach Göttingen 1756 zu folgen und verheirathete sich kurz vorher mit Rosine Baumann, welche er innig lieble, aber schon 1758 durch den Tod verlor. Bier und vierzig Jahre lang ist nun Kästner Lehrer und eine Hauptzierde der Universität Göttingen gewesen und erwarb sich durch seine Vorlesungen und seine Schriften eine außerordentliche Berühmtheit. Er wurde allmählich Mitglied fast aller gelehrten Gesellschaften Europas und stand mit den bedentendsten Gelehrten in Briefwechsel. Der Cardinal Quirini übersetzte sogar zu Kästners Triumph dessen kleine Theodicee" als eine Andachtsübung in lateinische Verse. Zu seinen bedeutenden Schülern gehört auch Karsten Niebuhr, welchen er selbst zu seiner Reise nach Arabien veran lasste. Er wurde als Vorsteher der deutschen Gesellschaft in Göttingen zugleich der Protector des Hainbundes, wie sehr auch seine Ansichten über Poesie von der der hochstrebenden Jünglinge jenes Bundes verschieden war. Im Jahre 1765 wurde er zum großbritt. und braunschweigschen Hofrath ernannt und genoß das große Vertrauen des Ministers Münchhausen, welches er nur späterhin sich verscherzte, da er seinen Hang zur Satire nicht zu beherrschen verstand. Hierdurch ist er vielen Menschen, besonders auch seinen Collegen lästig, und oft ist dadurch sein Character in ein falsches Licht gestellt worden, da, wie wenig Nücksicht er auch in Streit und Laune selbst auf seine Freunde nahm, doch sein Herz fern war von aller Bosheit und Hinterlist und er für durchaus bieder und chrenwerth, das Gute aus edler Denkungsart und mit Aufopferung fördernd, auch fremdes Verdienst neidlos anerkennend und seinen Freunden und Verwandten unwandelbar treu anhangend immerdar erscheinen muß. Er starb, nachdem er sein goldnes Jubiläum als Magister schon dreizehn Jahre überlebt hatte, sehr sauft am 20. Juni 1800 im ein und achtzigsien Jahre seines Alters. Käsiner hat sich den Namen eines Poeten lediglich durch seine Epigramme erworben und das epigrammatische Element bildet auch den charakteristischen Zug aller seiner Schriften. Die Epigramme sind meist negativer Natur, mehr voll Witz und Spott als Humor und Satire, kräftig und scharf, öfter schonungslos, daneben komisch, ergötzlich und sinnreich. Seine didaktischen Gedichte, welche Opitz und Haller zum Muster haben. und unter denen das von den Kometen am bedeutendsten ist, sind zu 1) Vergl. darüber die treffliche Darstellung von Pruß: Götting. Dichterbund. Leipz. 1841. E. 186 ff. kalt, um noch gefallen zu können, auch Oden und Liedern fehlt Phantasie und Gemüthlichkeit. Seine prosaischen Schriften führen selten den Gegenstand in größerem Gedankenzusammenhang durch, sind aber inhaltreich, heiter, wißig und darum noch immer anziehend, wenn auch dem Stile nach weder Muster von Schönheit, noch von Correctheit. Kästners Werke erschienen zunächst in der Sammlung: 1. Vermischte Schriften von Abraham Gotthelf Kästner. Zwei Theile. Dritte Auflage. Altenburg 1783. 8. (Th. 1. Erste Aufl. 1755. Zw. 1773. Th. 2. 1772.). Theil 1. enthält profaische Aufsätze, Lehrgedichte, Oden, Elegieen, Fabeln, Sinngedichte, Parodieen und Briefe. Th. 2. prosaische Aufsätze und Gedichte. Dann erschienen noch 2. Einige Vorlesungen in der Königl. deutschen Gesellschaft zu Göttingen gehalten von A. G. Kästner, Königl. Hofrath u. f. f. der Königl. deutschen Gesellschaft Ältesten. Erst. Samml. Altenb. 1768. 3w. Samml. 1773. 8., worin außer den Vorlesungen noch Aufsätze, Gedichte u. a. m. 3. A. G. Kästners zum Theil noch ungedruckte Sinngedichte und Einfälle. Zwei Sammlungen. Frankf. u. Leipzig. Erste Samml. 1781. 8. und beide 1800. 8. Eine Ausgabe seiner Gedichte erschien Marburg 1820. - Endlich ist er schienen: Abraham Gotthelf Kästners gesammelte Prosaische und Poetische Schönwissenschaftliche Werke. Berlin 1841 bei Enslin in 4 Bändchen. 8. Das erste Bändchen enthält: a. Sinngedichte (382 an der -- Beispiel 1. Sinngedichte. 1. Auf Kepler. (Th. I. S. 3.) So hoch war noch kein Sterblicher gestiegen, Als Keppler stieg und starb in Hungersnoth: Drum lichen ihn die Körper ohne Brod. 38. Als ein Buchhändler eines Materialisten Tochter heirathete. Beglückter Schwiegersohn, dir kann kein Buch vermodern, Wenn es kein Leser kauft, wird es dein Vater fodern.2 59. Das Wunderbare in einer gewissen Tragödie. Daß er sich tödten will, verkündigt der Barbar, 64. Der Autor der Pucelle. Nach dem Griechischen. Den Legionen in der Hölle 78. Der Mahler. Auch ich mahl' oft, und nehme nichts dafür, 87. Der Candidat. Star will sich nun dem Tempel weihn? Wozu wird er wohl brauchbar seyn? Im Tempel Salomons wüßt' ich es doch zu sagen, Da wär er gut, das ehrne Meer zu tragen. 1. Auf einer Reise, die er thun mußte, um allergnädigste Auszahlung rückstän diger Besoldung allerunterthänigst anzuhalten. 2. Der Buchhändler, der dieses mit Lachen las, überführte mich, daß mein Sinngedicht falsch sey. Ich lasse allen |