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Daß du so reizend bist?

Daß sich mein Aug auf deinen Lilgenwangen,
Die schon so manches Herz gefangen,
Berirrt, vertiefet und vergift?

Klage dich nur selber an!
Wenn ich dir zu viel gethan.
Deiner Augen Zauberkerzen
Zwingen hundert zarte Herzen,
Daß dich keines hassen kann.
Klage dich nur selber an! :c.

Das Unrecht schien ihm allzugroß,

Das Phyllis hier begangen.

Drum schwieg er etwas still; doch endlich brach er los:
Wie! steht es frey, des Himmels Prangen

Mit starren Augen anzuschn?

Und Phyllis will von mir verlangen.

Es soll kein Blick nach ihr geschehn?

Nein! ihr Verboth kann mich nicht rühren,

Nein! sie wird nichts dadurch von ihrer Pracht verlieren.

Soll ich mein Verbrechen büssen,

Strenge Phyllis! strafe mich!

Sage nur, ich solle dich

Mit verbundnen Augen küssen.

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XXVII. Ode. An Jungfer L. A. V. Kulmus. (Tb. I. S. 287.)

So wahr ich redlich bin,

Entfernte Schäferinn:

Bin ich, es bleibt dabey!

Dir bis zur Grube treu,
Ach fühlte nur mein Herz
Nicht stündlich einen Schmerz,
Der täglich weiter geht,
Und bloß daher entsicht;
Daß ich den ersten Kuß

Von dir entbehren muß.

Zwar als es mir geglückt,
Daß ich dich einst erblickt;
Und dir in kurzer Zeit
Mein ganzes Herz geweiht:
Da that mein blöder Mund
Dir noch so viel nicht kund.
Ich hieß es ein Vergehn,
Und freches Unterstehn;
Aus Furcht: Ihr strenger Muth
Heißt dirs unmöglich gut.

Denn da ichs einst gewagt,
Und dir auch ungefragt,
Mit großer List einmal
Ein halbes Mäulchen stahl:
Hilf Himel! wie erhitzt
Hast du auf mich geblißt;
Und mir so sehr gedroht,
Als ob der ärgste Tod
Noch lange nicht zu schwer
Für meinen Fehler wär.

Drum hab ich nach der Zeit,
Mit mehr Bescheidenheit,
Nur deiner schönen Hand
Die Küsse zugewandt.
Das ließest du zwar zu,
Doch meiner Seelen Ruh
Wird dadurch nicht gestillt:
Obgleich dein Engelsbild
Mir, bis auf diesen Tag
Noch stets im Sinne lag.

Ward mirs hernach erlaubt, Was ich sonst nie geglaubt, Zu sagen, Schäferinn! Daß ich der Deine bin: was für Hummelslust Ergeßte meine Brust! Allein, was half es mir? Ich war entfernt von dir; Drum fonnte meine Pein Noch nicht gestillet seyn.

Oft geb ich zwar im Traum Den Fantaseyen, Raum; Da stellt dich Morpheus mir Nach Herzenswunsche für. Doch alle Lust ist hin, So bald ich munter bin: Da seh ich, was mir fehlt, Und mich auch schlafend quält; Weil mich des Schicksals Macht So weit von dir gebracht.

Verhängniß, ändre dich! Schönste! tröste mich: Denn denke nur einmal, Was hilft dir meine Qual? Ach gieb hinfort nicht mehr Der Sprödigkeit Gehör; Und schreibe mir ein Blatt, Das diesen Inhalt hat: Dir, Schäfer ganz allein Will ich ergeben seyn.

Schreib auch, dafern du meynst:
Daß du die Zeit beweinst,
Da du, aus Härtigkeit,

Mir gar zu sehr gedräut.
Dann seufz einmal nach mir:
O wär er wieder hier!
Wie er sonst bey mir saß,
Und sich fast selbst vergaß:
So gäb ich jeden Blick
Ihm doppelt stark zurück.

Kind! seufzest du also: So bin ich wieder froh, Und mein erquicktes Herz, Vergißt den alten Schmerz. Vieleicht erblickt mich bald Dein schöner Aufenthalt: Alsdann thu ich mit Lust, Die Triebe meiner Brust Dir, durch den treuen Mund, In tausend Küssen kund.

Beispiel 4.

Stellen aus der: Ode auf das zweyte protestantische Jubelfest,
welches wegen des zu Augspurg übergebenen Bekentnisses Evangel.
Fürsten und Stände im Jahre 1730 den 25. Junius gefehert ward.
(TH. I. S. 293.)

1. Seht! Babel wankt, und sinkt und fällt,
Daß Grund und Catacomben beben;

Nun kann der Kreis der hart geplagten Welt
Sein sorgenfreyes Haupt erheben.

Der sieben Berge Glanz und Pracht
Bersinkt in Schutt und Graus und Nacht,

Die Mezze schmeißt den Zauberkelch in Stücken:
Ha, stolzes Weib, nun wirst du dich

Nicht mehr so frech und lästerlich

Durch den ergeizten Puß der reichsten Buhler schmücken.

