Also betäubt sprang Kaiphas auf, und liefs die Versammlung Still, wie der friedsame Mond in der hohen dämmernden Wolke Endlich, ihr Väter Jerusalems müssen wir etwas beschliessen, Stumm und erstaunend an! Könnt ihr noch zweifeln? Ja zweifelt, Statt des Triumphtons, schallte! Dafs tief in dem Thore des Todes Könige dir von dem eisernen Stuhl' aufstünden, die Kronen Ja, unwürdige Väter des Volks! (Verzeiht diefs Wort mir, Unsern Vätern. Entscheidet, ob nicht auch Kaiphas Träume, Er erzählt, wie er im Traum am Versöhnungstage ins Allerheiligste gegangen und Aaron ihm drohend entgegengetreten, mit tödtendem Blick angesehen, daß er jenen Verruchten das Heiligthum ungestraft lästern lasse. Er sei geflohen, das Volke habe ihn tödten wollen. Drei ängstliche Stunden habe er nach dem Erwachen im Todesschweiße gelegen und zittere noch: Er mufs sterben! Vof euch, versammelte Väter, erwart' ich, wie er sterben soll, schleunigen Rath! Er schwieg, kein Laut wurde gehört, Joseph wollte reden, da trat der gefürchtete Priester, der pharisäische Philo auf. d. Philo. (IV. v. 112 – 159.) Kaiphas! du wagst es, uns hohe göttliche Träume Herzuerzählen, als wüfstest du nicht, dafs der Ewige niemals Wohl kein Geist was verkündigen wird. Entweder du leugst uns: Und der Todesengel vor Gott des mordenden Blut gofs. Eines Todesengels dir nenne? Vielleicht, dafs ein solcher Oft schon hochgethürmte Bezwinger der Völker zu leicht fand, Niedrige Furcht, die uns beugt, den wankenden Pöbel zu scheuen! Gottes rächendem Donner zuvorzukommen nicht eilen; Wird mit ihm uns Gott zerschmettern! Mit brechendem Auge Oder vertraut' er ihm mehr, so vom Himmel Feuer ihm sandte? So sprach er und regte noch einmal sich auf und beschwor Moses Geist. Kaiphas stand da, von Wuth und Grimm voll, sprachlos, da standen die Sadducäer mit Ungestüm gegen Philo auf und nur Gamaliels Weisheit und Milde legte den Sturm. Da wagte auch Nikodemus zu reden, segnete Gamaliel und spricht für den Messias. Philo trat voll Wuth gegen ihn auf, zur Freude Satans, der mit Judas in die Versamm lung getreten war, und erklärte sich unschuldig, wenn der Nazaräer das Heiligthum mit diesen Verworfnen verwüsten würde; sein Auge möge eher brechen als solchen Gräuel sehen und flucht Nikodemus und Gamaliel, ja sagt sich von Gott los, wenn dieser den Nazaräer siegen lasse. - Niko demus voll Seligkeit segnet die Stunde, wo er den Messias gesehen und seine Wunder geschaut, besïngt die Religion, spricht sich los vom Nathe der Sünder, segnet Phile, daß Gott in der Todesstunde sich seiner erbar men möge und geht durch sie hin von Joseph begleitet auf, den Herrn zu verrathen zu Kaiphas und Philos Freude. - Judas tritt Unterdessen kam der Heiland das Osterlamm zu essen nach Jerusalem. Vor ihm kam die Mutter Jesu, Maria mit Lazarus und seiner Schwe ster Maria, welche Eidli, Jairi Töchterlein, führte, mit ihnen Semida, der Jüngling zu Nain. Dieser liebt Eidli, sie aber kann ihm nicht Gegenliebe schenken, er geht hinaus, betrachtet sein trübes Loos und richtet dann seine Seele auf des Heilandes Geschick. – Maria voll Angst will dem Sohne entgegengehn. Der Heiland geht über Golgatha und bei seinem Grabmahl vorbei. Ithuriel, Judas Engel, klagt dem Herrn Judas Verrath, der Heiland giebt ihn noch Petrus zu. Nun kommt der Herr zu den Jüngern und legt sich zum Essen des Osterlamms mit den Seinen. Der Dichter leitet den Abschied cin: 1065. Singe mein Lied, den Abschied des Liebenden von den Geliebten, Und die Reden der traurenden Freundschaft. Wie damals der Jünger, Der mit dem hohen Jacobus ein Sohn des Donners genannt ward, Der