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seelge güldne Zeit! Der ersten Erde Glück!

Wann ruft der Himmel dich zum Trost der Welt zurück?
Wann soll auf jeder Flur der Friede wieder lachen,
Und an des Segens Hand die Völker glücklich machen?
Zu hoffnungslos wirst du vielleicht von uns begehrt.
Die Zwietracht würgt hier noch, und zeiget dir ihr Schwerdt!
Doch der das Meer erregt, und bald sein Wüten stillet,
Den schreckt im Himmel nicht, was uns mit Furcht erfüllet.

Gott macht sich auf, er kömmt, schlägt zornig das Gewehr
Den Streitern aus der Hand, und stillt ihr wildes Heer.
Und wenn des Krieges Grimm gleich alles unternommen,
So spricht er doch zu ihm: Bis hicher sollst du kommen!

Ja, Herr, erschein einmal, und schmücke dich mit Pracht,
Erschein, und fahr herab, und predge deine Macht.
Laß Zwietracht, Mord und Wuth vor deinem Blick erschrecken,
Und an dem Aeußersten der Erden sich verstecken.
Laß deines Cherubs Schwerdt in seine Scheide gehn,
Und sprich zu ihm: Laß ab! Mir ist genug geschehn!

Beispiel 2.

In einer langwierigen schweren Krankheit. (S. 84.)

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Ode auf das Absterben der Decanissinn Sophia Christine Louise, Prinzessinn von Holstein- Plön. 1757. (.98.)

Sie hat gesiegt; denn auch ihr Leben

War Kampf, und sie stritt nicht allein.

Mit ihr und für sie ftritt, der Held, den Gott uns gegeben,
Uns Leben, Sieg, und ewigs Heil zu seyn.

1. Aus seiner Todeskrankheit.

Ihn hielt sie fest. Mit stärkern Armen

Hielt er auch sie, sein Eigenthum.

Ihr lehter Seufzer pries voll Dank sein göttlich Erbarmen;

Ihr lehter Hauch war ihres Heilands Nuhm.

Biel Zähren weinte sie; viel Leiden

Bereiteten sie jener Ruh.

Als sie bereitet war, flog sie den himmlischen Freuden
Mit Lobgesang und im Triumphe zu.

Beispiel 4.

Ode an Ihro Hochfürstl. Durchlaucht Christian Günther, re gierenden Fürsten zu Schwarzburg Sondershausen. (S. 99.)

1763.

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Die Stürme hören auf zu brüllen. Das Getümmel
Der Wogen ruht. Gott hat aus seiner Hand
Die Donner weggelegt, und ein versöhnter Himmel
Fließt über Meer und Land.

Er, der in seinem Zorn durch seiner Winke Schelten,
Vor dem am Thron der Cherub selbst erbebt,
Den Ocean vertrocknet, Sonnen auslöscht, Welten
Aus ihren Angeln hebt:

Der Herr sieht ieht auf uns mit Gnade. Seinem Volke

Ist seine Huld, wie der versengten Au,

Ein sanfter Regen, der aus einer Abendwolke

Herab trieft; wie der Thau,

Der mit der Morgenröthe früh die Flur befeuchtet,

Daß jeder Halm sein fieches Haupt erhöht,

Das jedes Feld voll Pracht der Sonn entgegen leuchtet,
Mit Blumen übersät.

Sing ihn, o Weltkreis Jhn, den Vater! Sein Erbarmen
Hielt dich, daß du nicht gar vergiengst vor ihm,

Als er dich schlug. Er wendet sich zum Flehn des Armen!
Ihr Völker, jauchzet ihm !

Er straft. Es zittern Königreiche, Thronen wanken,
Und Städte: die er bis zum Himmel hob,

Versinken. Dennoch hegt er über uns Gedanken
Des Friedens! Singt sein Lob!

Preist, ihr Erretteten, den Herrn! fallt vor ihm nieder,
ihr der Erde Götter, betet an

Mit eurem Volfe, singt mit ihm des Dankes Lieder,
Lehrt sie den Unterthan.

Du, Günther, haft sie uns gelehrt. Gott hat die Zähren,

Die du mit uns vor ihm geweint, gesehn,

Gefehn in Deiner Brust den Eifer, ihn zu ehren,

Gehört Dein frommes Flehn.

Gehört die Stimme Deines Dankens, die auf Flügeln
Der Andacht bis zu seinem Stuhle drang,

Gehört mit Wohlgefallen, wie von Zions Hügeln

Den König, der ihm sang.

Gott prüfte Dich, und gab das Ruder Dir in Zeiten
Voll Unglück in die junge Hand; und er

Hilft Dir ein schwaches Schiff durch Nacht und Nebel leiten
Im klippenvollen Meer.

Beispiel 5.

Aus: Geschenk für meine Daphne.

Vierte Ode

den 24. Dctober 1752, (S. 222.)

