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Du eilest ihnen nach, und drückst mit schwerem Eisen
Den Ted tief ihren Schädeln ein,

Und kehrst voll Ruhm zurück, die Deinen zu erfreun,
Die jauchzend dich empfahn, und ihre Retter preisen.

Auch ich, ich werde noch, vergönn' es mir, o Himmel!
Einher vor wenig Helden ziehn;

Ich seh dich, stolzer Feind, den kleinen Haufen fliehn,
Und find' Ehr' oder Tod im rajenden Getümmel!

Beispiel 4.

Irin, (Ausg. 1840. II. S. 21.

An Salomo Geßner.

An einem schönen Abend fuhr
Jrin mit seinem Sohn im Kahn
Auf's Meer, um Reusen in das
Schilf

Zu legen, welches ringsumher
Der nahen Inseln Strand umgab.2
Die Sonne tauchte sich bereits
Jns Meer, und Flut und Himmel
schien

Im Feu'r zu glühen.

O! wie schön Ist ist die Gegend! sagt' entzückt Der Knabe, den Frin gelehrt, Auf jede Schönheit der Natur Zu merken. Sich, sagt er, den Schwan,

Umringt von seiner frohen Brut, Sich in dem rothen Wiederschein Des Himmels tauchen! Eich, er schifft,

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Und rauscht, vom Winde fauft be

wegt. O! was für Anmuth haucht anist Gestad' und Meer und Himmel aus! Wie schön ist Alles! und wie froh Und glücklich macht uns die Natur!

Ja, sagt' Irin, sie macht uns froh Und glücklich, und du wirst durch sie Glückselig seyn dein Lebelang, Wenn du dabey rechtschaffen bist; Wenn wilde Leidenschaften nicht Bon sanfter Schönheit das Gefühl Berhindern. D Geliebtester! Ich werde nun in kurzem dich Verlassen und die schöne Welt, Und in noch schönern Gegenden Den Lohn der Redlichkeit empfahn. O! bleib der Tugend immer treu, Und weine mit den Weinenden, Und gieb von deinem Vorrath gern Den Armen. Hilf, so viel du kannst, Zum Wohl der Welt. Sey arbeit. sam. Erheb' zum Herren der Natur, Dem Wind und Meer gehorsam ist, Der alles lenkt zum Wohl der Welt,

4. E. a. Lesart: rings den Strand Von nahen Eilan

und Tod,

Eh du in Bosheit willigest.
Ebr', Überfluß und Pracht ist Tand;
Ein ruhig Herz ist unser Theil.
Durch diese Denkungsart, mein
Sohn,

Den Geist. Wähl lieber Schand' Des Windes, und die Luft ward
hell,
Und ich erblickt' in filler Flut
Des Himmels Bild. Der blaue Stör
Mit rothen Augen sahe bald
Aus einer Höhl' im Kraut der See,
Durch seines Hauses gläsern Dach;
Und vieles Volk des weiten Meers
Tanzt auf der Flut im Sonnen-
schein;

Ift unter lauter Freuden mir
Das Haar verbleichet. Und wiewohl
Ich achtzigmal bereits den Wald
Um unsre Hütte grünen sah,

So ist mein langes Leben doch,
Gleich einem heitren Frühlingstag'
Vergangen, unter Freud' und Luft. -
Zwar hab' ich auch manch Ungemach
Erlitten. Als dein Bruder starb,
Da flossen Thränen mir vom Aug';
Und Sonn' und Himmel schien mir
schwarz.

Oft auch ergriff mich auf dem Meer
Im leichten Kahn der Sturm, und

warf

Mich mit den Wellen in die Luft;
Am Gipfel eines Wasserbergs
Hing oft mein Kahn hoch in der

Luft,

Und dennernd fiel die Fluth herab,
Und ich mit ihr. Das Volk des
Meers

Erschraf, wenn über seinem Haupt
Der Wellen Donner tobt', und fuhr
Tief in den Abgrund; und mich
dünkt,

Daß zwischen jeder Welle mir
Ein feuchtes Grab sich öffnete.
Der Sturmwind tauchte dann' ins
Meer

Die Flügel, schüttelte davon
Noch eine See auf mich herab.
Allein bald legte sich der Zorn

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Dich noch erhalten, mir zum Trost!
Und viele Thränen flossen ihm
Vom Aug'. Indessen hatten sie
Die Reusen ausgelegt. Die Nacht
Stieg aus der See, sie ruderten
Gemach der Heimath wieder zu.

