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Durch das Heer der lichten

Sterne,

Das in unbegrenzter Ferne
Ehrfurchtsvoll um ihn sich dreht,
Herrschet seine Majestät.
In noch nie gehörten Kreisen.
Defnet jeder Stern den Mund,
Und ein Kreis thut andern Krei:
sen

Jauchzend seinen Aufgang kund.

Aller Himmel Freudenchöre
Rufen: Seele, komm und höre!
Nicht umsonst tönt Gottes Zelt
Von der Harmonie der Welt!
Dieser Stern, der Gottheit Flamme,
Seele, ftrahlt für dich herfür,
Dir geht er aus Jakobs Stamme
Herrlich auf und leuchtet dir!

Stark vom Glauben sieht die

Seele

Durch die Schatten dieser Höhle,
Wo der Kummer einsam weint,
Ihren Gott, der ihr erscheint.
Von den Wohnungen der Fülle,
Von dem Meere jener Ruh,
Fließen ihr in heilger Stille
Ströme milder Hofnung zu.

Kömmst du von des Seirs Grün-
den,

Von den Klüften scheuer Hinden,
Zions König, in der Nacht,
Groß an Stärke, reich an Pracht?
Steigst du von des Karmels Höhen
Schön, vom Morgen frisch bethaut,
Deine Sulamith zu sehen,
Deine Freundinn, deine Braut?

Seele, welch ein süß Entzücken
Will dich unsrer Welt entrücken?
Echon hat dich kein Erdball mehr,
Schon umringt dich Gottes Heer,
Wo der Engel Harfen klingen,
über aller Sonnen Bahn,
Hebt die Lieb auf mächtgen Schwin-
gen
Dich zu deinem Freund hinan!

Ach, wo ist er, den ich liebe?
Kehrt zurück, entflammte Triebe!
Seele, der dich liebt, ist hier,
Seine Liebe bringt ihn dir.
Such ihn in den armen Krippen,
In der sterblichen Natur.
Gott! Hier schweigen meine Lip
pen,

Und die Thränen reden nur,

Beispiel 4.

Der Sieges fürft. (Kurz Handbuch I. S. 34.)

1. Erhöhet die prächtigen Pforten der Siege!
Erweitert mit Jauchzen die Thore der Welt.
Das Reich ist nun Gottes, nun ruhen die Kriege!
Er naht sich, der König, der Held!

2. Er naht sich: der siegende Tod wird zu Schanden,
Er weist uns vergeblich sein drohendes Grab.
Es fallen den Knechten des Todes die Banden
Von zitternden Händen herab.

3. Sie tragen, für Fessel, jeßt fröhliche Palmen,
Und Hoffnung umströmet für Seufzer die Brust.

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Das Heulen der Kerker verkehrt sich in Psalmen,
Den Kummer verjaget die Lust.

4. Die Boten der ewigen Herrlichkeit eilen,
Sie bringen Versöhnung und himmlische Pracht.
Wie Blize die schüchternen Wolken zertheilen,
Zertheilt sich die trauernde Nacht.

5. In stiller Empfindung dringt, nahe den Schmerzen,
Unfaßliche Wollust in Thränen hervor;

Voll mildester Zärtlichkeit schwingen die Herzen
Sich Dir, o Erlöser, empor.

6. Dich, Heiland, Dich suchet der Frommen Bestreben,
Wie fest an den Umbaum der Weinstock sich schlingt.
Dir folget die Liebe durch Tod und durch Leben,
Die Liebe, die Alles bezwingt.

11. Nikolas Dietrich Giseke. 1724-1764.

Nikolaus Dietrich Giseke' war den 2. April 1724 zu Günz, einer königlichen Freistadt in Niederungern, geboren. Sein Vater Paul Giseke war deutscher lutherischer Prediger der Gespanschaft Eisenburg und starb schon in seinem 37. Lebensjahre als unser Giseke erst 17 Tage alt war. Seine trauernde Wittwe Katharina geb. Kramer wendete nun alle Sorgfalt der Erziehung auf diesen Sohn und eine ältere Schwester und ging deshalb bald nach dem Tode des Gatten zu ihren Verwandten nach Hamburg. Aber auch diese treue Führerinn seiner Jugend verlor Gi seke bald und beweinte sie schmerzlich; aber es nahmen sich des Verlassenen treue Freunde und die Stadt Hamburg selbst an und er erwarb sich durch seinen liebenswürdigen Character Gönner, wie Brockes und Hagedorn. So bildete er sich in Sprachen, Künften und Wissenschaften vortheilhaft aus und konnte, aufs beste vorbereitet, 1745 die Universität Leipzig bezie

1. Jördens sagt: Eigentlich Köszechi (Köszegbi?), woraus die Deutschen Gieseke oder Giseke gemacht haben. Dies steht aber nicht in Gisekes Lebensbeschreibung von Gärtner. Ja man muss annehmen, daß Gisekes Vater ein Deutscher war, denn er sagt in der 14. Obe an Daphne von seinen Eltery:

Sie waren unter fremdem Himmel, sich

Ihr Baterland.