Nein, Daphne, gieb nicht, gieb nicht, Geliebteste,
Der finstern Sorge deine zufriedne Brust.
In einer Brust voll reiner Unschuld
Müssen die Freuden der Tugend wohnen.
Das Auge Gottes, welches die Liebe schüßt,
Sieht stets vom Himmel seegnend auf uns herab.
Er hat dem Tage schon gerufen,

Welcher bestimmt ist, uns zu beglücken.
Von ferne kömmt er! Jede verschwindende,
Durchseufz'te Stunde seufzet ihn näher her.
Er fömmt gewiß! Ich seh schon um ihn
Alles Entzücken der reinen Liebe.

Fließt unterdessen, tröstende Thränen, fließt
In sanfter Wehmuth über die leichtre Brust.
Nur trübt nicht das geliebte Auge,

Trübt mir das Auge nicht, das ich küsse.

Er

Erheitert ihr es, lächelnde Hoffnungen!
Und stärk' es, Liebe! jenseits der trüben Nacht,
Die unser Glück in Nebel einhüllt,

Jenen schon dämmernden Tag zu sehen.

Beispiel 6.

Das Kind, der Küster, und die Mutter. (S. 338.)

1748.

An einem Fluß spielt' einst ein muntrer Bauerknabe.

Vorsichtig war er eben nicht.

Die Vorsicht, wie man weis, ist nicht der Kinder Gabe,

Da sie auch Männern oft gebricht.

Friß war gewohnt, zu springen und zu rennen,

Er rannt und sprang, und eh er sichs versah,
Kam er dem Wasser gar zu nah.

Hätt' er denn nicht vom Wasser bleiben können?
Ja wohl; doch that ers nicht, und fiel sogar hinein,
Und fieng erbärmlich an zu schreyn.

Ohn' einen Zweig, den er in seiner Angst umfaßte,
Würd' er sogleich ertrunken seyn.

Und doch hatt er auch ießt Ursache gnug zu schreyn.
Sein ganzes Leben hieng an einem Weidenaste.

Gleich kam von ungefähr der Küster an den Ort.

Sich da! rief er, das hast du haben wollen!

Der Henker mag euch hüten sollen!

Bey euch hilft doch kein gut, kein böses Wort!

Da seht ihr, was ihr uns für Noth macht, was für Sorgen!
Man predigt mit Verdruß euch ganze Tage lang,

Man prügelt sich auf euch fast krank,

Und denkt, hilft's heute nicht, wer weis? vielleicht hilft's morgen!

Und endlich ist doch dieß der Dank.

Ihr wißt von nichts, als nur von Rennen und von Naufen.

Hab' ich dich nicht gewarnt, du böses, böses Kind,

Nicht stets den ganzen Tag so wild herum zu laufen?
Doch damals redt' ich in den Wind;

Da siehst du, was die Früchte sind.

Ich ärgre mich :: Gieb Acht, du, Bube, wirst ersaufen!

Er schilt noch, und geht fort. Des Knaben laut Geschrey Dringt nicht ins Herz des tauben Alten.

Pischon Denkm. IV.

13

Jett kömmt die Mutter auch herbey.

Die wird ihm auch noch eine Predigt halten.

Was thut sie? Sie erschrickt, eilt zitternd an den Strand, Reicht ihrem Sohn die mütterliche Hand,

Und zieht ihn glücklich an das Land.

Mich dünkt, die Mutter war gescheidt.

Was konnte sie doch ießt von allen Lehren hoffen?

Und hätte sie ihn noch so hart bedräut,

Ja auch den Küster selbst im Schelten übertroffen,
Hätt' es geholfen? Nichts! Der Knabe wär' ersoffen,
Und was der Küster ihm so lehrreich prophezeyht
Das wäre dann unfehlbar eingetroffen.

Nun? ruft hierbey ein stolzer Moralist,

Da seh man nur, was es mit euch Poeten ist!
Ihr seyd doch recht gemacht, die Leute zu bethören.

Man liest, und lieft, und denkt oft Wunder, was man ließt,

Und wenn wir denn das Ende hören,

So ist es doch nichts auf der Welt,

Nichts, als ein Kind, das in das Wasser fällt,

Und sich an einem Baume hält.

Geschieht denn das nicht alle Tage?

Ja, ja, Herr Moralist, das räum ich alles ein.

Es soll auch alles, was ich sage,

Nicht voll von Wunderdingen seyn.
Weswegen macht' ich mir die Plage?

Ich schwatze manchmal was, und gebe drauf nicht Acht.
Doch, was ich ieht erzählt', erzählt' ich mit Bedacht.

Mein Küster

Ja, wenn Sie nur wüßten,

Wer eigentlich mein Küster ist.

Versprechen Sie mir wohl, nicht gleich sich zu entrüsten?
Mein Küster ist ein Moralist.

12. Johann Andreas Cramer. 1723-1788.

Johann Andreas Cramer wurde zu Jöstädt im Erzgebirge am 29. Januar 1723 geboren. Sein Vater, Prediger dieses Bergfleckens, hatte eine zahlreiche Familie und war in unbemittelten Umständen, aber von seiner Gemeine geliebt und geachtet. Er bereitete seinen Sohn selbst in Schulkenntnissen vor bis er ihn auf die Fürstenschule nach Grimma brachte, von wo J. A. Cramer 1742 die Universität Leipzig bezog.

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