Jrin starb bald. Sein fromer Sohn
Beweint' ihn lang', und niemals fam
Ihm dieser Abend aus dem Sinn.
Ein heilger Schauer überfiel
Ihn, wann ihm seines Vaters Bild
Bors Antlitz trat. Er folgete
Stets dessen Lehren. Segen fam
Auf ihn. Sein langes Leben dünft'
Auch ihm Ein Frühlingstag zu seyn.

1. R. A. 1842 „taucht' dabey" die einzige Variante in diesem Gedicht.

Beispiel 5.

Der gelähmte Kranich.', (K. A. 1840. II. S. 30.)

Der Herbst entlaubte schon den bunten Hain,
Und streut aus kalter Luft Reif auf die Flur:
Als am Gestad' ein Heer von Kranichen
Zusammenkam, um in ein wirthbar Land,
Jenseit des Meers, zu ziehn. Ein Kranich, den
Des Jägers Pfeil am Fuß getroffen, saß
Allein, betrübt und stumm, und mehrte nicht
Das wilde Lustgeschrey der Schwärmenden,
Und war der laute Spott der frohen Schaar.

Ich bin durch meine Schuld nicht lahm, dacht' er
In sich gekehrt, ich half so viel, als ihr,

Zum Wohl von unserm Staat. Mich trifft mit Recht
Spott und Verachtung nicht. Nur ach! wie wirds

Mir auf der Reis' ergehn! Mir, dem der Schmerz
Muth und Vermögen raubt zum weiten Flug'!
Ich Unglückseliger! das Wasser wird

Bald mein gewisses Grab. Warum erschoß
Der Grausame mich nicht? - Indessen weht
Gewogner Wind vom Land' ans Meer. Die Schaar
Beginnt, geordnet, ißt die Reis' und eilt

Mit schnellen Flügeln fort, und schreyt vor Luft.
Der Kranke nur blieb weit zurück, und ruht'
Auf Lotosblättern oft, womit die See

Bestreuet war, und seufzt' vor Gram und Schmerz.

Nach vielem Ruhn sah er das beßre Land,
Den güt'gern Himmel, der ihn plötzlich heilt.
Die Vorsicht leitet ihn beglückt dahin;

Und vielen Spöttern ward die Flut zum Grab.'

Ihr, die die schwere Hand des Unglücks drückt,

Ihr Redlichen, die ihr, mit Harm erfüllt,
Das Leben oft verwünscht, verzaget nicht,
Und wagt die Reise durch das Leben nur!
Jenseit des Ufers giebts ein besser Land;
Gefilde voller Lust erwarten euch.“

1. Die frühern Ausgaben weichen nicht ab.

Beispiel 6.

Cissides und Paches. (K. 9.)'
Erster Gesang.

Zwei Freunde fing ich; die, von Ruhm entflammt
Sich muthig gegen ein gewaltig Heer
Athens, mit kleiner Macht vertheidigten.
O Kriegesmuse, sey dem Vorsah hold!
Begeistre mich, damit der ehrne Klang
Des Kriegs aus jedem Ton' erschall', auf daß

Mein Lied der großen That nicht unwerth sen!

Athen wollte nach Alexanders Tod Thessalien an sich reißen und sen dete Leofthenes mit einem großen Heere ab. Antipater zog diesem aus Lamia entgegen. Cissides blieb in einer fleinen Burg bei Lamia mit wenig Volk, unter ihm befehligte sein Freund Paches. Cissides ermuntert die Seinen zur aufopfernden Tapferkeit. Ein Krieger spricht gegen ihn, daß das Heer Misstrauen nicht verdiene und jeder kämpfen werde bis zum Tode. Der Feldherr beruhigt sie und ist stolz auf solches Heer. Indessen naht der stolze Feind und umlagert die Burg. In der Nacht überfällt ihn Paches, tödtet viele, zündet die Zelte an und thut großen Scha den. Leofthenes ergrimmt und beschießt die Burg, aber auch Cifsides wehrt sich mit Catapulten, Steinen und Pfeilen und eine Erndte Erschla gener deckt das Feld.

