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Liebe,
Jedoch noch größer ist dein Schmerz!
Du giebß für tausend traurge
Stunden
Kaum einen freudgen Augenblick
Dein schönstes Glück ist bald ver-
schwunden,
Und Schmerz und Reue bleibt zu-
rück.

Freundschaft, Quell erhabner
Triebe!

Dir folgen ist der Menschheit
Pflicht:

Du hast die Reizungen der Liebe, Und ihre Schmerzen hast du nicht.

Schon seh' ich dich vom Himmel

fliegen; Komm, Göttinn, fülle meine Brust! Sie kömmt, geschmückt mit Chloens Zügen, Aus ihren Blicken lacht die Lust.

Es flichen Unmuth und Be schwerden, Und die Natur erheitert sich. Komm, Kind des Himmels, Lust der Erden, Freundschaft, ich umarme dich! Doch welchen Schmerz fühl ich entstehen?

Und welchen Pfeil seh ich bereit? Was ich für Freundschaft angesehen, War Amor in der Freundschaft Kleid.

7. Carl Christian Gärtner. 1712-1791.

Carl Christian Gärtner war am 24. Novbr. 1712 zu Freiberg im Erzgebürge geboren, wo sein Vater Postmeister und Kaufmann war. Nachdem er in seiner Vaterstadt den ersten Unterricht genossen, bezog er die fürstliche Landesschule zu Meißen, wo Gellert und Rabener seine vertrauten Freunde wurden und als solche auch auf der Universität zu Leip

Pischon Denkm. IV.

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zig sich zu ihm fanden. Hier arbeitete Gärtner zuerst unter Gottscheds Aufsicht und gab auch in Schwabens Belustigungen des Verstandes und Wißes seine ersten Gedichte heraus.. Doch bald erkannte er die Dürftigkeit und Geistlosigkeit Gottscheds, und die Nachlässigkeit bei der Herausgabe der Beluftigungen veranlasste ihn, zunächst mit seinen Freunden J. A. Schlegel, Cramer und Rabener, die Zeitschrift: Neue Beiträge zum Vergnügen des Verstandes und Wißes," auch wegen des Verlagsortes die.,,Bremischen Beiträge" genannt, herauszugeben, welche bald allgemeines Aufsehen erregten. Wie sich auch Ebert, Gisele, Zachariä, Gellert, K. A. Schmidt und Schmidt aus Langensalze, endlich auch Klopstock zur Herausgabe dieser Schrift vereinten, ist schon öfter an geführt worden. Gärtner war aber der eigentliche Kritiker und Herausgeber der Beiträge und seinem Rathe, Urtheile und Geschmack vertrauten die Freunde am meisten.2 Auch sein höheres Alter mochte wohl einen Einfluß ausüben. Erst 1745, also in einem Alter von 33 Jahren, verließ er Leipzig und ging als Führer zweier junger Grafen nach Braunschweig, wo er zwei Jahre später Professor am herzoglichen Kollegium Karolinum wurde und die Freude hatte, bald mehrere feiner Freunde als Collegen bei dieser Anstalt sich folgen zu sehen. Er verwaltete die Professur der Beredsamkeit und Sittenlehre, las zugleich über Virgil und Horaz und gab sich ganz seinem Amte, seinem häuslichen Leben und ́seinen Freunden hin. Er erfreute sich allgemeiner Liebe und Achtung. Im Jahre 1775 wurde er Kanonicus des Stifts St. Blasii zu Braunschweig und 1780 herzoglich Braunschweigscher Hofrath. Seinen Berufsarbeiten bis zu den späten Lebenstagen treu zugethau starb er den 14. Februar 1791, acht und siebzig Jahr alt.

Gärtner ist weniger als Dichter und Schriftsteller, als vielmehr als Pfleger der Dichtkunst und Kritiker seiner Freunde zu nennen. Geschrieben hat er mur:

1. Sammlung einiger Reden von C. C. Gärtner, Prof. der Sittenl. und Redekunst u. s. f. Braunschweig. 1761. gr. 8.

2. Die geprüfte Treue, ein Schäferfpiel. Braunschw. 1768. 8.

1. S. darüber schon die frühern Lebensbeschreibungen J. A. Schlegels, Nabeners u. a. m. 2. Man hat darum auf ihn angewendet, was Horaz in seiner Epistel an die Pisonen v. 448-455 vom Quintil sagt:

Wenn man dem Quintil

Was las, so hieß er euch bald dieß bald das
Verbessern. Sagte man, es gehe nicht,

Man hab' es schon vergebens zwei - bis dreimal
Versucht, so hieß er euch die ganze Stelle
Durchstreichen, und die schlecht geprägten Berse
Noch einmal auf den Ambos legen.

"

(Zuerst in den bremischen Beiträgen, dann öfter abgedruckt.) Für jene Zeit ein Meisterstück in dieser Gattung der Poesie. 3. Linguet's Beiträge zum spanischen Theater. A. d. Franz. 2 Th. Braunschw. 1769. 8. (Mit Zachariä gemeinschaftlich überseßt.) 4. Die schöne Rosette. E. Lustspiel in Einem Act, nach Le Grand. Lpz. 1782. 8. (Nach Le Grands Lustspiel: Le triomphe du temps paffé, doch Charactere, Dialog, Anpassung der Sitten sind Eigenthum des deutschen Dichters.)