Daraus folgte dann aber nicht der Name Köszeghi.

2. Der Dichter klagt

darum: Ach, ich habe den nicht, von dem ich abstamm' umarmet,

Niemals Vater gefagt.

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hen, wo er sich mit allem Eifer auf die theologischen Wissenschaften legte. Seine Nebenstunden gehörten der Dichtkunst und dem Freundeskreise an, deffen schon oft Erwähnung geschehen ist. Auch Klopstock gehörte zu diesen und hat durch die schöne Ode an Giseke dem Freunde ein bleibendes Denkmal gesetzt Gegen das Ende des 1748sten' Jahres verließ Gi seke Leipzig, besuchte seine Verwandten und Freunde in Hamburg und lebte dann einige Jahre als Erzieher in ansehulichen Familien zu Hannover und Braunschweig. An dem leßtern Ort vertraute auch Jerusalem ihm seinen Sohn an. Im Jahre 1753 wurde er Prediger in Trautenstein im Fürstenthum Blankenburg und verheirathete sich mit der zweiten Tochter des Predigers Gottlieb Cruse zu Gerdau im Lüneburgschen, Jo: hanna Katharina Eleonora, welche er unter dem Namen Daphne besungen hat. Nach einem Jahre wurde er an J. A. Cramer's Stelle nach Quedlinburg als Oberhofprediger des kaiserlichen freyen weltlichen Stifts und der damals regierenden Abbatissïnn, Maria Elisabeth, berufen; welches Amt er mit großer Geschicklichkeit und gewissenhafter Trene sechs Jahre lang verwaltete. Im Jahre 1760 wurde Giseke vom Fürsten · Christian Günther von Schwarzburg Sondershausen, welcher als Zögling im Carolinum ihn in Braunschweig kennen gelernt hatte, als Superinten dent und Consistorialassessor nach Sondershausen berufen. Da er hier in einer sehr geehrten und gesegneten Thätigkeit lebte und der Gnade seines Fürften wie der Liebe seiner Gemeine sich im vollen Maaße erfreute, lehnte er 1763 den ehrenvollen Ruf als Senior nach Frankfurt am Main ab; aber die Freude seines Fürsten und seiner Gemeine über sein Bleiben sollte nur allzufurz dauern, da er nach einer Krankheit von einigen Monaten schon am 23. Februar 1765 in einem Alter von 40 Jahren der Welt und den Seinen durch den Tod entrissen wurde.

Gisefe gehört zu den anmuthigen und lehrreichen Dichtern, zeichnet sich aber nicht durch höheren Schwung und lebendige Phantasie aus und ist in der erzählenden und didaktischen Gattung, wie in lyrischen Gemählden am glücklichsten. Auch als Kanzelredner ist er vornehmlich durch seine gemüthliche und eindringliche Weise ausgezeichnet.

Außer poetischen und profaischen Beiträgen zu den Bremischen Beis trägen und ihrer Fortsetzung hat Gijeke bei seinem Leben nur eine,,Samm lung einiger Predigten Rostock 1760. 8." herausgegeben. Nach seinem Tode erschien:

1.,,Des Herrn Nikolas Dietrich Giseke Poetische Werke,

1. Wenn nicht des 1747sten, denn in Klopstocks Oden ist die an Giseke unter 1747 verzeichnet und sie muß doch bei Giseke's Abschied gedichtet sein. 2. Wahrscheinlich ist dies derselbe, welcher den Stoff ju Göthes „Leiden des jungen Werther" gegeben hat.

,,herausgegeben von Carl Christian Gärtner, Prof. der Sitten,,lehre u. f. f. zu Braunschweig. Braunschw. 1767. 8. Mit e. ,,Bildniss Giseke's von Hänsch und Gründler."

Diese Werke enthalten außer einem Abrisse des Lebens des Dichters: 1. Moralische Gedichte. 2. Geistliche Lieder. 3. Vier Bü cher Oden und Lieder. 4. Geschenk an Daphne. (Eine Zus schrift, vierzehn Oden, ein Gedicht an Daphne und der funfzehnte Auguft.) — 5. Cantaten. 6. Fabeln und Erzählungen. -7. Anhang einzelner Gedichte. 8 Briefe an Freunde, acht an der Zahl.