Doch blieb anch mancher Held des Cissides:
Die Todten lagen um die blut'ge Maur,
Wie Halmen, die die Sichel hat gefällt!
Den tapfern Parmeno durchbohrt' ein Pfeil;
Auch dich, Simotes, überall bedeckt
Mit Narben, groß in jeder Kriegeskunst.
Dem unbezwungnen Zelon, der allein

Ein Heer an Muth und Geiste war, zerschlug
Ein Felsstück beide Bein'. Er lebte lang'
Ein grausam Leben, und verbiß den Schmerz
Voll Großmuth. Endlich fand sein Bruder ihn

Im Kampf mit Schmerz und Tod, und schlug erblast
Die Hände über sich zusammen. Selbst
Dem Tode vor Entseßen nah, verband
Er den Geliebtesten. Ein Thränenbach
Floß ihm vom Aug'.,,Ach, Bruder! endige
,,Mein Leben! endig' es, o du, um den

Es mir allein gefiel, sprach Zelon. Nimm

1. Einzelnes ist in frühern Ausgaben anders.

,,Mein unnütz Gold mir ab, das du, und nicht
Der Feind verdient" Allein der Bruder weint',
Und ging davon. Verlässest du mich auch?"

"

Rief Zelon: gönnst du mir langsamen Tod?

"

,,Sonst treuster Freund, gönnst du mir, daß ich noch
Den Schmerzen und der Schwachheit unterlieg',
„Und winsel' und nicht sterbe wie ein Held?
„Grausamer, geh! und rühme dich nur nie,

,,Daß du mein Bruder warst!" - Der Bruder kehrt
Zurück und fällt auf den Verwundeten,

Und lieget lang auf seinen Lippen starr,
Indeß mit Höllenschmerzen Zelon ringt.
Drauf seht er seinen Bogen auf die Brust
Des Flehenden, mit weggewandtem Blick.
Mitleidig fährt der Pfeil ihm durch das Herz,
Und endigt seine Qual. Laut jammernd floh
Der edle Mörder, der freundschaftliche,
Zur Mauer hin, den Tod fürs Vaterland,
Dem Bruder gleich, zu sterben: aber ließ,
Zu groß zum Eigennut, der Leich' ihr Gold.

Zweiter Gesang.

Leofthenes sieht, die Burg ist mit Sturm schwer zu erobern, und bes fiehlt sie in Brand zu stecken. So wirft der Ballist Klumpen griechschen Feurs in die Stadt, dem Vesuv gleich. Die Flamme donnert im Innern des Schlosses, der ganze Bau fällt in einander, die Erde zittert, aber Cissides und Paches Muth wird nicht geschwächt, vergnügt blickten sie sich an, drückten sich die Hand und eilten, wohin die Ehre sie trieb. Zuleht überfiel den vom Streit und Brand erhißten Cissides heft'ger Durst. Des Schlosses Brunnen war verschüttet. Ich sterbe, sprach er matt zu Paches. Durst ist mein Tod Da brachte ihm Paches in seinem Helm Blut der Erschlagnen. Eissides trank's und ward erquickt, doch als er zur Mauer eilte flog von der andern Seite der Burg ein Pfeil ihm in den Nücken durch die Brust. Er fiel aufs Angesicht, konnte sich nicht erheben. So fand in tiefem Schmerze Paches den Freund.

Ach! sagte Tissides, zich doch den Pfeil

Mir aus den Rücken, Freund, und kehr mich um!
Der Tod fürs Vaterland wird mir nicht schwer;
Die Art des Todes nur wird mirs. Wer so

Mich findet, kann vermuthen, als hätt' ich
Die Brust dem Feinde nicht gezeigt. Laß nicht
Mit Schande mich mein Leben endigen,

Da

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