Antheil hatte Gärtner an den Belustigungen des Verstandes und Wises; an Gottscheds: Übersetzung des Wörterbuchs von Bayle und der Übersehung der Historie alter Zeiten und Völker von Rollin. Dreed. 1738-1748. 13 Bde. Unter seiner Aufsicht erschienen: Neue Beiträge zum Vergnügen des Vērstandes und Wihes. Bremen 1745-1748. 8. (vier Bände, jeder zu 6 Stücken) und die Fortsetzung: Sammlung vermischter Schriften von den Berfassern der Bremischen neuen Beiträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes. Leipz. 1748-1757. 8." (Drei Bände zu Auch hat er Gi 6 Stücken) und er war Mitarbeiter an beiden. seke's Poetische Werke Braunschw. 1767. 8. und J. A. Schlegels Fabeln und Erzählungen 1769. 8. herausgegeben.

Über ihn ist zu vergleichen:

Über Konrad Arnold Schmidts und Karl Christian Gärt ners Verdienst, besonders um die deutsche Literatur; eine öffentliche Vorlesung bei der Stiftungsfeier der herzogl. deutschen Gesellschaft zu Helmstädt von Theodor Roose. Helmstädt 1792. 8.

Klopstock in seiner Ode Wingolf, Fünftes Lied, singt so von ihm:2

Der du dort wandelst, ernstvoll und heiter doch,

Das Auge voll von weiser Zufriedenheit,
Die Lippen voll von Scherz; (Es horchen
Ihm die Bemerkungen deiner Freunde,

Ihm horcht entzückt die feinere Schäferin,)
Wo bist du, Schatten? Ebert! er neiget sich
Zu mir, und lächelt. Ja er ist es!
Siehe der Schatten ist unser Gärtner.

Uns werth, wie Flakkus war sein Quintilius,
Der unverhüllten Wahrheit Vertraulichster,
Ach kehre, Gärtner, deinen Freunden
Ewig zurück! Doch du flichest fern weg!

1. Die neue abgekürzte Auflage in 2 Theilen besorgte Zachariä.

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Fleuch nicht, mein Gärtner, fleuch nicht! du flohst ja nicht, Als wir an jenen traurigen Abenden,

Um dich voll Wehmuth still versammelt,

Da dich umarmten und Abschied nahmen!

Die letzten Stunden, welche du Abschied nahmst,

Der Abend soll mir festlich auf immer seyn!
Da lernt' ich, voll von ihrem Schmerze,
Wie sich die wenigen Edlen liebten!

Viel Mitternächte werden noch einst entfliehn.
Lebt sie nicht einsam, Enkel, und heiligt sie
Der Freundschaft, wie sie eure Väter
Heiligten, und euch Exempel wurden!

Beispiel.

Aus dem Schäferspiel: die, geprüfte Treue.
(Neue Beyträge Fd. I. S. 19.)

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Du hast recht wohl acthan.

Phyllie.

Den Schäfer so zu fränfen,

Der so bescheiden liebt! Soll ich denn etwan denken,

Daß du nicht lieben kannst? Hier irrst du dich, mein Kind!

Doris.

Ich? Lieben?

Phyllis.

Ja! Ich weis, wie unsre Herzen sind.
Wenn wir am hißigsten für unsre Freyheit sireiten:
So fühlen wir bereits des Feindes Zärtlichkeiten;
Des Feindes, welcher uns erst dann verdrießlich wird,
Wenn er den Sieg verschiebt, und sich, aus Zagheit, irrt.

Dde ist 1747 gedichtet und bezieht sich auf Gäriners Fortgehen aus dem Kreise seiner Leipziger Freunde.

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Du darfst dein eignes Herz, dein loses Herz befragen,
Es wird dir mehr, als ich, von dieser Wahrheit sagen.
Wir lieben unvermerkt in unsrer Kindheit schon,

Wir lieben wenn wir fliehn, wir lieben wenn wir drohn;
Und wenn wir uns wie du in spröden Mienen üben:
So weißt du doch, warum?

Doris.

Nun! Etwan weil wir lieben?

Phyllis.

Ja wohl!

Doris.

Du lichst wohl auch?

Phyllis.

Das könnte möglich seyn.

Ein Schäfer nimmt mich mehr als hundert Heerden, ein.
Ich habe wenigstens die Liebe nicht verschworen,
Bisweilen denk ich gar, wir sind dazu gebohren.

Doris.

Zür Liebe? Phyllis!

Phyllis.

Ja! zur Liebe. Glaubst du wohl,

Daß wir so artig sind, daß man uns hassen soll?
Und daß die Schäfer selbst, allein für ihre Heerden,
Und uns wohl gar zur Last, so groß und lose werden?

Doris.

Verwirfst du denn das Glück, das aus der Freyheit fließt?

Phyllie.

O dieses ist ein Glück, das sehr beschwerlich ist.

Doris.

Soll man die Freyheit nur, zum Schein im Munde führen?

Phyllis.

Ja, dazu ist sie gut; doch besser zum verlieren.

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