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2. Das Glück der Liebe in drei Gesängen. Braunschw. 1769. 8. Ein kleines Lehrgedicht, worin die Liebe in der Natur und ihr Vorzug in der menschlichen, die verschiednen Arten und Äußerungen und das Glück der ehelichen Liebe geschildert ist. (Der 2. Gefang ist in Eschenburgs Beispielsammlung. Bd. 3. S. 309, abgedruckt.)

3. N. D. Gisekens u. s. f. Predigten, in einer neuen Samınlung aus seinen Handschriften herausg. von J. A. Schlegel, Konsistorialrath zu Hannover Erst. Theil. Flensb. und Leipzig 1780. 8.

Mit Elias Schlegel gab Giseke 1746 die Wochenschrift: Sammlung einiger Schriften zum Zeitvertreibe des Geschmacks, mit Rabener 1747 die Wochenschrift: der Jüngling heraus. Acht Briefe an Hagedorn siehe in Hagedorns Werken von J. J. Eschenburg. Th. V. S. 321 flgd.

Beispiel 1.

Aus dem moralischen Gedicht: Gedanken von der göttlichen
Regierung (Werke S. 8.)

Der Krieg, der Sünder würgt, ihr Land zur Wüste macht,
Wird nicht aus Lust zum Blut von ihm (Gott) heraufgebracht.
Nein, Unglück hat er nicht dem Erdenkreis beschieden;
Er baute nur die Welt zum Wohnplatz für den Frieden.

Dem Kriege sperrt er stets des Abgrunds cifern Thor;

Doch reizet ihn ein Volk, so ruft er ihn hervor,

Und taucht sein Schwerdt in Blut, und machts vom Blute truuken.
Er ist des Schicksals Herr. Durch ihn wird uns das Jahr

Bald reich an Wein und Korn, bald wieder unfruchtbar.

Als Vater, krönet er es dort mit seiner Güte;

Als Vater, straft er hier, mit göttlichem Gemüthe.

Dann muß (wird seine Huld dem Frevler nur zum Scherz,)
Die Erd' uns eisern seyn, der Himmel hart, wie Erz.

Er winkt der Fluth, daß sie die Felder überschwemme,
Und sie gehorcht, sie eilt, und spottet unsrer Dämme.
Das Feuer beut er auf. Es flieget kühn daher,
Und äschert alles ein; und Städte sind nicht mehr.
Und alles, was er schuf, daß er uns glücklich mache,
Versammelt, wenn er spricht, sich zu des Schöpfers Rache.
Verehrt, ihr Sterblichen, die Allmacht seiner Hand,
Mit der er Berge wägt, und Luft und Welt umspannt.
Er giebt den Völkern jeht' die Schwerdter in die Hände,
Erschüttert Deutschlands Reich, und drohet ihm sein Ende.
Doch läßt er nicht im Zorn, was er erschuf, vergehn,
Und ihn entwaffnet bald ein zuversichtlichs Flehn.

Er legt den Donner hin. Es hofft der Kreis der Erden,
Und, wo jezt Wüsten sind, da läßt er Städte werden.

Auf Feldern, wo jeßt der nicht mäht, der sie gepflügt,
Wo jeht ein streitbar Roß zum Kampfe wiehernd fliegt,
Und seinen Krieger schnell dem Tod entgegen träget,
Der durch die Schaaren eilt, und Mann und Roß erleget;
Wo der Trompeten Hall zu blutgen Schlachten weckt,
Die Lüfte zitternd macht, den, der sie höret, schreckt,
Dann ihn zum Würgen reizt, daß alle Schwerdter blinken,
Und sie der Deutsche hebt, daß Deutsche niedersinken:
Hier herrscht, so bald der Herr von seinem Thron gebeut,
Auf reichen Triften einst noch Glück und Einigkeit;
Hier singt noch, wenn einmal des Krieges Donner schweigen,
Die sichre Nachtigall auf den verlaßnen Zweigen;
Hier soll der Landmann froh sein Land für sich besän,
Für sich gerathen schaun, für sich den Seegen mähn;
Und an dem Erntenfest sein Haupt mit Kränzen zieren,
Und fröhlich an der Hand sein Weib zum Tanze führen.
Wann einst des deutschen Volks furchtbarer Heldenmuth
Sich neue Kräfte nimmt, von langem Würgen ruht,
Zu schönern Siegen sich mit edlerm Haß verbindet,
Und durch der Feinde Fall den Weg zur Freyheit findet;
Dann soll nach langem Zwist weit stärker, nun vereint,
Ein ehrenvoller Held, und sein versöhnter Feind,
An einem heitern Bach, froh ausgebreitet, liegen,
Und am gemeinen Wohl vertraulich sich vergnügen.

1. Das Lehrgedicht ist 1745 überschrieben, also die Zeit des zweiten schlesischen und östreichschen Erbfolgekrieges.

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