4. Wie dort vom Klange der Posaunen

Ganz Israel und Josua,

Bey Jericho, zwar froh, doch mit Erstaunen,

Schloß, Thurm und Vollwerk sinken sah;

Man läßt ein Feldgeschrey erschallen,
Und seht, so Thor als Mauren fallen;

Wiewohl kein Mensch die Hand daran gelegt:
So fällt auch Babels Pracht und Schöne,
Bloß durch ein kräftiges Getöne

Des ewigstarken Worts, das Erd und Himmel trägt.

7. Aus dir, gepriesnes Sachsenland!

Entspringt das Licht der neuen Lehre.

Du hast das Tocht des Glaubens angebrannt,

Das sonst fast gar erloschen wäre.

Aus deinen Mauren, Wittenberg!

Entsteht das unerhörte Werk:

Die Tyber selbst erstaunt vor deiner Elbe.

Die Engelsburg erbebt vor dir;

Der Riegel bricht, es springt die Thür;

Es wanket Grund und Dach und Pfeiler und Gewölbe.'

11.

1. Vers 8. bis 11. gehn auf den Reichstag über und enthalten die Aufforderung an die Fürsten, Blut und Haupt zu wagen, und den Dank dafür, daß sie es gethan haben.

11. Wer kennt nicht Luthers Geist und Feuer,
Melanchthons sanfte Lindigkeit?

Die beyderseits, bey diesem Ungeheuer,
Ihr Haupt gewagt, und nichts gescheut,
Wenn jener brannte, dieser dämpfte;
Der eine löwenmuthig kämpfte,

Der andre stets auf Friedenspuncte sann:
Wer hats so weislich angefangen,

Erdacht, beschlossen und verhangen,

Daß ein so widrig Paar dennoch zuletzt gewannt.

12. Dort trotzt ein fester Heldenmuth;

Hier bebt ein halbverzagter Glaube:

Dort spottet man der ärgsten Feinde Wuth;

Hier kriecht die Blödigkeit im Staube

Die Eintracht sah der Zwietracht gleich:

Sie störten beide Babels Reich,

Theils durch Gewalt, theils durch ein kluges Weichen.

Gott selbst! Gott selbst hat das versehn!

Nur dergestalt konnt es geschehn,

Das vorgesteckte Ziel der Schlüsse zu erreichen.2

14. Hängt Kutten um, erhandelt Messen,

Zicht Glocken, räuchert, betet an,

Schlagt Kreuzer vor, enthaltet euch vom Essen,

Zeigt, daß die Andacht hungern kann.
Noch mehr: manch Gaukelspiel erscheine,
Der Mutter Gottes Auge weine,
Es fließe dort das Blut vom Januar.
Was hilfts? bey tauber Götzen Ohren

Ist Seufzen und Gebet verlohren;

Denn todtes Holz und Stein nimmt keiner Ehrfurcht wahr.

15. Sagt, läßt sich noch kein Helfer sehn?

Erscheint kein Heiliger auf Erden?

Will Nepomuck, durch euer heißes Flehn,
Noch nicht gerührt, nicht günstig werden?
Umsons! Ein lahmer Lojola,

Ist, statt der Himmelsbürger da?

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1. verschieden unter sich. 2. Der Dichter wendet sich an die Päbstler: Jhr seid zu schwach gegen Gott, sagt er, wendet euch nur zu eurem eitlen Bilderstaat! Pischon Denkm. IV.

3

Jberien heckt seinen neuen Orden.

Der stüzet Roms zerbrochnen Stuhl,

Der zeucht das Thier aus seinem Pfuhl,

In den es schon gestürzt und fast vergraben worden.

16. Wie sonst durch Sonnenschein und Regen
Bey angebrochner Frühlingszeit,

Der Gärten Pest, die ganz erstarrt gelegen,
Die schnöde Raupenbrut gedeiht;

Sie kriecht aus ihrem engen Neste,

Und breitet sich durch Laub und Aeste,
Auf jedes Blatt, auf alle Knospen aus,

Und kehrt durch ihr verwgänes Wüthen,

Den Schmuck der hoffnungsvollen Blüthen,

Ja Stengel, Zweig und Stam in Abscheu, Wust und Graus.

17. So wuchs auch die beschorne Schaar

Der kaum entstandnen Lojoliter;

Und fraß darauf, so bald sie zeitig war,

Der Königreiche Mark und Güter.

Europa wird ihr unterthan;

Ein Heer, das niemand zählen kann,

Beschwert den Kreis der überschwemmten Erden.
Nunmehr ist weder Hülf noch Rath!

Es haßt, und scheut sie Fürst und Staat,
Wiewohl, es ist zu spät davon befreyt zu werden.

18. Weh euch! ihr armen Protestanten,

Weh euch! denn die Gefahr ist groß.

Flicht Haab und Gut, gleich Mördern und Verbannten;

Wo nicht, so kehrt in Babels Schooß.

Auf euch ist ihre Wuth erhihet,

Ihr tückerfülltes Auge blihet,

Sie drohen euch mit Flammen, Strick und Stahl!

Der Untergang ist euch geschworen;

Ihr fleht umsonst, ihr seyd verlohren!

Es donnert schon in Rom des Bannes Wetterstral. '

23. Wie ist mir? meiner blöden Blicke

Geschwächter Stral verstärket sich.

1. 20-22. enthält die Beruhigung. Nein! Zion soll und wird bestehen. Überall breitet sich das Evangelium aus, möchte es immer weiter dringen!

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