Der meine Schafe tränkt und fühlt, Laß andre nur nach Schätzen streben: Laß Andre weit und prächtig wohnen: Beispiel 2. XXII. 1740. (Th. I. 235.) Urquell aller frohen Lieder, Ja, du sollst von keinen Zungen König irdischer Getränke, Denn was lehrt uns tausend Plagen Auszug' aller edeln Säfte! Dem, der dich geneußt. Wein! du bist ein Geist. Doch genug zu lange Lieder Furcht, und Gram, und Grille flie: Doch gedenkt des Spruches im hen; Freud', und Muth und Hoffnung Nie zu viel! ziehen Wieder in die Brust. Durch Unmäßigkeit. 1. Ebert will dies sonst ungewöhnliche Wort in dem Sinne von Extract gebraucht wissen. Dieser, wie er auch nun heiße, der dies Liedchen einst erfand, Aber, Schönheit! dir die andre, Reichthum! dir die dritte weihn, Beispiel 4. Ende aus dem Gesang; Auf meines Freundes, Joh. Andr. Cramers Tod. 1788 im Julius. (ib. S. 329.) Doch siche! von des Richters Throne Wird Dir noch zum besondern Lohne Für Deinen Heldenmuth, in jener finstern Nacht Der Trübsal, eine Siegeskrone Durch Deinen David dargebracht. 1. Diese Skolien sind aus den für Hagedorn überseßten Abhandlungen des de Nauze, aus welchen oben S. 19 Beispiel 7. einige angeführt sind, welche also Ebert und nicht Hagedorn zugeschrieben werden müssen. Doch hat Ebert in seinen Episteln und vermischten Gedichten das erste der S. 19. angeführten Skolien: „D würd ich eine schöne Leyer" nicht mit abdrucken lassen. Das erste oben angeführte ist von Athenäus, das zweite aus dem verlornen Lustspiele des Anaxandrides, vermuthlich von einem Geizhals in Bezug auf das erste des Athenäus gesagt. 2. Weil Cramer die Pfalmen Davids überseßt hatte. Auch Auch er mußt einst in gleichen Ungewittern Mit Thränen lang' um Rettung flehn, Und doch verläßt ihn mitten in den Stürmen, Da ihn sein Gott schon zu verlassen schien, Nicht das Vertraun, sein Gott werd' ihn beschirmen: Und Nacht und Ungewitter fliehn. Wie lange mußtest Du mit Seufzern und mit Thränen Ach! oft ward von der Todesangst, Mit welcher Du schwerathmend rangst, Den Seufzern selbst der Weg verschlossen; - Und Thränen, welche sonst, den Schmerz zu lindern, flossen, Schon bebte Dir das Knie; schon glitt der Fuß; Du sankst! Doch nein! Du solltest nicht versinken. Auch Dich verließ Dein Glaube nicht: Er hieß Dich aus dem Kelch des Trostes Stärkung trinken. Dein Gott war Deine Zuversicht, Dein Schuß im Sturm, und in der Nacht Dein Licht. Und dieser ließ Dich nicht versinken. Auch sahst Du Dir von ferne schon Mit Deines Sieges Ehrenlohn Des Himmels Ruh' einladend winken. Und nun auf ewig fummerlos, Auf ewig froh, dankst Du in ihrem Schooß Dem Gotte Deines Heils sogar für Deine Leiden; Auch sie verwandeln sich in Freuden. Und er, deß feur'ger Lobgesang Schon hier Dein Muster war, wird selbst auch dort Dein Lehrer. Er, nun schon dreißig Säklen lang, Der Engel lehrbegier'ger Hörer, Er lernte selbst, seitdem er sich zum Himmel schwang, In neuen, weit erhabnern Weisen, Als worin hier sein hoher Psalm erklang, Den Ewigen mit ihnen preisen, Du lernst von ihm; ich lerne bald von Dir. das einz'ge, das von mir. 12 Für dich gesungen ward, das leßte, das ich hier Vor jenen himmlischen und bessern singen werde, Der Freundschaft, die uns auf der Erde Dem Himmel schon verband, ein Denkmaht weihn. Beispiel 5. Aus: Dr. Eduard Young's Klagen oder Nachtgedanken. O Tod! du großer Eigenthümer aller Dinge! dein ist die Macht, Reiche zu zertreten, und die Sterne auszulöschen.' Die Sonne selbst leuchtet nur mit deiner Erlaubniß; und auch sie wirst du einft von ihrer Sphäre reissen. Warum wolltest du denn, mitten unter so gewaltiger Beute, deinen parteyischen Köcher auf ein so niedriges Ziel erschöpfen? warum deinen besondern Groll eben an mir auslassen? Unersättlicher Würger! konntest du nicht mit Einem zufrieden seyn? Dein Pfeil flog dreymal; und dreymal ward meine Ruhe getödtet; und dreymal, ehe jener