Heiland verkündet sein Leiden und seßt das Abendmahl ein, lässt Johannes, der ihm zu Füßen sinkt, die Herrlichkeit der Seraphim schauen. Auch Judas naht, der Herr spricht: Einer von euch wird mich verrathen, giebt Judas den Bissen, der in der Nacht hinausgeht, aber bedenklich ist über des Herrn Todesverkündigung. Der Heiland tröstet die Jünger, betet das hoheprichterliche Gebet und geht über den Kidron nach Gethsemane. Fünfter Gefang.' Gott steigt auf dem Sonnenwege, von Eloa gefolgt, zum Gericht des Gottmenschen nieder. Ihm begegnen die Seelen der Weisen des Morgenlandes, welche eben gestorben sind (Hadad, Selima, Simri, Mirja, Beled und Sunith). Gott kommt bei einer Welt unschuldiger höherer Menschen vorüber. Ihr Stammrater beschreibt ihnen unser Menschenge schlecht und sein Sterben, was jene tief erschüttert. Sie fürchten, daß Gottes Gericht zu diesen sich wende. - Gett kommt zum Tabor. Alle 1. Diesen Gesang hat Klopstock selbst als den schönsten bezeichnet. Sünden der Menschen steigen vor ihm auf und zeugen wider das Menschengeschlecht. Seraph Eloa ruft durch die Himmel, ob einer statt des Menschengeschlechts zu Gericht erscheinen wolle. Da geht der Gottmensch nach Gethsemane und das Gericht hebt an. Der Gottmensch ringt in heißer Angst, statt des Todesschweißes rinnt Blut von des Leidenden Antliß, Thränen fließen ins Blut, er betet laut zu dem Richter. Vor seiz ner Seele gehen die Schreckensgestalten der Sünder, die Qual der Ge täuschten und Verzweifelnden vorüber. Adramelech naht sich, will des Messias spotten, aber bebt vor des Heilands Blick ohnmächtig und gedankenlos zurück und flieht. Der Heiland kommt zu den schlafenden Jüngern, die Himmel jauchzen, die erste Stunde des Gerichts ist vorüber. Der Heiland, nachdem er den Jüngern zugerufen: wachet und betet! geht wieder ins Gericht. Abbadona kommt und sieht den Versöhner. Er tritt zum schlummernden Johannes und glaubt den Gottmenschen zu erblicken, aber Petrus wendet sich zu jenem und nennt ihn Johannes. Da hört der Seraph von fern, ,,wie eines Sterbenden Stimme." Er naht sich, erzittert aber vor Gabriel und den Schaaren der Himmlischen, welche auf den Messias schauen. Er erkennt nun den leidenden Gottessohn, den er einst auf dem Flammenwagen geschaut, und preist die erlöseten Menschen selig, seufzt, daß nur der menschliche Sünder und nicht der Engel versöhnt sei, und entflieht. Die zweite Stunde der Versöhnung ist vorüber. Zum drittenmal geht der Heiland von den schlummernden Jüngern ins Gericht. Über ihn hing, da er litt, eine schreckliche Nacht vom Himmel herunter. Seraph Eloa wird von Gott gesendet ihm ein Triumphlied zu singen. Noch rang der Sohn und verstummte. Der Richter rich Da erhob sich der Gottmensch als Sieger vom Staube der Erde. Die dritte Stunde, die ewige Ruh den Heiligen brachte, war vorüber ,,und Gott wandte sein Antlitz und stieg zu dem ewigen Thron auf." tete. Sechster Gesang. Eloa und Gabriel sprechen über die Leiden des Erlösers. Da naht sich Judas mit seiner Schaar. Der Heiland betet, geht ihnen entgegen und sie sinken auf sein: „Ich bins!” betäubt zu Boden. Drauf ermannen sie sich. Judas verräth den Herrn mit einem Kuß, der Heiland giebt sich gefangen hin. In die Priesterversammlung, wohin Boten das Vorgefallene melden, tritt Satan und erregt sie mit Freude der Hölle. Jesus ist zu Hannas geführt, Philo holt ihn von dort ab. Johannes, der ihm gefolgt war, flagt über den Meister. Jesus tritt vor Kaiphas. Portia, Pilatus Gattinn, kommt und sieht mit Bewundrung den Heiland. Nicht so Philo, welcher den Messias lästert, aber indem er den schrecklichsten |