Mond dreymal sein Horn erfüllt hatte. O Cynthia! warum bist du so blaß? Betrauerst du etwa deinen unglücklichen Nachbar, den Erdball? Betrübst du dich, deinen Wirbel unaufhörlicher Veränderungen im menschlichen Leben übertroffen zu sehen? Wie sehr nimmt meine erborgte Glückseligkeit ab! die ungewisse Liebkosung des lächelnden Glücks! nicht der Tugend sichrer, ursprünglicher Sonnenstral eines ächten und dauerhaften Vergnügens. Welche Lage, welchen Ort, und welche Stunde ich auch erwählen mag, wie einsam, wie verwittibt ist nicht jeder Gedanke von jeder Freude! Der Gedanke, der geschäfftige Gedanke! zu geschäfftig für meine Ruhe! schleicht, von der Stille der Nacht geleitet, durch die dunkle Hinterthüre 2.,,parteyi 1. To tread out Empire, and to quench the Stars. schen Köcher : besondern Groll.“ - Die Beywörter partial und peculiar, sagt Ebert, die ich im Deutschen durch kein einzelnes Wort, das deutlicher oder stärker wäre, zu geben weis, sind der allgemeinen Herrschaft, der gewaltigen Beute des Todes entgegengeseßt, von welcher der Poet, in der Sprache des Affekts ausgenommen zu seyn wünscht; nicht aus stolzer Eigenliebe, sondern weil er als ein so kleiner und geringer Theil der Schöpfung gleichsam übersehen zu wer: den hoffte; und zwar nicht so wohl für seine eigne Person als in Ansehung seiner Freunde. der lange verstrichenen Zeit; schleicht, wie ein Mörder, (und das wird er auch!); der Unglückliche durchirrt das angenehme Vergangene; irrt mit verkehrtem Sinne herum, Unglück zu suchen; und findet ist alles öde; und begegnet den Geistern meiner abgeschiednen Freuden; einer zahlreichen Schaar! Ich verwünsche die Reichthümer meines vorigen Geschicks: ich beseufze die verwelkten Trauben des süssen Labsals; ich erzittre über Segensgüter, welche mir sonst so theuer waren; und jedes Vergnügen durch bohrt mir das Herz. Doch warum klage ich? oder warum beklage ich nur Einen? Leuchtet die Fackel der Soune mir mir, dem einzigen Menschen? Sind alle die Uebrigen Engel? Ich traure für Millionen: Es ist das allgemeine Schicksal; in dieser oder in jener Gestalt hat das Verhängniß allen vom Weibe Gebohrnen die Geburtsschmerzen der Mutter zum Antheil bestimmt; wir sind eben so wohl gewisse Erben, als Kinder, der Pein. 10. Konrad Arnold Schmid. 1716–1789. " Konrad Arnold Schmid wurde am 23. Februar 1716 zu Lüne burg geboren, wo sein Vater Rector der Johannisschule war, auf welcher er auch den Grund seiner klassischen und gelehrten Kenntnisse legte. Er studirte in Kiel, Göttingen und Leipzig Theologie und machte sich schon in Göttingen durch ein Lobgedicht auf die junge Universität als lateinischer Dichter bekannt. In Leipzig schloss er sich dem Kreise der Herausgeber der bremischen Beiträge an, doch hat er nur wenige Gedichte für die Beiträge geliefert. Nach dem Tode seines Vaters erwählte ihn der Nath zu Lüneburg zu dessen Nachfolger im Rectorat, in welcher Stelle er vielfach durch Einladungsschriften und Übersetzungen seine klassische Gelehrsamkeit befundete. Vor allen zeichnete er sich durch die Übersetzung der Erklä rungen der Gemüthsbewegungen nach den Säßen der stoi schen Weisen aus dem Griechischen eines unbekannten Verfassers" aus, welche vorher nie ganz in irgend eine Sprache übertragen waren. Aus den nach dortiger Sitte vom Rector der Johannisschule zum Weihnachtsfeste zu dichtenden, vom Kantor zu componirenden Kirchenliedern, entstanden Schmid's Lieder auf die Geburt des Erlösers, deren innrer Werth seinen Dichtergeist bekundet. Im Jahre 1760 wurde er als Professor der Theologie und der römischen Literatur ans Collegium Carolinum nach Braunschweig berufen und fand hier seine Leipziger Freunde Gärtner, Zachariä und Ebert wieder und der Umgang mit diesen, wie mit Jerusalem, Lessing und Eschenburg (welcher sein Schwiegersohn wurde) machte sein Leben in Braunschweig heiter und erfreulich. -- |